Fuorcla Chamuera
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Fuorcla Chamuera
Mit dem Auto fuhr ich am Morgen vom Albulapass kommend nach Chamues-ch. Auf einem langgestreckten Parkplatz im Ort stellte ich das Auto ab. Das Wetter sollte sich vormittags bessern, lautete die Vorhersage, momentan gab es Nebel und Nieselregen. Das Loch in meiner Ferse (Wie es dahin kam, klärt später ein anderer Bericht.) war gut abgeklebt und ich war voller Tatendrang. Geradewegs lief ich ins einsame Val Chamuera hinein. Goldene Lärchen säumten den Weg, die auch ohne Sonnenschein eine gewisse Wärme ausstrahlten. Der nebenan rauschende Bach - Ova Chamuera - war von nun an mein Begleiter. Am Fuß einer stärkeren Steigung schloss von hinten ein Mountainbiker auf und begann als Erster den Anstieg. Er schaltete und schaltete, fiel schließlich in ein Stakkato wie Lance Armstrong zu seinen besten Zeiten, während ich ihn mit ausladenden Schritten wieder überholte. Dabei mussten wir beide lachen. Mein Triumph war nur von kurzer Dauer, der Weg wurde wieder flacher und er passierte mich ein letztes Mal - winkend. Später traf ich auf eine Ansammlung von Allradfahrzeugen, welche offenbar Jägern gehörten, die in den Bergen unterwegs waren.
So erreichte ich Serlas und machte dort eine erste kleine Pause. Auf dem Fahrweg ging ich weiter bis zur Alp Prünella. Dahinter senkte sich ein schmaler Pfad zum Bach, nach einem kleinen Brücklein wurde es phasenweise weglos. Die Orientierung war nicht das Problem, da ich ja parallel zum Bach bleiben musste, vielmehr waren es das ständige Steigen über Felsbrocken und der unebene Untergrund, die an den Kräften zehrten. Daher rastete ich erst einmal und ruhte mich ein wenig aus. Danach lief ich noch eine Weile unter den genannten Bedingungen. Später querte ich - an der Stelle wo das Tal nach Osten abzweigt und in einem Kessel endet - über die weite Geröllfläche auf die andere Talseite. Dort begann der finale Anstieg, begleitet von dunklen Wolken und einem Schneeregenschauer. Über einen steilen Grashang mit Schneefeldern stieg ich im Zickzack auf. Auf irgendwelche Markierungen achtete ich nicht, da diese ohnehin nur spärlich oder von Schnee überdeckt waren. Ich peilte stattdessen einfach den Sattel an, wo ich den Pass vermutete. Zum Glück hatte ich meine Gamaschen eingepackt, die jetzt gute Dienste erwiesen. So aufsteigend traf ich überraschend einen talwärts laufenden Wanderer, den ich vorher im Gelände gar nicht bemerkt hatte. Wir tauschten Informationen über unseren jeweiligen Weiterweg aus und waren dankbar über diese Tipps. Ich stieg weiter bergan, folgte von hier ab der sichtbaren Spur des Talgängers. Plötzlich rissen die Wolken auf und es wurde schön.
Auf der Furorcla Chamuera traf ich zwei Jäger bei der Wildbeobachtung. Ich lief hin und her, suchte den Abgang auf der anderen Seite, musste die Beiden um Rat fragen. Sie meinten, dass ich da irgendwie schon richtig sei. Genau, jetzt wurde wieder eine Pfadspur sichtbar, auf der ich ins Val da Fain absteigen konnte. Ach war das nun herrlich, die Ausblicke in die umliegenden Berge, der Wechsel zwischen Licht und Schatten durch an der Sonne vorbeiziehende Wolken. Ich erreichte den Fahrweg im Tal, machte dort eine letzte Pause. Anschließend steuerte ich auf den Talausgang zu, sollte dort, wo der Weg von der Fuorcla Pischa herunterkam, zum Bach absteigen und die Seite wechseln. Da stand ich nun, der Belag der kleinen Brücke war zur Winterfestmachung abgebaut, nur zwei schmale Träger waren übrig. Hoch wollte ich nicht wieder, also ging ich mit leicht wackligen Beinen hinüber…
Nun hatte ich die Wahl nach Bernina Suot oder Bernina Diavolezza zu laufen. Irgendwie hatte sich in meinem Hinterkopf die Idee eingenistet, dass der Bernina-Express in Diavolezza hält und man zu der Zeit die Triebwagen als Regionalzug ohne Zuschlag nutzen konnte (im Fahrplan als extra Zug mit gleicher Fahrzeit ausgewiesen). So querte ich die Straße und wollte über die Bahn um hinter den Gleisen entlang zu laufen. Gerade über die Straße gelangt, kam ein Mountainbiker bergauf und fragte mich nach einer Karte. Ich gab ihm die Karte und entnahm seiner Erzählung, dass er genau meine Route fahren wollte. Ich wies vorsorglich auf den knietiefen Schnee auf der Nordseite des Passes und den recht langen weglosen Abschnitt hin. Ich war ein wenig erschrocken, hielt ich doch bis dato „Einheimische“ für bestens informiert und gut vorbereitet. Mit einem demonstrativen Blick auf meine Uhr wollte ich andeuten, dass es schon später Nachmittag war und gab zu bedenken, dass es schon bald dunkel werden würde. Er entschloss sich dann wohl doch „nur“ zur Fuorcla Pischa aufzusteigen, um dann nach Pontresina abzufahren. Während unserem Gespräch fuhr hinter meinem Rücken ein rotes Züglein mit großfenstrigen Wagen talwärts…
Ich ging dann doch noch bis zur Station Diavolezza hinauf, entschied aber wegen der einstündigen Wartezeit bis zum nächsten Zug nach Bernina Suot hinab zu laufen. Den Extrakilometer würde die geplagte Ferse auch noch überstehen. Unten angekommen traf ich die zwei Jäger vom Pass wieder, wir stiegen später gemeinsam in den Regionalzug und lösten bei der Kondukteurin die Billette bis zum selben Ziel, La Punt - Chamues-ch. Nach Umsteigen in Pontresina traf ich dort ein und lief hinüber nach Chamues-ch. Auf der Brücke über den Inn konnte ich im schwindenden Licht einen Blick auf die prächtige Casa Mereda, ein Gebäude mit Zinnengiebeln von 1642 werfen. Am Auto angelangt war ich froh, Wanderschuhe und Rucksack nun ablegen zu können.
Mit dem Auto fuhr ich am Morgen vom Albulapass kommend nach Chamues-ch. Auf einem langgestreckten Parkplatz im Ort stellte ich das Auto ab. Das Wetter sollte sich vormittags bessern, lautete die Vorhersage, momentan gab es Nebel und Nieselregen. Das Loch in meiner Ferse (Wie es dahin kam, klärt später ein anderer Bericht.) war gut abgeklebt und ich war voller Tatendrang. Geradewegs lief ich ins einsame Val Chamuera hinein. Goldene Lärchen säumten den Weg, die auch ohne Sonnenschein eine gewisse Wärme ausstrahlten. Der nebenan rauschende Bach - Ova Chamuera - war von nun an mein Begleiter. Am Fuß einer stärkeren Steigung schloss von hinten ein Mountainbiker auf und begann als Erster den Anstieg. Er schaltete und schaltete, fiel schließlich in ein Stakkato wie Lance Armstrong zu seinen besten Zeiten, während ich ihn mit ausladenden Schritten wieder überholte. Dabei mussten wir beide lachen. Mein Triumph war nur von kurzer Dauer, der Weg wurde wieder flacher und er passierte mich ein letztes Mal - winkend. Später traf ich auf eine Ansammlung von Allradfahrzeugen, welche offenbar Jägern gehörten, die in den Bergen unterwegs waren.
So erreichte ich Serlas und machte dort eine erste kleine Pause. Auf dem Fahrweg ging ich weiter bis zur Alp Prünella. Dahinter senkte sich ein schmaler Pfad zum Bach, nach einem kleinen Brücklein wurde es phasenweise weglos. Die Orientierung war nicht das Problem, da ich ja parallel zum Bach bleiben musste, vielmehr waren es das ständige Steigen über Felsbrocken und der unebene Untergrund, die an den Kräften zehrten. Daher rastete ich erst einmal und ruhte mich ein wenig aus. Danach lief ich noch eine Weile unter den genannten Bedingungen. Später querte ich - an der Stelle wo das Tal nach Osten abzweigt und in einem Kessel endet - über die weite Geröllfläche auf die andere Talseite. Dort begann der finale Anstieg, begleitet von dunklen Wolken und einem Schneeregenschauer. Über einen steilen Grashang mit Schneefeldern stieg ich im Zickzack auf. Auf irgendwelche Markierungen achtete ich nicht, da diese ohnehin nur spärlich oder von Schnee überdeckt waren. Ich peilte stattdessen einfach den Sattel an, wo ich den Pass vermutete. Zum Glück hatte ich meine Gamaschen eingepackt, die jetzt gute Dienste erwiesen. So aufsteigend traf ich überraschend einen talwärts laufenden Wanderer, den ich vorher im Gelände gar nicht bemerkt hatte. Wir tauschten Informationen über unseren jeweiligen Weiterweg aus und waren dankbar über diese Tipps. Ich stieg weiter bergan, folgte von hier ab der sichtbaren Spur des Talgängers. Plötzlich rissen die Wolken auf und es wurde schön.
Auf der Furorcla Chamuera traf ich zwei Jäger bei der Wildbeobachtung. Ich lief hin und her, suchte den Abgang auf der anderen Seite, musste die Beiden um Rat fragen. Sie meinten, dass ich da irgendwie schon richtig sei. Genau, jetzt wurde wieder eine Pfadspur sichtbar, auf der ich ins Val da Fain absteigen konnte. Ach war das nun herrlich, die Ausblicke in die umliegenden Berge, der Wechsel zwischen Licht und Schatten durch an der Sonne vorbeiziehende Wolken. Ich erreichte den Fahrweg im Tal, machte dort eine letzte Pause. Anschließend steuerte ich auf den Talausgang zu, sollte dort, wo der Weg von der Fuorcla Pischa herunterkam, zum Bach absteigen und die Seite wechseln. Da stand ich nun, der Belag der kleinen Brücke war zur Winterfestmachung abgebaut, nur zwei schmale Träger waren übrig. Hoch wollte ich nicht wieder, also ging ich mit leicht wackligen Beinen hinüber…
Nun hatte ich die Wahl nach Bernina Suot oder Bernina Diavolezza zu laufen. Irgendwie hatte sich in meinem Hinterkopf die Idee eingenistet, dass der Bernina-Express in Diavolezza hält und man zu der Zeit die Triebwagen als Regionalzug ohne Zuschlag nutzen konnte (im Fahrplan als extra Zug mit gleicher Fahrzeit ausgewiesen). So querte ich die Straße und wollte über die Bahn um hinter den Gleisen entlang zu laufen. Gerade über die Straße gelangt, kam ein Mountainbiker bergauf und fragte mich nach einer Karte. Ich gab ihm die Karte und entnahm seiner Erzählung, dass er genau meine Route fahren wollte. Ich wies vorsorglich auf den knietiefen Schnee auf der Nordseite des Passes und den recht langen weglosen Abschnitt hin. Ich war ein wenig erschrocken, hielt ich doch bis dato „Einheimische“ für bestens informiert und gut vorbereitet. Mit einem demonstrativen Blick auf meine Uhr wollte ich andeuten, dass es schon später Nachmittag war und gab zu bedenken, dass es schon bald dunkel werden würde. Er entschloss sich dann wohl doch „nur“ zur Fuorcla Pischa aufzusteigen, um dann nach Pontresina abzufahren. Während unserem Gespräch fuhr hinter meinem Rücken ein rotes Züglein mit großfenstrigen Wagen talwärts…
Ich ging dann doch noch bis zur Station Diavolezza hinauf, entschied aber wegen der einstündigen Wartezeit bis zum nächsten Zug nach Bernina Suot hinab zu laufen. Den Extrakilometer würde die geplagte Ferse auch noch überstehen. Unten angekommen traf ich die zwei Jäger vom Pass wieder, wir stiegen später gemeinsam in den Regionalzug und lösten bei der Kondukteurin die Billette bis zum selben Ziel, La Punt - Chamues-ch. Nach Umsteigen in Pontresina traf ich dort ein und lief hinüber nach Chamues-ch. Auf der Brücke über den Inn konnte ich im schwindenden Licht einen Blick auf die prächtige Casa Mereda, ein Gebäude mit Zinnengiebeln von 1642 werfen. Am Auto angelangt war ich froh, Wanderschuhe und Rucksack nun ablegen zu können.
Tourengänger:
lainari

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