Unterwegs nach Hause


Publiziert von mde , 28. Dezember 2010 um 01:06.

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum:27 Dezember 2010
Ski Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: Zürcher Oberland   CH-SG   CH-ZH 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1950 m
Abstieg: 2050 m

Ich habe mich schon lange darauf gefreut, den Wohnsitz aus der Stadt zurück ins voralpine Hügelgebiet zu verlegen, wo vor der Haustür nicht nur voralpine Wurzelklettereien und top Biketrails warten sondern sogar mit den Ski getourt werden kann. Die Altjahreswoche 2010 entschädigt dann die Umzugsmühen sogar mit perfekten Schneeverhältnissen - was will man mehr? 

Zahlreiche tolle Pulverhänge gibt's im Tössbergland auf jeden Fall. Die Höhendifferenzen kommen zwar nicht ganz ans "richtige" Gebirge heran, doch mit einem Enchainement kommt man schlussendlich doch auch auf seine Kosten. Wie zum Beispiel mit der hier beschriebenen Tour vom Rickenpass nach Bäretswil, welche über 6 Erhebungen führt, gegen 2000hm umfasst und zusammen mit den ca. 23km Distanz über in etwa gleich viele Leistungskilometer wie ein Marathon verfügt. Zugleich sind es gerade etwa halb so viele wie die berühmte Patrouille des Glaciers... womit eine nächste Herausforderung in den Fokus rückt: Bäretswil - Ricken retour, die Patrouille vor der Haustür!

1. Berg: Tönnerenegg (P.995, 210hm Aufstieg, 165hm Abfahrt)
 
Meine Tour startet nach gemütlicher öV-Anfahrt um 9.10 Uhr in cff logo Ricken, Hinter Schümberg. Ich plante einen Aufstieg grösstenteils entlang der weiss geräumten Fahrstrasse und montierte darum die Felle zwecks Zeitersparnis nicht. Bald war mir die Strasse zu umwegig, deshalb zu Fuss durch den Schnee auf den Gipfel gestapft. Fazit: Felle montieren lohnt sich hier. Die Abfahrt dann nicht allzu lang, aber in Traumpulver durch die NW-Flanke hinunter ins Tüftobel unterhalb von Walde.

2. Berg: Köbelberg (P.1101, 340hm Aufstieg, 420hm Abfahrt)

Kurzer, etwas blödsinniger Verhauer: zu hoch aufgestiegen. Zum Glück ist auch hier die Fahrstrasse weiss geräumt und die Felle sind noch nicht montiert, weshalb die Sache ruckzuck korrigert ist. Beim Schulhaus,  schön an der Sonne und bei angenehmen Temperaturen, kommen dann die Felle drauf und los geht's der Wegspur entlang Richtung Wäspiberg. Allerdings wird dieser Pfad im Waldgürtel nicht mehr begangen und unterhalten, an einer Stelle ist er sogar abgerutscht, ich werde zu mühsamer und kraftraubender Kraxelei zu Fuss im Steilwald gelungen. Man umgeht diese Stelle besser über den Fahrweg, der vom Weiler Höfli zum Wäspiberg führt. Vom verlassenen Hof dann problemlos zum Gipfel P.1101, mit Top-Panoramasicht.

Für die Abfahrt zuerst dem Grat entlang bis kurz vor P.1087, dann die ideal geneigten NW-Hänge hinunter in Traumpulver bis nach Alpli. Dort, anders als ich, am besten nördlich am Hof vorbei (kläffender Köter). Meine südliche Variante führt recht ruppig zum Goldinger Bach hinunter, und vor allem ist die südliche Brücke nur noch in Bruchstücken existent (siehe Fotos...).

3. Berg: Schwarzenberg (P.1293, 610hm Aufstieg, 240hm Abfahrt)

Ennet dem Bach wird angefellt, danach durchs sehr schöne und sonnige Guntlibergtal aufgestiegen. Hier an der Sonne beginnt der Schnee bereits leicht anzuziehen und dementsprechend anstrengend ist das Spuren. Erst ab dem Sattel kann ich einem gut ausgetretenen Pfad recht steil durch den Wald hoch zum komplett im Wald versteckten Schwarzenberg-Gipfel mit Abfellbänkli folgen.

Die ersten Meter durch den Wald sind gut fahrbar, bald geht's in den offenen Nordhang hinaus in Traumpulver zur oberen Boalp hinunter, dann über den Westhang zum Strässchen hinunter. Hier kann ich keine "first line" mehr ziehen, die wenigen vorhandenen Spuren stören aber nicht.

4. Berg: Brandegg (P.1243, 320hm Aufstieg, 540hm Abfahrt)

In der Wolfsgrueb P.972 wird wieder angefellt, im Aufstieg zur Alp Scheidegg folge ich zum grössten Teil dem zur Schlittelpiste umfunktionierten Strasse, alles andere ist sinnlos und mühsam. Langsam macht sich der Durst bemerkbar, leider hat ausgerechnet diese Tage das Wirtshaus geschlossen! Zuletzt über das sehr aussichtsreiche Plateau hinüber zur Brandegg.

Die ersten Abfahrtsmeter durch den Wald hinunter sind steil, eng und anspruchsvoll, mit etwas auf und ab erreicht man danach den Dürrspitz, P.1202. Durch etwas ruppige Pulverhänge mit kurzem Gegenaufstieg zur Oberegg, P.1107. Nun folgen wieder allesamt Traumhänge nach Gibswil hinunter - diese Abfahrt ist ein Klassiker und auch als Variante vom Skilift Fischenthal zu machen, weshalb es hier bereits einige Spuren gibt - mit etwas Spürsinn kann ich aber problemlos eine eigene Linie ziehen.

5. Berg: Waltsberghöchi (P.1033, 300hm Aufstieg, 250hm Abfahrt)

Der untere Teil dieses Aufstiegs folgt mit einigen Abkürzungen der wenig befahrenen, weiss geräumten Strasse aufs Ghöch. Zuletzt dann direkt hoch in Richtung Waltsberghöchi mit den 3 Bäumen und dem Steinbänkli, erneut bequem zum Abfellen - und auch hier kommen insgesamt nochmals 200 zehrende Spur-Höhenmeter hinzu.

Die Abfahrt nach Bettswil führt erst flach, dann über einen etwas ruppigen Hang kurz in den Wald hinein, bevor nochmals ein prima Hang wartet. Zuletzt flach, aber "es läuft immer", bis ins Dorf hinein.

6. Berg: Jakobsberg (P. 946, 150hm Aufstieg, 250hm Abfahrt)

Mit inzwischen schweren Beinen hinauf auf unseren Hausberg. Die Abfahrt hält erst einen tollen Hang bereit, führt dann flach aber fahrbar durch den Wald hindurch, bevor nach Bäretswil hinunter nochmals 200hm prima Skigelände wartet. Bei P.706 ist "Ende Ski", nach kurzer Portage sind die im wechselnden 15-Minuten-Takt bedienten Haltestellen cff logo Bäretswil, Gemeindehaus bzw. cff logo Bäretswil, Bärenplatz erreicht, oder in meinem Fall, die Haustür!

Noch vor 14.30 Uhr bin ich mit grossem Durst zuhause, nur gut 5:15 Stunden hat mich die Reise mit den 6 Aufstiegen und Abfahrten gekostet - ok, die besten machen in dieser Zeit eine ganze und nicht nur eine halbe Patrouille. Doch darum ging es heute definitiv nicht, sondern um das einzigartige Erlebnis einer Skitour nach Hause, das prima Wetter, den tollen Pulverschnee und das schöne Panorama!

Tourengänger: mde


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

bulbiferum hat gesagt:
Gesendet am 30. Dezember 2010 um 08:02
Interessanter und kurzweiliger Bericht. Ich habe, als NW Schweizer, das Gebiet auch schätzen gelernt.
Was mir in deinen Berichten sehr gefällt, sind die Texte unter deinen Fotos.

Lg, Markus

habicht hat gesagt:
Gesendet am 14. November 2014 um 13:37
Sehr interessante Tour! Werde ich diesen Winter auch mal in Betracht ziehen.

mde hat gesagt:
Gesendet am 14. November 2014 um 13:40
Habe sie inzwischen (mit einigen Optimierungen) wiederholt - ist immer wieder schön. Nun einfach einen gehörigen "Schübel" Schnee bestellen, dann kommt's gut :-)


Kommentar hinzufügen»