Jungfrau (4.158 m) + Mönch (4.107 m) meine ersten Viertausender.


Publiziert von Gemse , 23. Oktober 2010 um 11:54.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:25 Juli 1971
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage 12:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Jungfraujoch - Rottalsattel - Jungfrau - Rottalsattel - Rottalhorn - Rottalsattel - Jungfraujoch - Mönch - Jungfraujoch
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Grindelwald - Kleine Scheidegg - Jungfraujoch
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito.
Unterkunftmöglichkeiten:Grindelwald , Jungfraujoch

Dieser Bericht soll keine genaue Beschreibung der Besteigung von Jungfrau und Mönch sein, dafür ist die Tour zu alt. Es soll hier aufgezeigt werden, wie Übermut fast daneben gehen kann.

1. Tag
Ich habe am Freitag frei. Der Wetterbericht sagt schönes Wetter und Föhn. Das ideale Wetter um eine Fahrt ins Gebirge zu machen.
Es ist ja Föhn - also tolles Wetter - diese Meinung sollte ich noch bereuen.
Da ich voller Übermut war, fuhr ich alleine um 9 Uhr in Staufen im Breisgau (264 m) los nach Grindelwald. Um 12 Uhr stellte ich mein Auto am Parkplatz bei der Jungfraubahn ab.  Ich löste eine Fahrkarte zum Jungfraujoch, 65 sFr. Hin-und Rückfahrt, meiner Meinung nach ein stolzer Preis. Aber was solls, ich wollte rauf. Kurze Zeit später fuhr ich also zur Kleinen Scheidegg. Das Wetter war schön, Sonnenschein, um die Eiger-Nordwand zogen Wolkenfetzen. Mönch und Jungfrau strahlten herunter auf die Scheidegg, da wollte ich also hinauf.
Nach dem Umsteigen in die roten Wagen der Jungfraubahn ging es hoch durch den Eiger zum Jungfraujoch. Im Tunnelbahnhof war ich dann um 14 Uhr, also in ca. 5 Stunden auf 3.454 m -  Höhenunterschied 3.190 m - ohne Bewegung! Ich suchte nun die Bergsteigerunterkunft, laut Wegweiser zwei Stock hoch. Das war falsch, also wieder runter. Ein Schild sagte:" Achtung, Sie befinden sich auf 3.450m, bitte gehen Sie bedächtig." Ich grinste nur und suchte weiter die Unterkunft. Also wieder rauf und runter. Jetzt blieb sogar mir die Luft langsam weg. Endlich traf ich 2 Nürnberger Bergsteiger, die mir den Weg zeigten.  Die Rucksäcke und die Ausrüstung wurden deponiert. Dann gings zur Wirtschaft. Die alte Jungfraujochhütte hatte noch einen eigenen Raum für Bergsteiger. Hier trafen wir 3 Berner Bergsteiger, die ebenfalls auf die Jungfrau wollten. Die Speiskarte hatte "Schweizer Preise". Die Berner machten den Vorschlag nur eine Suppe zu essen, es war eine Art Erbswurstsuppe. Die Suppe kostete 6 sFr., aber der Trick war dabei, man zahlte nur eine Suppe und konnte unbegrenzt Nachschub holen, das Brot war frei. Man konnte also für nur 6 sFr. reichlich satt werden.

2. Tag
Am nächsten Morgen gings um 4 Uhr los. Im Scheine der Stirnlampen gings runter auf den Gletscher und in Richtung Rottalhorn. Ich ging am Seil mit den 2 Bernern, der 3. Berner ging mit den Nürnbergern. Wir näherten uns dem Steilaufschwung unterm Rottalsattel. Nach 2 Stunden hatten wir den Rottalsattel erreicht. Das Wetter war gut. Bewölkter Himmel bei etwa +10 Grad. Jetzt verlängerten wir das Seil. Zwischen uns war jeweils 40 m Seil, das war praktisch, da so immer eine Sicherung an den Gratstangen erfolgen konnte. Wir waren kaum 50 m am Grat hochgestiegen, machte der Himmel zu und es zog Nebel auf. Die Schweizer meinten, das macht nichts, es geht immer scharf am Grat hoch und dann gibts ja noch die Sicherungsstangen. Die Suppe war teilweise so dicht, dass ich meinen Vordermann (40 m vor mir) nicht mehr sehen konnte. Das Seil war zu  sehen, die Stangen waren da, also gingen wir weiter. Nach knapp 2 Stunden kamen wir tatsächlich oben an. Ein Schweizer Bergführer mit Tochter waren schon oben. Er meinte, um 7 Uhr war noch Sonnenschein und freier Blick nach Grindelwald, nach Süden war alles zu. Der eine Nürnberger fragte spöttisch: "eines verstehe ich nicht: seit 150 Jahren bestiegen und immernoch Jungfrau". Da meinte der Bergführer in Schweizerdeutsch: "Kein Wunder bei der Kält'n". Wir hatten -10 Grad am Gipfel.
Wir stiegen rasch wieder ab, dank den Sicherungsstangen gings recht gut mit einigen Rutschern. Am Sattel riss der Nebel wieder auf. Mit den 2 Bernern stieg ich dann noch in knapp einer Stunde aufs Rottalhorn. Fotografieren war nicht möglich, der Fotoapparat war eingefroren. Die anderen warteten unten am Sattel. Nach Rückkehr stiegen wir alle wieder ab zum Jungfraujoch. Die 3 Berner gingen heute noch weiter zur Mönchsjochhütte.
Wir übernachteten noch einmal auf dem Jungfraujoch.

3. Tag
Am nächsten Tag wieder schönes Wetter, weißblauer Himmel. Also starteten wir (Karl und die 2 Nürnberger) in Richtung Mönchjoch.
Kurz vorher schwenkten wir zum Südostgrat des Mönch. Die ersten Meter am Gratrücken waren gemischtes Gelände und ohne Probleme zu bewältigen. Plötzlich meldete sich der Föhn zurück. Schlagartig zog sich alles wieder zu, aber nicht so schlimm wie an der Jungfrau. Wir erreichten den Gipfel nach gut 2 Stunden, wieder bei Suppe. Wir stiegen nach kurzer Pause wieder ab zum Jungfraujoch. Ich packte wieder alles zusammen und fuhr mit der Zahnradbahn zurück nach Grindelwald. In Grindelwald war wieder strahlender Sonnenschein, während oben über Eiger, Mönch und Jungfrau die Föhnmauer stand.

Fazit: Gehe nicht bei Föhn auf hohe Berge, an denen die Föhnmauer steht.

PS:  Eine Woche nach der Tour zeigte das Schweizer-FS einen Film über die Besteigung der Jungfrau über den Rottalsattel. Als ich die Steilheit und die Ausgesetzheit des Grates sah, wurde mir hinterher noch schlecht. Gott sei Dank bei dem Nebel war nichts von diesen objektiven Gefahren zu sehen.

Bei solch einem Wetter gehe ich nicht mehr auf solche Berge!!!

Bergsteiger:
  Karl und 2 Nürnberger und 3 Berner Bergkameraden

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Tourengänger: Gemse


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