3 Tage rund um den Mont Collon


Publiziert von Bendekit , 28. September 2010 um 16:13.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 3 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Val d'Hérens bis Arolla. Parken auf dem Hüttenparkplatz de Cabanne des Vignettes

Tag 1 - Sa 4.9.: Arolla-Refuge des Bouquetins

Bei bestem Wetter begannen wir gegen 11:30 am Hüttenparkplatz der Cabanne des Vignettes in Arolla unseren Aufstieg ins Refuge des Bouquetins. Zunächst nähert man sich über gemütliche Wanderwege dem Unteren Arollagletscher, von dem außer Moränenschutt nicht allzu viel zu sehen ist, der jedoch von der umso beeindruckenderen rund 500 m hohen Bruchzone des Mont Collon Gletschers gespeist wird. Nach einem Steilstück verlässt man den Hüttenweg der Cabanne de Bertol und kommt gut markiert auf den Oberen Arollagletscher. Hier folgten wie dem mit blauweißen Stangen markierten Übergang zum Col Collon bis wir linkerhand auf dem Moränenschut unser Refuge erblickten, das wir über einen kurzen, steilen Anstieg erreichten. Das Refuge des Bouquetins ist entgegen der Aussage des Gebietsführers zwar bewirtet und man wird mit einem herrlichen Thé spéciale empfangen, gekocht wird jedoch selbst und so erlebten wir an diesem lauschigen Flecken ein Hüttenerlebnis, wie es viele wohl noch von früher kennen. Spätestens hier beschließen wir angesichts des herrlichen Blicks auf den kompletten, im Nachmittagslicht schimmernden Westgrat des Mont Brulé und dessen eindrücklich vereisten Rücken, der zum Point Kurz hinaufführt, diesen am nächsten Tag zu besteigen. Später kam noch eine größere Gruppe, die am selben Tag den Tete de Valpelline gemacht haben.

Tag 2 - So 5.9.: Refuge des Bouquetins - Mont Brule - Bivouac de l'Aiguillette à la Singla

Anderntags stehen wir also gegen halb 6 auf, nachdem wir durch ominöse mitternächtliche Handyklingeltöne und diversen Schnarchkonzerte unserer "Mitbewohner" ziemlich mies geschlafen haben. Ein schnelles Frühstück und schon ziehen wir los, denn der herrlich klare Sternenhimmel lässt uns einen großartigen Tag erwarten. Der Gletscher ist schnell überquert und der Aufstieg Richtung Col Collon dank besagter Stangen schnell gefunden und schon eine Stunde später standen wir am Einstieg zum Mont Brulé. Etwas skeptisch ob des blanken Rückens Richtung Point Kurz beschlossen wir, uns ein wenig im Absichern in vereistem Steilgelände zu üben, wenn es auch letztendlich in dieser eher mäßigen Steilheit nicht erforderlich gewesen wäre, wie uns zwei Einheimische mit einem ziemlich zügigen Überholmanöver deutlich zu verstehen gaben. Nach dem Steilhang gelangten wir relativ zügig auf die beeindruckende Firnschneide, die die letzten Meter zum Point Kurz verdammt ausgesetzt machen. Von diesem aus ging es wieder ein Stück hinab, weiterhin nahe an der hier jedoch überwächteten Gratkante entlang, bis wir den Gipfelanstieg im Wechsel von Schutt und Firnfeldern bewältigten. Die Sicht von diesem Gipfel ist aufgrund der relativen Niedrigkeit sicherlich nicht so beeindruckend wie vom 300 Meter höheren Tete de Valpelline, der Zugang jedoch sicherlich umso interessanter, was sicherlich auch über die eigenartige Perspektive auf Dent d'Hérens, Matterhorn, aber auch die Weisshorngruppe gesagt werden kann. Nach einem kleinen Gipfelfrühstück stiegen wir also wieder hinab in den Col Collon, wo wir bei unserem Mittagsvesper von weitem einem Berggottesdienst lauschen konnten. Nun galt es in der langsam ziemlich brütenden Mittagshitze die 300 m zum Col de l'Éveque zu überwinden, wobei der Gletscher an einigen Stellen beachtliche Spalten aufwies. Endlich oben angekommen querten wir hinüber zum Col  du Petit Mont Collon, gingen diesen jedoch angesichts riesiger Spalten relativ weit oben an und konnten so relativ schnell aus der Bruchzone queren. Nun hieß es, bis auf den Otemma Gletscher hinabzusteigen, um dann wieder über den erstaunlich zerrissenen Glacier de Blanchen das herrlich über dem Abgrund thronende Singla-Biwak zu erreichen. Die Hitze machte diese Strecke jedoch zu einem kräftezehrenden und durstigen Erlebnis und gegen halb 3 am Biwak angekommen hieß es erst noch dreimal runter auf den Gletscher, Schnee holen und schmelzen. Der Nachmittag war dann jedoch unvergleichlich und wir saßen bei Windstille vor dem herrlich geräumigen und bestens eingerichteten Biwak mit Blick auf den Riesen Grand Combin - und die beachtliche Steilflanke der Aouille Tseuque genau gegenüber, die wir nun für den nächsten Tag auserkoren.

Tag 3 - Mo 6.9.: Aouille Tseuque - Col des Vignettes - Arolla

Wieder gings um 6 vor die Haustür, diesmal jedoch bestens ausgeschlafen, obschon mit gemischten Gefühlen angesichts der ziemlich blanken Steilflanke und des zusammenbrechenden Föhnwetters. Bis zum Einstieg war man schnell hinübergequert und wie so oft zeigte sich, dass die Flanke von unten betrachtet nicht mehr ganz sooo steil war und außerdem die Möglichkeit bot auf wenn auch relativ schmalen Firnstreifen komplett durchstiegen zu werden. Dies war auch relativ schnell gemeistert und wir verzichteten diesmal auf die Sicherung mit Schrauben, da das Gelände durchaus übersichtlich war. Der Rücken bis zum Gipfel war dann ebenfalls relativ schnell geschafft. Der Wind und die ohnehin sehr bewölkte Fernsicht ließen uns recht bald wieder absteigen, so dass wir nach insgesamt 2,5 h Stunden zurück an unserem Rucksackdepot unterhalb des Biwaks waren. Nun ging es wieder zurück auf den Otemma-Gletscher, der nun endlos aber landschaftlich wunderschön abgehatscht wurde, bis wir schließlich am Col des Vignettes ankamen und erst mal vesperten. Der weitere Abstieg über den Glacier de Pièce ging dann relativ zügig, wobei das ein oder andere Firnfeld abgefahren werden konnte. Schließlich kamen wir nach zweieinhalb Tagen Schnee, grauen Eises und Moränenschutt endlich wieder ins Grüne und vom langen Abstieg schließlich ziemlich zerlegt wieder am Auto an. Insgesamt eine wunderbare Tour vorbei am Gipfelsturm auf die Pigne auf eher unbekanntere Gipfel, die jedoch durchweg Lust auf das Winterprojekt Haute Route machten.

Zeiten und Schwierigkeiten gemäß Rother-Gebietsführer Walliser Alpen

Arolla - Refuge Bouquetins: 3,5h
Refuge Bouquetins - Col Collon: 1h, G2
Col Collon - Mont Brulé: 2,5h, G3
Col Collon - Col de l'Éveque: 1h, G2
Col de l'Éveque - Col du Petit Mont Collon - Singla-Biwak: nicht angegeben; ca. 2,5h, G3
Singla-Biwak - Aouille Tseuque: 1,75h, G2
Singla-Biwak - Col des Vignettes: nicht angegeben; ca 2,5h, G2
Col des Vignettes - Arolla: ca. 2,5h, G2

Tourengänger: Bendekit


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden


Kommentar hinzufügen»