Vertainspitze (3549 m)


Publiziert von gero , 13. September 2010 um 01:00.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:11 September 2010
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 1635 m
Abstieg: 1635 m
Strecke:Sulden - Rosimtal - Vertainspitze (13,9 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Nach Sulden bis in den Talschluß, dort Großparkplatz im Bereich der Seilbahn-Talstation
Kartennummer:Tabacco Blatt 08 (Ortlergebiet 1:25.000)

Walter und ich starten kurz vor 6 Uhr in diesen außergewöhnlich schönen südtiroler Herbsttag. Noch ist es dunkel, letzte Sterne funkeln über dem Ortler, als wir - dem Wegweiser folgend - im Schein der Stirnlampen das Steiglein Richtung Rosimtal unter die Sohlen nehmen.

Vom Parkplatz nahe der Talstation der Sulden-Seilbahn (1915 m) geht es gleich recht zackig bergauf, durch düsteren Wald, an einer Kuhherde vorbei. Es gibt ein paar Abzweigungen (z. B. Richtung Kanzellift), aber im Schein der Stirnlampen finden wir mühelos die richtige Route: immer auf Steig Nr. 11 hinauf ins Rosimtal. Die Waldgrenze erreichen wir dort, wo der untere zweier Höhenwege (Nr. 11a) von der Bergstation des Kanzel-Sesselliftes einmündet (gemäß Lk die Kote 2255 m bei Rastl, 1 Std. ab Sulden), hier ist es nun hell genug, die Lampen können im Rucksack verschwinden. Wir haben an dieser Stelle den ersten von mehreren Absätzen gemeistert, die ins Rosimtal aufwärts leiten.

Nun packen wir den zweiten Absatz an; das Steiglein führt durch Alpenrosenfelder und sonstiges niederes Buschwerk bis dorthin, wo der obere Höhenweg vom Kanzellift herüberkommt (diesen Weg Nr. 11b würde man zweckmäßigerweise gehen, wenn dieser Sessellift benutzt wird, um die unteren 500 Hm zu sparen; der erste Lift fährt allerdings erst um 8:30 Uhr - für unsere Zwecke viel zu spät). Es ist dies der Rosimboden (2439 m), hier rauscht der Rosimbach vorbei - beim Überqueren müsen wir aufpassen, auf einigen noch überfrorenen Brettern nicht auszurutschen; 90 Min. ab Sulden.

Das Gelände wird nun steiler, die Vegetation karger: der folgende 3. Absatz erstreckt sich bis an das unterste Ende des Rosimgletschers, wir schnaufen die ehemalige nordseitige Randmoräne aufwärts. Das viele Blockwerk kostet richtig Kraft, je näher wir dem Rosimgletscher kommen, desto mühsamer ist es zu begehen.

Dann wird am nordseitigen Rand des Rosimgletschers aufgestiegen, über rutschigen Schutt und grobe Blöcke mühen wir uns hinauf - ich möchte dies den 4. Absatz nennen. Der Gletscher weist hier einige Spalten auf, die aber nicht stören, weil man den Gletscher in diesem Bereich nicht betritt. Erst oberhalb seines untersten Bereiches betreten wir ihn - hier ist er flacher, weist (am Rand) keine Spalten mehr auf, wir brauchen keinerlei Eisausrüstung.

Immer am unmittelbaren Nordrand des Rosimgletschers geht es nun zügig und relativ bequem aufwärts, und zwar immer ostwärts in Richtung auf die Schildspitze zu. Noch bevor wir die Höhe von 3200 m erreichen, verläßt der Weg den Firn und wendet sich nordwärts den blockigen, steilen Hängen zu, die Richtung Rosimjoch hinaufleiten. Hier stehen einige Steinmänner herum, aber sie sind nicht sonderlich auffallend. Komisch - der Rosimgletscher läßt sich so bequem begehen, und wir sollen in diese scheußliche Schuttflanke einsteigen? Aber es sind deutliche Steigspuren da - also los, hinauf (3 Std. ab Sulden).

Nun ist eine Erläuterung der Örtlichkeit zweckmäßig:

Auf dem Rückweg sind  wir diese unterste Blockflanke NICHT abgestiegen, sondern haben den Rosimgletscher viel weiter oben betreten, um mühelos an dessen Rand hinunterzuschlendern. Der GPS-Track zeigt das ganz deutlich! Also am besten auch beim Aufstieg so lange wie möglich am Nordrand des Rosimgletschers hinauf, bis man auf knapp 3250 m Höhe bequem Richtung Rosimjoch ansteigen kann! Und beachte auch: Der tiefste Punkt im Kamm zwischen Vertain- und Schildspitze ist ein namenloses Joch, nicht das Rosimjoch! Letzteres ist ein wenig ausgeprägter Sattel nordwestlich oberhalb des namelosen Joches. Als Übergang zum Laaser Ferner allerdings ist das höhergelegene Rosimjoch zu benutzen - das namelose Joch fällt ziemlich steil nordostseitig zum Laaser Ferner ab.

Alles dies zeigt die Tabacco-Landkarte in perfekter Weise - man muß es nur wissen.

Ende der Erläuterung - zurück zum weiteren Aufstieg. Er folgt wahlweise dem vom Rosimjoch aufstrebenden Südostgrat der Vertainspitze oder deren Südflanke (dabei wird das Rosimjoch nicht betreten). Wir gehen den zweiten Weg, also die Südflanke immer unterhalb des Südostgrates - weil die wenigen Schneefelder, die hierbei zu queren sind, gespurt waren und wir eben dieser Spur folgen. Besonders die oberen 200 Hm sind jedoch eine arge Schinderei: die Flanke ist hier recht steil, es existieren bestenfalls Steigspuren, man muß sich seinen Weg mehr oder weniger selbst suchen. Insgesamt ist die Südflanke deshalb sehr mühsam zu begehen, irgendwelche Schwierigkeiten sind allerdings nicht vorhanden. Ob der Südostgrat bequemer begehbar ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

So anstrengend der Aufstieg insgesamt ist, so lohnend ist doch zuletzt die Ersteigung des Gipfels. Und zwar wegen der großartigen Aussicht, die angeblich nur vom Ortler selbst noch übertroffen wird. Um 10:45 Uhr stehen wir droben auf der Vertainspitze (3549 m), haben also von Sulden aus 5 Std. benötigt. Man kann den Tag als absolut makellos bezeichnen - nicht ein Wölkchen behindert die Aussicht, ob weit drüben im Westen der Tödi oder im Nordosten die Zillertaler - es ist einfach gigantisch und nicht zu übertreffen. Zudem ist es nahezu windstill und spätsommerlich warm - wohl mindestens eine Stunde bleiben wir droben und faulenzen in der Sonne, bevor wir den langen Abstieg antreten.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 3477.gpx Von Sulden durch das Rosimtal auf die Vertainspitze

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Kommentare (7)


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alpstein hat gesagt: Tolle Gegend
Gesendet am 13. September 2010 um 06:50
Hallo Gero,

einen Prachtstag habt Ihr da erwischt. Schöner, informativer Bericht aus einer der tollsten Ecken der Alpen. Der eisbedeckte Cevedale und das Dreisgestirn KMO beeindrucken immer wieder.

Beste Grüße
Hanspeter

gero hat gesagt: RE:Tolle Gegend
Gesendet am 13. September 2010 um 08:17
Lieber Hanspeter,

danke für Deinen netten Kommentar! Ja, das war ein Prachtstag, das Wetter hat aber auch super mitgespielt. Einige Einheimische, die mit uns droben auf der Vertainspitze standen, waren ganz erstaunt darüber, daß man von ihrem Berg aus den Tödi sehen könne. "Das ist normalerweise nicht möglich", ihr Kommentar. Da bedarf es halt eines solch klaren Herbsttages.

Beste Grüße zurück,
Georg

ADI hat gesagt:
Gesendet am 13. September 2010 um 09:39
Hallo, Gero!

Gratuliere Dir zu dieser wunderschönen Tour bei allerbestem Wetter.
Ich stand leider auf der Westlichen Mitterspitze(Mieminger Berge) im eiskalten Nebel....ohne Sicht.
Das zeigt wieder mal den Unterschied zwischen Nord und Süd....echt traurig!
Aufgemacht hat's dann gegen 15.30 Uhr, als ich wieder im Tal war....
Dafür hatte ich gestern auf den Praxmarerkarspitzen einen Bombentag, Bericht folgt.

Beste Grüße, ADI

Jackthepot hat gesagt: warum hasd nigs gsachd, Gero?
Gesendet am 13. September 2010 um 18:09
Klasse Tour - hätt ich auch gern gwollt.
1992 war ich auch schon mal da. Bei brütender Hitze sind wir mit dem ganzen Gletschergerödel ab Sulden zur DÜ-Hütte aufgestiegen. Aber am nächsten Tag hat uns das Adria-Tief erwischt ... dann simma hald wieda abgschdiegn bai sdrömenden reegn am nägstn dooch.
Grüße aus Tokyo
Harald

gero hat gesagt: RE:warum hasd nigs gsachd, Gero?
Gesendet am 14. September 2010 um 12:30
Häd i was sagn solln? Wärsd midkumma?

Den meisten Bergfreunden sind unsere Art der Touren mit weiter Anfahrt, Autobiwak und extra frühem Abmarsch erfahrungsgemäß eher stressig ...

Gruß, Georg

Ray hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 15. September 2010 um 17:09
Tolle Tour, fasziniert mich schon seit ich davon in meinem Tollen 3000er mit Weg gelesen hab, mal schauen wenn ich die nächsten 20 Jahre Lust&Zeit dazu hab ^^

Felix hat gesagt: spät auch noch meine Gratulation ...
Gesendet am 16. November 2010 um 17:02
zu dieser Monstertour, lieber Georg!
Doch das ausgezeichnete Dokumentationsmaterial zeigt, dass es sich für euch gelohnt hat - bravo.

lg Felix


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