3-Schwestern-Tour


Publiziert von Sennapoppa , 21. September 2010 um 22:39.

Region: Welt » Liechtenstein
Tour Datum: 4 September 2010
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: FL   A   A-V 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 700 m
Strecke:ca. 12km

Drei-Schwestern-Tour
 
Traditionellerweise steht jeder Liechtensteiner einmal in seinem Leben vor dieser einen speziellen, leicht erodierten Metallleiter, die einer vor langer Zeit mal zwischen ausgewaschenem Bergmassiv befestigt hat und die zu einem Gipfel führt, den es zu erklimmen lohnt.
Auch mein Wanderbegleiter Buurli und ich, Sennapoppa, machten uns als pflichtbewusste, liechtensteinische Staatsbürger auf den Weg zu dieser Leiter, die den Zugang zum „Hausberg“ Liechtensteins ermöglicht:
den Drei Schwestern.
 
Den Besuch der „Geschwister“ hatte ich mir schon seit einigen Jahren vorgenommen und durch meinen Wanderbegleiter nun auch in die Tat umsetzen können.
 
Um nicht Gefahr zu laufen, in Stein verwandelt zu werden, fand die Wanderung an einem Samstag und nicht, wie bei den drei Namensgeberinnen des Bergmassivs, an einem Sonntag statt.
Den Erfahrungsbericht des sonntäglichen Ausfluges der Damen aus Frastanz könnt ihr hier nachlesen.
 
Ein Samstag schafft zusätzlich den Vorteil, dass die öffentlichen Verkehrsmittel den gewieften Wanderfreund zuverlässig zum gewünschten Ausgangspunkt der Wanderung führen.
In unserem Fall war dies die Bushaltestelle „Schulhaus“ in Planken (ca. 786 m. ü. M.).
 
Von Planken aus zog es uns um ca. 8.30 Uhr schnell bergwärts und im Übereifer auf unsere bevorstehende Wanderung auf einen Weg, der sich nach kurzer Zeit als nicht zielführend herausstellte. Diesen unfreiwilligen Abstecher, den man gemeinhin als „Verlaufen“ bezeichnen könnte, haben wir schnell mit der schöneren Bezeichnung „Einlaufen im Wald“ versehen und uns zum richtigen Weg begeben.
 
Wieder auf Kurs ging’s auf dem Forstweg zügig hinauf Richtung Gafadurahütte (1428 m. ü. M.). Am Etappenziel angekommen gab es je eine Ovomaltine als Stärkung und den ernüchternden Hinweis des Kellners über den tragischen Verlust der 3. Schwester, die am Tag zuvor abgebrochen und ins Tal gestürzt sei. Er forderte aber sogleich Buurli auf, doch seine Sennapoppa als Ersatz oben zu lassen.
 
Ungetrübt in der Annahme, dass meine Begleitung mich nicht einfach in den Bergen zurücklassen würde, gingen wir weiter zum Sarojasattel (1628 m. ü. M.), wo wir unsere Pässe auch schon griffbereit für den Übertritt ins Ausland hatten. Doch an Stelle eines Zöllners erwartete uns Nebel und beeinträchtigte Sicht. Da wäre uns ein Zöllner doch lieber gewesen.
 
Ohne unser Ziel sehen zu können, folgten wir brav den Wandermarkierungen. Während des Aufstiegs hatten wir auch das erste Mal Kontakt zu gegenverkehrenden Wanderern, die sich von Gaflei her in den Nebel getraut hatten. Ich war froh, dass von denen auch keiner erwähnt hat, dass nur noch 2 Schwestern über das Tal wachen. Eventuell hat ja schon einer seine ungeliebte Wanderbegleiterin dort abgestellt.
In der Kombination „Buurli voraus, Sennapoppa hinterher“ erreichten wir die ersten Kletterhilfen in Form von im Fels verankerten Stahlseilen. Gesteigert wurde die Hilfeleistung in Gestalt von Leitern, die netterweise bei aufrecht unbegehbaren Felsformationen angebracht waren und durch akkurat zugeschnittene Äste, die in allzu breiten Felsspalten als eine Art Hühnerleiter dienten.
Durch ein wenig Klettereinsatz und vorbei an Schwester 1 und 2 sind wir sind wir schliesslich um ca. 12.00 Uhr dort angekommen, wo uns unsere Tour hinführen sollte: auf die Spitze der Drei Schwestern Kette (2034, 2052 und 2048 m. ü. M.).
Mit dem starken Westwind und der schlechten Sicht vom weniger als etwa 30 Meter begrüsste uns die einfach begehbare 3. Schwester nicht gerade sehr gastfreundlich, was uns auch von einer allzu langen Gipfelrast abhielt.
 
Immerhin hatten wir uns nicht aus den Augen verloren und so zogen wir, zu unserem Bedauern leider nicht so beeindruckt, wie es unsere Möglichkeiten zugelassen hätten, weiter, um uns einen etwas windgeschützteren Platz für ein Mittagspäuschen zu suchen.
In der Nähe von ein paar mickrigen Schneefeldern und von Schafen, die man gehört hat, jedoch nicht sehen konnte, legten wir eine Pause ein.
Nach dem Stillen des Hungers ging’s weiter zum Garsellikopf (2105 m. ü. M.). Auf dem Garsellikopf wurde auch die Sache mit der Aussicht langsam besser. Zumindest ins Rheintal konnten wir zwischendurch mal einen Blick werfen. Da auf den Drei Schwestern der obligatorische „Gipfelstürmerschnaps“ vollkommen im Nebel unterging, musste der Flachmann nun bei den nächsten Gipfeln seine Dienste verrichten.
Durch ein Schlückchen Himbeergeist gestärkt zogen wir also weiter zum höchst gelegenen Punkt unserer Wanderung, dem Kuegrat (2123 m. ü. M.). Fast schon ein wenig luxuriös muten die Betonstufen und Handläufe an, die sich an einigen Stellen auf dieser Wegstrecke befinden. Vom Kuegrat aus zeigte sich schon der nächste Wegpunkt, den wir eingeplant hatten: der Gafleispitz. Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass wir mittlerweile schon unsere nächsten Etappenziele sehen konnten und nicht nur richtungsweise erahnen mussten. Mit einigen, fast schon kitschig erscheinenden Sonnenstrahlen genossen wir unsere letzte Schnapsration auf dem Gafleispitz (2000 m. ü. M.).
Zügig zogen wir weiter über den Gafleisattel (1937 m. ü. M.), bis wir den Zugang zum Fürstensteig erreichten. Kurz durchs Drehkreuz gegangen, befindet man sich schon auf einem schmalen, exponierten Weg, der sich hoch über dem Tal durch die Felswand schlängelt. An den schwierigen Stellen sind freundlicherweise wieder Stahlseile angebracht und sehr ausgesetzte Stellen verfügen zusätzlich über Holzstege.
Unverhofft standen Buurli und ich beim Abstieg durch die Felswand vor einem Wegstück, welches nach unserer Auffassung definitiv nicht einem „einfachen Klettersteig“ entsprach: Mitten im Steig schien der Weg direkt in den Abgrund zu führen. Nur über kleine, unsicher aussehende Felsvorsprünge, auf denen man vielleicht ein Fuss platzieren könnte, schien man auf die andere Seite gelangen zu können. Im ersten Moment völlig ratlos und gleichzeitig enorm erstaunt, wie wohl die ältere Dame oder die Kinder, die unseren Weg gekreuzt hatten, diesen Abgrund nur überwinden konnten, gingen wir zurück. Ziemlich schnell erkannten wir dann aber, dass wir die Kurve für den richtigen Weg nicht gekriegt hatten, sondern auf einen Teil der alten Streckenführung gelangt waren, die anscheinend einem Felsschlag zum Opfer gefallen war.
Beruhigend einfach konnten wir den Abstieg dann auf dem richtigen Weg fortsetzen und den Blick ins Tal geniessen. So plötzlich wir uns beim Einstieg in den Fürstensteig zwischen Felsen und Geröll wiedergefunden haben, so abrupt sind diese auch wieder verschwunden und einem grünen Nadelwäldchen gewichen. Nach ein paar Wegkehren erreichten wir um ca. 15.30 Uhr den Parkplatz Gaflei (1482 m. ü. M.), der das Ziel unserer Tour war.
Die Wartezeit auf den Bus verschönerten wir uns im Restaurant Matu bei alpenländischer Livemusik und einem Kaffee nach Art des Hauses und liessen so diesen Tag stimmungsvoll ausklingen.
 
Nun zum Fazit:
Tolle, eindrückliche Tagestour (zumindest für uns Gelegenheitswanderer), die eine Wiederholung bei Panoramawetter nach sich ziehen wird.
 
Und noch etwas, dass sich meinem Begleiter und mir auch durch die Wanderung noch nicht ganz erschlossen hat:
 
Wie um alles in der Welt kamen die Damen aus Frastanz auf die Idee, bei den Drei Schwestern könnten sie Beeren finden?
Pflanzentechnisch nicht vollkommen unbegabt, allerdings ohne Pflanzenbestimmungsbüchlein konnten wir in der Gegend um die Drei Schwestern keine Beeren entdecken…
Für dienliche Hinweise bin ich dankbar ;-).
 

Tourengänger: Sennapoppa


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Kommentare (2)


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Linard03 hat gesagt:
Gesendet am 22. September 2010 um 12:05
amüsanter Bericht ... ;-) - und definitiv eine Tour, welche ich in meine Projektliste aufnehmen werde!

Gruss, Linard

goppa hat gesagt: Leider
Gesendet am 6. April 2014 um 12:36
der einzige bisherige Bericht von Sennapoppa - aber diese Beschreibung der Drei-Schwestern-Besteigung hat mir öfters zum Schmunzeln gebracht.
Danke


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