Hochseiler (2793m) - Überschreitung auf dem Mooshammer Steig


Publiziert von Tef , 4. August 2010 um 21:42.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum: 1 August 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-S 
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:von Saalfelden Richtung Dienten bis nach Hinterthal. Links Richtung Ortsmitte, einige Parkplätze in der Nähe der Kirche
Kartennummer:Kompass Nr.30

Wir hatten gar nicht so viel erwartet, aber es wurde eine grandiose 5-Sterne Tour bei genialem Wetter:
Ein wunderschönes Tal im Aufstieg, eine grandiose Aussicht, viel Fels bei der Überschreitung, eine kurze Gletschertraverse, die eindrücklichen Teufelslöcher, durch die man hindurchgeht und der unglaublich beeindruckende Abstieg ins Schneekar durch eine Felslandschaft, die locker mit den Dolomiten mithalten kann. Selten bekommt man auf einer Tour so viel Abwechslung geboten.
Aber sie ist anstrengend und fordert auf lange Strecken volle Konzentration, vor allem der steile Abstieg ins Schneekar auf schottrigen Untergrund erlaubt keine Fehler -  ein Helm ist hier anzuraten.

In der Literatur ist immer wieder von einem Klettersteig die Rede - das ist ein absoluter Schmarrn. Es gibt lediglich beim senkrechten Kamin Versicherungen, ansonsten ab und an Stifte und Klammern oder Eisengestänge - alles mehr oder weniger heruntergekommen.
Wir haben die Torscharte als Aufstieg und das Schneekar als Abstieg gewählt  - dadurch kommen die technisch schwierigsten Stellen alle im Abstieg (was wir vorher nicht wußten). Deswegen wird die Runde meist andersrum begangen.
Aber es gibt einen "fotografischen Grund", die Runde so wie wir zu gehen, da am Vormittag im Schneekar (incl. Der Teufelslöcher) kein ideales Fotolicht herrscht. Erst nachmittags kommen die "Teufelsaugen" und die unterschiedlichen Felsformationen so richtig zur Geltung.
Der Gletscher hat zwar keine Spalten, kann aber bei Blankeis Probleme bereiten. Heute war er eingeschneit. Am besten im Matrashaus  anrufen, ob man Steigeisen braucht.

Wir starten in Hinterthal bei der Kirche, wo wir den Bach auf die linke Seite überqueren und dann taleinwärts gehen (Schild "Torscharte" - warum das schwarz ist, ist uns ein Rätsel, denn bis zur Scharte übersteigen die Schwierigkeiten nicht T2).
Bald haben wir die letzten Häuser hinter uns und der Weg wird schmäler. Das Tal ist wunderschön, nur die Stromkabel, die gnadenlos über die Scharte ziehen, muß man sich wegdenken. Später führt der Pfad direkt am Bach entlang, über ihn hinüber auf die rechte Seite und man kommt zu einer Quelle - hier sollte man nochmal ausgiebig trinken, denn es ist die letzte.
Kurz darauf überqueren wir den Bach erneut und kommen zu freien Wiesen, wo wir auf eine Almstraße treffen. Nun geht es das Tal hinauf. Nach ein paar Bäumen kommt etwas Latschengestrüpp, später mehr und mehr Geröll. Wunderschön kommen im Aufstieg mehr und mehr die schneegleißenden Tauern hervor - Großglockner, Großvenediger, Wiesbachhorn und viele mehr. Und vor uns wird die Felszenerie immer schöner. Auf gut gehbarem Steig geht es in Serpentinen den Geröllhang hinauf zur Niederen Torscharte (2248m).
Erstmals blicken wir nun auch nach Osten und Norden über das Steinerne Meer Richtung Hohen Göll. Wir rasten kurz und wenden und dann nach Süden, wo wir bald zu einer Verzweigung kommen. Links führt der Herzogsteig um den Hochseiler herum, geradeaus beginnt nun der Mooshammersteig.  Sehr mühsam geht es nun über Geröll zur Wand, wo sich der Steig geschickt die Schwachstellen nutzend hinaufwindet. Dabei wechselt griffiger Fels (eher selten) mit Geröllbändern. Nach einer etwas ausgesetzten Querung muß man kurz in eine Rinne abklettern (knapp II) und diese dann schräg links hochsteigen.
Nochmal eine kleine Felsstufe hoch und plötzlich steht man auf dem hier breiten Nordgrat mit einem Ausblick, der einem erstmal fast den Atem raubt, denn man steht über dem Plateau der Übergossenen Alm, dem kleinen Gletscher des Hochkönig - unverkennbar ist das Matrashaus am höchsten Punkt (hier haben wir vor einigen Jahren mal eine qualvolle Nacht in überfüllten Lagern verbracht - aber der Sonnenuntergang und Aufgang war es wert) zu sehen. Auch sonst liegen uns die ganzen Berchtesgadener Alpen (inklusive Watzmann) zu Füßen. Nun geht es über den Grat, der an einer Stelle mal kurz etwas schmäler wird, hinüber zum bereits gut sichtbaren Kreuz.
Bei angenehmen Temperaturen genießen wir das Gipfelpanorama. Danach geht es weiter nach Norden. Gleich kommt ein schmaler, ausgesetzter Grat, wo das Seil total stört und eher gefährlich ist als daß es hilft. Dann kommt der senkrechte Kamin, wo es einem von oben schon erstmal mulmig wird, da man die Tritte nicht sehen kann. Also einfach gut an den Klammern und Bügeln festhalten und mit den Füßen nach Tritten und Felsnischen suchen. Nach 10 Meter quert man rechts hinüber und das Gelände ist zwar immer noch steil und etwas ausgesetzt, aber besser gestuft. Man hält sich zuerst in Gratnähe, biegt dann später nach links ab und steigt in einer Rinne Richtung Gletscher, zuletzt über griffarme Platten (knapp II).
Am eingeschneiten Gletscher folgen wir der Spur in südöstlicher Richtung. Beeindruckend ist von hier der Blick zurück zur Felsbastion Hochseiler. Am Weiterweg wechseln nun Felspassagen mit Firnpassagen, wobei der Schnee so weich ist, daß die Tritte im steileren Gelände kaum noch halten und man bereits das Eis darunter spürt. Schließlich geht es über Felsplatten schräg aufwärts zu einer Verzweigung.
Von links kommt übers Eis der Herzogsteig hinzu, wir folgen den Markierungen rechts hinauf (circa 2700m).
Die Teufelslöcher sind von dieser Seite nicht zu sehen, erst wenn man oben am Grat ankommt, sieht man ein Loch. Und durch diesen natürlichen Felsbogen führt nun der Weg (Schild "Bertgenhütte"). Gleich direkt unter dem Bogen spürt man beim Abklettern über eine Steilstufe (mit Hilfe von Stiften und Klammern, die auf dem ganzen weiteren Abstieg immer wieder auftauchen und helfen - vorher immer auf Festigkeit überprüfen!) die Brüchigkeit des Geländes. Danach quert der Pfad auf einen kleinen Absatz hinaus, welcher sich als toller Rastplatz anbietet, da man von hier den besten Blick auf die beiden Löcher hat.
Die nächsten 600 Hm haben es in sich: durch ein äußerst beeindruckende und abwechslungsreiche Felszenerie führt der sehr gut markierte Weg durch steiles, abschüssiges und splittriges Gelände nach unten. Ist ein Stein mal ins Rollen gebracht, bremst der bis ins Tal nicht mehr. Immer wieder schlägt der Pfad Haken, nutzt Rinnen oder Simse um den leichtesten Weg zu finden. Das geht ab und an nur mit ein wenig Klettern (bis I+). Vor allem wenn man sich umdreht, wundert man sich, daß hier ein Weg nach unten führt.
Zuletzt quert man unter einer schwarzen, überhängenden Felswand auf einem abfallenden Felssims nach rechts, durchschreitet eine Rinne, steigt wieder einige Meter hoch auf einen Absatz um zu der blankgeschliffenen, kalkweißen Rinne zu gelangen, durch die man das Schneekar erreicht (2100m). In der Literatur findet man Hinweise auf eine Randkluft, doch davon ist dieses Jahr nichts zu sehen - wir sind ohne Firnberührung abgestiegen.
Nun geht es über weite Schuttfelder weiter bergab, erstes Gras und Latschen bringen die Farbe Grün wieder ins Spiel. Recht unvermittelt taucht rechts unter eine Felsüberhang die kleine, schöngelegene Selbstversorgerhütte Bertgenhütte (1846m) auf.  Wir steigen über Serpentinen noch weiter ab und legen erst im Talgrund eine weitere Pause ein und kühlen die Füße im eisigen Bach.
Danach geht es auf der linken Seite des Bachgrabens durch üppig grüne Landschaft talauswärts, nach einem kurzen Waldgürtel kommen wir zu einer Weidewiese. Diese geht es hinab zu einer Almstraße, der wir nun bergab folgen. Dabei können wir diese immer wieder auf schmalen Pfaden abkürzen. Im Flußtal angekommen schlendern wir die letzten Meter zurück nach Hinterthal

Tourengänger: Tef


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Kommentare (5)


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gero hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 5. August 2010 um 14:36
zu dieser großartigen Tour - die eindrucksvollen Fotos bestätigen Deine Aussage, daß an der Tour mehr dran ist, als man im ersten Moment und nach Studium des Hochkönig-Führers glaubt !

Beste Berggrüße wie immer vom Georg

ADI hat gesagt:
Gesendet am 5. August 2010 um 14:37
Hallo!

Immer aktiv, immer unterwegs, so kennt man Euch.
Klasse Tour, die auch schon seit 5 Jahren auf meiner Lise steht....Gratulation!

VLG, ADI

marc1317 hat gesagt: Einfach wunderschön...
Gesendet am 11. August 2010 um 21:43
... Eure Tour!

Habe in dem Gebiet meine allerersten Bergtouren gemacht und komm seitdem immer wieder gerne dorthin!

Die Tour über / durch die Teufelslöcher steht dann ganz oben auf der "to do"-list!

Macht der Auf- bzw Abstieg durch die Löcher grössere Schwierigkeiten?

Gruss

Marcel

Tef hat gesagt: RE:Einfach wunderschön...
Gesendet am 12. August 2010 um 20:08
servus Marcel,
merci fürs Kompliment! Die Tour von/zu den Teufelslöchern hat keine größeren Schwierigkeiten, sie ist eher mühsam (aber wunderschön). Nur wegen der Geröllauflage muß man aufpassen, es ist aber nirgends besonders ausgesetzt. Deine Tour aufs Breithorn (die bei uns noch auf der Liste steht) ist technisch bestimmt um einiges anspruchsvoller.
beste Grüße
Tef

antenberg hat gesagt: Traumhaft!
Gesendet am 28. April 2013 um 00:27
Haben die Tour (nach der Lektüre Eurer Beschreibung, die uns angeregt hatte) 2011 unternommen (in der umgekehrten Richtung): Es war ein einziger Traum! Perfekt! Vielleicht poste ich sie noch in Hikr mit ein paar der stimmungsvollen Bilder - wenn ich's zeitlich schaffe ;-)
Liebe Grüße von Michael und Brigitte aus Reichenhall


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