Piz Lunghin, 2780m

Für heute morgen war nochmals gutes Wetter angesagt, allerdings soll es nur bis ca. 14 Uhr halten ... Also früh raus, um 7.45 Uhr konnte ich bei kalten 5 Grad (!) in Cadlägh (Maloja) starten.

Da es gleich steil bergan ging, bekam ich gar nie kalt. Im Gegenteil, so war's angenehm im Aufstieg, und der "gefürchtete" Sonnenhang brachte einem nicht so arg ins Schwitzen. Ich war alleine unterwegs, trotzdem sah ich vorerst keine Tiere. Doch dann, auf ca. 2300m erblickte ich im Geröllhang des Piz Lunghin tatsächlich 6 Steinböcke! Ich nahm mir ausgiebig Zeit, um sie durch den Feldstecher zu beobachten. Die Tiere waren jedoch zu weit weg, um mit meiner Kompakt-Kamera gute Bilder schiessen zu können.

Kurze Zeit später erreichte ich dann den Lunghin-See; tiefblau und wunderschön - dahinter die steil abfallenden Wände des Piz Grevasalvas. Gerade als ich mir überlegte, ob ich wirklich erst zum Pass aufsteigen soll, um von dort auf den Gipfel zu gelangen, erspähte ich eine Pfadspur, welche direkt über den Ostgrat hinaufführen sollte.

Spontan folge ich der Spur, welche zwar nirgends Markierungen aufwies, von Zeit zu Zeit jedoch kleine Steinmandli. Bald wurde es felsiger und die Hände mussten aus den Hosentaschen raus. Wiederholt waren kleinere Kraxel-Einlagen erforderlich; zuweilen fanden sich aber auch jetzt noch vereinzelte Wegspuren und Steinmandli. Ein bis zwei luftige Passagen, jedoch alles gut zu meistern, und so stand ich dann genau um 10 Uhr auf dem Gipfel.

Welch' wunderbare Rundsicht! Dank dem kalten Wetter war die Sicht so gut, wie es wohl sonst nur im Herbst möglich ist. Speziell die Bergeller Bergkette war für mich eindrücklich, welche ich noch nicht oft gesehen habe. Aber auch der Piz Bernina grüsst von Weitem, ebenso Piz Corvatsch, Rosatsch-Kette, usw.; nicht zu vergessen vis-à-vis der Piz Grevasalvas.

Trotz eisigem Wind harrte ich sicher 20 Min. auf dem Gipfel aus, so eindrücklich war das Panorama und zudem hatte ich den Gipfel für mich alleine. Beim Abstieg auf der Normalroute (blau-weiss) begegnete ich dann einigen Leuten. Auf dem Lunghin-Pass, wo es wieder etwas wärmer war, hielt ich Mittags-Rast (obwohl es ja nicht mal 11 Uhr war ...).
Ein (zumindest inneres) Kopfschütteln konnte ich mir dann beim Gipfel-Abstieg nicht verkneifen in Anbetracht der Tatsache, dass auch auf dieser teilweise ausgesetzten und steilen Route "Strand-Athmosphäre" verbreitet wird: die Kombination kurze Hose mit abgelatschten Turnschuhen schien mir hier jedenfalls ziemlich deplaziert zu sein ...

Jetzt ging es endgültig an den Abstieg. Ich überlegte mir noch die reizvolle Variante, via Grevaslavas nach Sils abzusteigen. Aber da ich ausnahmsweise mal mit dem PW unterwegs war, entschied ich mich für die bequemere Variante, nämlich den Direkt-Abstieg auf der Aufstiegsroute (so fiel das "lästige" auf-den-Bus-warten in Sils weg - aber grundsätzlich wäre natürlich auch dies problemlos machbar gewesen ...).

Auf dem Abstieg nach Maloja kamen mir jetzt scharenweise Leute entgegen, mit und ohne Hund, Familien, Junge, Aeltere, etc. Scheint jedenfalls eine beliebte Route zu sein; viele waren auch unterwegs nach Bivio. Bei einem solch' späten Aufstieg und gleichzeitig unsicherem Wetter hoffe ich, dass alle trocken ihren Bestimmungs-Ort erreicht haben.

So war ich denn bereits kurz nach 12.30 Uhr wieder in Maloja, also gerade richtig zum Mittagessen ;-))
Uebrigens, bereits ab ca. 14.30 gab's wieder dunkle Wolken und später begann's dann auch prompt zu regnen ...

Fazit:
wunderschöne Tour, welche nach einer Wiederholungs-Tat verlangt!