Schneedomspitze / Il Naso 4272m und Liskamm Ost / Lyskamm Orientale 4527m


Publiziert von Sputnik Pro , 10. Juli 2010 um 22:46.

Region: Welt » Italien » Aostatal
Tour Datum: 9 Juli 2010
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Direkter Bus nach Alagna Valsesia von Milano oder Varallo. Varallo ist mit der Bahn von Novara zu erreichen. siehe auch www.alagna.it. Von Alagna Valsesia fährt man in drei Etappen mit der Seilbahn nach Punta Indren.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:analog Zufahrt zum Ausgangspunkt.
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Giovanni Gnifetti CAI (143 Plätze; Winterraum immer offen); Telefon 0039 0163 78015; Reservierung auf Homepage www.rifugimonterosa.it
Kartennummer:LKS 1:50000 Gressoney (Nr. 294) und 1:25000 Zermatt (Nr.1348)

ÜBER EINEN DER SCHÖNSTEN ALPENFIRNGRATE AUF DEN LISKAMM OST / LYSKAMM ORIENTALE.

Mein CH-4000er Nummer 33.

Um für meinen kommenden Urlaub mit einer 5000er Besteigung genügend akklimatiesiert zu sein, wollte ich unbedingt zuvor noch einen hohen 4000er besteigen. Zum Glück war das Wetter kurz vor meiner Abreise bestens und ich konnte zusammen mit Marcel und Alexander zu unserer Liskammtour unternehmen. Geplant war eigentlich eine Überschreitung vom Liskamm von West nach Ost, leider war die Westseite der Schneedomspitze vereist und da meine Bergkollegen noch wenig Erfahrung mit Blankeishängen hatten stiegen wir wieder ab um danach ins Lisjoch zu gelangen. Der luftige Ostgrat zum höchsten Lisammgipfel zeigte sich dann in einem hervorragenden Zustand. Nun werde ich bei anderer Gelegenheit den Liskamm West nachholen.

Il Naso / Schneedomspitze (I; 4272m):

Seit 2009 ist die Schneedomspitze, welche auch Il Naso genannt wird, einer der am leichtesten erreichbaren 4000er geworden. Der Grund liegt in der neu erbauten Seilbahn nach Punta Indren auf 3275m von wo man die Capanna Giovanni Gnifetti (3625m) in weniger als einer Stunde erreicht. Der Normalweg zur Schneedomspitze gilt als einfach (L+), allerdings kann der Weg auch bei Blankeis oder schlechter Sicht schnell schwieriger werden. Von der Hütte wandert man auf dem Lysgletscher in Richtung Lisjoch bis etwa 4000m wo man nach Westen abzweigt und so etwas absteigend in den Kessel unterhalb vom Liskamm-Ostgrat gelangt. Über einen steilen Hang steigt man auf der anderen Seite auf den breiten Schneerücken südlich der Schneedomspitze. Zuletst gelangt man auf dem schönen Südwestgrat zum höchsten Punkt.

Die Gipfelbesteigung stellte uns vor keine Probleme und der kleine Schlussgrat stellte war überraschenderweise der schönste Teil der Tour zur Schneedomspitze. Nach dem Gipfel wollten wir weiter zum Felikjoch (4063m) um von dort den Liskamm West / Lyskamm Occidentale (4479m) zu besteigen. Doch erkannten wir, nachdem wir etwa 100m auf der Westseite der Schneedomspitze abgestiegen waren, dass es hier einige Probleme gab. Erstens müssten wir über 300m Absteigen, zweitens war keine Spur zum Felikjoch sichtbar und ein Eisabbruch schien dort den Weg zu versperren und drittens war der Abstieg (40°) vereist und meine Kollegen hatten noch nicht so viel Erfahrung mit Blankeis. So stiegen wir zurück und machten uns auf den Weg zum Lisjoch um den Liskamm Ost / Lyskamm Orientale (4527m) auf dem Normalweg zu besteigen.

Liskamm Ost / Lyskamm Orientale (VS/I; 4527m):

Der Liskamm Ost / Lyskamm Orientale ist der höchste Punkt knapp 5km langen Liskamm-Berges. Etwa einen Kilometer westlich vom Ostgipfel liegt der Liskamm West / Lyskamm Occidetale, der mit 4479m Höhe zweitmächtigste Gipfel der Kette. Die Überschreitung des Berges gilt als eine der schönsten Alpentouren und hat die Schwierigkeit ZS / Fels II, der Ostgrat zum Ostgipfel ZS- mit Firn bis 40°. Der Berg hat fast Himalya-Dimensionen und gilt wegen seinen überwechteten Graten als gefährlich - nicht umsonst wird der Liskamm manchmal "Menschenfresser" genannt.

Nachdem wir die Schneedomspitze / Il Naso (4272m) besucht hatten, stiegen wir der Morgensonne ins Lisjoch (4151m) entgegen. Dort zeigte sich der Liskamm Ost als steil aufragendender Firngrat der dessen Gipfelköpfchen den Himmel zu berühren schien. Über diesen Liskamm Ostgrat sollte es hinauf gehen. Auf 4200m begann das Abenteuer mit einem 40° steilen und 100m hohen Firngrat, das Steigen im festen Firn und guter Spur machte riesigen Spass. Nach dem ersten Aufschwung legte sich der Grat zurück, jedoch wurde er nicht breiter und es ging auf der Schneeschneide einmal links, dann wieder rechts über den Gratbuckel P.4335m luftig weiter. Auf 4400m steilte sich der Grat erneut auf und die Spur führte nordseitig in genüdendem Abstand hinauf zum letzten flachen Gratstück welches zum felsigen Gipfelköpchen leitete. Die Aussicht von dort oben war natürlich von solch einem Berg überwätligend und besonsers schön war natürlich die Aussicht auf die vielen Nachbar-4000er von denen ich in den letzten Jahren den Liskamm bestaunen durfte! Danke auch an Alexander und Marcel - es war toll mit Euch, bis zur nächsten 4000er-Tour!

Genaue Route: 8.7.: Punta Indren - Rifugio Città di Mantova - Rifugio Gnifetti. 9.7.: Rifugio Gnifetti - Lysgletscher - Il Naso / Schneedomspitze - Lysgletscher - Lisjoch - P.4335m - Liskamm Ost / Lyskamm Orientale - P.4335m - Lisjoch - Lysgletscher - Rifugio Gnifetti. 10.7.: Rifugio Gnifetti - Rifugio Città di Mantova - Punta Indren.

Video vom Alexander von unserer Liskamm Besteigung: http://www.youtube.com/watch?v=OOF1G-l1OJo

Besteigungsbericht vom Liskamm West / Lyskamm Occidentale (4479m) ein Jahr später: http://www.hikr.org/tour/post40354.html

Tourengänger: Sputnik, marc1317, xaendi


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Kommentare (11)


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Fenek hat gesagt: :-)
Gesendet am 11. Juli 2010 um 12:36
herzliche Gratulation Andi!
Da waren wir beide zur gleichen Zeit in dieser Höhe :-), es sind herrliche Momente.

Ich wünsche dir eine gute Reise zum höchsten Afrikaner!!

herzlich
Christoph

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 12. Juli 2010 um 11:55
Salü Christoph,

Danke Dir, habe auf dem Gipfel zum Dom hinübergeschaut. Vielleicht warst Du zu dieser Zeit auch gerade oben.

Liebe Grüsse,

Andi

WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 11. Juli 2010 um 16:46
Hi Sputnik, auch aus dem Flachland nen herzlichen Glückwunsch zum 33. Ch-4000er (ehm, übrigens 33 ist doch ne Schnapszahl, das heißt bei uns: eine Runde geben :). Wie war es eigentlichauf den Geniffetti hütte? Vor Ewigkeiten hieß es immer, sie wäre oft überfüllt. Deshalb sind wir damals von der tieferliegenden Mantova auf den Lyskamm gegangen (leider auch nur bis zum Ostgipfel :( Viel Glück und Spaß in Afrika, sei erfolgreicher als eure Nati und komm heile und gesund zurück.... nicht nur wg des hikr-Berichts.
Grüße aus dem heißen Norden
WoPo

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 12. Juli 2010 um 11:58
Salü,

Die Capanna Gnifetti war bestens bis aufs Frühstück welches wir aber deshalb selbst mitnahmen. Die 6er-Zimmer waren sauber und bequem und mit der Pasta wurde der Bauch am Abend auch gut gefüllt.

Vielen dank für Deine Worte, morgen geht's dann bestens akklimatisiert zum Kili :-)

Viele Grüsse,

Sputnik

xaendi hat gesagt: Vielen Dank...
Gesendet am 12. Juli 2010 um 09:08
...für diese drei unvergesslichen Tage!

Sputnik Pro hat gesagt: Liskamm West
Gesendet am 12. Juli 2010 um 11:59
Hat auch riesigen Spass mit Euch gemacht. Bis auf eine weitere Tour, vielleicht auf den Liskamm West :-)

--- hat gesagt:
Gesendet am 12. Juli 2010 um 12:00
auch von mir herzliche Gratulation! und viel Spass in Afrika!! freue mich auf deine Tourberichte :-) lg ayla

Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 12. Juli 2010 um 12:06
Danke Ayla,

In 2 Wochen bin ich wieder hier, hoffentlich mit zwei Gipfelbesteigung unter afrikanischem Himmel. Dann kommste mal mit auf eine Tour :-)

LG, Andi

xaendi hat gesagt:
Gesendet am 19. Juli 2010 um 19:16
Der Liskamm macht seinem Ruf als 'Menschenfresser' wieder einmal seine 'Ehre': http://www.blick.ch/news/schweiz/bern/zwei-bergsteiger-stuerzen-900-meter-in-den-tod-151511

Sputnik Pro hat gesagt: "Menschenfresser"
Gesendet am 24. Juli 2010 um 17:49
Das Unglueck scheint sich beim Abstieg vom Westgipfel in Richtung Sattel ereignet zu haben. Da hat der Eine wohl den Zeiten mitgerissen. Der "Menschenfresser" scheint jedes Jahr Bergsteigertragoedien in die Zeitungen zu bringen.

Gruss aus Ruanda,

Sputnik

xaendi hat gesagt: RE:"Menschenfresser"
Gesendet am 27. Juli 2010 um 09:38
Das zeigt mir wieder einmal deutlich die Gefahr von Mitreissunfällen auf! Ob ein Sturz überhaupt gehalten je werden kann, wenn man zu zweit am Seil ist, möchte ich bezweifeln.

Bin schon gespannt auf deine Berichte aus Afrika!


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