Rheinsteig


Publiziert von WoPo1961 , 26. Juli 2010 um 10:29.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Sonstige Höhenzüge und Talgebiete
Tour Datum: 7 Juni 2010
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 1 Tage 6:00
Aufstieg: 590 m
Abstieg: 590 m
Strecke:ca 21 km

WIE schafft ein kleiner Schreiberling, auch als Flachlandexperte bekannt, daß bei der Vorstellung einer Tour in Deutschland, der geneigte Hikr-Leser jetzt nicht unverzüglich mit einem lauten Gähnen  weiterklickt, so nach dem Motto: Rheinsteig?? In Deutschland??? Hm, das kann bestimmt nix spannendes sein!!......
Vielleicht mit ein paar "technischen Daten"? 320 km lang, verläuft er rechtsrheinisch von Bonn nach Wiesbaden (natürlich gehts auch umgekehrt von Wiesbaden nach Bonn :-). Auf der offiziellen Rheinsteigseite im Internet wird er in 23 Etappen eingeteilt, in einem "rothen" Wanderbüchlein in 20 Etappen... und wenn ich mir so manchen Hikr-Tourenbericht anschaue, kann der Steig auch in weniger Etappen erwandert werden. Für die Jäger und Sammler wurden Stempelstationen eingerichtet; 32 Stempel gilt es dabei zu "erstempeln". So, wer es bis hierhin geschafft hat, noch nicht eingeschlafen ist bzw. sich nicht in einem anderen Bericht befindet, der bekommt nun zur Belohnung auch einen Tourenbericht
Nach monatelangem Ausharren, sehnsüchtigem (und ich geb es zu, auch manchmal etwas neidischen) Hikr-Berichtelesen und unbändiger Lust, endlich einmal wieder selbst die mittlerweile eingestaubten Wanderstiefel schnüren zu dürfen, machte sich die Münsterländer Flachlandfraktion auf, neue Wege und unendliche Weiten zu erforschen.
Ok, unendliche Weiten sind zwar etwas übertrieben, aber wer es unterwegs mit Weinschorlen, großen und kleinen Bierchen übertreibt, könnte schon die eine oder andere unendliche Weite entdecken (NEIN!! Ausnahmsweise hab ich diesbezüglich keine Erfahrung gemacht!).
Da unser Zeitfenster leider nur aus 3 Tagen bestand, gingen wir unter die "Rosinenpicker" und suchten uns den schönsten bzw spannendsten Wegeabschnitt heraus. Das kleine Zauberwort "Königsetappe" fiel mir hierbei ins Auge, genau das Richtige für die weltbeste Begleiterin, dachte ich... und brauchte auch nicht wirklich lange, um sie von meinem Vorhaben zu überzeugen. Die sogenannte Königsetappe verläuft von Kaub nach St. Goarshausen, im lockeren Auf und Ab über Plateaus , durch Felshänge, auf schmalen Pfaden und manchmal breiten Waldwegen. Galaktische Höhen werden zwar nie erreicht, dafür bekommen die Augen aber einen Festschmaus an Ausblicken.
Auf der Autofahrt in die Weltstadt Kaub (liegt ca  50 km südlich von Koblenz in Rheinland Pfalz) verdichteten sich die Wolken immer mehr und dort angekommen lernten wir zunächst die Außenansicht unserer Pension genaustens kennen. Denn im Auto sitzend, der Regen klatschte nur so an die Scheiben, konnten wir deren Fassade genaustens studieren... an ein Aussteigen war nämlich nicht zu denken. Toller Start in unseren Wanderkurzurlaub dachte ich und sah mich schon in Regenhose rheinsteigen, wobei dieses sehr schwierig geworden wäre, lag sie doch zuhause hübsch gefaltet im Schrank. 
 Ich glaube der oft benutzte Satz "alles wird gut" hilft wirklich, man muss ihn nur oft genung aussprechen. Denn tatsächlich lachte am näxten Morgen die Sonne feixend in unsere Gesichter, als ob es sonnenklar war, das dieser Montag mit Regen nix am Hut hatte! Schon beim Frühstück rutschten wir unruhig hin und her. Die erste Tour 2010, da hat mann/frau Hummeln im Hintern und will endlich, endlich die Saison einläuten. Die Kauber Kirchturmuhr bimmelte denn auch ein herzerfrischendes 9 Uhr, für uns der offizielle Startschuss ins Wander- und Bergjahr 2010; Rucksack geschultert, die Wanderstöcke eingestellt und für die weltbeste Begleiterin noch den inoffiziellen Startschuss, `nen dicken Schmatzer auf die Wange! (oder war das mit den Startschüssen genau umgekehrt?? :-))
Den Einstieg zum Rheinsteig zu finden, ist wirklich nicht schwer. (und das sage ich, der ungekrönte König der Einstiegsverpasser!). Ab dem Marktplatz ist der Weg super beschildert und gekennzeichnet und idealerweise befand sich unsere Pension direkt in unmittelbarer Nähe. Glückes Geschick, tirili.
Die folgenden Stunden waren der reinste Genuss. Die Wege und Pfade sind optimal ausgeschildert, wo nötig mit zusätzlichen Pfeilen gekennzeichnet,  da hab selbst ich es nicht geschafft, hier und dort kleine "Außensicheln" einzuflechten.... sehr zur Freude meiner Lieblingsbegleiterin.
Immer wieder gibt es tolle Aussichtspunkte, Orte zum verweilen, fotografieren... und um 1 Euromünzen in die imaginären Automaten zu werfen.... Ein-Euromünzen in imaginäre Automaten? Spinnt der WoPo jetzt total??
Ich kann euch beruhigen, ist alles ok mit mir, aber als ich von dort oben so auf den Rhein  und den Verkehr von Schiffen, Bahn und Autos hinabschaut, fielen  mir automatisch die alten Modelllandschaften in diversen Bahnhöfen ein. Wie oft hatte ich mir als Minidötz dort die Nase an den Scheiben platt gedrückt,  um auch ja keine Modelleisenbahn zu verpassen, die geschwind ihre Runden drehten.
Als ich nun von hier oben die Güterzüge, ICE`s und Regionalexpresse, die Passagier- und Lastschiffe sah, kamen die alten Erinnerungen zurück. Hätte noch stundenlang den sich dahinschlängelden Transportmitteln zuschauen können. Aber 21 km werden nicht durch zuschauen geschafft, sondern durch strammes erwandern.
Eine genaue Beschreibung erspar ich mir. Vom Marktplatz Kaub gehts über die Blücherstraße hinauf  bis links ein schmaler Treppenweg zum Leiterbergerturm abzweigt. Ab dieser Stelle ist ein Verlaufen eigentlich nicht mehr möglich!! Nach 60-70 Minuten wird das Örtchen Dörscheid erreicht bzw es wird südlich umgangen. Nach weiteren ca 30 Minuten kommen wir zum Pavillon an der Hahnenplatte. Ein schöner Rast- und Aussichtsplatz, optimal für`s 2. Frühstück; gucken und futtern, ne tolle Kombi!
Weitere markante Punkte dieser Etappe: "Alte Burg"/Urbachtal+Urbach/Waldschule/Bornichbach/Hof Leiselfeld/Felsenkanzel/Spitznackfelsen/Loreley/Burg Katz/St. Goarshausen.
Ein Wort noch zur Loreley; wir waren an einem Montag unterwegs und trafen während der Tour nur wenige Wanderer. Tja, bis wir dann zur Loreley kamen. Der klassische Trubel, mit Japanerrudel, Stöckelschuh-Damen und Adiletten-Herren....wir fühlten uns völlig deplaziert und flüchteten hurtigen Schenkels in die "einsamen Wälder" ;-) Ein kurzer Blick noch auf die dortige Freilichtbühne (hier wurde Musikgeschichte geschrieben, viele bekannte Bands wie U 2, Marllion, UB 40 standen in den 80igern  dort auf den Bühnenbrettern)und nur 5 Minuten später war es wieder stille. Fazit: Loreli und Loreley, ihr werdet aber sowas von überbewertet!
Das ist  für heute auch der einzige negative Punkt, der von mir alten Meckerkopp aufgeschrieben wird. Ansonsten jubiliert unsere Flachlandcrew zweistimmig und vergibt das Prädikat wanderswert!!
Nach ungefähr 7 Stunden liefen wir dann in St Goarshausen ein. Und weil der Mensch im Allgemeinen und die Flachlandcrew im Besonderen nach 7 Wanderstunden jede Menge Körner (auch "Kallos" oder Kalorien genannt) verbraucht hatte, wurde eine gemütliche Stätte zwecks Rückführung der verbrauchten Dinge gesucht. Die Kombination Erdbeerkuchen meets Gerstensaftkaltschale ist hierbei übrigens sehr zu empfehlen
Abgerundet wurde dieser Tag dann mit einer gemütlichen Rheinschifffahrt zurück zum Startpunkt. Nur die aufgeregten Stimmen von geschätzten (mindestens :-) 2 Millionen Japanern beim Erblicken der Loreley störten etwas meine Stimmung..... aber ich wollte ja heute nicht mehr meckern....


Tourengänger: WoPo1961, webeBe


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Kommentare (2)


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Gelöschter Kommentar

WoPo1961 hat gesagt: RE:Nebensaison
Gesendet am 27. Juli 2010 um 18:07
Bin gerade an schreibfaul erkrankt. wenn ich wieder gesund bin, schreibe ich noch etwas über die näxten beiden Etappen. Da gibt es sogar einen Miniklettersteig! (und DAS in der Gegend! ).
Wir wollen mal im Spätherbst oder Winter ein paar Etappen gehen, mal schaun, ob wir dann alleine unterwegs sind. An langen Wochenenden bzw überhaupt an Wochenenden mit guter Wetterprognose (soll es selbst in Deutschland ja manchmal geben :-) knubbelt es sich dort ziemlich.
Grüße aus dem fernen Plattland
WoPo


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