Val Campo (Val Maggia): Auf dem alten Alpweg nach Alpe d‘Arnau


Publiziert von Seeger , 11. Juni 2010 um 23:42.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:11 Juni 2010
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Rosso di Ribia 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 742 m
Abstieg: 742 m
Strecke:Piano di Campo 1187m – Brücke über die Rovana 985m – Da l’Ovi dal Piegn (Ovi = Schattenhang) – Fümigna (Von der Holzköhlerei) – Alpe d’Arnau 1592m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto: Locarno – Cevio – Richtung Bosco Gurin- - in Cerentino abzweigen Richtung Cimalmotto – 300m vor Piano di Campo führt ein geteerter Weg hinunter zur Rovana (Fahrverbot) Ö.V: Locarno – Cevio –in Cerentino umsteigen – wenige Busse nach Cimalmotto – Haltestelle Piano di Campo
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:In Cevio und Cimalmotto (Agricultura)
Kartennummer:Landeskarte 1291: 1:25'000 Bosco Gurin

Trotz unsicheren Wetters zieht es mich ins Valle Maggia. Dieses Mal nicht das Val Bavona, sondern in ein Tal davor: Val Bosco/Val Campo. Ersteres ist von Bosco Gurin her bekannt, zweites von Cimalmotto – dem Dorf, das ständig den Hang hinunter rutscht. Langsamer, seit die Rovana in einem Tunnel umgeleitet wurde.
„ Für Forstfahrzeuge und Anlieger gestattet“ steht auf der Fahrverbotstafel. Ja nu, ich MUSS zu einem Anlieger. Nämlich zur Alpe d’Arnau. Ob wohl jemand dort ist? Kaum parkiert, rollt schon ein Forstfahrzeug auf der breiten Teerstrasse daher. „Disturbo?“ – „No, no, va bene!“. Beruhigt packe ich meine Siebensachen und steige auf dem Rot/Weiss-markierten Weg zur Brücke hinab. Tosend schäumt die Rovana in der Tiefe und die vielen morschen Bretter der Brücke machen dem Schwergewichtler einen unsicheren Eindruck. Doch, ausser dass sie glitschig sind, bringe ich diese rund zwanzig Meter ohne Einbrechen hinter mich. Abschlussgatter schön säuberlich wieder geschlossen. Die Geissen – man weiss ja. Es steht in mindestens drei Sprachen auch angeschrieben. Auf der andern Seite führt der Weg links hangaufwärts bis zu einem markanten Steinbrocken. Man ist versucht, nun den ebenen Weg nach Dal l’Ovi dal Piegn zu folgen. Weit gefehlt! Der Weg führt im rechten Winkel rechts hoch zu Ruinen einer ehemals stolzen Siedlung. Im Wald erscheinen dann auch die Markierungszeichen für einen Wanderweg, welchen es auf der Landeskarte gar nicht gibt. Aber keine Bange. Man lässt Piegn links liegen und kurvt ins Tal hinein auf dem orografisch linken Hang des Ri d’Arnau. Das Tal weitet sich und macht einer Weide Platz, auf welcher tatsächlich Geissen grasen und ästeln. Und zwar ganz schöne, saubere und dazu weisse junge und ältere Schönheiten – etwa 30 Stück.
Doch mit der Lieblichkeit der frischen grünen Wiesen neben einem mächtigen Lawinen-Altschnee ist es abrupt zu Ende: Ein etwa 200m hoher Steilhang türmt sich auf. Dieses Hindernis wird geschickt mit vielen Treppenanlagen überwunden. Ein Absperrgatter auf einem Vorsprung deutet auf einen neuen Alp-Abschnitt hin. Traumhaft fallen zur Linken die Flüsse von drei Seiten in imposantem Spektakel tosend in die Tiefe. Alpenrosenfelder lassen mich die Mühsal des Aufstiegs vergessen. Mitten in diesem Naturschauspiel verzehre ich mein Menü 1, diesmal mit Nuss-Schoggi, Äpfel und Toggenburgerrolle zum Nachtisch.
Nach und nach legt sich das Gelände zurück und der sauber herausgeputzte Weg schlängelt sich durch Lärchen- und jungen Birkenwald. Und da zeigt sie sich scheu zwischen dem frischen Grün hindurch die Alpe d’Arnau, in einem riesigen Talkessel gelegen im Banne des Pizzo Cregnell und Rosso di Ribbia.
Und tatsächlich ist jemand da. Am Renovieren eines Steinhauses, gediegen ergänzt mit Rundholz-Fassade und neuem Steindach. Aus der Frage, ob das Rundholz vom Tal sei, ergibt sich eine Einladung zu Kaffee/Grappa (sogar zwei) von zwei Stunden. Tatsächlich wurden die Lärchen-Rundhölzer selber geschlagen, geschält und zwei Jahre lang gelagert, bevor sie mithilfe des Helikopters montiert wurden. Jetzt ist das Dach dran. Er habe dies bei einem Kenner und Könner gelernt, erzählt der Mann in den Fünfzigern, welcher einmal Mechaniker gelernt hat. Die erste Plattenreihe besteht aus neuen Platten, alle andern vom alten Steindach. Stolz zeigt er mir weitere Häuser, welche er renoviert hat. Ich bin begeistert. Am liebsten würde ich bei ihm eine Lehre machen, äussere ich. Ein schmunzelndes Nicken ist die Antwort.
Und so fliesst die Zeit dahin und ich denke nicht mehr ans Weitersteigen. Bei schönstem Sonnenschein trete ich den Heimweg an. Glücklich, einen liebenswerten Idealisten kennen gelernt zu haben. Arnau lebt – es lebe Arnau!

Tourengänger: Seeger
Communities: Ticino Selvaggio


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