Schneeschuhtour vom Jungfraujoch ins Goms


Publiziert von Sibille , 12. April 2010 um 10:29.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 6 April 2010
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   CH-BE 
Zeitbedarf: 4 Tage
Strecke:Jungfraujoch - Konkordiaplatz - Konkordiahütte - Grünhornlücke - Finsteraarhornhütte - Rotloch - Oberaarjoch - Oberaarjochütte - Bächilücke - Vorderes Galmihorn - Bächital - Reckingen

Da ich leider zu wenig gut Ski fahre, um Skitouren unternehmen zu können, ich aber dennoch nicht auf Bergerlebnisse im Winter verzichten möchte, sind Schneeschuhtouren ideal, um die Zeit bis zum Sommer zu überbrücken.
Vor ziemlich genau einem Jahr, auf einer Schneeschuhtour auf die Äbeni Flue, hat mich das Bergfieber gepackt. Leider gab es bisher in meinem Freundeskreis keine Tourengänger, doch immerhin konnte ich einige von ihnen soweit neugierig machen, dass sie sich darauf einliessen an der folgenden Tour teilzunehmen. Da wir also alle mittlere bis keine Hochtourenerfahrung haben, war es unerlässlich uns von einem Profi führen zu lassen. Wir hatten das Glück, dass wir den Bergführer von der Tour auf die Äbeni Flue für unser Vorhaben gewinnen konnten. Er hat uns in den vier Tagen mit viel Humor und Kompetenz ein unvergessliches Bergerlebnis ermöglicht.
 
Tag 1:
Anfahrt mit der SBB bzw. Jungfraubahn auf’s Jungfraujoch, wobei die Fahrt ab der Kleinen Scheidegg nur noch im Stehen zu bewältigen war. Der Kondukteur, welcher bewundernswerterweise selbst in diesem Gedränge seine gute Laune nicht verlor, verteilte kurz vor dem Jungfraujoch an alle „Stehpassagiere“ Getränkegutscheine für die Kaffeebar, welche wir vor unserem Aufbruch gerne einlösten.
Dann machten wir uns durch den Sphinx-Stollen auf nach draussen, Schneeschuhe anschnallen, anseilen und los gings – zuerst durch Pulverschnee, dann durch Bruchharsch und schliesslich fast durch Sulzschnee – in Richtung Konkordiaplatz. Eindrücklich war für mich erneut wie gross dieser Platz ist. Hat man ihn erreicht, so dauert es dennoch einige Zeit (eine halbe Ewigkeit!) bis man ihn endlich überquert und die Treppe hoch zur Hütte erreicht hat.
Auf der Hütte genossen wir bei T-Shirt-Wetter den Nachmittag bevor wir ausgezeichnet bewirtet wurden.
 
Tag 2:
Als eine der letzten Gruppe verliessen wir kurz nach acht Uhr die Hütte und brachen zur Grünhornlücke auf, zuerst spurend im Schatten, dann im Schlussanstieg bei Sonnenschein und damit bei steigenden Temperaturen. Oben angekommen öffnete sich der Blick zum imposanten Finsteraarhorn, den Gipfel des Agassizhorn und dem Finsteraarrothorn sowie dem Fieschergletscher. Dieses Panorama genossen wir bei einer ausgedehnten Rast und warfen nochmals einen Blick in die entgegengesetzte Richtung zur Lötschenlücke und Aletschhorn, bevor wir zur Finsteraarhornhütte aufbrachen. Zuerst gings bei Pulverschnee runter mit Techniken zwischen Telemark und Big Foot, wobei die eine oder andere ungewollte Stunt-Einlage nicht ausblieb…
Unten in der Ebene brannte die Sonne unerbittlich und liess uns ein kühles Getränk auf der Hütte herbeisehnen. Nach dem Zustieg über die Treppe verbrachten wir den restlichen Nachmittag jassend auf der Sonnenterrasse bevor wir erneut fürstlich bewirtet wurden!
 
Tag 3:
Wiederum verliessen wir die Hütte kurz nach acht Uhr und brachen Richtung Rotloch auf. Der Himmel war anfänglich noch bedeckt, was die umliegenden Gipfel in einem ganz anderen – nicht weniger reizvollen – Licht erscheinen liess. Beim Rotloch stiegen wir zuerst auf dem Galmi- und dann auf dem Studergletscher langsam hoch, dem Oberaarhorn entgegen. Da sich die Bewölkung immer mehr auflöste, konnten wir beim Blick zurück bald das Matterhorn erkennen. Noch überwältigender war jedoch der gewaltige Ausblick vom Oberaarjoch Richtung Grimsel und Furka!
Nachdem wir alle den Hüttenzustieg über die Leiter und die vereisten letzten paar Meter unbeschadet überstanden hatten, erwartete uns Hüttenwart Kurt bereits mit einem frisch gebackenen Apfelkuchen… mmmh! Die Bewirtung war erstklassig und wir waren die einzige Gruppe in der Hütte, sodass wir genügend Platz hatten und auch den vereisten Weg zur Freilufttoilette (mit Pflasterstein auf dem WC-Deckel… einer Erzählung nach soll sich dort schon mal ein Gast den Finger gebrochen haben, als er in Ungeduld den Deckel zuschmetterte) in Kauf nahmen. Im Nachhinein erschien es uns allerdings etwas seltsam, dass nur wir Gäste jeweils diesen halsbrecherischen Weg unter die Füsse nahmen, wo doch das WC in der Hütte angeblich defekt war…
Auf alle Fälle wird uns die Oberaarjochhütte als Hütte mit der besten Aussicht und dem speziellsten Hüttenwart in Erinnerung bleiben!
 
Tag 4:
Eine Stunde früher als an den Tagen zuvor brachen wir zur Bächilücke auf, von wo aus einige von uns noch einen kurzen Abstecher auf das vordere Galmihorn machten. Die Aussicht von dort oben war atemberaubend; von den Wendenstöcken, Titlis bis hin zum Weisshorn und Mont Blanc konnten wir den Alpenraum überblicken!
Anschliessend folgte der laaaange Abstieg ins Goms, der mühsamer wurde, je mehr der über 2000 Höhenmeter wir zurückgelegt hatten. Im letzten Teilstück sank man teilweise hüfttief ein, wobei ein ausbuddeln nur mit vereinten Kräften gelang. Auch auf dem Wanderweg nach Reckingen, auf den letzten 500 Höhenmetern, hatte es immer noch genug Sulzschnee um knietief einzusinken. Das Bier zum Abschluss unserer Tour musste redlich verdient werden!

Tourengänger: Sibille


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