Ein Streifzug durch Eugens Revier
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Scheff sei dank! Heute ist frei! Um den Alltagstrott nicht all zu sehr zu durchbrechen, besteige ich aber denselben IC wie jeden Tag, einfach in anderem Outfit. Dies verändert offensichtlich nicht nur die Wahrnehmung meiner Umwelt, auch ich sehe die Welt mit den Augen des Touristen! In Bern steige ich um, denn das Tagesziel liegt heute im Wallis! In Brig besteige ich das Postauto nach Domo (Domodossola sagt scheinbar nur der Üsserschwyzer). Eine veritable Kaffeefahrtgesellschaft ist da zusammengekommen: Tourenskifahrer, Schneeschuhwanderer, Handtäschli-Grossmütter mit ihren Begleitern, eine bunte Truppe. Eine aufgekratzte Gruppe wird von einer Dame mit schriller Stimme gefragt, welches Tourenziel man heute mit den Skis in Angriff nehmen solle? Man ist sich nicht einig, die Schrille versucht ihre Idee durchzubringen. Der Herr hinter mir bemerkt in gehöriger Lautstärke: „Die sött mer erschiesse!“. Seine Frau beruhigt: „Das dafsch ned so säge!“. Bevor die Situation eskaliert sind wir schon auf dem Simplonpass und ich bin am Ausgangspunkt meiner Tour auf das Staldhorn.
Es ist 0955 Uhr und bitterkalt. Ich bin froh, nach wenigen 100 Metern in die Sonne zu kommen. Die Bewegung tut ein übriges und schon bald ist mir wohlig warm. Eine breite Spur zieht sich vom Hotel-Restaurant Monte Leone über die Ebene und dann hoch Richtung Staldhorn. Ich beschliesse, der Route zu folgen, solange sie Sinn macht. Die spuren folgen nicht der offiziellen Tourenroute sondern läuft ziemlich direkt auf den Gipfel zu. Da dieser Weg durch die felsige Flanke führt, sind einige Zickzack-Windungen nötig, um die Steigung angenehm zu machen. Die gelingt gut, einzig der Übergang von der Flanke auf den flachen Grat der zum Gipfel führt, ist mit etwas Wühlerei verbunden.
Auf dem Gipfel installiere ich meinen Campinggaskocher und bereite mir ein währschaftes Mittagessen zu: Linseneintopf mit Speck und Schweinswürstchen, dazu ein Paillassebrötchen. Mittlerweile ist noch ein Paar auf den Gipfel gekommen. Allerdings friert „sie“ so erbärmlich, dass schon bald wieder Ruhe einkehrt, weil „sie“ absteigen will. Ich hab’s nicht eilig, mein Postauto fährt erst in zwei Stunden. So packe ich ruhig zusammen, und mache mich dann auch auf den Abstieg. Da ich viel zu früh unten bin, genehmige mir bei ein ausgiebiges Nickerchen.
Die Rückreise verläuft eigentlich problemlos. Nur bei der Durchfahrt von Brig habe ich ein ziemlich schlechtes Gewissen, wenn ich daran denke, dass hier irgendwo möglicherweise Eugen am Arbeiten ist, während ich in seinem Revier herumstreife. Es gelingt mir aber dieses Gefühl zu meistern und schon im Zug nach Bern bin mit mir im Reinen. Als ich zu Hause ankomme, stelle ich fest, dass die Tage schon wieder spürbar länger werden: super!

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