Viertausender-Gala auf dem Mottarone (1491 m) am Lago Maggiore
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Ein paar Tage Urlaub am Lago Maggiore, da darf neben den obligatorischen Besuchen von Pallanza (wo direkt am See unser Hotel steht), einer Bootstour auf die Borromäischen Inseln, dem mondänen Stresa und dem malerischen Cannobio ein ordentliches Alpenpanorama natürlich nicht fehlen! Schließlich sind wir hier, auf der Piemonter Westseite des, wie mancher ältere Schweizer vielleicht noch sagt, "Langensees" (quer durch den See läuft etwa Nord-Süd die grenze zwischen dem Piemont und der Lombardei) noch in den südöstlichen Ausläufern der Walliser Alpen, allerdings auf rein italienischem Gebiet.
Seit Erfindung des Automobils im ausgehenden 19. Jahrhundert stellt sich natürlich die entscheidende Frage: Wieso auf den Berg hochlaufen, wenn man auch bequem fahren kann? Nun, es ist eine Frage der Philosophie, die allerdings mitunter gänzlich dadurch ausgehebelt wird, dass man Familie und (kleine) Kinder dabei hat, die (noch) keine Berggeher sind. "Alternativlos" nennt sich das dann, um hier etwas Merkel-Sprech zu bemühen. Natürlich kann man auch vom Seeufer bei Stresa auf den Mottarone gehen, aber dann ist das deutlich schwieriger und zeitaufwändiger, selbst, wenn der Weg das Ziel ist. Aber genug der Sinnfrage; zwischen den beiden Optionen "Alpenpanorama mit Auto" und "Kein Alpenpanorama ohne Auto" wählen wir das Panorama.
Der Mottarone (1491 m), ein Nichtmaleintausendfünfhunderter, ist ja noch niedriger als der Feldberg im Schwarzwald - aber dadurch, dass der Lago Maggiore auf einer Seehöhe von nur 193 m liegt, macht das eben wieder einen Höhenunterschied von weit über 1000 m. Daher haben wir uns für das o.g. kurze aber schöne Panorama-Erlebnis mit dem Auto entschieden. Über eine Mautstraße kann man von Stresa kommend für eine Gebühr von 10 Euro bis weit nach oben fahren. Wir parken am Rifugio Genziana, die restlichen gut 60 Höhenmeter zum verbauten Gipfel muss (pardon: darf!) man latschen. Wir wählen einen etwas steileren Grashang, den ich, etwas schlechten Gewissens, mit einem T2 bewerte, auch, wenn es lächerlich klingt. Die Steilheit des recht unebenen Grashangs sowie eine gewisse Rutschgefahr bergab rechtfertigen diese Einschätzung. Nach wenigen Minuten sind wir oben, man braucht noch nicht einmal echte Bergschuhe.
Das Panorama vom Mottarone hat es aber in sich. Im Norden und Nordosten bewundert man den nördlichen Teil des wunderschönen Lago Maggiore, prominent steht der Monte Zeda (2156 m) im Bild. Weit am Horizont leuchtet uns das vergletscherte Rheinwaldhorn (3402 m) in der Adula entgegen. Gegen Osten folgt die steile lombardische Küste des Sees. Ziemlich genau über der Isola Madre und Pallanza, ich kann sogar unser Hotel gut erkennen, erahnt man mit scharfem Blick gerade noch die Umrisse des Piz Bernina (4049 m) und, etwas rechts davon, des Monte Disgrazia (3678 m). Im Osten, Südosten und Süden wird das Panorama hauptsächlich vom Südarm des Lago Maggiore und den ihn umgebenden Bergen und Hügeln unter 1500 m Höhe geprägt. Schön zeigt sich auch der Orta-See mit der Insel San Giulio. Den kühnen Monviso (3841 m) in den Cottischen Alpen, den man bei klarer Sicht im Südwesten hinter der Piemont-Ebene erkennen könnte, sehen wir leider nicht, dazu ist es heute etwas zu diesig. Dafür treten im Westen die Walliser Alpen umso spektakulärer in Szene! Zählen Corno Bianco (3320 m) und Testa Grigia (3315) zu stattlichen Dreitausendern, werden diese sogleich von der gewaltigen Ostwand des Monte Rosa-Massivs, gut 45 km entfernt, regelrecht verzwergt. Mit einer Höhe von 2400 m ist sie die höchste Wand in den Alpen. Von links nach rechts ragen Vincent-Pyramide (4215 m), Schwarzhorn (4321 m), Ludwigshöhe (4341 m), Parrotspitze (4432 m), Signalkuppe (4554 m), Zumsteinspitze (4563 m), Dufourspitze (4634 m), der höchste Berg der Schweiz, und Nordend (4609 m) in den blauem Himmel. Einen Moment lang bilde ich mir ein, das könnte sogar der Himalaya sein. Nur der Montblanc (4810 m) und seine Nebengipfel übertreffen das Monte Rosa-Massiv in den Alpen hinsichtlich Höhe und Mächtigkeit. Über Cima di Jazzi (3803 m), Rimpfischhorn (4199 m) und Strahlhorn (4190 m) reicht der Blick bis zum Allalinhorn (4020 m) und zur Mischabelgruppe mit Alphubel (4206 m), Täschhorn (4490 m), Dom (4545), den höchsten Berg auf rein Schweizer Boden, Lenzspitze (4294 m) und Nadelhorn (4327 m). Im Nordwesten geht, rechts neben dem Monte Massone (2161 m), die Viertausender-Schau mit den Berner Alpen ungebremst weiter. Neben dem formschönen Bietschhorn (3937 m) und dem wuchtigen Monte Leone (3553) im Simplongebiet zeigen sich Richtung Norden deutlich auch Aletschhorn (4193 m), Gross Wannenhorn (3903 m), Gross Grünhorn (4043 m) und der höchste Berner, das Finsteraarhorn (4274 m), welches wie eine scharfe Haiflosse heraussticht. Sage und schreibe sieben Seen und zwanzig Viertausender kann man vom Mottarone aus bewundern!
Beim Abstieg zum Parkplatz über denselben Grashang vergegenwärtigen wir uns, dass diese außergewöhnliche Panoramaloge hoch über dem Lago Maggiore allerdings auch Schauplatz eines der schlimmsten Seilbahn-Unglücke in den Alpen war. Es war der 23. Mai 2021. Sekunden vor Erreichen der Bergstation, die man vom Gipfel aus sehen kann, riss das Zugseil der Gondel, die aufgrund eines manipulierten Bremssystems zum nächsten Trägerpfeiler hinabraste, dort abstürzte und im Bergwald zerschellte. Nur ein kleiner Junge überlebte die Tragödie. Der Mottarone ist uns daher auch Mahnmal der Risiken am Berg, auch in der Technik, und insbesondere der menschlichen Verantwortung, die das Betreiben von Bergbahnen mit sich bringt.
Fazit: Der Mottarone regt zum Bewundern und Nachdenken an. Er eignet sich sowohl als Wanderberg als auch als relativ kurzes Ausflugsziel, wenn man mit Mautgebühr (10 €) hochfährt und oben parkt (gratis). Zum Gipfel geht's vom Parkplatz minutenschnell und unkompliziert über den Grashang. Und ganz egal, wie man hochkommt - das Panorama sollte man bei gutem Wetter mal gesehen haben, wenn man ohnehin in der Gegend ist.
Anmerkung: Da von der Nordseite auch ein Fahrweg von der Ringstraße unterhalb des Gipfels ganz nach oben führt, dürfte der Mottarone mit seinem Panoramablick auch für Menschen mit begrenzter Gehfähigkeit, die zwar etwas "geländegängig" sind aber nicht sehr weit wandern können, ein interessantes Ziel darstellen.
Seit Erfindung des Automobils im ausgehenden 19. Jahrhundert stellt sich natürlich die entscheidende Frage: Wieso auf den Berg hochlaufen, wenn man auch bequem fahren kann? Nun, es ist eine Frage der Philosophie, die allerdings mitunter gänzlich dadurch ausgehebelt wird, dass man Familie und (kleine) Kinder dabei hat, die (noch) keine Berggeher sind. "Alternativlos" nennt sich das dann, um hier etwas Merkel-Sprech zu bemühen. Natürlich kann man auch vom Seeufer bei Stresa auf den Mottarone gehen, aber dann ist das deutlich schwieriger und zeitaufwändiger, selbst, wenn der Weg das Ziel ist. Aber genug der Sinnfrage; zwischen den beiden Optionen "Alpenpanorama mit Auto" und "Kein Alpenpanorama ohne Auto" wählen wir das Panorama.
Der Mottarone (1491 m), ein Nichtmaleintausendfünfhunderter, ist ja noch niedriger als der Feldberg im Schwarzwald - aber dadurch, dass der Lago Maggiore auf einer Seehöhe von nur 193 m liegt, macht das eben wieder einen Höhenunterschied von weit über 1000 m. Daher haben wir uns für das o.g. kurze aber schöne Panorama-Erlebnis mit dem Auto entschieden. Über eine Mautstraße kann man von Stresa kommend für eine Gebühr von 10 Euro bis weit nach oben fahren. Wir parken am Rifugio Genziana, die restlichen gut 60 Höhenmeter zum verbauten Gipfel muss (pardon: darf!) man latschen. Wir wählen einen etwas steileren Grashang, den ich, etwas schlechten Gewissens, mit einem T2 bewerte, auch, wenn es lächerlich klingt. Die Steilheit des recht unebenen Grashangs sowie eine gewisse Rutschgefahr bergab rechtfertigen diese Einschätzung. Nach wenigen Minuten sind wir oben, man braucht noch nicht einmal echte Bergschuhe.
Das Panorama vom Mottarone hat es aber in sich. Im Norden und Nordosten bewundert man den nördlichen Teil des wunderschönen Lago Maggiore, prominent steht der Monte Zeda (2156 m) im Bild. Weit am Horizont leuchtet uns das vergletscherte Rheinwaldhorn (3402 m) in der Adula entgegen. Gegen Osten folgt die steile lombardische Küste des Sees. Ziemlich genau über der Isola Madre und Pallanza, ich kann sogar unser Hotel gut erkennen, erahnt man mit scharfem Blick gerade noch die Umrisse des Piz Bernina (4049 m) und, etwas rechts davon, des Monte Disgrazia (3678 m). Im Osten, Südosten und Süden wird das Panorama hauptsächlich vom Südarm des Lago Maggiore und den ihn umgebenden Bergen und Hügeln unter 1500 m Höhe geprägt. Schön zeigt sich auch der Orta-See mit der Insel San Giulio. Den kühnen Monviso (3841 m) in den Cottischen Alpen, den man bei klarer Sicht im Südwesten hinter der Piemont-Ebene erkennen könnte, sehen wir leider nicht, dazu ist es heute etwas zu diesig. Dafür treten im Westen die Walliser Alpen umso spektakulärer in Szene! Zählen Corno Bianco (3320 m) und Testa Grigia (3315) zu stattlichen Dreitausendern, werden diese sogleich von der gewaltigen Ostwand des Monte Rosa-Massivs, gut 45 km entfernt, regelrecht verzwergt. Mit einer Höhe von 2400 m ist sie die höchste Wand in den Alpen. Von links nach rechts ragen Vincent-Pyramide (4215 m), Schwarzhorn (4321 m), Ludwigshöhe (4341 m), Parrotspitze (4432 m), Signalkuppe (4554 m), Zumsteinspitze (4563 m), Dufourspitze (4634 m), der höchste Berg der Schweiz, und Nordend (4609 m) in den blauem Himmel. Einen Moment lang bilde ich mir ein, das könnte sogar der Himalaya sein. Nur der Montblanc (4810 m) und seine Nebengipfel übertreffen das Monte Rosa-Massiv in den Alpen hinsichtlich Höhe und Mächtigkeit. Über Cima di Jazzi (3803 m), Rimpfischhorn (4199 m) und Strahlhorn (4190 m) reicht der Blick bis zum Allalinhorn (4020 m) und zur Mischabelgruppe mit Alphubel (4206 m), Täschhorn (4490 m), Dom (4545), den höchsten Berg auf rein Schweizer Boden, Lenzspitze (4294 m) und Nadelhorn (4327 m). Im Nordwesten geht, rechts neben dem Monte Massone (2161 m), die Viertausender-Schau mit den Berner Alpen ungebremst weiter. Neben dem formschönen Bietschhorn (3937 m) und dem wuchtigen Monte Leone (3553) im Simplongebiet zeigen sich Richtung Norden deutlich auch Aletschhorn (4193 m), Gross Wannenhorn (3903 m), Gross Grünhorn (4043 m) und der höchste Berner, das Finsteraarhorn (4274 m), welches wie eine scharfe Haiflosse heraussticht. Sage und schreibe sieben Seen und zwanzig Viertausender kann man vom Mottarone aus bewundern!
Beim Abstieg zum Parkplatz über denselben Grashang vergegenwärtigen wir uns, dass diese außergewöhnliche Panoramaloge hoch über dem Lago Maggiore allerdings auch Schauplatz eines der schlimmsten Seilbahn-Unglücke in den Alpen war. Es war der 23. Mai 2021. Sekunden vor Erreichen der Bergstation, die man vom Gipfel aus sehen kann, riss das Zugseil der Gondel, die aufgrund eines manipulierten Bremssystems zum nächsten Trägerpfeiler hinabraste, dort abstürzte und im Bergwald zerschellte. Nur ein kleiner Junge überlebte die Tragödie. Der Mottarone ist uns daher auch Mahnmal der Risiken am Berg, auch in der Technik, und insbesondere der menschlichen Verantwortung, die das Betreiben von Bergbahnen mit sich bringt.
Fazit: Der Mottarone regt zum Bewundern und Nachdenken an. Er eignet sich sowohl als Wanderberg als auch als relativ kurzes Ausflugsziel, wenn man mit Mautgebühr (10 €) hochfährt und oben parkt (gratis). Zum Gipfel geht's vom Parkplatz minutenschnell und unkompliziert über den Grashang. Und ganz egal, wie man hochkommt - das Panorama sollte man bei gutem Wetter mal gesehen haben, wenn man ohnehin in der Gegend ist.
Anmerkung: Da von der Nordseite auch ein Fahrweg von der Ringstraße unterhalb des Gipfels ganz nach oben führt, dürfte der Mottarone mit seinem Panoramablick auch für Menschen mit begrenzter Gehfähigkeit, die zwar etwas "geländegängig" sind aber nicht sehr weit wandern können, ein interessantes Ziel darstellen.
Tourengänger:
TheSwabian

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