Operation LOCHNER HORN im Frühjahr
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Es ist schon ziemlich eine Zeit her, dass ich mit den Eltern mal die Wandbergrunde gemacht oder eine HARAUER SPITZE-Rundtour absolviert habe. Auf dem LOCHNER HORN war ich noch nie. Nach meiner Tour zum FEUERKÖPFL am ersten Sonntag im Monat – meine Mutter war fünf Tage später am ersten Freitag des Monats oben – hatte ich schon eine Vorstellung vom Vorhandensein des Schnees. Manchmal will man aber mit dem Kopf durch die Wand und treibt sich nicht nur auf den weitgehend aperen Südseiten bis zu bestimmten Höhen herum, sondern steigt etwas höher auf und spart auch Nordseiten nicht aus. Der Parkplatz beim Walchseer Sportplatz, Ortsteil Winkl, gebührenpflichtig mit drei Euro, wäre der Ausgangspunkt für das LOCHNER HORN und Tour Nummer 3 zum BRENNKOPF.
Statt aber gleich abzusteigen wie hinaufzugehen oder eine Original-Runde aus dem Wanderführer zu absolvieren, ergab sich eine individuelle Kombination aus (fast) LOCHNER HORN und HOCHKÖPFL.
Ab Parkplatz die Straße links über den Bach, danach wäre man beim ersten WW mit der Destination LOCHNER HORN on track – die Entscheidung, die andere Richtung mit der Angabe Pension Annelies, sollte mir in Verbindung mit dem Verlassen der Asphaltstraße eine rustikale Tour, die zur hikr-Community „Ostalpen – weglos – für Naturliebhaber“ passen könnte, bescheren.
DAV BY 17 Chiemgau und 460 XL MAYR Kaiserwinkl bilden das Gelände 1:25.000 komplett ab, bei der KOMPASS 09 Kufstein Walchsee St. Johann fehlt ein kleines Stück oberhalb des Blattrandes. Die Extra-Karte des Wanderführers im Maßstab 1:35.000 und auch die alte Nr. 9 von 2001 im Maßstab 1:50.000 zeigen die parallel zum Ramsbach verlaufende Jeep-Pickup-Traktor-Str. imho besser befahrbar als die Darstellung eines Karrenwegs in der deutschen Alpenvereinskarte. Die Abdrücke auf einem meiner Fotos ordne ich aber einem Raupenfahrzeug wie einem Bagger zu.
In allen Karten ist klar zu erkennen, dass der (Fahr)Weg endet und man ggf. steil über von Osten bzw. Nordosten aufsteigen könnte, sofern man Lust darauf und Biss hat. Geholfen hat ein wenig die Kommunikation mit einem Jäger, der etwas vor mir gegangen war und nach einem Telefonat, wo er stehen blieb, seine Meinung kundtat, dass ich hier falsch wäre. Im Zuge der Unterhaltung wurde mir aber bestätigt, dass man schon durchkommen kann. Man müsse darauf achten, nicht zu nah an die Felsen aufzusteigen - je nach Findigkeit wäre man unter Umständen eine arme Sau. Die Jahreszeit mit der Schneelage in der ersten Märzdekade 2025 sorgte jedenfalls für einen hohen Zeitaufwand und verlangte entsprechend viel ab. Statt wie in einem Wanderführer in 2 Stunden normal zum Gipfel aufzusteigen, war ich mindestens doppelt so lange unterwegs. Allerdings musste ich auch sehr aufpassen, meine bereits letztes Jahr in Mitleidenschaft gezogenen Sehnen nicht überzustrapazieren. Die Strategie, die Einlegsohlen zu entnehmen, wurde aber nicht angewandt. Die zwei abgebildeten wasserführenden Gräben wurden wohl an geeigneten Stellen gequert. Aber ich hatte zuvor auch noch einen dritten Graben dabei.
Der Stacheldraht des Zauns am Waldrand lag entweder unter dem Schnee oder wurde entfernt und wird durch nigelnagelneuen ersetzt. Vielleicht wäre im Sommer stattdessen oder zumindest teilweise ein Elektrozaun zu sehen. Die Pflöcke eigneten sich nach Westen definitiv nicht als Bauernlineal, so viel Schnee lag dort. Der Gipfel befand sich aber ohnehin in nordöstlicher Richtung. Angesichts einer alten Wintersportspur ging es die letzten Höhenmeter gewinnend und einen Hochstand im Blick mühsam im Schnee direkt nach Norden nach oben. Von mir aus gesehen links war eine Person beim Abstieg vom LOCHNER HORN zu beobachten, die sich aber südseitig der Sicht entzog. Zum dem Gipfel vorgelagerten und ähnlich hohen Punkt konnte an der Schneegrenze im fast komplett Aperen gegangen werden – da am LOCHNER HORN ohnehin kein Kreuz steht, konnte ich gut auf weitere Meter im Schnee verzichten. Da war ich nicht der Einzige, einer Frau, die auf mich zukam, reichte die Nebenerhebung für ihre Pause und die danach folgende Umkehr. Als wir uns gegenseitig einen weiteren schönen Tag gewünscht hatten und ich nach Westen bergab ging, kam ein jüngeres Trio.
Durch die Schneeschmelze interessierte es mich nicht, auf der Normalroute den Rinnsalen auszuweichen und mehr Kilometer zurückzulegen. Weglos im Trockenen, Slalom durch Stellen mit Schnee absolvierend, setzte ich meine Wanderung fort. Die Mittagspause mit Jause war längst überfällig, nach einer Inspektion bzw. Sondierung des Terrains an eigentlich relevanter Stelle und einer Menge Schnee nordseitig wurde erst der Retourgang eingelegt, dann eine Bank angesteuert. Dort erfolgte die Kalorienzufuhr in fester und flüssiger Form. Auch einen Blick in die Karte gab es. Die Entscheidung für eine Schleife im Uhrzeigersinn fiel. Was bei aperem Untergrund schnell geht, dauerte bei diesen Schneeverhältnissen länger. Ein Raufußhuhn flog davon. Im waldigen Bereich entzückte dann ein kleines (Jäger)Steiglein, das nah an eine Geländekante führte und mit einigen gelb gefärbten Eisenstangen gespickt war. Richtig mühsam wurde es im offenen Bereich, die metallene Orientierungshilfe bzw. Kennung des HOCHKÖPFL befand sich meiner Meinung nach nicht am höchsten Punkt mit 1539 m Höhe, sondern zwei, drei Meter niedriger. Nach weglosem Weiterkämpfen auf Grund des Schnees gab es plötzlich wieder ein Steiglein, das mit einigen weißen Unterbrechungen gut nach unten zu verfolgen war. Vielleicht 25 Meter von der zur Pause genutzten Bank kam ich raus. Die Aperness wurde so lange wie möglich ausgenutzt, um dann festzustellen, dass mir der steile Abstieg nicht erspart blieb. Die Diretissima-Spur wurde es nicht, eine schräge Querung, auch an eine Spur angelehnt, bescherte mir einen zweimaligen Einbruch bis zur Hüfte. Schneegewühle halt. Als ich glaubte, einen roten Gegenstand zu erblicken, den jemand verloren hatte, stellte sich beim Näherkommen heraus, dass es sich um einen rot-weiß-roten Markierungspflock handelte. Es sollte nicht der einzige bleiben. Das Kreuz 50 m neben der Hinteren Abendpoit-Alm war ein Ziel. Im Verlauf des weiteren Wegs gab es dann noch die Fahrstraßenabzweigung zu sehen, die zum vom LOCHNER HORN-Nebengupf gut zu sehenden ockerfarbenen Baukran führte. Es handelt sich da um die in der Karte zu lesende Westnerau, sofern ich nicht irre. Die DAV- Karte sowie die 460er XL-Edition vermitteln mir zwar schon den Eindruck, dass eine Bachquerung möglich wäre, am Tag meiner Tour bevorzugte ich jedoch, der Beschilderung nach Norden zu folgen. Wenn ich mir noch unbekanntes Gelände angeschaut haben werde, könnte ein Update dieses Tourenberichts erfolgen.
Nach der Schleife mit der Brücke und dem Erreichen der langen Fahrstraße (am WW 1:15 zur Riederalm) war dann recht bald mal Schluss mit dem Schnee. Zwei kurze Nutzungen von Bänken zum Trinken sind noch zu vermerken. Am liebsten wäre mir die sofortige Heimfahrt noch bei Tageslicht gewesen, doch ein spezieller Freund wollte mich noch treffen, was er aber nicht um 18:15 geschafft hat und mir letztendlich das Verpassen der ersten fünf Minuten des Kölner Tatorts bescherte.
Zu den Schwierigkeiten:
Bei den an diesem Tag gegebenen Verhältnissen sicher nicht unter T3, für mich persönlich eher T3+. Jägerspuren eines zumindest teilweise vorhandenen Steigleins waren nicht immer erkennbar. Ein Auge für geeignete Routenwahl, wie und wo man sich durch liegende Bäume und Schnee durchfädelt und wo man die Gräben quert, sollte man haben. Der Einsatz der Hände war notwendig, Einser-Kraxelstelle sollte dabei gewesen sein.
Vom HOCHKÖPFL zur Hinteren Abendpoitalm nicht zu unterschätzen, die Gefahr, an den steilen Hängen auszurutschen und Schneebruch besteht. Unfreiwillig rasant nach unten sollte unbedingt vermieden werden.
FAZIT:
Das Gelände eignet sich teilweise für eine Schneeschuhtour, ohne das HOCHKÖPFL in umgekehrter Richtung zum LOCHNER HORN ist eine solche am richtigen Tag für mich vorstellbar. 2026?
Unternehmung für Individualisten mit Frustrationstoleranz und Resilienz, mit und ohne Gamaschen wohl Garantie für nasse Schuhe und Füße zu dieser Jahreszeit

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