Die Watzmannüberschreitung mal umgekehrt machen habe ich eigentlich schon seit 3 Jahren vor und dank der stabilen Wetterlage klappte es endlich sogar noch dieses Jahr.
Ich startete um 6:20 Uhr vom Parkplatz Wimbachbrücke Richtung Wimbachklamm und weiter ins Gries. Nach ein paar kurzen, knackigen Anstiegen am Anfang geht es gemächlich durchs Gries bis zur Wimbachgrieshütte, die ich ziemlich genau 2 h nach Tourstart passierte. Weiter geht es durchs Gries bis zu einem Wegweiser, der nach links durch die Geröllfächer zum Fuß der Südwand führt.
Hier wird es nun langsam ernster, durch loses feines Geröll und Latschen geht es teils ausgesetzt aufwärts, weiter durch kettengesicherte Rinnen und entlang einer ausgesetzten Felsflanke bis zu einem trockenen Bachbett, in dem man bis zu einer Hangwiese aufsteigt. Hier ist eine Wasserstelle markiert, die heute aber fast trocken war. Nur ein kleines Rinnsal tröpfelte vor sich hin. Ich hatte genug zu trinken mit, daher war es kein Problem.
Von hier sind es nun noch etwa 1000 HM bis zur Südspitze. Zunächst über die steile Wiese und anschließend über einen Geröllfächer geht es steil aufwärts bis zur ersten Steilstufe. Der Aufstieg über die Felsen ist technisch unschwierig, geht über den 1. Grad nicht hinaus und ist an steileren Bereichen mit Fixseilen gesichert. Man gelangt nun wieder in Schrofengelände, gefolgt von einem Schuttfächer, den ich im Südanstieg als unangenehmsten Teil empfand. Man wühlt sich regelrecht durch, es ist sehr steil und man rutscht unweigerlich auch wieder abwärts mit dem Schotter, weshalb ich versuchte, im Schnelldurchgang immer zum nächsten größeren festen Felsbrocken zu gelangen und dort kurz zu pausieren.
Endlich angekommen am Fels ist das Gröbste nun geschafft. Es geht wieder in max. 1er-Gelände, an Steilstufen fixseilgesichert durch die Felslandschaft steil aufwärts, bis sich der abschließende Gipfelaufbau vor einem erhebt. Rechtsseitig teils ausgesetzt geht es in diesen letzten Bereich, in dem man technisch unschwierig, aber steil aufsteigt bis zum Gipfelplateau der Südspitze. Am Gipfelkreuz hielten sich einige Schneereste. Punkt 12 Uhr stand ich auf dem Gipfel der Südspitze.
Keine Wolken, klare Sicht und für November angenehme Temperaturen sorgten für ein nahezu perfektes Gipfelerlebnis und nach einer längeren Rast, in der noch drei Tourengeher von der Normalrichtung zustiegen, machte ich mich auf den Weg zur Gratüberschreitung.
Zunächst geht es etwas linksseitig des Grates in den Abstieg und hier leistete ich mir gleich den ersten und heute einzigen Verhauer. Ich übersah den weiteren Abstieg in ein Band der Westwand und ging weiter direkt am Grat, der immer schmaler wurde und verdächtigerweise keine Markierungen aufzeigte. Nach kurzem Rätseln fand ich dann aber den Weiterweg in die Westwand. Bei der Überschreitung in Normalrichtung kann dieses schon mal nicht passieren! Im Weg entlang der Westwand hielten sich einige Schneereste im Schatten, die aber problemlos seitlich passiert werden konnten.
Weiter geht es über einen fixseilgesicherten Stufenbereich über den Grat wieder einen kurzen Abschnitt in die Ostwand. Nur Gehgelände, aber sehr ausgesetzt. Nach diesem Abschnitt kommt man nun in den häufig als Schlüsselstelle bezeichneten sehr ausgesetzten Gratbereich, der etwa 20 m lang und zum Teil weniger als 50 cm breit ist. Ein nahezu durchgehendes Fixseil ermöglicht aber eine Absicherung bei Bedarf.
Das Gelände wird nun etwas zahmer. Überwiegend in Gehgelände geht es wieder durch die Westwand am Grat entlang mit gelegentlichen Steilstufen, an dem auch mal eine Hand benötigt wird. Ein größerer Schneekeil war noch entlang einer Felsformation zu umgehen, hier war Schlankheit von Vorteil, es war recht schmal. Abschnitte direkt über den Grat haben Fixseilsicherungen und sind nicht mehr so schmal wie an der Schlüsselstelle. Weiter geht es in der Westwand an einem Band in Gehgelände steil hinab und wieder aufwärts in eine Zwischenerhebung vor der Mittelspitze. Ein kleines Schneefeld ist zu überschreiten, eigentlich das Einzige heute und nicht in Absturzgelände.
Ein letztes Mal vor der Mittelspitze sind noch einige Höhenmeter abzusteigen, bevor es in den Gipfelaufbau der Mittelspitze geht. In Teils steilem, aber technisch nicht schwierigem Gelände geht es in leichter Kraxelei Richtung Mittelspitze. Die steilen Bereiche haben Fixseile und über einen nochmals sehr ausgesetzten Fixseilbereich geht es direkt über einen Grat zum Schlussanstieg zur Mittelspitze. In 1er-Kletterei und einem weiteren Fixseil gelangt man bis kurz unterhalb der Mittelspitze und in Gehgelände geht es dann bis zum Gipfelkreuz. Die kleine Schlüsselstelle nach der Mittelspitze in der schräg zur Ostwand abfallenden Platte bis zum Fixseil nahm ich in dieser Richtung gar nicht wahr.
Nach einer Rast geht es weiter zum Hocheck, wieder westlich vom Grat mit Fixseilen gesichert steil abwärts vom Mittelgipfel entlang von Bändern und schließlich die markanten Platten hinunter, die auch durchgehend mit Fixseilen gesichert sind. Weiter geht es wieder etwas aufwärts teils direkt über den hier breiten Grat und überwiegend Gehgelände bis zur „Treppe“. Ein stufiger, nochmals ausgesetzter Abschnitt über den Grat, der wieder durchgehend gesichert ist und sich von der Schwierigkeit anfühlt, wie wenn man eine seichte Treppe aufsteigt. Ein kurzer felsiger Bereich noch, ebenfalls gesichert, und ich erreichte kurz nach 14 Uhr die Holzbrücke am Hocheck.
Hier gönnte ich mir nochmals eine lange Rast und genoss Aussicht und das Graterlebnis. Das Wetter war einfach unglaublich und von meinen bisherigen Watzmannüberschreitungen war das heute tatsächlich die Entspannteste und das im November.
Auf 15 Uhr machte ich mich in den Abstieg. In felsigem Gelände bei gelegentlichen unschwierigen Schneekontakt ging es gen Watzmannhaus. Die seilgesicherte Steilstufe war komplett schneefrei, im Weiterweg zum Watzmannhaus ist nochmal die ganze Aufmerksamkeit im losen Schotter auf dem Weg gefordert. Auf 16.30 Uhr war ich am Watzmannhaus, bis hierhin wollte ich es mindestens im Hellen schaffen. Über den Sommerweg ging es weiter über die Mitterkaseralm zurück zur Wimbachbrücke, die letzte halbe Stunde mit Kopflampe.
Kurz nach 18 Uhr war ich wieder am Auto, ein absolut perfekter Bergtag!
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