Grundübelüberschreitung
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Die klassische Überschreitung der Grundübelhörner in der Reiteralm ist eine Mischung aus leichter Kletterei in meist festem Fels im Aufstieg über den Westgrat und den Grundübelturm (erstbegangen 1900 von Georg Leuchs alleine), einer herrlichen Gratwanderung zum Knittelhorn und dem schrofigen Abstieg durch die Kamine des Nordpfeilers (erstbegangen 1906 von Max Zeller alleine). Die Tour ist insgesamt recht alpin und nichts für Genusskletterer/Genusswanderer; es ist immer wieder sehr beeindrucken zu erleben, wie wild die Bergsteiger in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg drauf waren. Für mich ist die Überschreitung, die in den letzten Jahr nur selten gemacht wurde, eine der schönsten 5* Touren der Reiteralm.
Zur Schwierigkeitsbewertung: Dafür, dass der Aufstieg im AV-Führer mit "Stellen (IV-)" bewertet wird, muss man ordentlich hinlangen, ebenso darf man sich von der Bewertung des Abstiegs mit "II und I" nicht täuschen lassen. Es gibt ein gutes Topo der Tour im Buch von Sebastian Steude, der an einigen Stellen nicht zu Unrecht aufgewertet hat. Allerdings würde ich an zwei Stellen anders gehen als er, siehe unten. Ich folge unten der Einfachheit halber der klassischen Schwierigkeitsbewertung aus dem AV-Führer (siehe z.B. 17. Auflage von 1994).
Zur Ausrüstung: Auch wenn man nicht als Seilschaft unterwegs ist, muss man einen 30 Meter Strick zum Abseilen mitnehmen. Ebenso sollte man Material zur Verbesserung der zwei Abseilstände mitnehmen (Abseiler vom Grundübelturm an Block, Abseiler an Nordpfeiler an Latsche). Im Aufstieg über den Grundübelturm stecken praktisch nur alte Schlaghaken (außer einem verrosteten Bohrhaken auf dem Grundübelturm, den ich nicht mehr zum Abseilen verwenden würde).
Gehzeit: Dadurch dass ich im Abstieg vom Knittelhorn zum Nordpfleiler erst mal mehrere Varianten angeschaut habe und ich ein sehr langsamer Schrofenkletterer bin, bin ich mit einer ausgiebigen Gipfelpause auf ingesamt 9 Stunden Gehzeit gekommen. Sportliche Menschen, die nicht lange nach dem Weg suchen müssen, werden sicher deutlich schneller unterwegs sein je nachdem ob und wie viel man im Aufstieg sichert.
Vom Parkplatz Klausbachtal geht es über die Halsgrube zum Böselsteig. Bei einem Flachstück nach den ersten Drahtseilpassagen zweigt man links auf den unmarkierten Totensteig ab, der einen über Leitern ins untere Wagendrischelkar führt. Durch das Kar erreicht man die Grundübelscharte zwischen Grundübelturm und Kleinem Mühlsturzhorn. Der schöne Turm im Schartenbereich wird nordseitig über ein Band und eine Rinne umgangen, Stelle (III) (oder kann wohl etwas schwieriger auch direkt überklettert werden). Jetzt steht man unter dem plattigen Wandaufschwung des Grundübelturms. Zunächst steigt man über ein Band steil nach rechts empor (II), welches auf einen kleinen Absatz mit Latsche südöstlich des Grundübelturms leitet. Von hier gibt es zwei Möglichkeiten auf das markante Latschenband zu gelangen, welches die Westwand des Turms weiter oben quert. Entweder wie im Topo von Steude über das Loch und die "brüchige, griffarme Stelle höher oben" (AV-Führer) oder, wie ich es gemacht habe, einfacher und schöner weiter unten über die Plattenwand nach links rausqueren und sich an guten Griffen bei Stand an alten NH von den Platten auf das besagte Latschenband hochziehen (III-IV). Über das Latschenband einige Meter nach links auf einen großen Absatz. Von hier bin ich anders als beim üblichen Anstieg zur kleinen Scharte hinauf, die die Schlusswand des Turms mit einem großen westlich gelegenen Block bildet, und von dort über einen Riss auf den Turm. Normalerweise und vermutlich empfehlenswerter quert man über ein Band weiter nach rechts bis zur Kante und über diese sehr ausgesetzt hoch (IV-). Meine Variante ist deutlich weniger ausgesetzt, aber das letzte Stück kam mir schwerer wie (IV-) vor; an dem Tag auf jeden Fall die Schlüsselstelle für mich.
Der Grundübelturm ist in der Mitte gespalten und man steht nun auf dem westlichen Turm. Von diesem steigt man einige Meter ab zu einem großen Klemmblock (II) und auf der anderen Seite geht über ein sehr büchiges Wandl (IV-) auf den östlichen Turm. Hier müsste dringend mal ein Putztrupp durchgehen, man merkt deutlich, dass der Anstieg viel zu selten begangen wird. Zu Leuchs Zeiten gab es da wohl einen guten Tritt, der sich mittlerweile verabschiedet hat, und das Wandl war deutlich einfacher.
Der Grundübelturm ist in der Mitte gespalten und man steht nun auf dem westlichen Turm. Von diesem steigt man einige Meter ab zu einem großen Klemmblock (II) und auf der anderen Seite geht über ein sehr büchiges Wandl (IV-) auf den östlichen Turm. Hier müsste dringend mal ein Putztrupp durchgehen, man merkt deutlich, dass der Anstieg viel zu selten begangen wird. Zu Leuchs Zeiten gab es da wohl einen guten Tritt, der sich mittlerweile verabschiedet hat, und das Wandl war deutlich einfacher.
Vom östlichen Teil des Grundübelturms seilt man an einem Block (eher nicht an dem verrosteten Bohrhaken) 14 Meter auf einen Absatz ab. Von diesem klettert man in die Scharte zum Grundübelhorn ab, ein Block in der Scharte kann überklettert werden, und man erreicht das Große Grundübelhorn über nette Kraxelei in gebanktem Fels (III).
"Die Grundübelhörner, so heißen jene schlanken Spitzen, welche die Todesöde überwachen, die Verwüstung schüren aus ihren eigenen Eingeweiden, bis dass sie selbst zusammenbrechen [...]"
H. v. Barth "Aus den Nördlichen Kalkalpen"
Im Gegensatz zu dem was ein Leser von Hermann von Barth denken mag, ist das Große Grundübelhorn ein sagenhaft schöner Gipfel. Trotz seiner geringen Höhe bietet er fantastische Ausblicke bis in die Hohen Tauern und kleine Wiesenflecken laden zu einer Siesta ein. Den Normalweg durch die Barthrinne (erstbegangen 1868 von Barth und Berger) hat
Chiemgauer bereits schön beschrieben.

Jetzt folgt eine kurze aber herrliche Gratwanderung zum Kleinen Grundübelhorn. Den Weiterweg zum Knittelhorn absolviert man ab besten direkt am Grat durch die Latschen hindurch, brüchig und Stellen (II).
Nun beginnt der schrofige Abstieg zum Nordpfeiler. Der wilde Zeller Max hat es sich nicht nehmen lassen, sich dabei noch an einer Kaminrinne am Turm in der Westflanke auszutoben. Man sollte die Beschreibung aus dem AV-Führer keinesfalls ernst nehmen, denn es gibt eine viel einfachere Variante, um zum Ausstiegsband aus der Westflanke zu gelangen (auch die Variante im Topo von Sebastian Steude sah mir nicht sehr verlockend aus). Dazu bleibt man im Wesentlichen immer am Nordgrat. Den ersten Abschwung kann man orographisch rechts in der latschigen Ostflanke entlang eines Gamswechsels umgehen (I-II). Dann immer am schrofigen Grat bleibend (Stellen II) bis zum letzten plattigen Abschwung auf das Ausstiegsband. Diesen umgeht man orographisch links durch eine Schrofenrinne (I). Jetzt steht man bei einem Steinmann auf dem breiten Ausstiegsband der Schrofenflanke und quert eben nach rechts (Steinmänner) auf dem dort schmalen Band ums Eck. Dadurch dass sich unter einem ein großes Dach und eine überhängende Felswand befindet, ist es am Eck extremst ausgesetzt. So eine Ausgesetztheit habe ich bisher im Zweiergelände noch nie erlebt. Über das wieder breitere Band erreicht man den Abseilstand an einer Latsche und man seilt sich 13 Meter direkt auf den Pfeiler ab. Zunächst betritt man die lange Kaminfolge, die der Pfeiler mit der Wand bildet, nicht und geht stattdessen über die Schrofen rechts hinunter (II). Wo es latschiger wird und unterhalb abbricht, quert man nach links in die Kamine. Diesen bin ich bis zum Vorbau durchgehend gefolgt (Stellen II+). Für Zweierkamine ist es recht amtlich, löst sich aber immer gut auf. Beim Vorbau quert man links über Schrofen raus (I) und erreicht somit wieder das Wagendrischelkar.
Tourengänger:
frehel

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