Auf Naefs (Ab)wegen zum Unghür


Publiziert von hb9dqm , 7. September 2024 um 21:09.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum: 7 September 2024
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Vernela-Gruppe   CH-GR 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1000 m

Auf dem Weg zum Hinteren Plattenhorn am Vortag sind mir die Unghürhörner aufgefallen. Abgesehen vom lustigen Namen schien auch die Route, soweit ich sie vom Süser Tal aus einsehen konnte, logisch – und weil ich sowieso eine Schwäche für selten bestiegene Gipfel habe, kam das Unghür auf den Speiseplan für den nächsten Tag.

Beschreibungen findet man nicht viele – hauptsächlich ein paar Skiverrückte, die eine Rinne in der Nordflanke befahren wollen, wofür man von Süden her in die Scharte zwischen den beiden Unghürhörner-Gipfeln steigt und dort nordseitig die ersten Meter abseilt. Die Gipfel der Unghürhörner werden dabei nicht besucht. Dann gibt es noch einen Eintrag auf gipfelbuch.ch von 2009, welcher sich auf eine Routenbeschreibung aus dem SAC-Führer bezieht: der sog. «Weg Naef» (R. 453, ZS) zum Westgipfel, welcher der Hauptgipfel ist. Wer dieser Naef war, wird leider nicht erläutert.

Mit dem e-MTB von Monbiel zum Berghaus Vereina, auf dem Wanderweg ins Süser Tal, und zwischen den zwei Bächen aus dem Steintäli über einen Gras- und Gebüschrücken recht komfortabel zum Süserseeli. Hier setzt nun der «Weg Naef» an: die auffällige Geröllrinne hoch (gegen oben etwas mühsam), und dann nach links auf ein breites Schuttband unterhalb des Westgipfels. Soweit alles klar, auf dem Schuttband fand ich sogar noch zwei grosse Steinmänner. Beim zweiten stellte sich dann die Frage: noch weiter queren, oder schon nach oben zum SW-Grat halten? Ich sah ein grasiges Band und folgte diesem, bis ich den SW-Grat erreicht hatte. Das ging recht angenehm – bis dahin ca. T5+. Nun freute ich mich auf die «luftigen und schönen Kletterstellen» am SW-Grat. Was man sagen muss: der Fels des Ungeheuers ist solide, nicht nur am Grat, sondern meistens sogar auch in der Südflanke. Ganz anders als am Hinteren Plattenhorn...

Der SW-Grat besteht hauptsächlich aus schrägstehenden Platten, und ich kam auf dem Grat bis etwa 40 m Luftlinie vom Hauptgipfel. Das ging so im Bereich II+ (luftig). Der letzte Aufschwung schien mir dann aber solo bzw. ungesichert doch etwas zu happig; man muss ja schliesslich auch wieder runter. Also Rückzug, den Grat wieder abgeklettert, und nach einer Umgehung in der Südflanke gesucht. Ich fand eine Möglichkeit, auf schmalen Simsen unter dem Gipfelturm hindurch in ein kleines Couloir zu queren, das wenige Meter östlich des Gipfels endete. Von dort in wenigen Schritten zum Gipfel.

Auf dem Gipfel fand ich ein neues Gipfelbuch von 2022, mit bislang drei Einträgen, einer pro Jahr. Zuvor soll ein Buch von 1950 dort gewesen sein. Mit Sicherheit sind die Unghürhörner nicht überlaufen...

Im Abstieg probierte ich eine Rinne aus, die wenige Meter westlich des Gipfels ansetzt (ca. II+). Danach im Zickzack mit diversen Kletterstellen wieder auf das Geröllband, und zurück in die grosse Geröllrinne und zum Süserseeli.

Anmerkung zur Bewertung: Man hat ja im wilden, unübersichtlichen Gelände oft das Gefühl, dass es irgendwo noch besser/angenehmer/einfacher gehen würde, wenn man wüsste wo. Dieses Gefühl beschlich mich auch auf dieser Tour, aber rückblickend muss ich sagen – wahrscheinlich ist dieser Gipfel einfach nicht ohne Kletterstellen um die II+ zu haben. Ohne grosse Anhaltspunkte aus verlässlicher Quelle (ausser dem summarischen «ZS» vom SAC) ist das aber einfach mein Eindruck, nachdem ich mich insgesamt zwei Stunden lang im Gelände rund um den Westgipfel ausgetobt habe...

Tourengänger: hb9dqm


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