Piz Corbet / Pizzo Sevino 3025m
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BLINDFLUG IM NEBEL AUF EINEN DREITAUSENDER.
Wie schon einen Monat zuvor beim Piz Aul hatten Boris und ich wieder einmal etwas Wetterpech, und dies obwohl Sonnenschein für den Gipfeltag angesagt war. Das trübte zwar etwas die Gipfelfreude, in Grossen und Ganzen war die Tour mit Übernachtung im Bivacco del Servizio (2591m) aber top! Von der Schweizer Seite ist der Gipfel sehr unzugänglich weshalb wir von Italien oberhalb des kleinen Dorfes Starleggia (1565m) als üblichen Ausgangspunkt den Berg in Angriff nahmen. Mangels öffentlichem Verkehr ist das Auto für diese Tour die einzige sinnvolle Anfahrtsmöglichkeit und man kann noch etwa 70m höher als das Dorf bis zu einer Schranke hochfahren.
Allgemeines zum Piz Corbet / Pizzo Sevino
Der 3025m hohe Gipfel liegt auf der Grenze zwischen der Schweiz (Graubünden) und Italien (Lombardia) weshalb er auf beiden Landessprachen einen eigenen Namen hat. Auf der Schweizerseite heisste er Piz Corbet, in Italien Pizzo Sevino. Er liegt in den Leptonischen Alpen und gehört zur Tambogruppe. Der Gipfel ist mit einer Schartenhöhe von 674m sehr selbstständig und der nächst höhere Berg Piz Bianch (3037m) liegt wenig mehr als 7km entfernt. Am Bergfuss liegt im Westen die Schweizer Gemeinde Mesocco, im Osten der italienische Ort Campodolcino. Nachbargipfel sind im Süden der Piz Nebion (2852m) und im Norden der Pizzo Quadro / Cima de Pian Guarnei (3015m); zwischen Piz Corbet und Pizzo Quadro liegt der Übergang Bocchetta del Sevino (2916m). Im Südosten auf 2080m ist der künstliche Stausee Bacino del Truzzo.
Der Piz Corbet wurde erstmals von Ludwig Darmstädter, Georg und Johann Stabeler am 10.6.1892 in Form einer Überschreitung bestiegen mit Aufstieg über den Südgrat und die Westgratschulter und Abstieg über den Nordgrat. Der Gipfel bildet eine formschöne Pyramide mit Graten fast exakt in alle vier Himmelsrichtungen. Nach Südosten und Südwesten fällt der Gipfel in 400m hohen Felswänden ab, die Nordwestflanke ist ebenfalls sehr steil und mit Felsen durchzogen. Die Nordostflanke besteht grösstenteils aus Geröllhalden, der einfachste (L/T4), aber sehr mühsame Aufstieg führt durch diese zum Gipfel. Üblicher Anstiege ist der blau-weiss markierte Nordgrat (WS-/T4; Fels I), dessen unteren Teil aus der Bocchetta del Sevino in der westseitigen Flanke verläuft. Ähnlich schwierig ist der Südgrat zur Westgratschulter (WS-/T4-5; Fels II). Die schwierigste beschriebene Route ist der ganze Westgrat (ZS+; Fels IV), wobei die schwierigsten IVer-Kletterstellen nach Führerliteratur umgangen werden können.
Die Tour
TAG 1 (5.9.): Schon die Anreise war lange, weshalb wir erst um 12:45 Uhr beim Parkplatz losgelaufen waren. Besonders für den Nachmittag war Regen vorausgesagt worden und so liefen wir mit Regenschutz und leichten Nieseln los. Über Alpe Bocci und die uralten Steinhäuschen von Morone gelangten wir zum Bergweg durch lichten Wald oberhalb Cort Sora. Der Pfad führt ins Valle della Sancia zu einem kleinen Stauwehr auf 2010m. Wegen nun etwas stärkerem Regen fiel dort die erste Pause dementsprechend kurz aus. Vom Hüttchen beim Stauwehr wanderten wir nun eben über einem zubetonierten Wasserlauf entlang, dann ging es über einen steilen Bergpfad hinauf zu einem breiten Rücken der zum Motto Alto (2720m) hoch leitet unter dem auf der Südostseite das Tagesziel Bivacco Servizio (2591m) liegt. Der Bergweg ist bald durchwegs rot-weiss markiert. Nach einer Verzweigung bei P.2430m regnete es richtig stark mit Graupel. So eilten wir die letzten Höhenmeter richtig den Berg hinauf und erreichten die Schutzhütte nach etwas mehr als 3 Stunden. Wir waren bei dem trüben Wetter alleine und konnten bis in die Nacht hinein gemütlich kochen und mitgebrachtes Bier und Wein geniessen. Gegen Abend hörte dann auch der Regen auf und wir konnten die Berglandschaft mit einem Regenbogen geniessen.
TAG 2 (6.9.): Tagwach war um 5 Uhr. Doch draussen war extrem dichter Nebel weshalb wir uns wieder Schlafen legten bis nach halb 7 Uhr um wenigstens bei Tageslicht aufzubrechen. Um 6:45 war der Nebel zwar immer noch da, aber wir starteten frohen Mutes. Von der Biwakhütte ging es kurz wenig bergauf in Richtung Pizzo Quadro, danach folgten ein wenig weiter dem rotweiss markierten Bergweg und stiegen dann über Schutthänge und Schrofengelände zu einem Bach hinunter den wir in beim P.2536m überquerten. Auf der anderen Seite des Baches beginnt ein Grasrücken der einfach begehbar ist mit südseitiger Felswandbegrenzung. Diesem folgten wir bis knapp 2700m wo er sich verliert und die Felswand endet. Es herrschte natürlich immer noch dichter Nebel und wir peilten den Übergang Bocchetta del Sevino (2916m). Der Aufstieg führt über einen meist gut begehbarer Geröllhang wo ich für die Wegfindung auf dem Rückweg immer in Sichtweite einige Steinmännchen baute. Zu unserer Überraschung trafen wir unterhalb der Lücke auf blauweisse Markierungen welche über eine Rampe direkt in die Lücke leiten. Oben angelangt machten wir erstmals eine längere Pause. Ohne zu wissen, dass der markierte alpine Bergweg eigentlich zunächst in der Flanke auf Schweizer Seite mit etwas Höhenverlust verläuft gingen wir den Grat zum Gipfel direkt an. Es waren wenige Wegspuren zu sehen als wir die untersten Gratfelsen recht umgingen. Es folgte muntere, ausgesetzte Kraxelei, oberhalb des Einstiegs meist auf dem Grat, mal etwas links oder rechts und einmal trafen wir auf eine schöne kletterbare Rinne. Der Schwierigkeitsgrad ging nie über II hinaus. Irgendwann trafen wir dann völlig überraschend auf die blauweissen Markierungen wo der Bergweg auf den Grat trifft. Nun war es ein einfacher Katzensprung bis zum Gipfel den wir in dichtem Nebel erreichten. Ohne Aussicht blieben wir bei 3°C auf dem nasskalten Gipfel, wo ich das zerfallene Gipfelsteinmännchen neu baute. Zur Lücke stiegen wir über den markierten Pfad, dann wieder die Rampe hinunter und waren froh im nun noch dichteren Nebel den Steinmännchen über den Geröllhang zu folgen. Um Mittag waren wir bei der Biwakhütte zurück. Hier rasteten wir gemütlich, packten unsere Sachen zusammen. Innert zwei Stunden stiegen wir zuletzt zu unserem Auto ab wo zum Tourenabschluss es wieder leicht zu Regnen begann.
Genaue Route: Siehe beigelegte Karte
Anmerkung: Die angegebenen Schwierigkeiten beziehen sich auf die markierte Strecke von der Bocchetta del Sevino zum Gipfel. Unsere direktere Variante über den unteren Teil des Nordgrates würde ich als WS/T5 mit Kletterei bis II einstufen.
Wie schon einen Monat zuvor beim Piz Aul hatten Boris und ich wieder einmal etwas Wetterpech, und dies obwohl Sonnenschein für den Gipfeltag angesagt war. Das trübte zwar etwas die Gipfelfreude, in Grossen und Ganzen war die Tour mit Übernachtung im Bivacco del Servizio (2591m) aber top! Von der Schweizer Seite ist der Gipfel sehr unzugänglich weshalb wir von Italien oberhalb des kleinen Dorfes Starleggia (1565m) als üblichen Ausgangspunkt den Berg in Angriff nahmen. Mangels öffentlichem Verkehr ist das Auto für diese Tour die einzige sinnvolle Anfahrtsmöglichkeit und man kann noch etwa 70m höher als das Dorf bis zu einer Schranke hochfahren.
Allgemeines zum Piz Corbet / Pizzo Sevino
Der 3025m hohe Gipfel liegt auf der Grenze zwischen der Schweiz (Graubünden) und Italien (Lombardia) weshalb er auf beiden Landessprachen einen eigenen Namen hat. Auf der Schweizerseite heisste er Piz Corbet, in Italien Pizzo Sevino. Er liegt in den Leptonischen Alpen und gehört zur Tambogruppe. Der Gipfel ist mit einer Schartenhöhe von 674m sehr selbstständig und der nächst höhere Berg Piz Bianch (3037m) liegt wenig mehr als 7km entfernt. Am Bergfuss liegt im Westen die Schweizer Gemeinde Mesocco, im Osten der italienische Ort Campodolcino. Nachbargipfel sind im Süden der Piz Nebion (2852m) und im Norden der Pizzo Quadro / Cima de Pian Guarnei (3015m); zwischen Piz Corbet und Pizzo Quadro liegt der Übergang Bocchetta del Sevino (2916m). Im Südosten auf 2080m ist der künstliche Stausee Bacino del Truzzo.
Der Piz Corbet wurde erstmals von Ludwig Darmstädter, Georg und Johann Stabeler am 10.6.1892 in Form einer Überschreitung bestiegen mit Aufstieg über den Südgrat und die Westgratschulter und Abstieg über den Nordgrat. Der Gipfel bildet eine formschöne Pyramide mit Graten fast exakt in alle vier Himmelsrichtungen. Nach Südosten und Südwesten fällt der Gipfel in 400m hohen Felswänden ab, die Nordwestflanke ist ebenfalls sehr steil und mit Felsen durchzogen. Die Nordostflanke besteht grösstenteils aus Geröllhalden, der einfachste (L/T4), aber sehr mühsame Aufstieg führt durch diese zum Gipfel. Üblicher Anstiege ist der blau-weiss markierte Nordgrat (WS-/T4; Fels I), dessen unteren Teil aus der Bocchetta del Sevino in der westseitigen Flanke verläuft. Ähnlich schwierig ist der Südgrat zur Westgratschulter (WS-/T4-5; Fels II). Die schwierigste beschriebene Route ist der ganze Westgrat (ZS+; Fels IV), wobei die schwierigsten IVer-Kletterstellen nach Führerliteratur umgangen werden können.
Die Tour
TAG 1 (5.9.): Schon die Anreise war lange, weshalb wir erst um 12:45 Uhr beim Parkplatz losgelaufen waren. Besonders für den Nachmittag war Regen vorausgesagt worden und so liefen wir mit Regenschutz und leichten Nieseln los. Über Alpe Bocci und die uralten Steinhäuschen von Morone gelangten wir zum Bergweg durch lichten Wald oberhalb Cort Sora. Der Pfad führt ins Valle della Sancia zu einem kleinen Stauwehr auf 2010m. Wegen nun etwas stärkerem Regen fiel dort die erste Pause dementsprechend kurz aus. Vom Hüttchen beim Stauwehr wanderten wir nun eben über einem zubetonierten Wasserlauf entlang, dann ging es über einen steilen Bergpfad hinauf zu einem breiten Rücken der zum Motto Alto (2720m) hoch leitet unter dem auf der Südostseite das Tagesziel Bivacco Servizio (2591m) liegt. Der Bergweg ist bald durchwegs rot-weiss markiert. Nach einer Verzweigung bei P.2430m regnete es richtig stark mit Graupel. So eilten wir die letzten Höhenmeter richtig den Berg hinauf und erreichten die Schutzhütte nach etwas mehr als 3 Stunden. Wir waren bei dem trüben Wetter alleine und konnten bis in die Nacht hinein gemütlich kochen und mitgebrachtes Bier und Wein geniessen. Gegen Abend hörte dann auch der Regen auf und wir konnten die Berglandschaft mit einem Regenbogen geniessen.
TAG 2 (6.9.): Tagwach war um 5 Uhr. Doch draussen war extrem dichter Nebel weshalb wir uns wieder Schlafen legten bis nach halb 7 Uhr um wenigstens bei Tageslicht aufzubrechen. Um 6:45 war der Nebel zwar immer noch da, aber wir starteten frohen Mutes. Von der Biwakhütte ging es kurz wenig bergauf in Richtung Pizzo Quadro, danach folgten ein wenig weiter dem rotweiss markierten Bergweg und stiegen dann über Schutthänge und Schrofengelände zu einem Bach hinunter den wir in beim P.2536m überquerten. Auf der anderen Seite des Baches beginnt ein Grasrücken der einfach begehbar ist mit südseitiger Felswandbegrenzung. Diesem folgten wir bis knapp 2700m wo er sich verliert und die Felswand endet. Es herrschte natürlich immer noch dichter Nebel und wir peilten den Übergang Bocchetta del Sevino (2916m). Der Aufstieg führt über einen meist gut begehbarer Geröllhang wo ich für die Wegfindung auf dem Rückweg immer in Sichtweite einige Steinmännchen baute. Zu unserer Überraschung trafen wir unterhalb der Lücke auf blauweisse Markierungen welche über eine Rampe direkt in die Lücke leiten. Oben angelangt machten wir erstmals eine längere Pause. Ohne zu wissen, dass der markierte alpine Bergweg eigentlich zunächst in der Flanke auf Schweizer Seite mit etwas Höhenverlust verläuft gingen wir den Grat zum Gipfel direkt an. Es waren wenige Wegspuren zu sehen als wir die untersten Gratfelsen recht umgingen. Es folgte muntere, ausgesetzte Kraxelei, oberhalb des Einstiegs meist auf dem Grat, mal etwas links oder rechts und einmal trafen wir auf eine schöne kletterbare Rinne. Der Schwierigkeitsgrad ging nie über II hinaus. Irgendwann trafen wir dann völlig überraschend auf die blauweissen Markierungen wo der Bergweg auf den Grat trifft. Nun war es ein einfacher Katzensprung bis zum Gipfel den wir in dichtem Nebel erreichten. Ohne Aussicht blieben wir bei 3°C auf dem nasskalten Gipfel, wo ich das zerfallene Gipfelsteinmännchen neu baute. Zur Lücke stiegen wir über den markierten Pfad, dann wieder die Rampe hinunter und waren froh im nun noch dichteren Nebel den Steinmännchen über den Geröllhang zu folgen. Um Mittag waren wir bei der Biwakhütte zurück. Hier rasteten wir gemütlich, packten unsere Sachen zusammen. Innert zwei Stunden stiegen wir zuletzt zu unserem Auto ab wo zum Tourenabschluss es wieder leicht zu Regnen begann.
Genaue Route: Siehe beigelegte Karte
Anmerkung: Die angegebenen Schwierigkeiten beziehen sich auf die markierte Strecke von der Bocchetta del Sevino zum Gipfel. Unsere direktere Variante über den unteren Teil des Nordgrates würde ich als WS/T5 mit Kletterei bis II einstufen.
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