Piz Forbesch 3261,8m


Publiziert von Sputnik Pro , 31. August 2024 um 10:31.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberhalbstein
Tour Datum:28 August 2024
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Zirka 18km (total)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Chur mit der Bahn nach Tiefencastel, von dort mit dem Bus nach Mulegns.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Analog Zufahrt zum Ausgangspunkt.
Unterkunftmöglichkeiten:Keine unterwegs, Hotel in Mulegns. Gute Biwakplätze mit nahem Wasserlauf sind auf 2365m und 2405m auf der Plang Forbesch unterhalb vom Steilhang zum namenlosen See auf Muttariel.
Kartennummer:LKS 1:25000 Bivio (Nr. 1256)

TOLLE BIWAKTOUR AUF EINEN ZÜNFTIGEN DREITAUSENDER GRAUBÜNDENS.

Manchmal braucht ein Berg mehrere Anläufe, so war es auch beim Piz Forbesch. Vor 3 Jahren versuchte ich den Gipfel zweimal. Im Spätwinter scheiterte ich wegen einem Wetterunschwung und anbahndender Erkältung, beim zweiten Versuch musste ich in der Nordflanke im Herbst wege vereisung ohne Steigeisen die Segel streichen. Doch aller guten Dinge sind drei und schlussendlich wurde ich mit einer phantastischen Tour belohnt!

Allgemeines zum Piz Forbesch

Der 3261,8m hohe Piz Forbesch liegt im Kanton Graubünden in den Oberhalbsteiner Alpen. Er ist ein sehr selbstständiger, aussichtsreicher Gipfel mit einer Schartenhöhe von 604m. Sein nächst höherer Nachbar ist der 3,6km südlich vom Piz Forbesch gelegenen Piz Platta (3392m). In 220m Luftlinie südlich vorgelagert vom Gipfel ist der Piz Forbesch Pintg (3202m). Beide Berge sind durch eine tiefe Scharte getrennt. Die beiden Gipfel bilden je nach Perspektive die Form einer Schere von wo der Name vom Piz Forbesch herrührt, auf Latein heisst „forfex“ Schere was ähnlich in den romanischen Idiomen übernommen wurde.

Vom Gipfel leitet nach Nordosten ein über 2km langer Grat zum Piz Arblatsch (3203,5m) hinüber, der tiefste Gratpunkt liegt auf 2958m. Nach Süden bricht der Gipfel zur Scharte beim Piz Forbesch Pintg senkrecht ab. Auch über 1000m hohe Flanke nach Nordwesten ins Val Curtegns ist extrem steil und mit Felsen durchsetzt. Die Südostseite ist in Gipfelnähe eine 300m hohe Felswand, etwas weiter entfernt ist die Flanke weniger steil und von einer 400m langen Geröllrinne (Südwandrinne) durchbrochen.

Der Piz Forbesch wurde am 21.5.1893 erstmals durch Valentin Fynn, Walter Gröbli und Christian Klucker bestiegen. Die Normalroute führt vom Namenlosen See auf etwa 2600m zum Nordostgrat und über ihn zum Gipfel. Der Grat wird auch durch die Südwandrinne erreicht, die allerdings bei Ausaperung wegen mühsamer Geröllauflage nur für den Abstieg geeignet ist. Beide Varianten haben die Schwierigkeit WS / T5+ mit Stellen von Felskletterei auf dem Grat bis II. Eine schwierigere und mühsame Route (ZS) führt durch die Nordostwand. Der Ausgangsort für den Normalweg ist Mulegns (1482m) und von dort durchs Val da Faller über die Alpsiedlungen Tga (1922m) und Arnoz (2021m).

Die Tour

TAG 1 (27.8.): Mit etwas Verspätung stieg ich aus dem Bus und startete ich in Mulegns um 10 Uhr. Zuerst ging es grösstenteils über ein Fahrsträsschen durch oft bewaltete Val da Feller hinauf zur Alpsiedlung Tga. Ein Strässchen ging noch weiter hoch zu den Hütten von Arnoz. Von dort wanderte ich noch 200m über einen unmarkierten Pfad hinauf bis auf er sich auf einem breiten Grasrücken verliert. Weglos wanderte ich die Alpweiden von Schumbrignas hinauf bis zum Biwakplatz bei einer kleinen Kuppe auf 2365m unmittelbar bei einem trockenen Wasserlauf. Für den Aufstieg benötigte ich trotz schwerem Rucksatz nur etwas über 3 Stunden. Nun war Entspannung angesagt, es wird gekocht, mitgebrachte Bierchen gezischt und Wasser hatte ich auch 100m entfernt von einem Bach in nordöstlicher Richtung gleicher Höhe.

TAG 2 (28.8.): Um halb fünf Uhr morgens begann ich mit dem Aufstieg. Zuerst geht es einen immer steiler werdenden Grashang hinauf, zuletzt etwas nach links Felsen entlang, um zur Hochebene Muttariel auf etwa 2600m zu gelangen wo auch ein namenloser See liegt. Dort passierte ich den See linkerhand und stieg in einem nordseitig ausholenden Bogen hinauf in den Sattel westlich von P.2811m. So konnte ich einfach die steilsten und mühsamen Schutthalden umgehen. Als nächstes muss der Nordostgrat angepeilt werden den man bei P.3094m erreicht. Durch Kartenstudium und Ansicht der Flanke vom Biwak ging ich leicht rehtshaltend die ersten 100m ziemlich gerade hinauf, drehte dann um 90° nach links in südwestliche Richtung und folgte weiterhin meist dem Geröll ohne grosse Felsberührung. Auf 3000m drehte ich wieder in Richtung Norden bis unter Gratfelsen und erreichte so ziemlich einfach den Grat. Nun folgte ich auf deutlichen Wegspuren dem Grat 50m hinauf wobei einige Felsstufen immer links umgangen werden. Man steht nun über einer Scharte wo die Südwandrinne endet. Ich schaute mich kurz um wir ich am einfachsten herunter klettern kann, am besten geht die nahe dem höchsten Gratpunkt in eine kleine Rinne hinein um danach nahezu waagrecht hinüber in die Scharte zu queren.

Hier machte ich nochmals eine kurze Pause und folgte dann Wegspuren hinauf in Richtung Gratgipfel P.3176m. Da dieser Punkt auf der Rückseite senkrecht abfällt muss er in steilem, brüchigem Geröllgelände nordseitig umgangen werden. Ich stieg zu früh ein, auch weil sich unterhalb vom Grat ein falsch gesetztes Steinmännchen befindet. So kam ich in heikles Gelände und kletterte schliesslich in haltlosem T6-Gelände etwas 10m unterhalb P.3176m hinauf und kam so auf die richtige Route. Der Rest der Umgehung war nun einfach. Auch die letzten 100 Höhenmeter des Nordostgrates waren nicht mehr besonders schwierig und meist Gehgelände. Auf halber Höhe befindet sich ein Felsturm der links südseitig etwas ausgesetzt umgangen werden kann. Kur vor dem Gipfel ist eine Felsstufe (II) etwas luftig abzuklettern, dank festem Fels und guten Tritten gefiel mir die Stelle besonders gut.

Vor 9 Uhr war schliesslich auf dem herrlichen Gipfel mit wunderschöner Rundumsicht. Der Rückweg nach Mulegns gestaltet sich rasch mit effizientem Geröllsurfen durch die Südwandrinne – und nach dem Verhauer im Aufstieg kam mir der Abstieg fast wie ein Spaziergang vor. Der negative einzige Punkt war, wie ich im Biwak feststellen musste, dass meine Jacke aufgehängt am Gipfelpfosten verbleiben war.

Tour im Alleingang.

Genaue Route: Siehe beigelegte Karte.

Tourengänger: Sputnik


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Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Felix hat gesagt:
Gesendet am 1. September 2024 um 11:33
super - ich gratuliere!

lg Felix

Sputnik Pro hat gesagt: PIZ FORBESCH:
Gesendet am 2. September 2024 um 07:08
Danke Felix, bis.gli emol em BL. D Flue wartet wieder emol und brucht es neus Gipfelbuech :-)

Lg Andi


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