Snowdonia Way


Publiziert von Günter Joos (gringo) , 31. Juli 2024 um 16:26.

Region: Welt » United Kindom » Wales
Tour Datum:20 Mai 2024
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: GB 
Zeitbedarf: 10 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Zug nach Machynlleth
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Zugverbindungen von und nach Convy
Unterkunftmöglichkeiten:Gasthäuser, Hotels, Hostels, B&B, Campsites, freies Zelten
Kartennummer:OS Explorer OL23, OL18, OL17

                                                                         
Eryri-Nationalpark (walisisch Parc Cenedlaethol Eryri, englisch Eryri National Park, ehemals Snowdonia-Nationalpark) ist eine Region im Nordwesten von Wales und als Nationalpark geschützt. Sie ist für ihre spektakulären Bergketten bekannt. Der frühere englische Name leitet sich vom höchsten Berg Wales’, dem 1085 m hohen Snowdon, ab. Der walisische Name Eryri stammt vom Wort eryr (deutsch „Adler“) ab. Am 16. November 2022 beschloss die Verwaltung des Snowdonia-Nationalparks, künftig den walisischen Namen für den Park zu verwenden.Der Eryri-Nationalpark ist 2170 km² groß und damit der drittgrößte in Großbritannien.Das Gebiet des Parks ist besiedelt und wird auch wirtschaftlich genutzt. 
Der Snowdonia Way ist keine offizielle Wanderroute, und somit auch nicht markiert. Er beginnt in Machinlleth, am Südrand des Nationalparks und endet in Convy an der wallisischen Nordküste. Bei dieser Nationalparkdurchquerung sind zwei Varianten gängig: eine High level- (196 km, 12190 hm) und eine Low level Route (156 km, 5140 hm). Beide Optionen sind immer wieder im Verlauf der Tour austauschbar, was etwa an Schlechtwettertagen den Ambitionierteren die Möglichkeit bietet, dennoch die Tour via Low level-Etappe fortzusetzen.Eine ausführliche Beschreibung der Tour bietet das Büchlein "Walking the Snowdonia Way" von Alex Kendall (Cicerone-Verlag, englischsprachig). Folgende OS-Wanderkarten 1:25.000 decken das Gebiet ab: OL23 Cadair Idris & Lan Tegid, OL18 Harlech, Porthmadog & Y Bala, OL17 Snowdon
 
Wenn man über England anreist, wird man spätestens an den zweisprachigen Schildern und den seltsamen Ortsnamen merken, dass man in Wales angekommen ist. Gleichwohl, wie Irland, Schottland und die Bretagne gehört auch Wales zu den „keltischen Ländern“, wo teilweise noch keltische Dialekte bis heute überlebt haben. Es sind aber stets Minoritäten, die meist in entlegeneren und ländlich geprägten Regionen siedeln, wie etwa auf den Aran Islands in Irland. In Südwales soll das „welsh“ gänzlich verschwunden sein, aber hier in Snowdonia sollen noch 60 Prozent das Wallisische als ihre Erstsprache benennen, und ich kann diesen Eindruck bestätigen. In so mancher Dorfkneipe wurde an der Bar „welsh“ gesprochen.
Snowdonia und insbesondere der Snowdon waren übrigens das Trainingsgelände sämtlicher frühen britischen Everest-Expeditionen. Auch Edmund Hillary und Tenzing Norgay waren hier
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19.05.2024
Der letzte Tag einer Schönwetterperiode. Es soll zunehmend unbeständig und im Laufe der Woche auch mal wirklich nass werden.
Das hübsche, kleine Städtchen Machinlleth ist ein würdiger Ausgangsort.. Campsite und Bunkhouse, wo ich unterkommen wollte, existieren allerdings nicht mehr.. Etwas versteckt, anderthalb km außerhalb der Ortschaft am Ufer des Afon ("Fluß") Dyfi finde ich dann aber ein idyllisches und gut verstecktes Plätzchen. Von dort aus wandere ich zurück in den Ort, für ein leckeres Barmeal im Pub "The White Lion" nahe des Uhrturms, dem Wahrzeichen von Machinlleth

20.05.2024
Ich freue mich eigentlich auf ein entspanntes Frühstück am lauschigen Flußufer, doch als ich hierzu frühmorgens aus dem Zelt krieche, sehe ich mich von abertausenden winziger Midges umschwärmt. Ich schaue, dass ich schnellstmöglich von hier wegkomme.. Midges sind winzig kleine, aber äußerst penetrante und lästige Stechfliegen.
 Nach einem kurzen Auftakt auf ruhigen Sträßchen weist mich die Routenbeschreibung auf Pfade, und mit Austritt aus dem Dyfi-Forest gleitet der Blick zurück über sanfte Bergketten im Süden und hinab nach Machinlleth. Vor mir erhebt sich der erste Bergkamm mit einem ausgeprägten Cwm. Cwms sind durch Eiszeitgletscher geformte Kare und finden sich häufig hier in Snowdonia. Zum Vergleich, das Zastler Loch am Feldberg wäre etwa ein typsches Cwm. Gleichwohl wie im Schwarzwald wurden auch hier einst sehr hohe Berge durch das Eis zu runden Kuppen abgeschliffen. Unglaublich, die hier sollen mal über 8000 m gemessen haben!
Der Tarrenhendre (633 m) ist der südlichste 2000-Fuß-Berg von Snowdonia. Der Aufstieg hat sich gezogen, es sind gut 5 Stunden vergangen seit meinem Aufbruch heute morgen. Auf der grasigen Kuppe wogen Wollgrasköpfe im Wind. Großzügig ist die Aussicht übers Dyfi-Tal hinweg, wo der Afon Dyfi einer silbernen Schlange gleich in weiten Mäandern kurvt, um sich schließlich in einer riesigen sandigen Mündungsbucht ("estuary") zu verlieren. Die Atmosphäre ist leider diesig, dennoch reicht die Aussicht bis in die Weite der offenen irischen See.
Abwärts zunächst über offene Wiesenmatten, danach hinein in einen moosgrünen Zauberwald. Bald erscheinen Zeugen des ehemaligen Bergbaus, der Pfad schlängelt sich zwischen stillgelegten Schiefersteinbrüchen hindurch. Tiefe, inzwischen mit Grundwasser geflutete Gruben vermitteln den Eindruck von veritablen Vulkankratern. Noch weiter hinab, und ich tauche ein ins üppige Grün einer dichtbewachsenen Bachklamm. Kleine Kaskaden und Stromschnellen tosen wild bald neben, bald unter mir. 
Abergynolwyn ist ein ehemaliges Minennest, erscheint heutzutage jedoch adrett herausgeputzt und ganz idyllisch .Ich treffe zur Unzeit ein, denn sowohl das Pub, als auch das Café, die einzigen Fassilitäten hier, haben geschlossen. Mein Plan war eigentlich, mich im Pub mit einer guten Mahlzeit gut zu sättigen, um danach bis zu einer biwakgeeigneten Stelle weiterzuwandern, denn in dem winzigen Ort ist es schwierig, unangemeldet eine Unterkunft zu bekommen. 
Ich beschließe, die 2 Stunden bis zur Öffnung des Pubs auszuharren. Die Tage sind lang  mir bleibt noch genügend Zeit. Leider wird mir bei der Öffnung um 17 Uhr beschieden, dass nur Mittwochs bis Samstags gekocht wird, heute ist Montag. Immerhin, einen kräftigen Kaffee, diverse verfügbare Snacks und einen Pint voll Zitronenlimonade. Ein paar Reserven fürs Biwak habe ich schließlich auch noch im Rucksack. 
Die lange Pause hat mich wieder in Form gebracht. Nachdem es über längere Zeit hinweg nach Regen aussah, passiere ich jetzt in wunderbarem Spätnachmittagslicht die strategisch auf einen Hügel gesetzten Mauerreste des geschichtsträchitigen Castell y Bere, Ich bin hier im ruhigen und malerischen Tal des Afon Dysynni. In Gwastadfryn lasse ich das letzte Farmhaus hinter mir, und auf einer feuchten Wiese schlage ich mein Zelt auf (posthum bemerkt, trockene Wiesen scheint es wohl nirgends in Snowdonia zu geben). Bis auf die vielen Schafe ist dieser obere Taleinschnitt völlig verlassen. Die vom goldgelben Abendlicht übergossenen Bergkuppen gegenüber meines Biwakplatzes geben das ergreifende Finale eines großartigen Wandertages.

21.05.2024
Fluchtartig verlasse ich frühmorgens meine schöne Zeltwiese, denn die Midges sind da. Der Anstieg zum Cadair-Idris-Massiv zieht sich mühevoll dahin, gewährt aber prächtige Rückblicke übers gekommene Tal hinweg. Auch erscheinen mit gewonnener Höhe mehr und mehr Bergzüge ringsherum. Es ist wolkenverhangen und auf den Höhen pfeift ein ordentlicher Wind, doch es bleibt vorerst trocken. Das Finale zum Hauptgipfel klettert über einen felsigen Pfad, dann ist es geschafft: ich bin auf dem Penygadair, mit 893 m der höchste Punkt des Cadair-Idris. Dieses Kleinmassiv ist das eindrücklichste im Südteil des Snowdonia-Nationalparks. In von eiszeitlichen Gletschern ausgeschliffenen Karen ruhen tiefblaue Bergseen, und die Aussicht zu Bergketten und zur Küste hin ist umfassend, trotz der heute wiederum diesigen Luft. Ein Schaf will sich während der Gipfelrast penetrant an meinem Rucksack ergehen und lässt sich auch nicht verjagen. So etwas habe ich bei diesen sonst so ängstlichen Tieren bislang noch nie erlebt. Unterhalb der betonierten Gipfelsäule befindet sich eine Unterstandshütte. Für ein Biwak hätte ich diese durchaus als tauglich befunden. Angeblich gibt es drei Möglichkeiten der Metamorphose nach einer verbrachten Nacht hier oben: entweder man ist am anderen Morgen tot, wahnsinnig, oder man erwacht als Poet ...
Im stürmischen Wind und unter tiefgrauem Gewölk stakse ich durch eine weite Einsattelung zum Mynydd Moel (863 m) hinüber, einem weiteren Gipfel des "Stuhl des Idris". Der hier ansetzende Abstieg vollzieht sich bis Punkt 683 problemlos und auch der beginnende Abstieg via dem Nordgrat lässt sich zunächst ganz ordentlich an. Aufgrund kleinerer, aber glitschiger Felsstufen erreicht der Pfad hier eine T3. Besonders mit dem schweren Trekingrucksack muss durchaus etwas aufgepasst werden.
Dann komme ich auf die fatale Idee, dass die Pfadspuren wohl in die falsche Richtung gehen. Leider hatte ich noch keine Gelegenheit, mir die entsprechenden OS-Karten zu besorgen und bin auf die Beschreibung im Buch und die dort abgedruckten 1:50.000 Kartenausschnitte angewiesen. Kurz und gut: mit dem Verlassen des Pfades begebe ich mich in unsägliches Sumpfgelände, furchtbar zugewachsen, unwegsam, durchsetzt von überwucherten Löchern. So stolpere ich über längere Zeit hinweg durch die Einöde, bis ich endlich wieder Land gewinne. Bedingt durch den großen Zeitverlust kommt es dann auch, dass ich vor Eintreffen in Dolgellau doch noch eine kräftige Regendusche abbekomme. Wegen der weiterhin regenträchigen Witterung miete ich mir eine Hütte auf dem Campingplatz, dann geht´s zum wohlverdienten Dinner im "Stag Inn". Dolgellau gehört zu den größeren Ortschaften am Weg, mit einer für den Wandersmann guten Infrastruktur.

22.05.2024
Die Wetterprognose für heute klingt höchst unbehaglich, weshalb ich mich für die "low level"  Variante entscheide. Sehr schön im ersten Abschnitt ist die Traversierung der westlichen Talfanke des Afon Mawddach, stetig oberhalb des, schmalen Flusstales.
 Hin wieder werde ich im Laufe meiner Tour an Wanderparkplätzen vorbeikommen. Diese sind hier in Wales oft gut ausgestattet und für mich geeignete Orte zum Pausieren mit Sitzgelegenheit, Regenschutz und sanitären Anlagen zum Trinkwasser nachfüllen. Nach einer solchen Rast geht durch den Coed y Brenin ein wenig aufregender Waldhatscher, doch ein paar kleinere Sehenswürdigkeiten  gibt es auch hier, wie die Reste einer mittelalterlichen Eisenschmelze.("bloomery"), oder eine kleine, aber feine Bachklamm. Dieser Wald gilt als MTB-Dorado, von der Begehung demensprechend gekennzeichneter Pfade ist abzuraten. 
Der prophezeihte Regentag zeigt sich in der Echtzeit besser, als erwartet. Allerdings führt der Etappenschluss in offenes Gelände. Der nur leicht Regen wird mir dort durch einen lebhaften Wind förmlich um die Ohren gepeitscht.. Trawsfynnid klebt auf einem Hügel oberhalb des gleichnamigen Sees. Am nördlichen Seeende scheint eine gut erhaltene Burg zu thronen. Der Eindruck  täuscht, denn es handelt sich um das Betonkonstrukt eines inzwischen stillgelegten Kernkraftwerkes.
Das örtliche Inn "The Crossfoxes" bietet neben ordentlichen Barmeals auch Übernachtungen in Stockbetten, hochwillkommen in meiner jetzigen Situation. Ich habe das Zimmer allein für mich und scheine ohnehin der eizige Übernachtungsgast. Einen wahrlich authentischen Stammtisch kann ich dann unten im Pub erleben. Typen in Arbeiterklamotten von der Sorte "take no shit", junge Muttis, ältere Herren - alle lachen und schwatzen an der Bar, und zwar auf keltisch. Ich bin beeindruckt :-).

23.05.2024
6.30 h, äußerst trüb schaut es aus.. Zu meinem Glück treffe ich zu dieser frühen Stunde in den ansonsten verlassenen Gassen einen Typen im Arbeitsdrillich, der mich darauf hinweist, dass die Brücke über den See, welche ich benutzen wollte, derzeit wegen Baufälligkeit gesperrt sei. 
Die Umrundung des südlichen Seeendes nimmt natürlich zusätzlich Zeit in Anspruch, lässt sich aber gut bewerkstelligen. Die Durchquerung eines größeren Moorgebietes steht zunächst an. Wie erwartet, wird das ein zähes Abenteuer, mit erneuter Wasserzufuhr  für die ohnehin schon nassen Füsse. Dazu noch Segen von oben ... . Der Regen ist nicht sonderlich stark, aber andauernd und iirgendwann dann auch gründlich penetrant. Bei der Orientierung im zunächst flachen Moor ist eine lange Trockenmauer sehr behilflich. Mit beginnendem Anstieg auf eine Passhöhe wird die zuvor im Moor oft schwierig auffindbare und immer wieder unterbrochene Pfadspur etwas deutlicher. Dafür ist die Sicht jetzt schlecht. Heftiger Wind und Regenschauer tun das Ihre hinzu, daß nicht allzu viel Behaglichkeit aufkommt. Ich verliere viel Zeit damit, das in der Beschreibung erwähnte "Stile" zu finden, welches sich knapp unter der Passhöhe, aber abseits der Passroute befindet.. Schließlich entdecke ich das Stile in nur wenigen zig Metern Abstand von meiner ursprünglichen Position, bei guter Sicht definitiv problemlos.
Warum auch immer, ich habe für heute die High-Level-Variante gewählt Doch schon die Hinweise im Buch lassen eigentlich erahnen, dass das in der gegebenen Lage möglicherweise schlecht rauskommt. Eine Gratüberschreitung, allerdings durch ein Gewirr von vielen kleineren Gipfeln, die sich auch mal hüben und drüben abseits des Hauptgrates befinden sollen. und die Pfadspuren selbst sollen angeblich auch nicht immer einfach auffindbar sein. Zum ersten mit einem Steinmann markierten Gipfel des Höhenzuges Craig Dwrg finde ich noch recht gut, doch bereits mit Erreichen eines zweiten Gipfels wird es fatal. Es stürmt heftig hier oben, und im Nebel kann ich keinen offensichtlichen Gratverlauf nach Norden erkennen. Überall bricht das Gelände teilweise felsdurchsetzt ab.Ich kann weder Steilheit noch Tiefe der Abgründe einsehen.  Ich treffe die einzig richtige Entscheidung und kehre vorsichtig zurück über die gekommene Route.
 So befinde ich mich bald wieder an der Passhöhe, und folge einfach dem gut ausgeprägten Pfad über den Pass hinweg, ohne zunächst zu wissen, wohin dieser mich schlussendlich führen wird. Mit dem Abstieg lässt der Sturm merklich nach, und auch eine Regenpause stellt sich ein. Darauf habe ich gewartet, um meine Karte endlich aus der Kartentasche ziehen zu können, sie umzufalten und den Überblick zu bekommen, wo ich jetzt bin und wie es weitergehen soll. 
Eine Lektion lerne ich hier, die sich zu anderer Gelegenheit bstätigen soll: auch abseits des eigentlichen Snowdonia Ways ist es wunderschön! Der sich lichtende Nebelvorhang gibt den Blick auf einen wunderschönen und großen See frei. Um mich herum erstreckt sich eine fjällartige Moor- und Gestrüpplandschaft, gelegentlich durchsetzt mit kleineren Felsen. Eine Wildnis von herber Schönheit!
Llyn Cwm Bychan - so heißt der schöne See dort unter mir. Und der Blick in die Karte sagt mir auch, dass das anvisierte Tagesziel Penrhyndeuraeth für mich heute verloren ist. Anbetrachts der Umstände möchte ich aber unbedingt in eine feste Unterkunft erreichen. Das Städtchen Harlech befindet sich exakt westlich von mir an der Küste. Die OS-Karte suggeriert mir eine gute Erreichbarkeit.
Der Durchmarsch dorthin erfolgt ausschließlich auf Teer, worüber ich in der jetzigen Situation froh bin, da ich zügig und widerstandslos vorankomme. Die Füße sind ohnehin schon hoffnungslos nass vom vielen Moorstaksen. Landschaftlich ist die Strecke überaus reizvoll. Zunächst am Seeufer entlang,, später dann einem Flußufer folgend, ein schäumender Wasserfall am Wegesrand. Schließlich über ein Hochplateau hinweg, dem Wind und Wetter voll ausgesetzt, Moore und Schafsweiden unter tristem Himmel, weit verteilt ein paar einzelstehende Gehöfte, eine taurige, wie auch fasznierende Einöde.
Um 18.30 erreiche ich Harlech, klatschnass und auch sonst ziemlich durch. Ich frage im erstbesten Pub nach dem Ortseingang und. schlucke die Kröte, 120 Pfund für ein Zimmer. Auf jeden Fall werde ich über Nacht den größten Teil meiner Sachen wieder trocken bekommen, und ich kann mich in einem gemütlichen Bett von den zurückliegenden Strapazen erholen. Gegessen wird beim Inder gegenüber.
Der charmante Ort hangelt sich über einen steilen Bergrücken bis zum Meer hinunter und wird geziert durch eine eindrucksvolle, überregional bekannte Burg. Harlech hat Bahnanbindung, auf der selben Linie, wie mein ursprünglich vorgesehenes Etappenziel Penrhyndeudraeth. Das kommt mir natürlich sehr gelegen ;-)

24.05.2024
Gut ausgeschlafen und mit weitestgehend wieder trockenem Plunder treffe ich nach kurzer Zugfahrt um 8.38 h in Penrhyndeuraeth ein. Das Städtchen befindet sich an einer riesigen, komplett mit Sand und Brackwasser gefüllten Bucht, dem Mündungsgebiet des Afon Dwyrad. Ich nehme mir Zeit für ein Frühstück im "Hungry Gorilla", denn der Plan ist klar. Der Vernuft gehorchend werde ich nicht die lange Bergetappe von hier aus nach Beddgelert nehmen, sondern in die von Trawsfynydd herkommenden Low-Level-Route einschneiden.
Nun scheine ich schon fast die Hälfte der Wegstrecke mit meinem Start hier in Penrhyndeurath eingespart zu haben. Jedoch ist dies die zweitlängste der Low-Level-Etappen, und ich tue gut daran, das verbleibende Stück nicht zu unterschätzen.
Anfangs ergeben sich Ausblicke zum Meer und zu Bergen, es bleibt vorerst aber eher unspektakulär. Im Abstieg zum Dorf Croeso ließe sich der Cnicht gut erblicken, doch dieser  lässt seine kühne, kegelförmige Erscheinung hinterm Gewölk nur erahnen. Der Cnicht wird ob seiner Statur auch häufig als das "Matterhorn von Wales" bezeichnet.  Über die Bergkämme dort oben wäre die Hochroute verlaufen, augenscheinlich heute keine gute Idee. 
Das Bijou dieser Etappe ist der reizvolle Felsenweg entlang des schäumenden Afon Glaslyn bis hinein nach Beddgelert. Hier sind schlagartig, wie an so vielen Hotspots des Snowdonia Ways, ganz viele Wanderer unterwegs, die von den naheliegenden Parkplätzen oder von Beddgelert her kommen.
Beddgelert ist einer der schönsten Orte am Weg. Das schnuckelige Dorf schmiegt sich in ein enges Flusstal, umgeben hüben wie drüben von Bergen. Hier bin ich quasi im Zentrum des Snowdonia-Nationalparks, was auch die Anzahl der hier anwesenden Touristen belegt. Der Snowdon, höchster Berg von Wales, ragt nur wenige Kilometer nördlich des Dorfes in die Höhe.
Ich baue mein Zelt auf dem netten Campingplatz Cae Du auf, etwa 1 km östlich des Ortskerns. Auf ein Barmeal im "Tanronnen Inn" wandere ich abends nochmal in den Ort hinein, ein malerischer Spaziergang entlang des Afon-Glaslyn-Ufers.

25.05.2024
Die BBC-Wetterprognose gibt für heute den besten der folgenden Tage. Gerade recht also für die anstehende Überschreitung des Snowdon, des höchsten Berges in Wales. Allerdings, heute ist Samstag  und der Montag ein "bank holiday",  die Frequentierung dürfte also beträchtlich sein. 
Als ich in der morgendlichen Frische Richtung Llyn Dinas wandere, ist von Übervölkerung aber vorerst nichts zu merken. Zwei, drei Jogger, das war´s. Ruhig liegt der See vor mir, ich passiere ihn auf seiner Südseite. Das Nordufer wird von einer tagsüber vielbefahrenen Straße tangiert. Bethania hat nur ein paar Häuser, aber die dort größzügigen Parkmöglichkeiten scheinen bei meinem Eintreffen dort ausgeschöpft. Ab hier ist es vorerst vorbei mit der Ruhe...
Durch märchenhaften Wald zunächst, den Watkin Path entlang ansteigend ins weite Hochtal, vorbei an einem tosenden Wasserfall, sowie an Ruinen einstiger Schieferminen.  Bald schon verlasse ich den Hauptweg nach links, ab hier ist die Ruhe wieder zurückgewonnen. Bwich Cwm llan heisst der Sattel zwischen dem Yr Aran /747 m) und dem ansetzenden Südgrat (Clogwyn Du) des Snówdon. Der Pfad in den Sattel steilt zum Schluss gehörig an, endend mit einer kleinen Felsstufe.  Atemberaubend die Ausblicke über das eiszeitlich geformte Hochtal ( Cwm) mit dem darin mäandernden Afon Cwm Llan.  Relikte der aufgegebenen Begrwerktätigkeit sind erkennbar, und eindrucksvoll geben sich der Gipfel des Y lliwedd, sowie der Snowdon selbst. Bergketten in der Ferne zerfliessen einmal mehr mit dem Dunst, und ich nehme es vorweg: auf meiner ganzen Walesreise soll mir nicht ein einziger wirklich klarer Tag vergönnt sein. 
Trotz des schweren Rucksacks läuft es mir gut. Mit Erreichen des Sattels eröffnen sich Ausblicke zur Nordseite, eindrücklich die vielen Bergseen dort. Bis auf ab und an ein paar kleinere Felsstufen ist der S-Grat unschwer zu begehen und auch nicht absturzgefährlich. Dafür ist er lang, doch die herrlichen Panoramen zu beiden Seiten kompensieren die Mühen. Auf dieser Route sind zu meiner Überraschung nur wenige Wanderer unterwegs. Inzwischen bläst ein fast schon stürmischer Wind und graue Wolken sind aufgezogen, jedoch weit über den Gipfeln.
Ich nähere mich nun dem höchsten Punkt von Wales und sehe bald, was ich schon befürchtet habe: Wie die Stacheln eines Dinosaurierrückens, so zieht sich eine Menschenschlange zum Gipfel hinauf. Hier wird tatsächlich angestanden, um die geodiätische Säule auf dem höchsten Punkt für ein Instagramm-taugliches Foto zu erreichen. Nicht weit vom Gipfelcafé befindet sich die Bergsation des Dampfzuges, mit welchem hier hinaufgefahren werden kann.
Nun sehe ich nicht ein, weshalb ich mich mit denen, die mit dem Zug hier hochgekommen sind in einer Schlange anstellen soll und umgehe kurzerhand den Gipfelaufbau. Durch leicht felsdurchsetztes Gelände gelange ich somit direkt unter die begehrte Säule, wo ich mich niederlasse, unmittelbar über meinem Kopf spielt der Instagram-Zirkus. Mein Blick schweift von hier aus nach Osten, und nach einer Weile gebe ich meinen aussichtsreichen, aber unruhigen Sitzplatz auf, um in den Sattel Bwich Glas nördlich des Gipfels weiterzuwandern. Parallel verläuft das Gleis der Schmalspurbahn, und unzählige Wandertouristen kommen übe den Pig Trail herauf, ausgerechnet die Route, über welche ich absteigen werde. Es ist zwar ein wahrer Rummelplatz hier oben, aber die weite Wiese um den Sattel herum bietet großzügig Platz für Picknickwillige. So finde auch ich mein Plätzchen mit Aussicht jetzt nach Westen und Norden. Ich gönne mir eine entspannte Picknickstunde.
Das schroffe, subalpine Ambiente auf und um den Snowdon lässt sich am besten mit den Western Highlands in Schottland oder der unmittelbaren Region um den Scaffold Pike, dem höchsten Berg Englands, vergleichen. Es ist wirklich atemberaubend, und kaum zu glauben, dass der Snowdon läppische 1085 m misst.
Schließlich mische ich mich unter die Pilgerschaft auf dem Pig Trail. Die Szenerie ist auch hier großartig, die felsdurchsetzten Flanken des Snowdon scheinen hier noch steiler und alpiner, als zuvor auf der Südseite. Gleich drei Bergseen zieren den riesigen Bergkessel. Der Glaslyn ist der oberste, darunter der Llyn Llydaw mit beeindruckenden Ausmaßen. llyn Teym, der kleinste, tritt erst später in Erscheinung.  Nach der Abzweigung des Miners`Path, welcher hinab zu den Seen führt, wird es etwas ruhiger auf meinem Pig Trail. Die Wiedervereinigung der beiden Routen geschieht dann erst auf dem Pen-y-Pass, wo sich eine Herberge, ein riesiger Parkplatz und Bushaltestellen befinden.
Der touristische Rummelplatz auf der Passstraße hält mich nicht lange. Ich steige rechterhand hinab in das verträumte und einsame Tal des Afon Trawsnant. Was für ein Gegensatz in kürzester Zeit! Weiter unten passiere ich das Pumpwerk des zur Stromgewinnung genutzten Llyn llydaw. 
An der Nordostseite des Llyn Gwynant befindet sich ein größerer Campingplatz direkt am Seeufer. Um 18.30, nachdem ich inklusive Pause 11 Stunden unterwegs war, baue ich dort mein Zelt auf. Leider wird mein abendlicher Strandaufenthalt durch schlagartiges Auftauchen der Midges vorzeitig beendet.

26.05.2024
Es regnet schon den ganzen Morgen über, und ich fürchte langsam um die Dichtigkeit meines Zeltes. Zum Glück verfügt der Campingplatz über eine gute Infrastruktur. Zu einem zweiten Frühstück verziehe ich mich samt Cappuccino und Sausage-Bacon-Breadroll unters Dach des Kiosk.
Um 11.15 wage ich den Ausbruch. Ich nehme den Weg der Low-Level-Route auf, welche von Beddgelert her kommend den Campingplatz passiert. Anstieg zunächst  in den Pass Bwlch y Rhediad, wo der Regen vorerst pausiert. Leider ist von dem gelobten Snowdon-Viewpoint aus nur dessen "Schürze" unterhalb der Wolkenküche zu sehen.
Recht mühsam gestaltet sich die nun anstehende Moordurchquerung. Das einsame Hochtal macht mit den inzwischen ab und zu durchblinzelnden Sonnenstrahlen einen lieblichen Eindruck. Nach Erreichen eines Bauernhofes gehe ich weiter nach der OS-Karte, da sich die im Buch beschriebene Routenfortsetzung nicht mehr mit der Realität deckt. Am Castel von Dolwyddelan sind bereits wieder tiefgraue Wolken aufgezogen, die Umgebung erscheint so düster, wie man sich vielleicht das Moor von Baskerville vorstellt. Ich erreiche Dolwyddelan und gehe bei der Quartiersuche leer aus. 2 Meilen wären es, die Straße entlang, um zum Farmcampingplatz Tan-Aeldroch zu gelangen. Die von mir bevorzugte Route abseits der Straße geht am Bahnhof vorbei, was mich auf eine Idee bringt. Die Wartezeit auf den nächsten Zug würde etwa so lange dauern, wie der Fußweg zur nächsten Haltestelle Pont-y-Pant. Ich warte also auf den Zug, kann mich in der gewonnenen Zeit organisieren, essen und etwas ausruhen. 
Ab dem niedlichen Bahnwärterhäuschen von Pont-y-Pant geht ein wunderschöner Pfad entlang des tosenden Afon Lledr. Auf der Karte betrachtet, quetscht sich der Campingplatz zwischen Bahnlinie und der Straße jenseits des Flussufers. Jedoch wird man vor Ort dieser Tatsache kaum gewahr. Ein ausnehmend idyllischer Platz ist das hier. Leider gibt es  kein Wlan, weshalb eine Unterkunftsreservierung auch für das nächste Etappenziel nicht möglich sein wird

27.05.2024
Ich folge dem schönen Uferpfad zurück bis Pont-y-Pant und werde von dort aus nach der OS-Karte bis Capel Curig wandern, da ich keine Lust habe, die ganze Strecke bis Dolwyddelan zurückzugehen. Hierbei steht eine Moordurchquerung an. Die Orientierung gelingt ganz ordentlich, jedoch ist die Begehung des meist pfadlosen Sumpflandes zeitraubend und mühevoll. Möglicherweise wäre ich mit einer Rückkehr nach Dolwyddelan schneller gewesen.
Capel Curig scheint ein beliebter Ort, plötzlich wimmelt es von Radfahrern und Wanderern. Mir ist nach einem herzhaften "full english breakfast", und mit dem Wohlwollen der Belegschaft bekomme ich dann auch ein solches, obwohl die Küche die Frühstückszeit eigentlich schon beendet hatte. Ein junger Kellner zeigt reges Interesse in meinem Tun, outet sich selbst als begeisterter Wanderer, der nebenbei auch noch deutsch lernt.
Der heutige Morgen war immer wieder mit Regenschauern durchsetzt, doch den heftigsten Regenguß sitze ich nun gemütlich beim opulenten Frühstück im Lokal aus.
Als ich wieder loswandere, beginnt die Sonne zu scheinen, und für den Rest dieses Tages soll mir gutes Wetter erhalten bleiben. Auch die landschaftlichen Reize steigern sich.  Mein Weg führt ins wunderschöne Ogwen-Valley. Den vor mir aufragenden Tryfan erkläre ich zum schönsten Berg Snowdonias. Der Eindruck von wilder und schroffer Gebirgslandschaft ist wieder da, vergleichbar mit der Gegend um den Snowdon. 
Excalibur - das Schwert des sagenhaften König Artus soll sich auf dem Grund des Llyn Ogwen befinden. Um den riesigen und eindrucksvollen See ranken sich noch weitere Mythen, und beim  Anblick wundere ich mich nicht darüber. Der See wird umrahmt von eindrucksvollen, felsdurchsetzten Bergzügen, Wildbäche und Wasserfälle stürzen dort herab. Während am jenseitigen Ufer eine beliebte Touristenstraße den See tangiert, bin ich auf meinem morastigen Wildnispfad nahezu allein unterwegs.
Das nördliche Seeende wartet mit Impressionen auf, die ich zu den schönsten in ganz Snowdonia zählen möchte.  Ein atemberaubender Ausblick eröffnet sich übers Nant Ffrancon hinweg, einem skandinavisch anmutenden U-Tal. Dorthin steige ich hinab. Der Blick zurück gehört wohl zu den eindrucksvollsten Panoramen in Snowdonia. Der Wasserfall Rhaeadr Ogwen stürzt schäumend vom Pass herab, schroffe Gipfelketten begrenzen den Horizont.
Bethesda unterscheidet sich grundlegend von den bislang von mir besuchten Orten in Snowdonia. Hier wurde der Schieferbergbau nie aufgegeben und entsprechend trist, fast schon heruntergekommen erscheint mir das Ortsbild. Wobei die Aufreihung der Häuser in der Hauptstraße fast schon etwas vom verwegenen Charme einer Westernstadt hat. Zumindest scheint es mir hier sehr authentisch. Ziemlich platt von meinem langen Wandertag komme ich dort an und  finde  weder Unterkunft, noch Campsite in zu Fuß akzeptabler Erreichbarkeit. Ich befolge den Tip eines Einheimischen: nachdem ich mich im Tesco mit Lebensmitteln versorgt habe, ziehe ich mich in den nahen Wald zurück, wo ich versteckt einen zwar nicht  schönen, aber zweckdienlichen Biwakplatz finde. Zusammen mit der Snowdon-Überschreitung war das heute die schönste und eindrucksvollste Etappe auf meinem Snowdonia-Trip. 

28.05.2024
Start in einen trüben Morgen. Das Ausmaß der Niederschläge ist allerdings zunächst vernachlässigbar. Aus Bethesda heraus geht es unmittelbar bergan, was einen Überblick über die Stadt mit den riesigen Abbauhalden im Hintergrund ermöglicht, unter den gegebenen Wetterbedingungen eigentlich ein besonders trostloser Anblick. Bald bin ich wieder in gewohnter Umgebung: weites, bergiges Grasland, überall Schafherden, die sich stoisch mit dem gegebenen Wetter abfinden. Ich tue gut daran, es ihnen gleichzutun. 
Blicke hinüber zum Meer gleiten zur riesigen Bucht mit den Lavan Sands Das Mündungsgebiet des Afon Menai besteht jediglich aus Sand, Schlamm und Brackwasser. In einem weiten Bogen um den Moel Wnion herum nähere ich mich der Attraktion des Tages, den Aber -Falls mit Rhaeadr-Bach (kleiner Wasserfall) und Rhaedr Fawr (großer Wasserfall), Letzterer hat eine Fallhöhe von 37 Metern. Mit der Ruhe soll es vorerst vorbei sein. Noch nicht so sehr auf der Route, über welche ich mich den beiden Fällen annähere, und welche zuerst an den kleineren der beiden Fälle führt. Erst auf dem Abstiegsweg werde ich mit einer Karavane von Ausflüglern zum Parkplatz hinunterziehen. Doch zuvor gönne ich mir eine genießerische Pause ganz nah am Hauptfall. Schon der kleinere Wasserfall war sehenswert, doch der durch die vielen Niederschläge angeschwollene  Rhaedr Fawr bietet ein besonders beeindruckendes Schauspiel. Um die Fälle herum ist auch die Vegetation bemerkenswert. Ich erspähe Büsche und Baumarten, knorrig und bisweilen dornig, manche mit schirmartigen Baumkronen, wie ich sie zumindest so ähnlich auch schon in den Savannen Afrikas gesehen habe. Ein deutlicher Kontrast zu den den sonst allfälligen Schafswiesen. Das Kaffeekochen am Parkplatz sorgt wohl bei Manchen für etwas Verwunderung. Im Weitergang reisst der wuselige Menschenauflauf schlagartig ab. Nach einem Anstieg erreiche ich offenes Gelände mit tollen Blicken zur Irischen See. Ich befinde mich jetzt in der Berggruppe der Carneddau Mountains, einsam und wild ist es hier. Der Tag ist inzwischen einigermaßen sonnig geworden,  allerdings jetzt mit kräftigen Windböen.  Es folgt der Abstieg hinunter zum Meer. Llanfairfechan heißt der nette Küstenort, und auf der Platt´s Farm kann ich mein Zelt aufschlagen. Das Anwesen verfügt über ein riesiges Areal mit historisch-feudalen Gemäuern und Torbögen, in genialer Lage zwischen Meer und Ortskern. Die Regenschauer werden zum Abend hin häufiger und fallen nun teilweise heftig aus. Erst zu diesem späten Zeitpunkt meiner Reise komme ich zum britischen Klassiker Fish & Chips, in der Sitzecke  des örtlichen Chip Shops, derweil sich über den dunkelgrauen Asphalt vor der Tür gerade mal wieder ein Wolkenbruch entlädt ...

29.05.2024
In der Früh zeigt sich das Wetter zunächst mal gar nicht so übel. Eine gute Stunde brauche ich für den Wiederanstieg und treffe dann auf den Wales Coast Path. Dieser wird sich bald schon mit dem North Wales Path vereinigen, den ich eigentlich anvisiert hatte. Ab der Pfadvereinigung  werde ich auch wieder konform mit dem Snowdonia Way sein.
 Mit etwas Aufmerksamkeit können auf diesem Wegstück viele "standing stones" und Steinkreise entdeckt werden, nach Aussage eines Einheimischen mehr als 5000 Jahre alt und somit aus vorkeltischer Zeit. Kühl und stark windig ist es hier oben, immer wieder schüttet es. Zunächst schweift mein Blick über Bergbaugelände hinweg zur offenen Irischen See, später erscheint die riesige Sandbucht der Convy Sands. In einem kurzen Moorabschnitt nach einer Farm bekomme noch nochmals die Unbilden aus Wind und Schauer gehörig um die Ohren geklatscht.
Vor dem Synchant Pass wird es im Pensychnant Nature Reserve landschaftlich nochmal ansprechend. Nur wenig jenseits des Straßenpasses finde ich eine geschützte Felsnische mit schönem Panorama. Dort lasse ich mich zu einer längeren Pause nieder. Das Wetter hat sich gebessert. Es folgen die letzten Bergeindrücke, und mit dem Convy Mountain berühre ich den letzten Gipfel dieser Tour. Auf dem Weg hierher war das auf einen Isthmus gesetzte Seebad Lllandudno zu sehen. Auch ein riesiger Offshore-Windpark zeigt sich draußen auf dem Meer. Der Convy Mountain gewährt einen Blick hinab nach Convy, dem finalen Ort, des Snowdonia Way.
Stetig abwärts nun, bis ans Meer. Der Geruch von Tang und Salzwasser dringt in die Nase. Sehr schön wandere ich eine gute zeitlang entlang der Colwyn Bay, dem enormen Mündungsschlauch des Afon Convy ins Meer. Am gegenüberliegenden Ufer leuchten die beiden Orte Deganvy und Llandudno Junction in der inzwischen scheinenden Sonne. Durch einen Bogen in der mittelalterlichen Stadtmauer erfolgt der Eintritt zur Waterfront. Die Stadtmauer ist eine der größten und besterhaltenen in ganz Großbritannien. An die hübsche Häuserzeile rechterhand schmiegt sich das angeblich kleinste Haus in GB, Convy Castel überragt majestätisch das Hafenviertel. Beim Pub Liverpool Arms geht es rechterhand durch einen weiteren Torbogen hinauf zum historischen Marktplatz Lancaster Square mit der Statue Llyvelyn des Großen. Unter dem Denkmal des mächtigsten wallisischen Herrschers seiner Zeit endet der Snowdonia Way.
Convy ist ein entzückender Ort, eine Melange aus niedlichem Fischerort und mittelalterlichem Bijou. Es wuselt hier allerdings von Touristen, und mir wird klar, dass ich mangels Vorbuchung wohl kaum eine Chance auf eine halbwegs bezahlbare Übernachtung haben werde. Diesbezüglich klappt es aber im nicht weit entfernten Llandudno.
Llandudno als attraktives und lebhaftes Seebad versprüht mondänes, viktorianisches Flair. Zahlreiche illustre Gäste haben in der Vergangenheit hierhergefunden. Erste Adresse war damals das  St. George Hotel. Ich selbst verordne mir jetzt viel Ruhe mit möglchst wenig Gehen und löse ein 24-Stunden-Ticket für den Sightseeing-Bus, welcher stündlich zwischen Llandudno und Convy verkehrt.
Meine letzten zwei Tage in Wales stehen voll und ganz im Zeichen von Erholung , Prompt wird es auch noch wunderbar sonnig. Am Morgen des übernächsten Tages beginnt die Heimreise via London. 

Tourengänger: Günter Joos (gringo)


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