Scherwinde am Gross Schärhorn, oder: sturmbedingter Abbruch am Ostgrat
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Meine erste Hochtour überhaupt sollte mich neulich im Rahmen einer Sektions-Tour des DAV Offenburg auf's Gross Schärhorn führen ... naja, leider nur fast: denn es war ein sehr stürmischer Tag und auf dem Ostgrat mussten wir, nicht weit vom Gipfel, wegen zunehmend heftiger Böen abbrechen.
Der Berichts-Soundtrack ist diesmal von Shane Alexander: Meet Me In The Hurricane bringt die Stimmung der Tour auf den Punkt.
Von der Sektion mit dabei sind die Bergsteigerinnen So. und Si. sowie Thomas, von dem die Tour auch geführt wird. An dieser Stelle ein Hinweis zu den Bildern im Bericht: So. und Si. stehen beruflich in der Öffentlichkeit und möchten im Netz lieber anonym bleiben, deswegen habe ich ihre Gesichter verpixelt.
Wir übernachten in Thomas' Campingbus am Klausenpass und starten morgens um fünf, zunächst gen Chammli-Alp. Recht windig ist es und wir ahnen nicht, dass sich dieses Lüftchen im Laufe der Tour noch zu veritablen Sturmböen auswachsen und uns weit oben zur Umkehr zwingen sollte. Das Gross Schärhorn taucht in Laufrichtung auf, freumer uns. An P. 2054 das Pfädli links hoch genommen, welches bald in Trittspuren übergeht, nun an den Sockeln des Bergstocks Chammlihöreli-Chammliberg entlang. Auch eine schöne kleine Kraxelpartie durch Schrattenkalk bei Gämschplanggen gibt es. So erreichen wir den weiten Kessel (ein Kar?) unterhalb von Chämmlihöreli, Chammliberg und Schärhörnern. Dieser ist gefüllt mit diversen Blockschuttbuckeln, Moränenwällen und Altschneefeldern, die nun möglich effizient durchkreuzt werden wollen. Alte Trittspuren helfen in diesem Wirrwarr.
Die stürmischen Böen heben (!) uns hier beim Gehen mitunter die Stöcke an, was ihre sichere Platzierung bei der Durchquerung von Blockschutt nicht einfach macht. Hab ich so auch noch nicht erlebt und wenn's nicht so nervig gewesen wäre, wär's eigentlich lustig. Wir peilen eine Steilstufe an, die gegliedert ist durch Firnflächen, Rinnen sowie einigen Waserfällen auf Fels. Früher war sie jedoch noch komplett vom Griessgletscher überzogen, so erzählt es uns Thomas. Heftigst pfeift der Wind inzwischen von der Chammlilücke herab, runter in den Kessel. Die Eisen angeschnallt und also wacker hoch durch eine breite Rinne im linken Bereich. Das Terrain steilt laut anderer Hikr-Berichte hier bis auf 38 Grad auf und die Tritte wollen bedächtig gesetzt werden. Das Seil lassen wir erstmal noch eingepackt, ein Sturz würde die anderen in der Seilschaft mitreissen. Es liegt einiges an frischem Steinschlag herum, und tatsächlich poltern zweimal Steine herunter, die wachen Augen von Si. waren hier ein tolles Frühwarnsystem ;-) Das Gelände legt sich schließlich etwas zurück und wir seilen dort an. Dabei begegnet uns eine andere Seilschaft, sie kommt von der Planura-Hütte und hat ob des Sturms den Schärhorn-Gipfel ausgelassen. Das mag ja heiter werden, denken wir uns ... Apropos heiter: Wir überschreiten bei Erreichen der Chammlilücke auch die Schatten-Licht-Grenze und obwohl die Juni-Sonne ihr Bestes gibt, zwingt uns der stürmische Wind eine zusätzliche Kleidungsschicht auf. Jedoch schafft er es nicht, unsere zuversichtliche Stimmung allzusehr zu trüben. Denn prächtig ist Ambiance hier heroben: mit Überschreitung der Steilstufe taucht man in eine ganz andere Welt ein, weiß schimmert und leuchtet der Firn in der Chammlilücke, linkerhand steht darin mächtig der Chammliberg, in der südlichen Ferne lugt bald der Tödi unter einer Wolkenbank hervor. Rechterhand erhebt sich der felsige Ostgrat des Schärhorns dunkel aus dem Weiß. Es geht nun der Sonne entgegen, ihr Licht wird immer mal kurz gebrochen von schnell fliegenden Wolken. Das hier oben verbliebene Gletscherstück passieren wir spaltenfrei, lediglich Linien von gerade entstehenden Spalten sind auszumachen. Wir halten geradewegs zu auf den Sockel des Schärhorn-(Nord-)Ostgrats und legen dort die Eisen wieder ab. Nun durch Blöcke herauf bis in Nähe von P. 3071. Eine zweite Gruppe kommt uns entgegen, auch sie haben den Gipfel sturmbedingt weggelassen ... hmm. Nachdenklich steigen wir die Gratflanke höher. Ob der Böen ist es weiterhin kein Spaß, im Blockschutt die Balance zu halten.
Unsere Hoffnung, dass der Sturm im Lauf der Tour evtl. nachlässt, wird nicht erfüllt. Deswegen auf ca. Mitte des Gross Schärhorn-Ostgrats Besprechung und Beschluss, dass wir hier (ca. 3150 m) umkehren. Schade, aber Sicherheit hat bei Hochtouren das letzte Wort, da wir sind uns alle einig. Also wieder herab und auf selber Route retour. Thomas gibt uns hilfreiche Tipps zum Abwärts-Steigen mit Eisen sowie zur Pickelbremse. Spannend nochmal die Steilstufe zwischen Chammlilücke und dem Kessel darunter, hier wird jeder Tritt mit höggschder Konzentration gesetzt. Zum Glück sind währenddessen die Sturmböen mal weniger aktiv. Weiter unten dann, schon am Wandfuß des Chämmlihöreli, werfen sie uns sprichwörtlich um oder lassen uns heftigst gegen-rudern. Widrige Bedingungen also und jetzt, wo ich alles tippe, fällt mir der Begriff "Scherwind" ein. Vielleicht waren es ja solche an diesem Tag?!? Und vielleicht wirkt die Chammlilücke zwischen Chammliberg und Gross Schärhorn an stürmischen Tagen ja als eine Art Windverstärker? Scherwinde am Schärhorn also ... Wieauchimmer: am frühen Nachmittag sind wir wieder, etwas taub vom Sturm, zurück am Klausenpass.
Mit auf Tour: Si., So., Thomas
Fazit: es war natürlich schade, dass wir den Gipfel nicht ganz erreicht haben. Trotzdem war es eine durchgehend abwechslungsreiche und gesellige Unternehmung mit tollen Leuten aus der Sektion. Dankschön an alle drei für gute Laune trotz Wind-Widrigkeiten und besonders an Thomas für die solide Führung der Tour.
Der Berichts-Soundtrack ist diesmal von Shane Alexander: Meet Me In The Hurricane bringt die Stimmung der Tour auf den Punkt.
Von der Sektion mit dabei sind die Bergsteigerinnen So. und Si. sowie Thomas, von dem die Tour auch geführt wird. An dieser Stelle ein Hinweis zu den Bildern im Bericht: So. und Si. stehen beruflich in der Öffentlichkeit und möchten im Netz lieber anonym bleiben, deswegen habe ich ihre Gesichter verpixelt.
Wir übernachten in Thomas' Campingbus am Klausenpass und starten morgens um fünf, zunächst gen Chammli-Alp. Recht windig ist es und wir ahnen nicht, dass sich dieses Lüftchen im Laufe der Tour noch zu veritablen Sturmböen auswachsen und uns weit oben zur Umkehr zwingen sollte. Das Gross Schärhorn taucht in Laufrichtung auf, freumer uns. An P. 2054 das Pfädli links hoch genommen, welches bald in Trittspuren übergeht, nun an den Sockeln des Bergstocks Chammlihöreli-Chammliberg entlang. Auch eine schöne kleine Kraxelpartie durch Schrattenkalk bei Gämschplanggen gibt es. So erreichen wir den weiten Kessel (ein Kar?) unterhalb von Chämmlihöreli, Chammliberg und Schärhörnern. Dieser ist gefüllt mit diversen Blockschuttbuckeln, Moränenwällen und Altschneefeldern, die nun möglich effizient durchkreuzt werden wollen. Alte Trittspuren helfen in diesem Wirrwarr.
Die stürmischen Böen heben (!) uns hier beim Gehen mitunter die Stöcke an, was ihre sichere Platzierung bei der Durchquerung von Blockschutt nicht einfach macht. Hab ich so auch noch nicht erlebt und wenn's nicht so nervig gewesen wäre, wär's eigentlich lustig. Wir peilen eine Steilstufe an, die gegliedert ist durch Firnflächen, Rinnen sowie einigen Waserfällen auf Fels. Früher war sie jedoch noch komplett vom Griessgletscher überzogen, so erzählt es uns Thomas. Heftigst pfeift der Wind inzwischen von der Chammlilücke herab, runter in den Kessel. Die Eisen angeschnallt und also wacker hoch durch eine breite Rinne im linken Bereich. Das Terrain steilt laut anderer Hikr-Berichte hier bis auf 38 Grad auf und die Tritte wollen bedächtig gesetzt werden. Das Seil lassen wir erstmal noch eingepackt, ein Sturz würde die anderen in der Seilschaft mitreissen. Es liegt einiges an frischem Steinschlag herum, und tatsächlich poltern zweimal Steine herunter, die wachen Augen von Si. waren hier ein tolles Frühwarnsystem ;-) Das Gelände legt sich schließlich etwas zurück und wir seilen dort an. Dabei begegnet uns eine andere Seilschaft, sie kommt von der Planura-Hütte und hat ob des Sturms den Schärhorn-Gipfel ausgelassen. Das mag ja heiter werden, denken wir uns ... Apropos heiter: Wir überschreiten bei Erreichen der Chammlilücke auch die Schatten-Licht-Grenze und obwohl die Juni-Sonne ihr Bestes gibt, zwingt uns der stürmische Wind eine zusätzliche Kleidungsschicht auf. Jedoch schafft er es nicht, unsere zuversichtliche Stimmung allzusehr zu trüben. Denn prächtig ist Ambiance hier heroben: mit Überschreitung der Steilstufe taucht man in eine ganz andere Welt ein, weiß schimmert und leuchtet der Firn in der Chammlilücke, linkerhand steht darin mächtig der Chammliberg, in der südlichen Ferne lugt bald der Tödi unter einer Wolkenbank hervor. Rechterhand erhebt sich der felsige Ostgrat des Schärhorns dunkel aus dem Weiß. Es geht nun der Sonne entgegen, ihr Licht wird immer mal kurz gebrochen von schnell fliegenden Wolken. Das hier oben verbliebene Gletscherstück passieren wir spaltenfrei, lediglich Linien von gerade entstehenden Spalten sind auszumachen. Wir halten geradewegs zu auf den Sockel des Schärhorn-(Nord-)Ostgrats und legen dort die Eisen wieder ab. Nun durch Blöcke herauf bis in Nähe von P. 3071. Eine zweite Gruppe kommt uns entgegen, auch sie haben den Gipfel sturmbedingt weggelassen ... hmm. Nachdenklich steigen wir die Gratflanke höher. Ob der Böen ist es weiterhin kein Spaß, im Blockschutt die Balance zu halten.
Unsere Hoffnung, dass der Sturm im Lauf der Tour evtl. nachlässt, wird nicht erfüllt. Deswegen auf ca. Mitte des Gross Schärhorn-Ostgrats Besprechung und Beschluss, dass wir hier (ca. 3150 m) umkehren. Schade, aber Sicherheit hat bei Hochtouren das letzte Wort, da wir sind uns alle einig. Also wieder herab und auf selber Route retour. Thomas gibt uns hilfreiche Tipps zum Abwärts-Steigen mit Eisen sowie zur Pickelbremse. Spannend nochmal die Steilstufe zwischen Chammlilücke und dem Kessel darunter, hier wird jeder Tritt mit höggschder Konzentration gesetzt. Zum Glück sind währenddessen die Sturmböen mal weniger aktiv. Weiter unten dann, schon am Wandfuß des Chämmlihöreli, werfen sie uns sprichwörtlich um oder lassen uns heftigst gegen-rudern. Widrige Bedingungen also und jetzt, wo ich alles tippe, fällt mir der Begriff "Scherwind" ein. Vielleicht waren es ja solche an diesem Tag?!? Und vielleicht wirkt die Chammlilücke zwischen Chammliberg und Gross Schärhorn an stürmischen Tagen ja als eine Art Windverstärker? Scherwinde am Schärhorn also ... Wieauchimmer: am frühen Nachmittag sind wir wieder, etwas taub vom Sturm, zurück am Klausenpass.
Mit auf Tour: Si., So., Thomas
Fazit: es war natürlich schade, dass wir den Gipfel nicht ganz erreicht haben. Trotzdem war es eine durchgehend abwechslungsreiche und gesellige Unternehmung mit tollen Leuten aus der Sektion. Dankschön an alle drei für gute Laune trotz Wind-Widrigkeiten und besonders an Thomas für die solide Führung der Tour.
Tourengänger:
Schubi

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Kommentare (6)