Kurzbericht 

Auffahrtstraum am Mont Brulé...


Publiziert von lorenzo , 10. Mai 2024 um 11:06.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Unterwallis
Tour Datum: 9 Mai 2024
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1690 m
Abstieg: 1690 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Arolla, Magine oder mit dem Auto zum Parkplatz 1973m
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Refuge des Bouquetins CAS
Kartennummer:LK 283 S Arolla, 1347 Matterhorn, Swisstopo Skirouten; www.campotopcamp.org

Meine erste Auffahrtsskitour unternahm ich 1978 mit der JO, damals noch mit 2m 10cm langen Fischer mit Flex meines Vaters und ledernen Raichle, auf die Bürglen, die seinerzeit alljährlich auf dem Programm stand. Im N-Couloir verlor dann Danielas Struppi seinen Halt und rollte wie ein Chrugeli den stotzigen Hang hinab. Aber wie wenn nichts gewesen wäre, schüttelte er unten nur etwas benommen den Schnee aus seinem Fell und trottete dann mit uns weiter. Jahrzehnte sind seither vergangen, die Bürglen an Auffahrt ist inzwischen nur noch ausnahmsweise mit Ski machbar, und nun soll deren SSW-Flanke zu allem Übel auch noch mit Solarpanels verunstaltet werden.

Nachdem es, soweit ich mich erinnere, in den letzten Jahren an Auffahrt kaum günstiges Wetter für Touren gegeben hatte, war dieses Jahr die Prognose endlich wieder einmal gut. In den Tagen vorher hatte es aber viele Niederschläge gegeben, bis 2000m v.a. Regen und darüber z.T. recht viel Schnee, so dass nur ein hoch gelegener Ausganspunkt und eine defensive Routenwahl in Frage kam. Ich entschied mich deshalb, von Arolla aus den Mont Brulé zu versuchen, der mir im vergangenen Jahr von der Tête Blanche und vom Dent d'Hérens aus aufgefallen war, und der wie ein um 1000Hm gestutzter Liskamm erhaben zwischen dem Val d'Hérens und dem Valpelline thront. Obwohl SLF für den Auffahrtstag just für das Unterwallis noch "erheblich minus" meldete, schien mir die mehrheitlich durch flaches und nur stellenweise 30 Grad steiles Gelände führende Tour verantwortbar zu sein.

Während etliche Gruppen Richtung Pigne d'Arolla aufbrachen, begann ich mit dem langen Zustieg inmitten "alter Bekannten" , deren Gipfel bereits in der Morgensonne leuchteten, über den Bas und Haut Glacier d'Arolla. Eine gute Spur führte mich bis zu letzterem, wo ich mich dann mehr westlich hielt und eine eigene Spur über den SW-Arm zum Col de Collon legte. Ein unverspurter prächtiger Firnrücken führte mich zum W-Gipfel, der Pointe Marcel Kurz, dann ging es, zuerst zum Sattel 3403 abfahrend und zuletzt wiederaufsteigend zum Gipfel des Mont Brulé. Hier entfaltete sich das Panorama, das sich bereits während dem Aufstieg schrittweise erweitert hatte,  vollends zu seiner funkelnden Pracht: La Grivola und Gran Paradiso im SW, Grand Combin im W, Dent Blanche, Weisshorn und Mischabel im NE sowie Dent d'Hérens und Matterhorn im E, um nur die wichtigsten zu nennen.

Da ich bisher in Bruchharsch aufgestiegen war - dafür durchaus günstig -, im Aufstieg beim Sattel 3403 zuoberst in der N-Flanke aber ungebundenen Pulver ausgemacht hatte, wollte ich versuchen, über die mittlere N-Flanke, die vom Haut Glacier d'Arolla gut machbar ausgesehen hatte, abzufahren. In üblem "Carton" (Bruchharsch) fuhr ich zurück zum Sattel 3403. Nach einigen vorsichtigenTestschwüngen hielt ich nach links und passierte die Felsinsel zuunterst W durch eine steile Engstelle. Auf dem Haut Glacier d'Arolla begegnete ich u.a. einer Dreiergruppe, die zum Refuge des Bouquetins wollte, und auf dem Bas Glacier d'Arolla holte ich einen Franzosen ein, der diesem einen Hüttenbesuch abgestattet hatte. Während wir mit Ski und zu Fuss nach Arolla zurückkehrten, krachten von der W-Moräne des Bas Glacier d'Arolla Felsbrocken nieder, und lösten sich vom Vouibé mehrmals grössere Naasschneelawinen, was mir einmal mehr die bewährte Faustregel in Erinnerung rief, dass man Ende Frühling spätestens am Mittag zurück sein sollte, und nicht erst fast zwei Stunden später...

Mont Brulé

Aufstieg WNW-Grat: von Arolla, vom Parkplatz (1973m) der blau eingezeichneten Skiroute folgend entlang der Kraftwerkstrasse und dem Weg zum Ausgleichsbecken (2106m), weiter über den Bas (ev. Eisschlag vom Mont Collon) und Haut Glacier d'Arolla und zuletzt über einen Seitenarm von diesem nach SW zum Col de Collon (3069m). Über den breiten WNW-Rücken (bis 30 Grad) und zuletzt ausgesetzt (Wächten) auf die Pointe Marcel Kurz (3499m). Abfahrt über den E-Grat (Wächten) zum Sattel 3403 und Aufstieg über den wieder breiter werdenden WNW-Grat (Wächten) auf den Mont Brulé (3571m), 5-6h, ZS.

Abfahrt N-Flanke: vom Mont Brulé (3571m) über den WNW-Grat zurück zum Sattel 3403 und von diesem über die mittlere N-Flanke (bis 40 Grad) in geeigneter Routenführung (Reko beim Aufstieg, Spalten) hinunter zum oberen Haut Glacier d'Arolla und entlang der Aufstiegsroute zurück, 1h 30min-2h, S.

Insgesamt 6h 30min-8h.

Verhältnisse: bei abflauender Bise sonnig mit Quellwolken und morgens mit Talwinden kalt, ab Mittag warm. Geschlossene Schneedecke ab ca. 2100m, unterhalb z.T. Portage. Morgens Bruchharsch oder hart, mittags Bruchharsch oder aufgeweicht, in der N-Flanke oben Pulver. Mehrere ältere und frische (abseits der Routen) Locker- und Nasschneelawinen. Aufstiegsspuren Richtung Cabane de Bertol, Col du Mont Brulé und Col de l'Evêque, von diesem und auf dem Bas Glacier d'Arolla auch Abfahrtspuren. 

Material: übliche Skihochtourenausrüstung (Pickel und Steigeisen nicht gebraucht).

Fahrplan: 6.15 Start, 9.15 Col Collon, 11.30 Mont Brulé, 13.45 retour.

Tourengänger: lorenzo


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