Traversata Ticinese Ost (1.+2. Tag)


Publiziert von basodino , 22. November 2009 um 00:32.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:13 August 2001
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Pizzo di Claro   CH-GR   CH-TI   Gruppo Torrone Alto 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1910 m
Abstieg: 1140 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit Auto oder Zug und Bus bis Bellinzona bzw. Lumino
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Brogoldone (1910 m) Capanna Cava (2066 m)
Kartennummer:1314 Passo San Jorio, 1273 Olivone, 1274 Mesocco

Ich bin in meinem Leben 3 mal durch das Tessin auf den Nord-Süd-Achsen gegangen. Die Touren im Zentrum sind dabei recht willkürlich gestaltbar. Die Linie an der Ostgrenze hingegen scheint mir gegeben. Die Tour habe ich in sehr guter Erinnerung und ich hoffe, die Beschreibung ist interessant genug, auch wenn es mal wieder an Bildern mangelt.

Entgegen der anderen Touren begann ich im Süden, in diesem Fall in Bellinzona. Ich muss zugeben, dass ich die ersten Kilometer im Bus hinter mich brachte, genauer bis Lumino, wo eine kleine Bergbahn den Zugang zum Berg sehr erleichtert. Der eigentliche Weg beginnt auf der Alpe Savoru auf 1300 Metern. An der Seilbahnstation ist eine nette Einkehrmöglichkeit mit Übernachtungsplätzen. Aber genug der Faulheit und gleich einen kleinen Hang hinauf und rechts in den Wald. Bald kommt man an eine Verzweigung (nach 10 Minuten), an der man sich entscheiden muss, ob man den gemütlicheren unteren Weg oder den beträchtlich steileren oberen Weg gehen möchte. Ich bin schon beide gegangen und der obere Weg führt bedeutend schneller ans Ziel. Immer wieder im steilen Zickzack zieht er zunächst links, später rechts des Kammes hoch. Da man im Wald unterwegs ist, gibt es Schatten und erst in der Nähe der Hütte lichtet sich dieser merklich. Man benötigt zwar so manchen größeren Schritt, aber insgesamt habe ich den Weg in sehr guter Erinnerung. 1 h 45 min, T2, stellenweise T3.

Die Capanna Brogoldone (1910 m) besteht aus zwei Hütten, einem langgezogenen ehemaligen Stall, der die Schlafplätze beherrbergt (inkl. Duschen und viel Platz zwischen den Betten) und einem kleineren Gebäude, wo man Küche und Aufenthaltsraum findet. Die Lage ist traumhaft, da man 1700 m hinab nach Bellizona und in die Maggadinoebene schauen kann und dort vor allem nach Dämmerungsende die hell erleuchteten Städte und Dörfer funkeln sieht.

Tag 2 begann außerordentlich früh, hatte ich heute bereits die anspruchsvollste Etappe vor mir. Ich begann den Weg noch im Dunkeln. Zunächst ist alles identisch mit der Wanderung zum Pizzo di Claro (2727 m). Über nicht allzu steile Wiesen steigt man gegen den klar erkennbaren Kamm an, den man aber erst viel weiter nördlich erreicht. Aufgrund des einfachen Wiesengeländes hat sich nicht überall eine klare Spur entwickelt und Wegzeichen sind manchmal rar, so dass man die Ideallinie auch mal verpassen kann, was erst einmal nicht schlimm ist. Wenn es dann steiniger und die Flanke steiler wird, sollte man sich aber wieder nach dem Weg umschauen. Der Umweg über den Kamm/Grat selber ist zwar nicht weiter schlimm, kostet aber Zeit und Kraft, die man später gut brauchen kann.
Hat man den Weg wieder aufgenommen, wandert man knapp links der Scheide gemütlich weiter Richtung Norden bis zum Passo di Mem (2191 m). 1 h 15 min, T2.
Hier zweigt man sogleich auf die andere Seite rechts ab und verliert etwas an Höhe. Das Gelände wird wieder zunehmend leichter und man hat erneut die Situation, dass man zunächst leicht die Spur verliert. Später ist das einfacher, wenn man die gesamte Flanke östlich des Pizzo di Claro leicht ansteigend quert und an einige klar erkennbare Felsen gelangt (2322 m), die sich im Nordwesten des ebenso eindeutig zu erkennenden Rückens mit der Bezeichnung Mot Ciarin (2278 m) befinden. Hier zweigt man von der Spur ab, steigt über Gras und Geröll Richtung Nordwesten vor besagten Felsen durch ein Tälchen hoch. Dieses Tälchen verlässt man schnell wieder zugunsten einer weiten Terrasse, die man weiter in nördlicher Richtung aufwärts quert. Man erkennt vor sich einen leicht erreichbaren Einschnitt im Hauptgrat. Es ist nicht die Bocchetta di Lago (2509 m), sondern ein auf der Karte nicht verzeichneter Übergang zwischen P. 2600 und P. 2647. Der Alpinwanderführer bezeichnet dies mit Bocchetta Nord di Lago (2580 m). 1 h 40 min, T3+.
Diese durchquert man und steigt jenseits einige Meter ab. Jetzt beginnt die lange Traverse auf der Westseite zur Bocchetta di Piöv di Fuori (2479 m). Man kann dies recht leicht knapp unterhalb der Höhenlinie 2500 m machen, wobei oft lange, morgens noch harte Schneefelder gequert werden müssen, abgewechselt durch ganz ordentlich begehbaren Geröllhalden. Näher am Pass entwickelt sich dann ein Ziegenpfad, welcher einem das Weiterkommen erleichtert. 1 h, T4.
Vom Übergang, den man nicht durchschreitet, leitet ein weiteres sehr exponiertes und teilweise erodiertes Ziegenweglein nach links zu einer Schulter (Schlüsselstelle, T5), welches ich nicht genommen habe. Den im Führer beschriebenen Ziegenweg ca. 100 Höhenmeter tiefer kann ich nicht erinnern. Statt dessen kann man die rechte Schulter des Pizzo di Campedell (2724 m) durch Gras und oben zunehmend griffige, teilweise sehr steile, aber leichte Felsen erklettern (II). Über den kurzen Grat gelangt man zum Höhepunkt der Tour und befindet sich nun in Augenhöhe mit dem Pizzo di Claro. 0 h 45 min, T5+, II
Zwar ist die Aussicht, aufgrund der nach hinten gestellten Lage nicht so toll wie auf dem Claro, aber dafür ist es hier ein wenig exklusiver. Tatsächlich begegnete ich einem Berggänger, welchen ich später weiter unten nochmals traf.
Vom Gipfel runter kommt man auf 2 Arten, entweder dem Nordgrat entlang zum nächsten Sattel und dann links oder man steigt über das nach Westen gerichtete nicht allzu steile Dach weglos hinab und trifft weiter unten auf besagten Ziegenpfad, der sich in Richtung auf die Alp d'Örz (2087 m) immer leichter verfolgen lässt. Noch vor der Alpe entwickelt sich ein richtiger Weg. 1 h 10 min, T4
Nach der Alpe quert man leicht ansteigend auf klarem Weg den Torrone Alto südlich. An der Alpe della Motta (2269 m) wendet man sich nach Norden und ersteigt den Passo del Mauro (2428 m). 1 h 05 min, T3
In diesem lächerlich kurzen Anstieg ging mir dann die Luft aus. Mit letzter Mühe schleppte ich mich auf den Pass, der sehr felsig ist und auf der anderen Seite durch grobes Geröll und Blöcke hinab leitet. Man sieht bereits die Capanna Cava (2066 m), die sich dann aber noch etwas ziert näher zu kommen. Schließlich erreicht man diese ältere, aber gemütliche Hütte und alle Last fällt von einem ab. Die Königsetappe ist geschafft. 0 h 45 min, T3

Die Fortsetzung findet ihr hier!

Tourengänger: basodino


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

T4 L I
25 Aug 13
Pizzo di Campedell 2724mt : Sconosciuto, intrigrante,... · giorgio59m (Girovagando)
T6 L II
T5- II
11 Sep 21
Cima di Biasca et al · belvair
T5+ L
4 Jul 15
"Sovrano" di Cava · froloccone
T3+
1 Nov 16
Pizzo di Claro da Prepiantò · paoloski
T4+
27 Aug 16
Prove torronifere · igor
T5+ L III

Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

Seeger hat gesagt: Dieses Gedächtnis...
Gesendet am 22. November 2009 um 08:32
..möchte ich auch haben :-)
Hast Du dazu ein Rezept?
Kenne Teile dieser Tour und kann sie laut Deiner Beschreibung auch ohne Karte präzis nachvollziehen.
Die Capanna Brogoldone hat einen sehr guten Winterraum.
Danke Dir, Basodino, für die lebhaften Schilderungen.
Cari saluti
Andreas

basodino hat gesagt: RE:Dieses Gedächtnis...
Gesendet am 23. November 2009 um 17:37
Ich habe vielleicht den Vorteil, dass ich bis vor einigen Jahren meine Touren immer noch am gleichen Tag auf einem Blatt Papier niedergeschrieben habe. Zwar sind die Aufzeichnungen nachher regelmäßig verloren gegangen, aber vielleicht haben sie sich durch das Schreiben besser verankert. Und in vielen anderen Dingen, lässt mein Gedächtnis auch oft genug zu Wünschen übrig. Nur die Berge merk ich mir normalerweise sehr gut. Es sind halt häufig Erlebnisse damit verbunden, die man körperlich erfahren hat und geistig bereichernd verarbeiten kann.
Gruß
Marcel


Kommentar hinzufügen»