Über die Wildenfeldscharte (Abbruch Normalweg KW)


Publiziert von Frank1972 , 11. Januar 2024 um 15:43.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 2 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 8:00

Vorab: Die Wildenfeldscharte ist jetzt kein Ort, den man unbedingt besucht haben muss. Ich bin da auch nur im Rahmen eines schon am Einstieg abgebrochenen Besteigungsversuches des Kleinen Wilden über den Normalweg vorbeigekommen. Aber vielleicht kann jemand den Bericht mal gebrauchen für seine Gipfeltour.
 
Ich hatte das lange Brückentagswochenende Freigang und war ausnahmsweise solo unterwegs. Normalerweise kommt meine Frau Franzi mit und passt auf, dass ich keinen zu großen Unfug mache. Bei bestem Spätsommerwetter startete ich also gegen 6 Uhr am 2. Oktober 2023 vom Parkplatz Renksteg-Wald mit dem Radl zur Käseralpe. Also zuerst nach Oberstdorf und bei der Skischanze rechts das Oytal hinein. Das Rad empfiehlt sich, denn der Weg zieht sich. Erst geht es länger in gemäßigter Steigung, aber hinter dem Prinzenkreuz um den Stuibenfall wird es steil, so dass ich ca. 1 km geschoben habe. Bei der Abfahrt sind die schrägen Schienen für den Abfluss zu beachten, immer schön bremsen und im rechten Winkel drüber sonst kann es einen übel schmeißen.
 
Bei der Käseralpe habe ich das Rad geparkt und bin den Wanderweg zur Wildenfeldhütte hoch. Hinter der Hütte geht es weglos in das Kar. In den Berichten ist von einem grauenhaften Schuttschinder die Rede, wenn man von dieser Seite auf den Kleinen Wilden will. Das konnte ich zunächst überhaupt nicht nachvollziehen, das Gelände war gemäßigt steil und gut gestuft mit genügend Gras. Ich habe mich weiter oben eher rechts gehalten um den Einstieg zum Normalweg nicht zu verpassen. Die Schuttschinderei kommt aber noch und sie ist wirklich übel. Ab ca. 1850 m wird es locker und steil. Irgendwann habe ich mich auf allen Vieren mit Handschuhen (sonst fängt man sich beizeiten einen Cut) hochgewühlt, nie gefährlich, aber sehr spaßbefreit. Den Schutt strampelt man dabei fleißig nach unten. Bei Firn im Frühsommer geht es sicher besser, dann sollte man ggf. Steigeisen mitnehmen.
 
Der Einstieg kommt dann ungefähr auf 1950 m auf der rechten Seite und ist nicht zu übersehen, deutlich rot markiert und mit einem Ring vor der Einstiegsplatte. Dummerweise lief ein Bach auf der linken Seite der Einstiegsplatte runter und der Fels unter dem Wasserfilm war wie Schmierseife. Über die linke Wand (zum Festhalten) rann auch Wasser herunter. Nach kurzem Versuch habe ich das als zu riskant abgebrochen. Auf der rechten Seite lag feuchter Brösel auf der griff- und trittlosen Platte, beim Abrutschen wäre man sonstwohin gefallen. 2023 war halt ein nasses Jahr…
 
Also was tun? Ich habe mich dann entschieden, die Wildenfeldscharte zu überschreiten und entweder auf den Großen Wilden von hinten oder auf das Nördliche Höllhorn zu steigen. Also noch einmal 100 Höhenmeter weiter nach oben wühlen. Grauenhaft. Laut Beschreibungen soll es dann von der Scharte zur anderen Seite runter T5 sein. Dummerweise ist es sehr steil und als Zugabe alles voller Gebrösel und der Fels extrem brüchig. Umdrehen wäre wohl vernünftiger gewesen, aber dann wäre die Tour nur den Schutt hoch und wieder runter gewesen. Ich bin dann die linke von 3 Rinnen runter. Keine Ahnung ob das die richtige war, selten habe ich mich bei T5 so gefürchtet. Gaaanz langsam, jeden Griff und Tritt dreimal prüfen, Angst essen Klettern auf… nur nicht allein im kompletten Niemandsland und Funkloch abstürzen. Vielleicht geht es hoch besser, runter war es fürchterlich. 
 
Für den Großen Wilden war mir die Lust vergangen. Also über das Karrenfeld Richtung nördliches Höllhorn. Sonnencremen. Uhr ab, Brille ab, Creme drauf, Brille auf, weiter. Shit, Uhr liegengelassen. Zurück. Zwar schnell gemerkt, sieht aber alles gleich aus. Eine Stunde kreuz und quer suchen. Keine Chance. Uhr schweren Herzens abgeschrieben, mein Opfer an den Berggott. Die liegt die nächsten hundert Jahre irgendwo unter der Ostwand des Kleinen Wilden, da kommt niemand lang und es gibt dort ja auch keinen Weg. Jetzt hatte ich aber auch keine Lust mehr auf das Nördliche Höllhorn, was man von dort einfach mitnehmen kann. Ich war da allerdings schon oben. Also über den „Klettersteig ins Nirgendwo“, den ich von den Höllhörnern kannte, runter und über das Hornbachjoch zur Käseralpe und dann mit dem Rad zurück. Wie gesagt Vorsicht bei der Abfahrt, die Abflussrinnen sind sehr radunfreundlich.
 
Zurück beim Parkplatz dann ein Strafzettel unterm Scheibenwischer wegen Übernachten auf dem Renksteg. Dabei hatte ich an der Säge übernachtet und bin erst früh hingefahren… Die nette Frau von der Stadt hat die Sache nach einer Mail aber storniert. Insgesamt war es trotzdem ein gelungenes Wochenende, die beiden Vortage hatte ich phantastische Touren auf den Kleinen Widderstein und die Trettach. Beide muss ich unbedingt noch mal mit Franzi und dann mit Seil gehen. Auf den Kleinen Wilden schleppe ich sie lieber nicht hoch. Vielleicht verhafte ich mal meine große Tochter für den Südgrat (III), wozu hat man sich schließlich seinen eigenen Vorsteiger gezüchtet...

Tourengänger: Frank1972


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Kommentare (3)


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Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 12. Januar 2024 um 10:06
Ich war ein paar Tage vor dir dort :-)
/www.hikr.org/tour/post182702.html

Frank1972 hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. Januar 2024 um 12:36
Danke, ich werde deine Westgrat-Variante vormerken als Alternative für den Abstieg, falls wir den Südgrat mal machen.

Komischerweise wird dein Bericht bei Suche mit "Kleiner Wilder" nicht angezeigt, obwohl der Wegpunkt erfasst ist...

Andy84 hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. Januar 2024 um 13:12
Ist bewusst ein Kurzbericht


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