Ruederkarspitze aus der Eng


Publiziert von Kaiserin , 7. November 2023 um 21:09.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:22 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1120 m
Abstieg: 1120 m
Strecke:8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Sylvensteinspeicher und Vorderriß nach Hinterriß, dort entlang der Mautstraße (7 Euro) zu P9 fahren. Dort parken.

Ruederkarspitze?  Dieser Gipfel sagt den wenigsten etwas, selbst Leuten die viel in den Bergen sind.  Ich selbst bin 2014 darauf gestoßen als ich auf der Suche nach einem Gipfel mit 2015 m Höhe war - siehe da, die Roßkopfspitze nebendran hat die gewüschte Höhe (zumindest laut Kompasskarte, und irgendeine Referenz muss man ja wählen) und wäre als Jahresberg 2015 qualifiziert gewesen, aber Yetis Hinweis auf den Latschenkampf (vgl. https://www.hikr.org/tour/post57312.html) ließ mich nach einer Alternative suchen.  Die Ruederkarspitze blieb mir aber im Hinterkopf hängen als eher exklusives, einsames Gipfelziel über der doch eigentlich viel besuchten Eng.

 

2018 war ich das erste Mal oben, von jener Tour ist auch der GPS-Track den ich hier hinterlege.  Als Jürgen und ich nun überlegten zur Ahornfärbung eine Tour in der Eng zu machen fiel mir die Ruederkarspitze wieder ein.  Jürgen kannte sie - ich bin fast geneigt zu sagen logischerweise - noch nicht.  Leider klappte es am ersten angepeilten Wochenende wettertechnisch nicht, und als wir die Idee die Woche drauf wieder ausgruben war schon vorab ziemlich klar dass wir für die Laubfärbung am Großen Ahornboden zu spät kommen würden.  Aber gut, der Berg steht ja trotzdem, und lange kann man nicht mehr da hinten reinfahren da die Mautstraße schließt, also warum die Tour nicht machen?

 

Start wieder am P9.  Ein paar Meter die Straße zurück und dann links auf die Wiese rauf.  Hier suche ich den Steinmann an den ich mich zu erinnern meine, aber da ist nichts.  Wir gehen bis zur hintersten linken Ecke der Wiese, dorthin wo die Bäume bis fast zur Straße runter wachsen.  Und dann nach links in den Wald rein.  Weglos, aber das ist mehr oder minder egal, die Richtung ist ja klar: hoch!  Ziemlich bald erreichen wir die Schuttausläufer des Grabens über den wir weiter aufsteigen müssen.  Wir bleiben bis zu diesem inselartig dastehenden Felsen einfach im Schutt, der ist gut zu gehen (wenn man mal davon absieht dass es heute noch ziemlich nass und somit rutschig ist).  Kurz unterhalb dieses markanten Felsens erreichen wir dann die Wegspur die von links kommt.  Wo kommt die her?  Der Abstieg wird’s zeigen.  Jedenfalls geht es, vorbei an einem Wasserfall und zwei Höhlen, der ganz gut erkennbaren Pfadspur entlang nach oben.  Nach der oberen, größeren und mit tibetischen Gebetsfahnen verzierten Höhle geht es noch ein Stück weiter mit dem Pfad, teils sogar kurzzeitig ziemlich ausgesetzt im Wald, bevor sich die Spur auf der teils mit Latschenkiefern besetzten Wiese verliert.  Gut dass ich noch meinen Track von vor 5 Jahren habe!  Damit haben wir keine größeren Probleme den Verbindungsrücken zwischen den beiden Gipfeln zu erreichen.  Die Überraschung ist eher dass wir ab ca. 1900 m den ersten zögerlichen Schneekontakt haben.  Da war es beim Regen in der letzten Nacht dann offensichtlich doch eher kalt (wobei es fairerweise schon hieß dass die Schneefallgrenze um die 2000 m liegen sollte).

 

Oben am Rücken stehen sehr fotogen drei Gämsen auf dem Grat!  Wobei wir ab Erreichen des Wiesenhangs viele ihrer Artgenossen bereits erspäht hatten.  Das ist einfach tolles Gelände für die Tiere.

Wir biegen also links ab Richtung Ruederkarspitze.  Steil über immer weißeres Grasgelände geht es hinauf zum Felsaufbau des Gipfels.  Hier hat es nun ca. 2 cm Neuschnee.  Zum Glück gibt es immerhin hier in einiger Regelmäßigkeit Steinmänner, sonst wäre die Route ein wenig schwerer zu finden.  Es handelt sich weitestgehend um schuttiges Gehgelände, abgesehen von zwei Felsstufen, die erste vielleicht 1 m hoch, die zweite eher 3 m.  Vor der zweiten Felsstufe ist eine Felsplatte, heute aalglatt so nass wie sie ist.  Bei trockenen Bedingungen fällt sie sicherlich gar nicht auf, aber heute?  Zum Glück gibt es am linken Abbruch ein paar griffige Felsen über die wir ohne Probleme zu besagter Stufe kommen, die wir mit wenigen Zügen raufkraxeln (I).  Bald ist das Gipfelkreuz erkennbar, und kurz bevor wir dieses erreichen verschwindet vor mir ein Schneehuhn nach links den Hang herunter.  Leider zu schnell als dass Jürgen es noch gesehen hätte.

 

Am Gipfel angekommen sind wir froh dass wir unsere Sitzkissen mitgenommen haben, sonst wär’s nass geworden im Schnee.  Die Stimmung ist speziell, mit dem Neuschnee auch auf den umliegenden Gipfeln und überraschend vielen Wolken die viel Dynamik in die Szenerie bringen.  Erstaunlicherweise liegt im Westen in der Falkengruppe gefühlt weniger Schnee als auf Schaufelspitze und Sonnjoch.  Und die Nordwand des Gamsjochs sieht von hier wieder mal wirklich einschüchternd aus.

 

Nach einer ob der Kälte nicht allzu langen Gipfelpause geht es auf selbem Weg wieder runter.  Im Wiesenhang teils wieder mit der Frage, wo waren wir nochmal hochgekommen?  Aber letztlich stoßen wir im weiteren Verlauf wieder auf die Pfadspur die uns in den Graben und in dessen unterem Bereich wieder an diesen “Insel-Felsen” bringt.  Direkt vor diesem Felsen muss man in die Schuttrinne rein, dann auf der anderen Seite hoch und über eine Art Schärtchen zu einem schon fast verwunschenen Ort der sicherlich ein schöner Biwakplatz wäre, wenn er doch nicht so nah am Tal läge. Von hier folgen wir, anders als im Aufstieg, dem Weg.  Dieser ist steil-schuttig und nicht so wahnsinnig angenehm zu gehen.  Er leitet aber, kurz vor der Straße, wieder in den Wald - und verschwindet kurz danach.  Wie man aktuell diesen Weg von unten kommend finden könnte weiß ich nicht.  Wir hatten mein GPS dabei und haben ihn trotzdem nicht gefunden.  Aber gut, letztlich ist das egal, man findet’s ja auch so.

 

Einfach nur die Ruederkarspitze rauf und runter summieren sich auf ca. 1120 Hm und 8 km Wegstrecke.  Zur Schwierigkeit gehe ich unter normalen Bedingungen konform mit der T4+ und I-Bewertung.  Bei uns mit dem Neuschnee jetzt würde ich zumindest mal eine T5- draus machen.  Aber das ist ja nicht der Normalzustand.  Zeitlich waren wir ob der Bedingungen auch langsamer unterwegs als normal, wobei es raufzugs nicht dramatisch war - wir haben 3:25 h hoch gebraucht gegenüber exakt 3 Stunden 2018.  Runter haben wir allerdings dann auch 3 Stunden runter gebraucht, das war dann doch signifikant länger gegenüber den 2 Stunden 2018.  Aber wir waren früh genug unterwegs dass das kein Drama war.


Tourengänger: Kaiserin


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