Annagreth-Spitzli - Sarganserländer Fiamma


Publiziert von rhenus , 10. Oktober 2023 um 22:33.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:10 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 4+ (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m

Das kecke Annagreth-Spitzli südlich des Gonzens bei Sargans wurde möglicherweise bereits 1948 von Werner Riedi oder sogar früher erstmals bestiegen. Gesichert ist die Besteigung von Meinrad Peter im Jahre 1961. Zu Ehren der ersten Frau Annagreth Willi, die das Gipfelchen mit ihrem späteren Mann Meinrad im Juni 1961 erreichte, erhielt die "Sarganserländer Fiamma" ihren Namen. Wir bestiegen das Spitzli beim heutigen Spätweibersommertag bei Temperaturen von 25° C über den Normalweg der Erstbegeher von der Ostseite aus. Das Original-Gipfelbuch von 1961 ist erst zu zwei Drittel voll und steckt noch in einer alten Gamelle. Wegen der Kürze der Route (ca. 55m) und viel "Botanik" ist das Annagrethli als reines Kletterziel mässig lohnend, als Bergtour über die Follaplatten mit anschliessender Kletterei jedoch ein schönes Erlebnis.

Mit dem 9 Uhr Zug holten wir U. im Bahnhof Sargans ab und wurden anschliessend von meiner Frau zum Lauiwald gefahren. Dort stiegen wir durch den noch wenig gefärbten Buchenwald hinauf zum Cholplatz 1155m, wo wir den markierten Wanderweg nach links verliessen. Die Abzweigung nach links in die Follaplatten erfolgt auf ca. 1230m und ist mit einem von mir nachträglich gesetzten blauen Markierungspfosten bei einem kleinen Steinmannli gekennzeichnet, denn ich bin wohl nicht der einzige, der hier schon herumgeirrt sein dürfte (Man steige nicht zu weit auf den Wegspuren zur Felsentreppe in der Gonzen-Südostwand hinauf, einer aufwändig in den Fels handgemeisselte Treppe, die vermutlich zu einem Erzausbiss führte, wo einst über Tag Eisenerz abgebaut wurde). Von der Abzweigung 1230m folgten wir durch anfänglich recht hohes Gras dem trotzdem gut sichtbaren Weglein, das manchmal auch mit blauen Punkten markiert ist, bis zum ersten Fixseil in den Follaplatten. Über das Fixseil hinauf, etwas weiter oben Querung an einem weiteren Fixseil nach rechts an den "Spalt" der Gonzenwand (Biwakplatz). Dann gings auf einem Grätchen in Richtung der Rinne zwischen dem Gonzen und dem Breiten Turm; dies ist auch der Zustieg zur sog. "Gletschergrube" (alte Grube IV des Eisenbergwerks am Gonzen). Hier nicht zum Fuss des "Breiten Turm" aufsteigen, sondern ca. auf Kote 1360m auf nicht sehr deutlichen Wegspuren nach links die dortige recht steile Rinne überqueren. Anschliessend auf wieder deutlichem Weg unter dem "Breiten Turm" weiter nach links zum Fuss des Annagreth-Spitzli queren, hier am Weglein ein neuer Standhaken der Route Nr. 2 "Nordkante" (siehe auch beiliegende Skizze aus dem Kletterführer von 1995).

Den ersten Standplatz der Normalroute auf ca. 1415m richteten wir an einem Baum ein, der über eine ca. 20 m lange grasige Rinne mit guten Tritten bei einem kleinen Gedenktäfelchen erreicht werden kann (dort auch ein vertrauenswürdiger alter Schlaghaken, den wir zuerst übersahen). Ab hier ist die Normalroute mit 3 Seillängen gut zu finden (1. SL 12m; 2. SL 18m; 3. SL 22m; Schwierigkeit 4a / 4b / 4b). Die Route ist keine eigentliche Plaisirroute, doch die oberen Standplätze sind mit neuen, rostfreien Ankern perfekt eingerichtet. Auch an den Schlüsselstellen ist die Route gut abgesichert, es gibt aber auch Passagen mit älteren Haken. Die beiden unteren Seillängen sind teilweise etwas brüchig und mit Legföhren bewachsen. Die letzte Seillänge, oben am besten entlang der Kante gemäss der Route Nr. 2, hat uns sehr gut gefallen. Kletterzeit ca. 1 Std. 

Die Gipfelrast genossen wir mit schönem Tiefblick auf Sargans bei etwas getrübter Sicht. Zurück kehrten wir auf der Aufstiegsroute mit unserem 50m-Doppelseil mit zweimaligem Abseilen. (Alternativ ist eine weitere Abseilpiste entlang der Route Chumbawamba eingerichtet.) Die beiden untersten Seillängen konnten wir mit unserem 50m langen Doppelseil sehr gut bis zum Fuss des Annagrethli bewältigen. Es ist darauf zu achten, dass sich das Seil nicht in den Legföhren verfängt. Abstieg zum Lauiwald auf der Aufstiegsroute. Keine weiteren Kletterer oder Berggänger und auch kein Wild im Gebiet gesichtet. Die neueste Kletterroute am Annagreth-Spitzli wurde am 3. Sept. 2023 durch den Sarganser Daniel Benz und Marcel Dettling eingerichtet ("Gretchenfrage", 6b+, zwischen dem Normalweg und "Chumbawamba" gelegen, im Kletterführer von 2023 nicht aufgeführt).     



   

 

Tourengänger: rhenus


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