Gummfluh - Normalweg


Publiziert von Bergmax , 3. Oktober 2023 um 18:40.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Saanenland
Tour Datum:26 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VD 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Strecke:Chalberhöni - Gour de Comborsin - Trittlisattel - Gummfluh via Normalweg und zurück - Wilde Bode - Chalberhöni
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto nach Saanen oder Gstaad, Straße ins Chalberhöni (asphaltiert, genügend Ausweichmöglichkeiten). Parkplatz bei der Waldmatte oder wenige Plätze direkt beim Fahrverbot bei P. 1398.
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Mächtiger Gipfel, überraschend einfach...

Blockfelder und ähnliches habe ich in letzter Zeit zur Genüge gesehen. Aber dafür darf es gerne mal wieder ein "großer", einigermaßen bedeutender Gipfel sein. Die Gummfluh hat noch dazu den Vorteil eines südseitigen Aufstiegs, denn mein Können im nordseitig meist nassen Gras ist beschränkt und außerdem - als Erkenntnis aus den letzten Unternehmungen - Bergsteigen soll doch Spaß machen und die Route hat das Zeug dazu!

Die Gummfluh - direkt an der Sprachgrenze gelegen - hat zwar einen zentralen Platz zwischen Château-d'Oex, Saanen und Gstaad, aber die Talorte sind relativ weit weg und nicht jeder Ausgangspunkt ist jederzeit und unbeschränkt erreichbar. Beispielsweise fährt die Bergbahn zur Videmanette im Sommer so gut wie nie.

Nach einiger Recherche entschließe ich mich, die Chalberhöni-Straße zu benutzen. Auf ca. 1350 m gibt es einen größeren Kiesplatz, wobei mir nicht ganz klar ist, ob man da wirklich parken darf. Jedenfalls stelle ich meinen Wagen so ab, dass er niemanden im Weg stehen könnte und wandere taleinwärts.
In der Kehre P. 1398 wäre auch noch Platz für maximal drei Autos. Ab dort gilt ein Fahrverbot für beide weiterführende Fahrwege. Etwas weiter westlich hat man dann die Wahl, über den Sattel der Wilden Bode und den Gratrücken aufzusteigen oder länger im Tal zu bleiben.
Ich benutze hinwärts den Talweg, weil mir dieser von der Landkarte her landschaftlich attraktiver vorkommt. Eine gute Wahl. Schön zu gehen und eine prächtige Aussicht zur Gummfluh (bzw. eigentlich zu den Pointes de Sur Combe), am Morgen herrlich angestrahlt. Es ist herbstlich kalt, sogar mit ein wenig Bodenfrost. Die paar Kühe scheint es nicht zu stören und mich auch nicht.

Im Talschluss Plan de Comborsin muss kurzzeitig recht sumpfiges Gelände durchquert werden, dann kommt (endlich) der erste steilere Anstieg ins Kar Gour de Comborsin (1716 m). Ein fantastischer, abgeschiedneer Platz mir einem winzigen, fast verlandeten Seelein.

Vor dem See knickt der Weg zum Trittlisattel scharf nach links ab. Und wird gleich ein wenig anspruchsvoller. Während man bis ins Kar fast noch im T1-Bereich spazieren kann, kommen bis zum Trittlisattel immerhin einige kurze T3-Passagen. Ein abwechslungsreicher Abschnitt. Erst eine leicht ausgesetzte Querung, dann ein unschwieriges Geröllfeld und zum Schluss noch eine hübsche, wenn auch kurze Steilschlucht.


Ab dem Trittlisattel (1850 m) folge ich zunächst dem Weg zum Col de Jable. Nach hundert effizienten Höhenmetern kommt ein kleines Highlight - ein verkarsteter Felsspalt wird durchquert. Ziemlich kurz danach verlässt der Bergweg den Gratrücken. An dieser markanten Stelle - Wegweiser + auffälliger Baumstamm, ca. 1950 m - beginnt die unmarkierte Normalroute zur Gummfluh. Eigentlich ist es ganz einfach. Man bleibt am Grat und findet schon nach ein paar Metern eine brauchbare Wegspur.

Ich habe keine Probleme, dem Pfad zu folgen und gewinne ziemlich zügig an Höhe. Fast unmerklich steigern sich auch die Schwierigkeiten, beginnend mit einem guten T2 über ein T3 am breiten, aber leicht schrofigen Gratrücken. Am Beginn der Flankenquerung auf ca. 2200 m ist man bei einem knappen T4 angelangt. Die Querung empfinde ich als relativ unproblematisch - obwohl dies schon manchmal anders beschrieben wurde. Allerdings sind die Verhältnisse wirklich prima: ziemllch trocken und gut gepfadet, auch in den erdigen Runsen.

Zugegeben, auch an der Gummfluh muss ich am Ende der Querung ein paar Höhenmeter im Geröll nach oben wursteln. Aber das ist in ein paar Minuten geschafft. Das schräge Band, welches zum obersten Ostgrat hiochzieht, kannn man kaum übersehen. Am plattigen Einstieg hängt ein ordentliches, aber recht lockeres Stahlseil. Ich nutze es und empfinde die Stelle als T4+. Runterwärts werde ich näher an der Felswand gehen, ohne mich so sinnlos weit rauszuhangeln - und streiche das "+" wieder. Also machts das Seil nicht wirklich einfacher, aber wer unsicher ist, könnte sich immerhin dran sichern.
Weiter oben bietet das Band hübsches, kaum ausgesetztes Kraxelgelände im I. Grad. Bei den Henkelgriffen brauchts die Textilseile dort wirklich nicht. Fast noch einfacher ist dann der breite Gipfelrücken. Zu allerletzt darf man noch einen kurzen Gratabschnitt zum höchsten Punkt der Gummfluh (2458 m) mit einem wirklich edel gemachten Gipfelkreuz begehen.

Das Panorama kann sich echt sehen lassen. Im Nachhinein würde ich sagen, definitiv unter den Top 5 gemessen an dem, was ich auf meinen knapp 200 beschriebenen Touren gesehen habe. Von seiner besten Seite zeigt sich nicht zuletzt der Allerhöchste - natürlich der Mont Blanc - in knapp 80 Kilometern Entfernung.
Übrigens gibt es ein ganz neues Gipfelbuch, welches gerade erst zwei Tage alt ist. Auch nicht schlecht, sich mal auf Seite drei eintragen zu dürfen...

Nach einer längeren Gipfelpause steige ich den Normalweg wieder ab. Insgesamt empfinde ich ihn als fast ein bisschen "zu" einfach für diesen mächtigen Gipfel. Hier wird eine eigentlich unscheinbare Schwachstelle perfekt ausgenutzt. Rückblickend betrachtet hätte ich den Hauptgipfel der Pointes de Sur Combe noch versuchen können, aber ich hatte mich vorher nicht ordentlich informiert und ging von einem T6 aus, was wohl zu hoch gegriffen ist. Jedenfalls geht der Abstieg zurück zum markierten Weg ziemlich schnell und macht Spaß.

Ab dem Trittlisattel benutze ich zur Abwechslung den kürzeren Weg via Wilde Bode (1642 m). Der beginnt mit einem kleinen Gegenanstieg (30 Höhenmeter), welchen ich aber nicht als sonderlich störend empfinde. Danach geht es nur noch bergab, wobei bloß die letzten 100 Höhenmeter auf Fahrwegen zu gehen sind. Insgesamt auch eine recht hübsche Route, auch wenn der Weg via Gour de Comborsin im direkten Vergleich  etwas reizvoller ist.

Gehzeiten & Schwierigkeiten

Chalberhöni / Waldmatte - Gour de Comborsin: 1 h 10 min; T1+
Gour de Comborsin - Trittlisattel - Abzweig Gipfelroute: 50 min; Stellen T3- und T2
Normalweg - Gummfluh und zurück: 1 h 10 min hoch, 50 min runter; T4 / I
Abzweig - Trittlisattel - Wilde Bode - Chalberhöni / Waldmatte: 1 h 20 min; T2 und T1

Fazit - ganz schön nah dran am Ideal einer T4-Tour...

Tourengänger: Bergmax


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