Grenzwanderung Schweiz * Bogno (San Lucio) - San Jorio


Publiziert von laurentbor , 29. Oktober 2023 um 07:47.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:14 Juli 2023
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   I   Gruppo San Jorio-Monte Bar   Gruppo Portola-San Jorio   Gruppo San Lucio-Monte Boglia 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1655 m
Abstieg: 1195 m
Strecke:18,1 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zürich - Lugano - Tesserete - Bogno
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Übernachtung San Jorio

Die letzte Etappe der Tessiner Grenztour beginnt im Val Colla. Dieses abgeschiedene Tal mit knapp 900 Einwohnern ist seit 2013 Teil der politischen Gemeinde Lugano. Aber man fühlt sich hier oben weit, weit weg von der Grossstadt. Vom beschaulichen Bogno führt der Wanderweg hinauf zum Passo San Lucio der bereits zu Römerzeit begangen wurde.

Wir übernachten im Rifugio San Lucio auf der Schweizer Seite des Passes, dies eigentlich nur weil der italienische Hüttenwart im Refugio San Lucio nie ans Telefon ging für die Reservation. Das Abendessen ist währschaft: Spezzatino di manzo und natürlich Polenta. Manohar, Shu, Ying und Duschan und ich übernachten hier, da die Tour zu lang wäre für einen Tag inklusive Anreise.

Am nächsten Tag begrüssen uns dicke Wolken, aber auch die Sonne drückt immer wieder durch. Wir wagen es und steigen auf Richtung Gazzirola. Unterwegs begegnen uns viele Kühe, es ist traditionelles Weideland hier. Der Pfad führt schnurgerade die Bergflanke hoch, die hier jedoch nicht zu steil ist. Bis zum Rifugio Gazzirola auf 2000 Metern geht es über Wiesen, dann wird es felsiger. Generell wird es nun langsam wieder alpiner je weiter nördlich die Landesgrenze führt. Hinter den vorbeiziehenden Wolken taucht plötzlich das glitzernde Gipfelkreuz der Gazzirola auf. Doch ein Blick auf die Landeskarte verrät, hier ist nur ein Vorgipfel. Dieser nennt sich Prato della Basciota und würde eine wunderbare Aussicht bieten, wenn nur nicht so viele Wolken wären. Der Weg auf den Hauptgipfel lassen wir links liegen - zu viele Wolken und wir haben noch einen langen Weg vor uns.

Kaum verlassen wir die Schweizer Wanderwege wird es wild und abenteuerlich. Der Pfad ist nicht immer deutlich zu erkennen, ausserdem fehlen auf der gesamten Grenzkrete Wegweiser oder Markierungen. Einige beschreiben den Weg hier als T3 ich würde ihn klar T4 taxieren. Kartenlesen ist also angesagt hier. Der erste magische Tiefblick öffnet sich gleich östlich der Gazzirola auf der kleinen Erhebung Monte Segor. Hier blickt man in drei Täler. Das Val di Serdena Richtung Isone und Ceneri, das Val Cavargna Richtung Porlezza (Italien) und das Valle Morobbia Richtung Bellinzona.

Ganz nah lockt der Camoghè mit seinen 2227 Metern - der höchste Tessiner Voralpengipfel. Doch wir belassen es bei der fernen Bewunderung der schönen Pyramide welche sich immer wieder in Wolken hüllt.

Nun steigt die Grenze auf zum Vetta del Vallone oder Monte Grande. Hier haben fast alle Gipfel zwei Namen, ein Umstand der auf Grenztouren immer wieder auffällt. Wir umrunden den Berg auf der italienischen Seite auf einer rutschigen Traverse durch Wiesen und stossen dahinter wieder auf den Grenzgrat. Hier findet sich eine schwierigere Passage - ein schmaler Grat ist mit Felsen durchsetzt - durchaus spektakulär geht es auf die Cima della Segonia.

Gleich dahinter lockt der Monte Stabiello - den wir nun aber auf einem etwas klareren Weg links auf Schweizer Seite umgehen. Die Spurensuche gestaltet sich nicht immer ganz einfach, was aber auch mit dem Wetter zusammenhängt. Zum Glück sind es nur vorbeiziehende Wolken und kein Nebel, aber ich bleibe etwas angespannt, da ich hier oben auf keinem Fall einem Gewitter begegnen möchte.

Im Aufstieg zum Cima della Valetta verlieren wir uns irgendwo im Gras und kraxeln die letzen Meter querfeldein auf den Gipfel. Aussicht gibt es gerade nicht und wir gehen etwas weiter bis sich die Sonne durchsetzt. Beim Grenzstein 0H ist ein feines Plätzlchen für eine Mittagsrast auf einem breiten Grasrücken.

Nun folgt ein weiterer Abstieg - erst verliert sich der Weg wieder im Gras und ich muss mit der digitalen Landeskarte den Weg bestimmen um die Felsplatten zu finden welche man für den Abstieg queren muss. Bei der Bocchetta della Tappa wird es plötzlich warm und die Wolken verziehen sich. Wir sind jedoch zu müde um noch die Cima Verta mitzunehmen und steigen quer von Punkt 1993 zur Bocchetta di Sommafiume ab.

Das Valle Morobbia ist das letzte Tessiner Tal welches ich streife, es ist sozusagen das Hinterland, oder die Alpe von Bellinzona. Auch hat man von hier immer wieder Tiefblicke auf die Kantonshauptstadt. Historisch eng verbunden mit Giubiasco dienten die beiden Pässe Bocchetta di Somafiume und San Jorio als traditionelle Übergange vom Sopraceneri zum nördlichen Lago di Como. 

Nun folgt unser Pfad wieder markierten Wegen und wir sind froh nach so viel Kraxelei den Geist und die Füsse wieder etwas zu entspannen. Über schöne Wege geht es hinunter bis zur Alpe di Giumello. Die Kühe werden gerade gemolken und wir gönnen uns einen Kaffee in der Bauernhofbeiz. Die Bäuerin ruft für uns sogar noch kurz beim Rifugio San Jorio an um mitzuteilen, dass wir etwas später ankommen.

Der letzte Aufstieg bietet keinerlei Schwierigkeiten mehr, aber wir sind doch etwas müde und sehnen uns nach der Hütte. Unterwegs kommen uns noch zwei Mopedfahrer entgegen welche versucht haben den Pass zu überqueren - aber auf Wanderwegen! Was ich bereits alles gesehen habe auf dieser Grenztour - fehlt noch einer der mit dem Gummiboot wandert.

Müde aber zufrieden erreichen wir den Pass San Jorio und gleich dahinter auf italienischer Seite das Rifugio wo wir übernachten.

Hier geht es zur nächsten Etappe


Tourengänger: laurentbor


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