Bahnwandern Oybin - Zittau

Spätsommerliche Genusstour
 
Der warme stabile Spätsommer veranlasst mich, eine weitere Tour aus der Rubrik „Bahnwandern“ entlang sächsischer Schmalspurstrecken zu unternehmen. Dazu soll es ins Zittauer Gebirge gehen. Über Krompach und Valy in Tschechien schlüpfe ich durch die „Hintertür“ in den Kurort Jonsdorf. Den kurzen, hier endenden mir bisher gänzlich unbekannten Streckenast der Zittauer Schmalspurbahn will ich auf der Rückfahrt vom Zug aus erkunden. Zu Fuß begebe ich mich auf dem mit rotem Punkt markierten Wanderweg vorbei am Gebirgsbad zunächst ruppig bergan. An einer späteren Kreuzung wechsele ich auf einen mit rotem Strich markierten Wanderweg, der mich hinunter in den Kurort Oybin leitet. Unterwegs werden einige Blicke auf die regionstypischen Sandsteinfelsen frei.
Am Bahnhof treffe ich auf die 1890 eröffnete, 12,2 km lange Schmalspurbahn Zittau - Oybin (sächs.: ZO-Linie). Diese wurde von der Zittau-Oybin-Jonsdorfer-Eisenbahn-Gesellschaft (ZOJE) erbaut und stand unter Betriebsführung der Königlich Sächsischen Staatseisenbahn (K.Sächs.Sts.E.B.). Über die DR und die DB gelangte die Strecke schließlich zur SOEG. Heute wird von der SOEG in der Hauptsaison ein Dreizugbetrieb praktiziert. Durchgehende Züge nach Oybin werden von Direktverbindungen Zittau - Jonsdorf und einem Gebirgspendel Oybin - Jonsdorf ergänzt. Somit steht sowohl für Mitfahrten als auch für Fotogelegenheiten ein äußerst attraktives Angebot zur Verfügung.
Zwischen Oybin und Bertsdorf nutze ich den die Strecke begleitenden „Dampfbahn-Lehrpfad“. Der 7,8 km lange Abschnitt Oybin - Zittau Vorstadt war wegen hoher Passagierzahlen und Zugdichte zwischen 1913 und 1943 zweigleisig ausgebaut, was für eine dampfbetriebene Schmalspurbahn eher selten war. Das zweite Gleis wurde kriegsbedingt wieder zurückgebaut. Am Bahnhof Bertsdorf treffe ich auf den 3,8 km langen Streckenast Bertsdorf - Jonsdorf (sächs.: BJ-Linie). Zu gewissen Fahrplanzeiten sind hier bergfahrende Parallelausfahrten vorgesehen. Ein solche warte ich ab und laufe anschließend mehr oder weniger bahnnah auf Anliegerstraßen und Wegen über Olbersdorf zum Bahnhof Zittau Vorstadt. Dann geht es ausschließlich durch das Stadtgebiet Zittau weiter. Unterwegs kreuzt die Bahnstrecke eine Straßenbrücke über den Fluss Mandau diagonal.
Hinter dem Neiße-Viadukt der normalspurigen Hauptstrecke nach Liberec zweigte bis 1945 die 15,7 km lange Schmalspurbahn Zittau - Hermsdorf (sächs.: ZH-Linie) ab. Im böhmischen Grenzbahnhof Hermsdorf bestand Anschluss an eine 10,6 km lange schmalspurige Strecke der Friedländer Bezirksbahn (FBB/FOD), die ebenfalls nach sächsischen Normalien erbaut wurde. Die ZH lag nach dem Krieg größtenteils auf polnischem Gebiet und wurde dort abschnittsweise bis 1961 weitergenutzt. Auf der tschechoslowakischen Schmalspurbahn verkehrten 1976 die letzten Züge.
 
Schließlich komme ich zum Bahnhof Zittau, der einen Normalspur- und einen Schmalspurteil besitzt. Mir bleibt gerade genug Zeit für einen Fahrkartenerwerb bis der nächste Zug eintrifft. Der dampfbespannte Direktzug nach Oybin hat neben zwei offenen Aussichtswagen auch einen Musikwagen mit einer Schalmeienkapelle eingereiht. In Bertsdorf steige ich in den Gebirgspendel nach Jonsdorf um, der heute aus dem historischen Sachsenzug gebildet wird. Als einziger Fahrgast im letzten Wagen genieße ich die kurze Fahrt auf der hinteren Plattform.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h. Die Schwierigkeit ist als T1 zu bewerten.