E3-Wanderung mit Lausche (793 m) und Hochwald (749 m)


Publiziert von ju_wi , 23. April 2009 um 22:52.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Oberlausitz
Tour Datum:10 April 2009
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   CZ 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 1830 m
Strecke:45,4 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto zum Bahnhof Jedlová (am Schluß sehr holpriger Waldweg - nicht gesperrt, aber nicht empfehlenswert)
Unterkunftmöglichkeiten:Hochwaldbaude auf dem Hochwaldgipfel (super)
Kartennummer:KČT 14 Lužické hory

Obwohl die hier beschriebene Wanderung auf dem E3 fast komplett in Tschechien verläuft, führt sie uns zu den 2 HÖCHSTEN ERHEBUNGEN des Deutschen ZITTAUER GEBIRGES und der gesamten OBERLAUSITZ und ist daher als erste Hikr-Tour der Region Oberlausitz zugefügt.

Der E3 ist einer von 11 Europäischen Fernwanderwegen, der von Santiago de Compostella in Spanien bis zum Schwazen Meer laufen soll (noch nicht überall markiert). Die Wegstrecke durch Luxemburg (200 km), Deutschland (1200 km) und erste Teile von Tschechien (ca. 300 km) haben wir uns in den letzten 10 Jahren darauf schon erwandert.

Am Osterwochenende 2009 sind wir für 4 Tage zur östlichen Fortsetzung nach Tschechien gefahren.
Wir steigen am Bahnhof Jedlová in den Weg ein, nachdem wir die Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag schon im empfehlenswerten Gasthof Papiermühle bei Jena als Zwischenstopp verbracht haben. So können wir im dichten Osterverkehr Freitags noch halbwegs frühzeitig den Wandereinstieg erreichen.

Der in dieser Tour beschriebene Teil der Wanderung führt uns die ersten 2 der 4 Wandertage durch das grenzübergreifende Lausitzer Gebirge (Lužické hory) im westlichen Sudetenbogen, dessen kleiner Deutscher Teil "Zittauer Gebirge" genannt wird und das östlichste Mittelgebirge Deutschlands darstellt. Außerdem gehört das nach der Stadt Zittau benannte Gebirge zur Region Oberlausitz, die für ihre sorbischen Bräuche bekannt ist.

Vom Bahnhof Jedlová wandern wir den Zufahr-Waldweg ein Stück hinauf und biegen links auf einen steilen Fußpfad, der über eine abgeholzte Lichtung 100 Hm hinaufführt. An einer Wegverzweigung verlassen wir den E10 nach reschts, der das Stück vom Bahnhof mit dem E3 zusmamenlief und nun nordwärts weiter Richtung Finnland zieht. Durch ein kleines Waldstück hindurch und bald taucht vor uns der ca. 40 m hohe Phonolithstock mit der Burgruine Tolstejn auf, der angeblich die besterhaltene Burgruine des Lausitzer Gebirges ist. Da wir schon 13:30 Uhr haben und noch über 15 km vor uns liegen, verzichten wir auf die Besteigung und Besichtigung der Burgruine. Links vorbei an der Burg weist uns eine Markierung bald nach rechts und über eine Wiese hinab in das Örtchen Lesné. Hier finden wir auf der Tour die ersten typisch Böhmischen Häuser. Wir überqueren eine Straße und dahinter führt ein für den Wanderweg angelegter Fußpfad im Wald steil empor. Es folgen knapp 300 Hm stetig aufwärts durch Laubwald. Wir passieren links von der Pěnkavčí vrch (Finkenkoppe), dem mit 792 m  - weniger als 1 m kleiner als die Lausche - nur sehr knapp geschlagenen Zweiten des Lausitzer Gebirges, und stoßen nach kurzer Rast an einer Bank bald auf erste Grenzsteine D-C und den Oberlausitzer Bergweg, der den Hauptkamm des Zittauer und Lausitzer Gebirges begleitet. Relativ eben wandern wir zunächst mit dem Grenzverlauf - später etwas mehr auf der tschechischen Seite - allmählich auf den markanten Kegel der Lausche (Luž) zu.

Am Abzweig zur Lausche lassen wir uns natürlich diesen Abstecher vom E3 zum dominierenden Berg der Gegend nicht nehmen. Nochmal gut 100 Hm legt man in einer guten Viertelstunde in weiten Serpentinenbögen auf dem Kegel im Buchenwald zurück, bis man auf die offene Gipfelfläche tritt, auf der am Karfreitagsnachmittag schon einige Leute in der Sonne saßen. Vom Gipfel hat man schöne Ausblicke in die Oberlausitzer Ebene hinab, aber auch nach S in die hügelige Vulkanlandschaft und nach O bis zum Jeschken, den wir erst am übernächsten Tag erreichen werden. Die Lausche ist übrigens auch der höchste Deutsche Berg östlich der Elbe.

Wir steigen wieder zum E3 ab und gelangen bald zur Chata Luž mit Einkehrmöglichkeit auf belebter Gartenterrasse, die wir aber wiederum wegen der fortgeschrittenen Stunde auslassen müssen. Über offene Flächen mit schönem Blick zum Hochwald, unserem Tagesziel - gelangen wir nach Horní Světlá und wandern ein Dorfsträßchen entlang durch die schönen Böhmischen Umgebindehäuser. Die E3-Route scheint hier etwas anders zu verlaufen - doch wir folgen dem GPS-Track, den wir zu Hause nach den guten KČT-Karten vorbereitet haben. Nach dem Straßendorf  folgen wir weiter dem Sträßchen stetig bergab und treffen in Dolni Světlá ein, wo wir an einer Einmündung wieder einen sehr gemütlich aussehenden Gasthof finden. Das Örtchen Dolni Světlá (dt. Unterlichtenwalde) durchschreiten wir auf der Hauptsraße südlich noch ein Stück, biegen dann aber mit Markierung links ab in einen kleinen Pfad, der sehr steil die Talwand erklimmt und durch ein kurzes Waldstück über eine Schulter wieder hinab ins Nachbartal mit dem Ort Krompach führt. Schon am Waldrand oberhalb des Ortes haben wir einen herrlichen Blick bei schönem Wetter auf den Hochwald, der den zweithöchsten Berg des Zittauer Gebirges ausmacht.

Durch Wiesen gelangen wir zum Dorfsträßchen des langgezogenen Straßendorf Krompach, das der Weg nun mehr als 2 km leicht ansteigend nutzt. Bei einer Kreuzung beobachten wir an einem Löschteich kopulierende Kröten - Leben im Überfluss. Am oberen Ortsende - unser Führer "E3 durch die Sudeten" von fernwege.de berichtet von sehr alten Eiben, aber da haben wir jetzt nicht mehr den Sinn nach - gelangen wir über eine Wiese erneut zur Deutsch-Tschechischen Grenze, der der Wanderweg nun hartnäckig bis zum Gipfel des Hochwaldes folgt. Anfangs läuft die Führung dabei durch einen schönen Hohlweg in Heidevegetation, später steil und direkt durch den Wald und zuletzt durch Stein- und Blockwerk, das fast schon etwas alpin anmutet (daher auch T2). Nach dem steilen Schlußanstieg befinden wir uns bald im Kräutergarten der idyllischen Hochwaldbaude (749 m), die am höchsten Punkt des Hochwaldes liegt. Wir haben vorreserviert, sind aber sehr überrascht, dass wir jetzt am Osterwochenende außer einem weiteren Pärchen aus Dresden die einzigen Gäste sind. Umso besser (für uns nicht die Wirtsleute): So genießen wir nach Dusche und Abendessen noch einen sehr friedlichen, stillen Sonnenuntergang mit schönster Aussicht auf die um und unter uns liegende Mittelgebirgslandschaft.

Am nächsten Morgen nehmen wir gegen 8 Uhr Frühstück ein und wandern zunächst weiter an der Grenze entlang Richtung Osten. An einer Wegverzweigung in einem Tal, biegen wir schließlich nach S auf die tschechische Seite und wandern eine halbe Stunde auf Forstwegen flach durch dichten Wald. Nach einem Bogen nach links gelangen wir an eine Abzweigung zum Altvulkan Sokol. Heute haben wir genug Zeit - also wollen wir dort hoch. Es sind gut 100 Hm, die es von der Abzweigung steil und in Serpentinen zum Plateau des Kegels hinaufgeht. Oben ist es sehr schön; das Plateau mit alten Burgresten ist von einem dichten Lerchensporn-Teppich und frischstem Frühlingsgrün bedeckt - der Abstecher hat sich absolut gelohnt. Zurück zur Abzweigung und weiter absteigend gelangen wir schnell zum Örtchen Petrovice, wo wir eine Straße  queren, erneut die schönen Häuser bewundern und bald schon wieder mit der roten Führung das Dorf auf einer Wiese verlassen. Die Wiese führt uns erneut schnell in den Wald. Wir machen eine Pause auf Holzstämmen und steigen auf Forstwegen - wir grüßen mit "Ahoi" ein paar tschechische Wanderer und Mountainbiker - weiter hinauf zu einer Hinweistafel, in der zweisprachig (gut für uns) über die bewegte und wechselnde Völkergeschichte dieses Landstreifens berichtet wird. Schon mehr als 400 Jahre treffen hier verschiedenste Stämme nicht immer friedlich aufeinander. Von der Tafel nehmen wir erneut den diesmal etwas kürzeren Abstecher zum Loupežnický vrch (529 m - dt.: Raubschloss) mit eine Felsaufbau am Gipfel.

Am E3 zurück wendet dieser sich nach einem kurzen Anstieg in ein schr schönes, dunkles Hohltal, dessen Seitenwände große - z.T. sehr imposante - Sandsteinblöcke und -formationen beherbergen. Manche sind wohl an die 50 m hoch. In der Grube Krásný důl - auch bekannt für die schönen Rabensteine, die wir aber nicht gesehen haben - biegen wir rechts wieder auf einen Forstweg, der uns ansteigend nach Horni Sedlo führt. Dieses Örtchen hat diesmal keine schönen Häuser zu bieten und sieht recht vernachlässigt aus. Sehr passend steht beim Verlassen des Dorfes neben einer kleinen Kapelle auch ein Bunker aus der Zeit des 2. Weltkriegs mit ausführlichen Hinweistafeln erläutert. Dies ist der erste einer Reihe von sehr vielen Bunkern, an denen wir in der Folgezeit vorbeikommen. Sie wurden als Verteidigungslinie von den Tschechen zu Beginn der NS-Entwicklungen in böser Vorahnung errichtet.

Nach einer Feldquerung erreicht die abwechslungsreiche Etappe nach Horni Sedlo wieder Wald und folgt von hier an dem Ziegenrücken (Kozy hrebety). Bald finden wir auf dem Weg eine Blindschleiche, die sich natürlich sofort tot stellt. Wir gehen ein kleines Stück weiter und nutzen den Fund für eine Verschnaufpause. So können wir beobachten, wie das Reptil nach einer Zeit sich langsam davonstiehlt. Der Kosy hrebety ist nach einer Reihe von zackigen Felsen benannt, auf die die schöne Wegführung uns auch bald steil hinaufführt. Zwischen den Felsen hindurch - immer etwas aufwärts - gelangen wir schließlich zum Vysoká (dt. Trögelberg), dem mit 545 m höchstem Punkt der kleinen Hügelkette. Als alter Basaltkegel beherbergt er als einziger Fleck der Umgebung einen stolzen Buchenwald. Ein Miniabstecher führt uns auch hier zum Gipfelchen. Vom Vysoká wandern wir sehr steil hinab und stoßen 150 Hm tiefer zunächst auf ein kleines Sträßchen, an dem entlang wir zu einer Hauptverbindungsstraße kommen, die wir überqueren.

Mit dieser Straße verlassen wir nun das große Lausitzer Gebirge / Lužické hory und betreten das kleinere und wesentlich weniger bekannte Jeschkengebirge (Ještědský hřbet). Auf einem breiteren, unten gar geteerten Waldweg müssen wir hier erneut 400 Hm gut machen, um den ersten Berg zu erreichen. den Velký Vápenný (Großer Kalkberg), der mit seinen 790 Hm den höchsten Punkt des heutigen Wandertages darstellt. Im Aufstieg stoßen wir zunächst aber noch auf eine botanische Besonderheit; hier wächt die Weiße oder Quirlblättrige Zahnwurz, die vergesellschaftet große Blütenteppiche bildet. Durch eine Infotafel können wir die Pflanze, die uns schon ein Stück vorher aufgefallen war, auch einordnen. Auf gut 600 m führt uns eine Markierung in einer Serpentine schließlich auf den Hauptrücken und dann geht es sehr steil - wieder durch Buchenwald - auf das sehr langgestreckte bewaldete Plateau des Vápenný. Durch nicht enden wollende Waldstücke, passieren wir in der Folge abwechselnd einen Sattel am Kreuz Travnik (letzte kurze Rast), den Kleinen Kalkberg (Maly Vápenný - 687 m), einen weiteren Sattel und den letzten heutigen Berg Lom, der vom Weg jedoch etwas unterhalb des höchsten Punkt gequert wird. Kurz danach kommen wir zum Krizanske-Sattel und biegen auf dem Sträßchen nach N zu unserer nahen Pension Novina ab.

Wir sind begeistert von dem schönen Haus und bekommen ein schönes Zimmer mit eigenem Bad - und sogar Fernseher. Wir müssen von der langen Wanderung zunächst kurz ausruhen - wollen vor dem Abendessen aber noch in das einiges tiefer liegende Örtchen Kryštofovo Údolí spazieren. Unser tschechischer Gastwirt warnt uns hingegen - der Ortskern sei fast 5 km entfernt. Er empfiehlt uns hingegen einen 20 minütigen Abstecher zum Eisenbahnviadukt, das recht einzigartig in leichtem Kreisbogen über ein Tal führt und von der hiesigen Bahn benutzt wird. Wir folgen der Empfehlung und spazieren langsam hinab in das schöne Tal bei herrlicher Abendstimmung und immer wieder Blicken zum Jeschken, dem etwas über 1000 m hohen Namensgeber des Gebirges, den wir am nächsten Tag besteigen wollen und an dessen Flanke noch Schnee zu sehen ist. Mit gutem Hausmacher-Abendessen in unserer Pension beschließen wir den 2. Tag der Böhmenwanderung. Mit dem Jeschkengebirge am 3. und dem Isergebirge am 4. Tag sollen ja noch 2 schöne Wandertage folgen.


Fazit: Böhmen ist mit seinen Natur- und Kultursehenswürdigkeiten und reichhaltigen Geschichtszeugnissen als Grenzgebiet ein herrliches und günstiges Wanderland, das ausserdem eine sehr gute Infrastruktur an Wegen und Einkehrmöglichkeiten bietet. Auch Ursprünglichkeit und Einsamkeit findet man hier im Verhältnis zu Deutschland eher.

Tourengänger: ju_wi


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Geodaten
 484.gpx Tag 1: Jedlova-Hochwald (18,7 km)
 485.gpx Tag 2: Hochwald-Novina (26,7 km)

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