Plattenhörner - Ostgipfel (Gemmi)


Publiziert von Bergmax , 28. August 2023 um 15:44.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:22 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 600 m
Abstieg: 600 m
Strecke:Gemmipass - P. 2283 - Wanderweg zur Alten Gemmi bis ca. 2540 m - weglos zur Scharte P. 2717 und zum Gipfel - gleicher Weg zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus nach Leukerbad. Etwa zehn Minuten Fußweg vom Busterminal zur Talstation. Seilbahn zum Gemmipass.
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Eigenwilliger Berg - kaum begangen...

Die Plattenhörner mag ich einfach. Sie haben meiner Meinung nach das gewisse Etwas, das einem 08/15-Berg fehlt. Abgesehen vom westlichen Vorgipfel - ein hübscher alpiner Spaziergang von der Seilbahn aus - scheinen die vier eigentlichen Hörner kaum einen Bergsteiger anzulocken, obwohl die Aufstiege kurz und die Tiefblicke großartig sind.
Für einmal möchte ich es nicht ganz so anspruchsvoll haben und suche mir deshalb den Ostgipfel (2829 m) als Ziel aus. Dieser ist verhältnismäßig eigenständig und lässt sich mit den anderen drei Gipfeln kaum kombinieren. Außerdem sind nur etwa 600 Höhenmeter zu bewältigen, was mir ganz recht ist, da ich diesmal den Zug nehmen möchte (Interdiscount-Tageskarte -> ;-)), ohne deshalb mitten in der Nacht losfahren zu müssen.

Mit etwas Verspätung komme ich erst etwas nach 12 Uhr am Gemmipass (2315 m) los. Macht aber nichts, weil ich schon so halb eingeplant habe, dass es irgendwo Verspätung geben würde. Anstatt mich zu ärgern, habe ich die längere Fahrzeit genutzt, um ein Bierchen zu trinken. Man muss die Vorteile einer Bahnreise nur zu schätzen wissen.
Zuerst gehe ich etwas bergab in Richtung Sunnbüel, bis bei P. 2283 der Bergweg zur Alten Gemmi abzweigt. In angenehmer Steigung unterquert der Weg die - welch Wunder - plattige Nordflanke der Plattenhörner, bevor er ins flache Furggentälti einbiegt. Dort wird dann endlich das Tagesziel sichtbar, aber leider nicht gerade von seiner besten Seite. Das östliche Plattenhorn sieht aus wie ein Haufen Schutt.
Naja, immerhin sollte es folglich keine übermäßigen Schwierigkeiten beim Gipfelsturm geben. Vernünftigerweise läuft man aber nicht gleich das erstbeste Schuttfeld hoch, sondern bleibt bis zur Wegkehre (laut Karte, vor Ort nicht ganz so deutlich) auf 2540 Metern Höhe auf dem markierten Pfad.

Die Geröllhalde oberhalb von diesem Punkt ist anfangs recht flach und gut zu gehen. Ich halte mich soweit rechts (westlich), dass ich alle Felsstufen umgehen kann, aber nicht direkt unter die (möglicherweise) steinschlägige Felswand des höchsten Plattenhorns gerate. Nach oben hin wird das Geröll erstens steiler und zweitens auch instabiler. Zum Grat hin muss man dann doch etwas geschickt in dem Gelände sein, um nicht mit den Blöcken abzukugeln, aber schwieriger als T4 wird es nicht. Lieber einen etwas größeren Bogen gehen und nicht zu früh nach Osten queren, denn dort gibt es viele abschüssige Platten zwischen den Blöcken.

Am Grat angekommen besticht natürlich zuerst der super Tiefblick nach Leukerbad. Aber der Gipfel ist noch nicht erreicht und plötzlich taucht ein kleines Hindernis auf - die Kerbe mit P. 2717.
Dort muss man tatsächlich ein kleines bisschen klettern, was zwar einfach ist (I), sich aber komisch anfühlt, weil alles schräg ist. Ein winziges Türmchen umgehe ich unangenehm (T4+) auf der Nordseite, um dann festzustellen, dass man es problemlos (I) hätte überschreiten können. Naja, immerhin weiß ich es für den Rückweg.

Nachdem der Bereich rund um die Scharte überwunden ist, wirft der Grat bis zum Gipfel keine besonderen Hindernisse mehr auf. Südseitig lauert zwar ein brutaler Abgrund, nordseitig aber erstmal nur Geröll. Tendenziell steigt es sich nahe am Grat bequemer, aber der hängt teilweise auch über, sodass ich es lieber nicht bis zum letzten Meter ausreize. Wer weiß, wie stabil diese Felspatten sind...?

Auf dem Ostgipfel der Plattenhörner (2829 m) gibt es nicht einmal einen richtigen Steinmann, geschweige denn ein Gipfelbuch. Aber man kann bequem rasten und die Aussicht ist abwechslungsreich - Tiefblicke, nahe und ferne Berge - es gibt allerhand zu sehen.

Auf dem Rückweg fällt mir ein Sporn auf, welcher unweit von P.2717 vielleicht 20 Meter weit und zehn Meter hoch in die Südwand hineinragt. Ob man da wohl rauf käme? Es wirkt erst gewagt, geht dann aber ziemlich einfach, weil der Grat breit ist wie eine Autobahn (T4). Naja, wäre ich nicht hochgestiegen, hätte ich es später sicher bereut.

Das Blockfeld möchte auch im Abstieg vorsichtig begangen werden, aber besondere Probleme gibt es keine. Erstaunlich schnell schafft man dagegen die restliche Strecke zurück zur Bergstation, wo auch prompt eine Gondel zur Abfahrt bereit steht.

In Leukerbad gehe ich ohne zu trödeln (aber auch ohne zu rennen) direkt zum Busterminal, weil ich irgendwo gesehen hatte, dass der Umstieg zum Bus knapp sei. Und tatsächlich steht dort ein Bus zur Abfahrt nach Leuk bereit. Ich steige ein und eine Minute später fährt er auch schon ab. Also ists tatsächlich recht knapp... Weiter gehts via Visp, dann im komfortablen EC nach Basel und auf deutscher Seite zurück. Irgendwie habe ich immer Anschluss und bin in Summe fast so schnell wie mit dem Auto, eine Stunde schneller als die Auskunft und anderthalb Stunden schneller als hinwärts. Bahnfahren ist echt Glückssache!

Schwierigkeiten und Gehzeiten

Gemmipass - Alter Gemmiweg bis 2540 m: T2; 50 min hin, 35 min zurück
Gipfelanstieg Plattenhorn Ostgipfel via P. 2717: T4 bei idealer Routenwahl; 1 h hin, zurück gleiche Zeit
(+ paar Minuten für den Pfeiler bei P. 2717)

Fazit - bisschen Geschmackssache, aber viel Berg für wenig Mühe

Tourengänger: Bergmax


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