Klettertour "Luna Nascente"


Publiziert von Matthias Pilz , 30. August 2023 um 19:58.

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum:14 August 2023
Klettern Schwierigkeit: 6b (Französische Skala)
Wegpunkte:

Zum Abschluss unseres Aufenthalts im Val di Mello kletterten wir noch die berühmteste und zugleich schönste Route im Tal: die "Luna Nascente" (6b). Die Linie ist ein Meisterwerk der Natur und der Erstbegeher zugleich. In unglaublicher Eleganz folgt die Linie einem Riss- und Verschneidungssystem durch die ganze Wand, unterbrochen nur von einer Platte in der drittletzten Seillänge. Die Erstbegeher setzten keine Bohrhaken und dieser Stil ist - zum Glück - bis heute erhalten. So stellt diese Route eines der besten Tradkletterziele der Alpen dar und steht auf der "Must-have"-Liste eines jeden Alpinkletterers. 

Der Zustieg zur Tour hat sich aufgrund eines Felssturzes verändert und folgt nun über längere Strecken Fixseilen. Zuerst steigt man zum Einstieg der "Kundalini" auf und hier dann weiter zu den Fixseilen. Eine Passage ist ganz schön steil und sollte nur gesichert begangen werden. So erreichen wir nach gut einer Stunde raschem Marsch den Einstieg als erste Seilschaft des Tages, so wollen wir möglichem Stau entgehen. 

- Seillänge 1 (6b) führt hinter einem Baum hinauf zu einem Rissüberhang (NH), hier schwierig mit Rissgriffen (kleiner Friend) nach links ansteigen und links in die Verschneidung zu gutem Griff, dies ist die schwierigste Stelle der Tour, am Friend auch A0 möglich. Nun durch einen Kamin einfach zu Stand an Köpfl, Schlingen. Man sollte diesen Stand, entgegen diverser Berichte in Netz, unbedingt nutzen um Seilreibung in der zweiten Länge zu reduzieren.
- Seillänge 2 (6b) führt nun nach links in den Kamin (NH), in diesem einige Meter aufwärts und wiederum nach rechts heraus in den langen Untergriffpiaz. An super Griffen unter dem Dach piazen (mehrere NH) und an dessen Kante (Friend). Kurz aufwärts zum Stand an 2 NH.
- Seillänge 3 (5b) folgt der herrlichen Piazverschneidung aufwärts und nach rechts zu Stand an Kanzel (2 NH).
- Seillänge 4 (6a) quert kurz nach rechts in die Verschneidung und folgt dieser aufwärts. Ein kleiner Rissüberhang stellt die Schlüsselstelle dar bevor wiederum entlang einer Rissverschneidung gepiazt wird. Stand an 2 NH.
- Seillänge 5 (5c+) führt über einen kurzen Wulst und dann hinter der Kante durch eine tolle Verschneidung zum Stand.
- Seillänge 6 (5c) folgt anfangs einem Riss, dieser wird zunehmend breiter und abdrängender (Friend 3). Einige Meter vor seinem Ende nach links auf eine Terrasse (NH) und von hier ein paar Meter absteigend nach links an die Kante (auch als Pendelquergang möglich). An der Kante anfangs leicht, dann schwieriger aufwärts. Durch den geneigten Offwidth-Riss (Friend 4 am Limit, besser 5) zum Stand.
- Seillänge 7 (5a) führt nun durch den senkrechten Riss an guten Griffen aufwärts und verläuft sich in einer Verschneidung. Stand an 2 NH. 
- Seillänge 8 (4a) quert an Quarzen waagrecht nach links, so wird eine glatte Platte gequert (1x Friend). Nach etwa 30 Metern führt ein (zuerst kaum sichtbarer) Riss nach rechts oben zu einer Dachkante, Stand an 2 NH.
- Seillänge 9 (5b) ist die legendäre Reibungsplatte, diese ist aber halb so wild, wenn man schon die eine oder andere Platte im Tal gemeistert hat. Die ersten 5 Meter sind schwer, dann einfach nach links zum Stand.

Ein fantastische, bohrhakenfreie Route mit ausschließlich tollen Kletterstellen. Eine der besten Unternehmungen der Alpen! 

ZUSTIEG: Durchs Val di Mello, vorbei am ersten Badeplatz und dem zweiten See (Bidet der Fürstin) bis zur C. a Piano. Kurz vor einem Block nach links über die Wiese hinauf (Block) und in den Wald. Aufwärts bis zu einer Gabelung, hier nach links bis ins Bachbett. Rechts an seinem Rand aufwärts und bald nach rechts hinaus auf ein Band. Hier auf einem weiteren Felsband zurück nach links zum Fixseil. Dem Seil um eine Kante und aufwärts in den Wald folgen. Durch einen Kamin (schwer!!) aufwärts und weiter den Seilen nun einfacher folgen. So erreicht man wiederum den originalen Weg direkt neben der Felssturzzone. Am Pfad rechtshaltend aufwärts, immer den Steinmännern folgen und so unter eine erste Felswand. An ihrem Ende über eine Platte mit Stufen und weiter im Wald aufwärts bis zum Wandfuß des Metamorfosi. Nach rechts am Wandfuß entlang bis zu einer Rinne (Lichtung), hier Einstieg bei Baum.

ROUTE: Siehe Topo

ABSTIEG: Vom Ausstieg kurz aufwärts bis man einige Wiesen erreicht. Hier auf deutlichem Steig nach rechts in eine Steilrinne hinab und an ihrem unteren Ende queren bis zur 2. Rinne. Hier nun absteigen und zurück zum Einstieg (einige Passagen absturzgefährdet). 

SCHWIERIGKEIT: 6b (6a obl.), die mit Abstand schwierigste Stelle ist der Überhang in SL 1.

ABSCIHERUNG: +/++++, alpin, Stände an 2 NH müssen verbessert werden. In den Seillängen hier und da ein Normalhaken oder Fixkeil. Mit Friends sehr klein bis Gr. 4, mittlere Größen doppelt auf +++ und mit Friends sehr klein bis Gr. 5, mittlere Größen doppelt  auf ++++ absicherbar.

MIT WAR: Karin

WETTER: Bedeckt, bald während unseres Abstiegs Nieselregen, danach Schauer

Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Pilz

Tourengänger: Matthias Pilz


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»