Fisteraarhorn


Publiziert von Matthias Pilz , 2. September 2023 um 17:51.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:22 Juli 2023
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage

Mitten im Berner Oberland hat sich ein Gipfel aus bestem Fels und umsäumt von wunderschönen Gletschern bis heute beinahe jeglicher sommertouristischer Erschließung verwehrt. Das Finsteraarhorn liegt im Herzen der größten Gletscher der Alpen und bietet eine lange, aber wunderschöne Genuss-Hochtour. Während sich im Winter viele Skihochtouristen hier tummeln, so ist der Gipfel im Sommer oft ein recht einsames Ziel.
 
Das Finsteraarhorn ist mit seinen 4273 Metern nicht nur der höchste Gipfel der Berner Alpen, trotz seiner überaus spektakulären Form – der Gipfelaufbau gleicht einer Haifischflosse – ist der Gipfel in der Hitliste der 4000er recht weit hinten. Einerseits versteckt es sich von allen Tälern gut hinter vorgelagerten Gipfeln und andererseits ist der Zugang äußerst lange und mühsam. Als Stützpunkt dient die knapp über 3000 Meter hohe Finsteraahornhütte, sie verwöhnt ihre BesucherInnen mit bestem Schweizer Rösti auf der Sonnenterrasse, Bier vom Fass und komfortablem Zimmern mit Einzelbetten.
Doch zurück zum Anfang, denn das Rösti muss erst verdient werden. Der beste Zustieg beginnt im oberen Rhonetal in Fiesch und führt über den Aletschgletscher, den größten Gletscher der Alpen. Die erste Etappe, hinauf zu Fiescheralp, wird durch die Seilbahn erleichtert und auch die Mountainbikes können hier gleich mitgenommen werden. Von der malerischen Alpe geht es per Bike – oder natürlich auch zu Fuß – ohne viele Höhenmeter zu gewinnen oder zu verlieren über herrliche Wiesen zum Tälligrat, einer Felsrippe welche durch einen gut ein Kilometer langen und ursprünglich zur Wasserversorgung gebauten Tunnel überwunden wird. Hier tut sich ein herrliches Panorama auf: Ein schöner Stausee mit einer alten Lärchenholzhütte („Gletscherstube“, bewirtschaftet) und nach Westen hin der Blick über die Märjelenseen zum mächtigen Aletschgletscher im Hintergrund. Über den Gletscher geht es jetzt einmal gut 3 Stunden ziemlich flach taleinwärts, die mittlerweile aufgrund des massiven Gletscherschwundes 180 Höhenmeter ober dem Gletscher gelegene Konkordiahütte dient uns stets als Referenz. Am Konkordiaplatz angekommen zweigen wir nach rechts ab und folgen einem weiteren Gletscher bis zur gut 3200 m hohen Grünhornlücke, hier ist erstmals die Finsteraarhornhütte sichtbar. Doch der Abstieg dahin ist spaltenreich und erfordert noch einmal volle Konzentration. Nach zumindest 7 Stunden Marschzeit darf das verdiente Rösti nun genossen werden.
Kurz nach drei Uhr morgens geht es los Richtung Gipfel: Anfangs über den steilen Weg zum ehemaligen Hüttenplatz, bald über Gletscherschliffplatten zum Einstieg ins Eis. Ein steiler Eisbuckel muss überwunden werden, einige große Gletscherspalten sorgen für spannende Momente, bevor das sanftere Gletscherbecken nach links zum Frühstücksplatz gequert wird und die umliegenden Gipfel in perfektem Morgenrot leuchten. In zahllosen Kehren geht es jetzt über den steilen Gletscher hinauf zum Hugisattel im Nordwestgrat des Finsteraarhorns. Im Sattel angekommen stockt uns einmal der Atem, denn jenseits pfeift es knapp 1000 Meter hinab zum Finsteraargletscher. Stets an der Gratschneide bleibend klettern wir in bestem Fels hinauf, Sicherungshaken haben es hierher noch nicht geschafft – zum Glück, denn es gibt genügend Felszacken zum Sichern. Und auch wenn der Grat den II. Schwierigkeitsgrad kaum übersteigt, so gibt uns die Seilsicherung an den zahlreichen höchst ausgesetzten Stellen doch ein beruhigendes Gefühl. Ganz oben legt sich der steile Grat ein wenig zurück und über einen kombinierten Grat aus Schnee und Fels wird der Gipfel erreicht – was für ein Tief- und Rundumblick! Jetzt folgt nur mehr der lange Rückweg.

ZUSTIEG: Auffahrt mit der Seilbahn zur Fiescheralp, Fahrradmitnahme gegen Aufpreis möglich. Nun entlang der Forststraße zum Beginn des Märjelen-Tunnels, diesen durchqueren und jenseits noch kurz am Fahrweg bis zur Abzweigung nach links (Bike-Depot). Nun am Wanderweg abwärts Richtung Gletscher, der Weg führt bis kurz vor Gletscherbeginn, dann gibt es in der Regel Steinmännchen die den besten Überstieg aufs Eis weisen. 
Man folgt nun dem Aletschgletscher immer entlang seiner im Aufstiegssinn rechten (von zwei) Mittelmoränen. Unterhalb der Konkordiahütten gibt es meist rechts sichtbare Steinmänner, besser ist es aber in einem großen Bogen auf den Grüneggfirn auszuholen, das erspart Schotter... Nun dem sanften Tal des Grüneggfirn folgen, erst ganz zuletzt wird es etwas steiler. Kurz links ausholen und nahe an den Felsen in die oberste Firnrinne (Achtung auf Spalten am Beginn). Durch die sanfte Mulde zur Grünhornlücke. 
Jenseits nun nach links ausholen und je nach Spaltensituation tendenziell linkshaltend abwärts. Ein Felsriedel wird entlang von Steinmännern durchquert, so gelangt man auf den Fieschergletscher. Diesen nun queren (einige zeitraubende Sackgassen) und über Geröll und bald schöne Platten zur Finsteraarhornhütte.

ROUTE: Von der Hütte hinauf zum Wasserreservoir und dem markierten Steig steil aufwärts zum alten Hüttenplatz folgen (in der Dunkelheit sind die noch vorhandenen Steinschlichtungen kaum zu erkennen). Man folgt aber einfach weiter dem Rücken nach links, Steinmänner weisen den Weg. Bald wird das Gelände wieder steiler und über Felsstufen und Gehpassagen erreicht man - stets den Steinmännern folgend - den Beginn des Gletschers. Anfangs steil hinauf, eine Spaltenzone wird rechts um- bzw. durchgangen. Gleich danach aber wieder nach links in direkter Linie an jene Stelle, an der der Gletscher am weitesten in den Schottersporn hineinreicht. So nun auf den Sporn, den Steigspuren folgen und aufwärts bis der Sporn einfach nach links verlassen werden kann (Frühstücksplatz). Über ein Band zum Gletscher queren und diesen nun in zahlreichen Kehren aufwärts. Im Hugisattel betritt bzw. beklettert man nun den Fels direkt am Gratbeginn, einige Meter weiter rechts gibt es zwar eine Schlinge, der Fels ist hier aber abwärts geschichtet und unangenehm. Den ersten steilen Grataufschwung hinauf, nach wenigen Metern nach rechts queren und so wieder in einfacheres Gelände. Nun stets am Grat oder leicht rechts davon aufwärts (I-II). Ein steiler Felsturm wird auf einem Band nach rechts umgangen. Nun wieder zurück zum Grat und auf diesen gestuft aber umso luftiger zur Gipfelabdachung. Über den Grat, oft auch im Schnee, zum Gipfelkreuz.

ABSTIEG: Wie Aufstieg, alle Stellen können gut abgeklettert werden. Der Rückmarsch ist lang!

SCHWIERIGKEIT: ZS-, Schnee oder Eis bis knapp 40° und fester Fels bis II oder III-

ABSICHERUNG: Am Grat finden sich keine Sicherungen, Friends können sehr gut eingesetzt werden, es gibt aber auch genug Zacken.

MIT WAR: Karin

WETTER: Sonnig, eisig kalter Wind am Grat. 

Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Pilz

Tourengänger: Matthias Pilz


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

ZS- II
25 Jul 20
Finsteraarhorn · Frangge
T2 WS+ II
23 Jun 19
Finsteraarhorn (4274m) da Fiesch · martynred
ZS- II ZS+
17 Apr 18
Finsteraahorn mit Snowboard · tricky
T2 ZS- II
ZS- II ZS-
2 Apr 17
Berner Runde · mannvetter
WS+ II
15 Sep 12
Finsteraarhorn (4271 m), NW-Grat · Sarmiento
T3 ZS- II
ZS+
29 Mai 14
Skitouren Finsteraarhorn und Co. · El Chasqui

Kommentar hinzufügen»