Gletscherhorn Ostgrat


Publiziert von trecime , 20. August 2023 um 15:27.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:18 August 2023
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Segnas-Vorabgruppe 

Gletscherhörner gibt es viele, alleine drei in den Berner Alpen. Wir hatten jedoch das Gletscherhorn in den Glarner Alpen im Sinn, das abseits gelegen im hinteren Sernftal an der Grenze zu Graubünden liegt. Der Ostgrat wird im SAC-Führer als „angenehme und genussreiche Kletterei“ beschrieben und ist seit 2006 an den wesentlichen Stellen mit Bohrhaken ausgestattet. Trotz Bohrhaken und relativ geringen klettertechnischen Schwierigkeiten (max. IV) ist es keine Einsteigertour, wie 3614Adrian richtig schreibt, denn der Fels ist durch die tektonische Beanspruchung oft kleinsplittrig und der waagerechte Gratteil extrem luftig. Aber: die Tour ist ein lokaler Klassiker in imposanter Kulisse!

Von der Martinsmadhütte erreicht man den Einstieg in einer guten Stunde, indem man zunächst den blauweiss markierten Wanderweg nach Süden nimmt und sich kurz nach Überwindung des Schwarzwändlis rechts Richtung Westen hält. Über Schutt geht es in einer Rinne am Fuss des ersten Kalkturms (dort, wo der Kalk auf den schieferigen Flysch aufgeschoben ist) hoch bis auf den Gratrücken. Den Einstieg markiert ein Bohrhaken der älteren Generation. In zwei kurzen Seillängen (oder einer langen, wenn man ein entsprechendes Seil dabei hat) geht es auf den Turm und von dort hinunter auf den waagerechten Gratteil. Dieser ist am Anfang stellenweise extrem ausgesetzt und erforderte bei mir mehrmaliges Durchschnaufen vor dem Einstieg. Klettertechnisch ist weder dieser Teil noch der Rest des Grates schwer, aber eben recht luftig und leider auch oft brüchig. Wir sicherten deshalb bis auf die wirklich leichten Stellen durchgängig ab, wozu gelegentlich ein Standplatz mit Köpfelschlingen, Friends und Keilen gebaut werden musste. Nach dem Grat, den man übrigens am Ende problemlos nach Süden verlassen kann, geht es in leichter und angenehmer Kletterei in besserem Fels weiter, oft unterbrochen durch Gehgelände. Die letzte Kletterstelle oberhalb des Wandbuches erzeugt bei Benutzung aller Bohrhaken sehr viel Seilreibung, da es zwischen zweitem und dritten Haken weit nach links geht; hier am besten eine Alpinexpresse verwenden! Oben angekommen wundert man sich, dass ein Gipfel fehlt; man befindet sich vielmehr auf dem Vorab-Hochplateau. Das namensgebende Gletscherhorn ist eine etwas zurückversetzte Erhebung auf diesem Plateau, die man in ca. 15 Minuten erwandert und einen mit einer grossartigen Aussicht belohnt. Zum Abstieg steigt man vom Gipfel wieder ab und hält sich parallel zum Nordabbruch des Plateaus in Richtung Osten, bis man den deutlich markierten Wanderweg zurück zur Martinsmadhütte erreicht.

Benötigte Ausrüstung: Im Grunde sind ausreichend Bohrhaken vorhanden. Standplätze mit zwei Haken gibt es nicht, aber wir hielten die einzelnen Haken für ausreichend zuverlässig, auch angesichts der eher geringen Schwierigkeit. Wer im brüchigen und ausgesetzten Teil lieber vorsichtig unterwegs sein will, braucht allerdings Material zum Standplatzbau. Neben Zackenschlingen haben wir einen kleinen Keil und einen mittleren Cam (0.75) verwenden können. Ein 40 m Seil ist ausreichend, aber mit einem 50 m Seil wäre man etwas flexibler.

Fazit: Nach unserer letzten Tour am wunderschönen aber nicht ganz einsamen Ortler macht eine solche weniger bekannte und daher einsame Kletterroute (wir waren die einzigen Kletterer des Tages) sehr viel Freude, zumal in der eindrücklichen Umgebung.

Tourengänger: trecime


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