Erst zu schwer, dann zu leicht, dann genau richtig


Publiziert von Bergmax , 13. Juni 2023 um 15:29.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum: 6 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-OW   Hagleren und Giswilerstöcke 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:Parkplatz Glaubenbielen - P. 1734 - Versuch Schafnase NW-Grat - P. 1734 - P. 1676 - Furgge - Schafnase - Gipfelkreuz P. 1940 - Stockkreuz - Furgge - Parkplatz
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto zum Glaubenbielen. Großer kostenloser Pakplatz etwas westlich der Passhöhe.
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Alpinwandertraining an der Schafnase...

Weil ich mal wieder mehr am Fels als im Gras kraxeln möchte, entscheide ich mich für den Nordwestgrat an der Schafnase. Der kurze Zustieg bündelt die Kräfte auf das Wesentliche. Und notfalls gäbe es ja noch andere Möglichkeiten, sich in dem Gebiet auszutoben..

Vom Glaubenbielen-Parkplatz (1565 m) aus sieht man die Schafnase nicht, weil sie sich hinter dem Alpoglerberg versteckt. Aber das ändert sich an der Jänzimatt, von dort aus präsentiert sich die Nordwestseite umso abweisender. Über den Wanderweg erreiche ich zügig den Sattel P. 1734 zwischen Alpoglerberg und Schafnase, wo der Nordwestgrat beginnt.

Der untere Gratteil ist eher eine Kante, welche relativ stark bewachsen ist. Obwohl es grundsätzlich immer geradeaus hoch geht, fällt mir die Feinorientierung nicht leicht. Irgendwie habe ich von Anfang an das Gefühl, ständig die Ideallinie zu verfehlen. Die Kraxelei an sich (anhaltend I) ist nicht übel, auch wenn das Gelände insgesamt recht abschüssig ist. So komme ich trotz dieses Missempfindens über die Routenführung ganz gut voran und hinauf.
Schließlich wird der Grat ausgeprägter. Eigentlich freut mich das. Doch wenig später stehe ich vor einem Aufschwung im mittleren Gratteil, der mir nicht geheuer ist. Ich probiere es mehrmals direkt, klettere aber nach zehn bis 15 Metern wieder runter. Zu ausgesetzt. Außerdem versuche ich eine Umgehung rechts, aber dies scheitert, weil das Gras dort schlecht gestuft und voller loser Steine ist.
Irgendwann ist klar, dass es so nicht geht. Also wieder runter, auch wenns schmerzt.
Im Abstieg habe ich natürlich wieder das Gefühl, dauernd falsch zu gehen, nichtsdestotrotz komme ich ohne sonderliche Probleme unten bei P. 1734 an.

Was nun? Gefrustet heimfahren wäre schade, denn Zeit habe ich noch reichlich. Deshalb nehme ich zunächst den kurzen, aber ruppigen Bergweg (stellenweise T3) hinauf in die Furgge (1908 m). Ein knappes T4 sollte ja hoffentlich noch gehen, denke ich, und marschiere gleich weiter auf dem Normalweg zur Schafnase. Man quert zunächst ein gutes Stück in der Ostflanke, bevor es mit minimaler Kraxelei zum Gipfelkreuz hoch geht. Nicht zu früh nach links hochsteigen!

Sehr bald stehe ich auf dem aussichtsreichen Gipfel (2011 m) der Schafnase.Gut, der Normalweg war jetzt keine Herausforderung. Also ist es naheliegend, die Gratüberschreitung zum Stockkreuz zu versuchen. Vor der habe ich allerdings Respekt, weil sie auf den Fotos ganz schön exponiert aussieht. Andererseits wird sie im 1994-Führer nur mit "EB" bewertet, sollte also locker zu schaffen sein...

Zuerst steige ich ca. 60 Höhenmeter nach Nordwesten ab und biege dann in Richtung Nordostgrat ab. Die Flankenquerung ist vor Ort ziemlich logisch und nicht sonderlich problematisch (T4).
Danach geht es abwärts zur Scharte P. 1892 und dann allmählich wieder aufwärts, wobei sich der Grat zu einer schmalen Schneide zusammenzieht. Tatsächlich ist vor allem der Abschnitt bis P. 1925 ziemlich exponiert, aber ohne echte Schlüsselstelle. Ich halte mich immer direkt am Grat oder maximal ganz wenige Meter daneben und lasse mich nicht in die abschüssigen Flanken abdrängen. Somit ist auch die Routenfindung absolut klar.  Eine markante Rinne erfordert eine kurze IIer-Kletterei, ist aber nicht so extrem exponiert.

Ohne meinen "Wohlfühlbereich" verlassen zu haben, komme ich bei P. 1940 an, wo sich ein hübscher Tiefblick zur Mörlialp ergibt. Der Weiterweg zum Stockkreuz weist dann keine nennenswerte Schwierigkeiten mehr auf, auch wenn man bei P. 1856 kurz die Hände braucht (T3).

Das dritte Gipfelkreuz ("Stockkreuz", 1826 m) auf dem Grat ist von gewaltiger Größe. Obwohl offensichtlich ein recht beliebtes Ziel, muss ich diesen Rastplatz heute mit niemanden teilen.

Der Rückweg zum Glaubenbielen ist einigermaßen umständlich. Ich überlege erst, zur Passtraße bei P. 1222 herunterzugehen und dort ein Auto anzuhalten, verzichte aber wegen der Weglänge und nehme lieber 250 Höhenmeter Gegenanstieg zur Furgge in Kauf. Man kann ein paar wenige Höhenmeter sparen, indem man von der Kehre am Stockkreuzweg knapp oberhalb von P. 1642 direkt rüberquert in Richtung Telti. Dann geht es auf einem eher wenig ausgeprägten Weg recht angenehm hoch zur Furgge, bevor der raue Abstieg nach Westen in die Knie geht. Unten angekommen ist es nicht mehr weit zum Parkplatz.

Schwierigkeiten & Gehzeiten

Parkplatz Glaubenbielen - P. 1734: T1; 40 min
Schafnase NW-Grat bis ca. 1880 m, Umgehungsversuche, Rückkehr zu P. 1734: T5 / I; 1 h 20 min
P. 1734 - P. 1668 - Furgge: T3-; 40 min
Furgge - Schafnase: T4-; 20 min
Schafnase - P. 1925 - P. 1940: T5 / II; 50 min
P. 1940 - Stockkreuz: T3-; 30 min
Stockkreuz - Telti - Furgge - Parkplatz: T3- an der Furgge, sonst T1 und T2; 1 h 50 min

Fazit - nicht bequem, aber lehrreich zum Saisonbeginn - Überschreitung Schafnase bis Stockkreuz ist toll

Tourengänger: Bergmax


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