Dreimal übers Bärenloch


Publiziert von Bergmax , 12. April 2023 um 22:24.

Region: Welt » Schweiz » Solothurn
Tour Datum: 8 April 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Strecke:Lochboden - Bärenloch - Kleines Bärenloch - Holi Flue - Turm P.1153 - Rinderberg - Lochboden
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto via Stierenbergstrasse zum Lochboden (P. 891). Kleiner Parkplatz für fünf bis zehn Autos. Außerdem eine Bushaltestelle, die aber nur zeitweise und sehr selten bedient wird.
Kartennummer:map.geo.admin.ch

Wer die Wahl hat, hat die Qual...

Nur selten suche ich mir Routen, deren Highlight nicht der Gipfel ist. Hier aber gibt es genügend andere Sehenswürdigkeiten, um mich neugierig zu machen. Und mit dem Rinderberg lässt sich doch noch ein Gipfel mitnehmen.

Der günstigste Ausgangspunkt ist der Lochboden (P. 891). Das Wetter ist schlecht genug - grau und kühl - sodass ich keine Probleme habe, einen freien Parkplatz zu finden. Aber immerhin regnet es nicht. Der Normalweg zum Bärenloch ist schnell erzählt. Immer geradeaus, bis es nach einer Geländerippe merklich berab geht. Man verliert dann etwa 30 Höhenmeter, bevor rechts der "Felspfad" abzweigt. Luftig, aber ziemlich gut gesichert (T3) wandere ich nun die knapp 100 Höhenmeter hinauf zum Bärenloch, das erst sichtbar wird, wenn man schon fast drin ist. Es ist eigentlich keine Höhle, sondern mehr eine natürliche Kathedrale beeindruckender Größe. Natürlich zieht besonders die löcherige Decke mit den zwei natürlichen Brücken viele Blicke auf sich.

Wie kommt man nun dort hinauf? Die Beschreibungen klingen verwirrend, doch vor Ort ist die Wegfindung relativ logisch. Erstmal ein Stück auf dem Felspfad zurück bis unterhalb der Sitzbank Spuren nach oben weggehen. Dort ein kurzes Stück hoch zum schon sichtbaren Kleinen Bärenloch. Hier gibt es nun mehrere Möglichkeiten. Ich nehme mir Zeit, diese interessante Anlage genauer zu betrachten.

Der "normale" Weiterweg zu den Naturbrücken geht VOR den Kleinen Bärenloch in nordwestlicher Richtung über Schrofen (T4) weiter.

Man kann auch durch das Loch steigen, obwohl manchmal davor gewarnt wird. Den rutschigen Hang und die Felsstufe mit Fixseil bewerte ich mit T5-. Dabei kommt man zum hinteren Teil des Kleinen Bärenlochs, der wirklich als Höhle zählen darf. Nach 20 Metern breche ich die Erkundung allerdings ab, weil die Felsen sehr - also wirklich extrem - verlehmt sind.

Weiterhin ist es möglich, das Kleine Bärenloch auf einer Naturbrücke zu überschreiten. Damit lassen sich beide Varianten (außenrum vs. Durchstieg) beliebig kombinieren. Somit ist auch der blau markierte Pfad, der nach Nordosten hochgeht, ohne die T5-Stelle zu erreichen. Diesen Pfad benutze ich aber nicht weiter.

Nach diesen Erkundungen gehe ich nach Nordwesten aufwärts und stehe sehr bald vor den beiden Brücken, welche das Bärenloch überspannen.
Anders als allgemein üblich benutze ich einfach mal die äußere Brücke. Das klappt auch ganz gut. Man sollte allerdings sehr darauf achten, keine lose Steine herunterfallen zu lassen. Und umgekehrt im großen Bärenloch möglichst auch nicht genau unter den Brücken herumsitzen!

Drüben angekommen möchte ich es aber ganz genau wissen. Also wieder zurück, diesmal über die innere Brücke mit Pfad. Bäh, wie ausgesetzt! Also auf allen vieren. Peinlich! Also gleich wieder zurück und zwar diesmal aufrecht. Gutes Training gegen Höhenschwindel nach dem Winter!

Zusammengefast empfinde ich die innere Brücke sogar als ausgesetzter als die äußere, aber besser gepfadet und weniger steinschlägig. So oder so etwa T4.

Kurz nach den Brücken gibt es eine Kletterstelle von vielleicht 15 Höhenmetern. Hier ist die Wegführung nicht ganz eindeutig, aber wenige gelbe Markierungen geben die Richtung vor. Bei vernünftiger Routenwahl kommt man gut im I. Grad hoch. Weiter gehts etwas langweilig im Zickzack aufwärts, später dann mehr nach links querend zu der Felswand mit der Holi Flue. Dies ist ein natürlicher Tunnel, der diesen sehr pfiffigen Aufstieg erst ermöglicht. Ohne besondere Probleme und auch ohne Geleucht steigt man da durch. Am oberen Ausgang befindet sich ein Rastplatz mit Routenbuch.

Die nächsten 40 Höhenmeter sind durch das rutschige Geröll recht anstrengend. Dann stehe ich in einer kleinen Scharte und unternehme einen kurzen Abstecher auf den Felsgrat, der tief unten von der Holi Flue durchquert wird. Guter Aussichtspunkt! Zurück in der kleinen Scharte droht ein Verhauer. Zuerst kraxelt man die Schrofen hoch (logisch), denn aber nicht sofort nach rechts, sodern das nächste Bollwerk links (westlich) umgehen! Erst darüber beginnt die Querung in östliche Richtung.

Unter dem Turm P. 1153 kommt eine weitere Trittspur hinauf. Das dürfte die blau markierte Route sein, die am Kleinen Bärenloch beginnt. Gemeinsam geht es westlich des Turms aufwärts. Kurz vor der Hochfläche benutze ich eine Spur, die zur Bergseite des stolzen Turms führt. Von dort aus lässt sich dieser enttäuschend einfach besteigen. Eigentlcih nur T3, auch wenn es oben ausgesetzt ist.

Wenige Minuten später betrete ich auch schon die eigentliche Grathöhe auf ca. 1160 Metern Höhe. Nordseitig liegt Neuschnee und es ist ungemütlich kalt und zugig. Der höchste Punkt P. 1186 (Rinderberg) befindet sich ganz in der Nähe. Natürlich will ich dort hoch! Aber wie geht das doch gleich? Letztlich kraxele ich von Nordosten aus hoch, ärgere mich erst über den miesen Fels und dann über die vielen Bäume rund um den Gipfel. Für den Abstieg benutze ich den kurzen Westgrat, der aber auch nicht angenehmer ist. Stattdessen blockiert ein Baumstamm den Durchstieg derart, dass ich beim Ausweichen beinahe vom Grat herunterkippe.

Direkt östlich vom Rinderberg befindet sich eine Gratscharte (1170 m), durch die der markierte Wanderweg führt. Dieser eignet sich sehr gut für einen schnellen und bequemen Abstieg zum Lochboden.

Gehzeiten und Schwierigkeiten

Lochboden - Bärenloch: 30 min; T3 am Felssteig
Bärenloch - Kleines Bärenloch - Holi Flue - Grathöhe (ohne Abstecher): 1 h 10 min; T4 / I
Erkundungen am Kleinen Bärenloch: 20 min; eine Passage T5- beim Durchstieg durch das Loch
Abstecher zum Turm P. 1153: 10 min; T3
Abstecher zum Rinderberg P. 1186: 10 min; T4, brüchig!
Abstieg auf dem Wanderweg zum Lochboden: 30 min; T2

Fazit - viel mehr als nur eine Trainingstour.

Tourengänger: Bergmax


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