Bergschluchtenpfad Ehrenburg


Publiziert von Nik Brückner , 12. April 2023 um 15:15. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Hunsrück
Tour Datum: 9 April 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 879 m
Abstieg: 879 m
Strecke:19 Kilometer
Unterkunftmöglichkeiten:Brodenbach, Ehrenburg

"Mosel, Poposel" sagte einst ein berühmter deutscher Philosoph, und wenn man mal eine Weile darüber nachdenkt, ist da wirklich was dran.

Der Bergschluchtenpfad Ehrenburg ist ein vielbeworbener Wanderweg an besagter Mosel, und ein sogenannter Traumpfad. Als die Waldelfe und ich an Ostern 2023 ein paar Tage an der ebensolchen verbrachten, stand auch er auf unserer Wunschliste. Und nachdem wir sie gelesen hatten, beschlossen wir, uns diesen Wunsch zu erfüllen. Also Pentwaters "Out Of The Abyss" eingeschoben und ab nach Brodenbach.


Als Startpunkt wird gern die Polizeiwache in Brodenbach (95 m) angegeben (Adresse: Niederbach 1). Das ist aber unpraktisch, denn hier findet man nur mit Glück einen Parkplatz. Viel besser ist der (zudem kostenlose) Parkplatz Salzwiese an der markanten katholischen Kirche "Vom Heiligen Kreuz“. Er ist leicht zu finden, einfach den Straßennamen "Salzwiese" ins Navi hacken.


Dann läuft man den Markierungen hinterher durchs Dorf gen Norden, wo man an der Polizeiwache ohne Weiteres den Startpunkt am Niederbach findet.

Von hier an geht es nun, so die Werbung in nicht ganz standfester Grammatik,"durch grandiose Landschaften an den Steilhängen der Mosel, tiefe Felsschluchten, entlang quirliger Bäche, hinabtauchen ins Mittelalter auf der wildromantischen Ehrenburg, gekrönt durch spektakuläre Ausblicke auf Mosel und Moseltal."

Der Bergschluchtenpfad Ehrenburg hat eine eigene Webseite. Deshalb will ich Wegbeschreibung ausnahmsweise mal kurz halten. Weitere Infos, auch eine Karte, finden sich dort.


Der Weg führt zunächst ins Brodenbachtal hinein. Gesäumt von steilen, felsigen Hängen geht es auf schmalen Pfaden bergan, zunächst in einer Kaul, so heißen hier die Bachtobel. Der steile Anstieg wird bald mit spektakulären Aussichten belohnt. Die nun folgende Passage durch den Moselhang führt zur Schutzhütte auf dem Aussichtsfelsen Teufelslay (233 m), "wo dem Wanderer die Mosel zu Füßen liegt". Fließt.

Weiter geht es durch den zunehmend felsigen Hang den Schafberg hinauf, von dem sich erneut ein schöner Panoramablick über die gesamte Region bietet. Ist man oben angelangt, wird's dann aber erstmal flach: Über den Langen Berg führt der Weg im Zickzack auf Feld- und Wiesenwegen hinüber ins unspektakuläre, aber aussichtsreich gelegene Nörtershausen (365 m).

Der Bergschluchtenpfad führt am Ortsrand entlang, und hier muss man kurz ein bisschen aufpassen, weil man sonst einen Schlenker verpasst. Schlimm ist das aber nicht, nach der Überquerung einer Streuobstwiese kommt der Schlenker von rechts wieder zurück, und man folgt nun wieder den Markierungen.

Leider ist der folgende Abschnitt recht unspektakulär. Eine Wegführung durch eine steile Kaul links unterhalb des breiten Waldwegs wäre in diesem Abschnitt deutlich spannender. So muss man ein Weilchen warten, bis es durch die nächste Bergschlucht geht. Es ist - erneut - das Brodenbachtal. Man erreicht es an der Grillhütte Brodenbachtal (112 m).

Hier unten wird die Landschaft wieder ein bisschen wilder. Oder auch "Die ursprüngliche Natur, die steilen Felsen, die geheimnisvolle Felshöhle (150 m) sowie der Felstrog Donnerloch (150 m) mit seinem Wechselspiel von festem Fels und gurgelndem Wasser machen diesen Abschnitt zu einem der schönsten der gesamten Tour."

Der engste Abschnitt des Brodenbachtals ist als "Donnerloch“ bekannt. Hier befindet sich eine Kaskadengruppe, die seit einer Sprengung in den 1960er Jahren für einen Forstwirtschaftsweg nur noch in Teilen erhalten ist.

Kurz vor der Grünen Mühle wendet sich die Route dann im spitzen Winkel steil rechts hinauf. Nach einem langen Anstieg ist die nächste Höhe erklommen, man überquert die K72 und erreicht bald die mächtige Ehrenburg (230 m), das nächste Etappenziel. Sie thront auf einem Felssporn hoch über der Ehrbachklamm und lässt - zumindest an Ostern 2023 - echtes Mittelalterfeeling aufkommen: Als wir hier ankamen, fand innerhalb der Burgmauern ein kleines Mittelalterspektakel statt.

Die Ehrenburg war einst das befestigte Zentrum einer kleinen Reichsherrschaft, mit Besitzungen zwischen Untermosel und Mittelrhein. Heute ist sie ein Kulturdenkmal, ein Hotel und Schauplatz einer Vielzahl von Veranstaltungen.

Der Ehrenberg war vermutlich schon in frühmittelalterlicher Zeit im Besitz der Trierer Kirche. Die ältesten noch erhaltenen Teile sind in der Oberburg zu finden, Reste eines festen Hauses im heutigen Wohnturm. Die Gründung der Anlage vermutet man in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Dienstmänner der Kölner und Trierer Kirche und der rheinischen Pfalzgrafen waren die vermutlichen Erbauer der Burg. Sie sind 1189 erstmals urkundlich genannt. Bereits zuvor, 1161, wird die Burg erstmals namentlich genannt, als "Castrum Eremberch". Damals erhielt Pfalzgraf Konrad von Hohenstaufen vom Erzbischof von Trier die Burg im Tausch gegen die Rechte an zwei Kirchen im Erzbistum Trier und die Beteiligung an der Trierer Stadtverwaltung. Damit kontrollierte der Pfalzgraf nun den Moselübergang zwischen Brodenbach und Hatzenport. Dieser (für manchen Streit sorgende) Rechtsanspruch bestand durchgehend bis zum Ende der Kurfürstentümer Pfalz und Trier am Ende des 18. Jahrhunderts.

Der Besitz der Burg wurde in der Folge über mehrere Generationen hinweg immer wieder geteilt oder gedrittelt. 1331 schlossen sich dann die Besitzer der Burgen Waldeck, Schöneck, Eltz und Ehrenburg zu einem Bund zusammen. In der Eltzer Fehde kämpften sie gegen die Territorialpolitik des Trierer Kurfürsten Balduin von Luxemburg. Fünf Jahre später verpflichteten sich die Verbündeten zum Frieden. Im Zuge dessen mussten sie die Oberherrschaft von Kurtrier anerkennen.

1397 stand dann der letzte Ehrenberger mit dem Trierer Kurfürsten in Fehde. Dabei wurden in Koblenz mehr als 200 Häuser zerstört. Daraufhin wurde die Burg von den Koblenzer Bürgern belagert.

Danach wechselte die Burg mehrfach die Besitzer. Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges besetzten sogar Spanier die Burg. 1668 ging die Ehrenburg dann in das Lehen der Freiherrn von Clodt über.


Im Verlauf des Pfälzischen Erbfolgekriegs besetzten 1688 französische Soldaten die Burg und sprengten Teile der Anlage. Für die nachfolgenden Burgherren waren Burg und Herrschaft Ehrenberg nur ein Teil ihrer Lehen und ihres Besitzes, ihren Wohnsitz hatten sie woanders. Der letzte reichsritterliche Burgherr, der Freiherr Benedikt von Clodt, lebte vorwiegend im Ehrenberger Hof in Koblenz.

Ab 1798 wechselte die Burg erneut mehrfach die Besitzer. Sie ist allerdings bis heute in Privatbesitz. Der gemeinnützige Freundeskreis der Ehrenburg e.V. erhält die Anlage aus privaten Mitteln.



Also rein in die Burg!

Der äußere Bering mit einer Gesamtlänge von über 300 Metern umgibt die gesamte Burganlage. Eine Brücke führt über den künstlich angelegten Graben zu dem noch zur Hälfte aufrecht stehenden Pfortenturm. Dahinter gelangt man in die Vorburg. Hier im Zwinger standen früher Wirtschaftsgebäude, Werkstätten und Stallungen, die im Pfälzischen Erbfolgekrieg der Sprengung zum Opfer fielen. Heute grenzen das Backhaus und die Burgtöpferei an den Burghof, ebenso der Rittersaal im ehemaligen Marstall. Auch eine kleine Schmiede befindet sich im Zwinger. Und hier steht heute das Burghotel, ein zweigeschossiges Gebäude, das unter anderem die Vogtei nutzt. Ihre noch im Original erhaltenen Grundmauern wurden in den letzten Jahren ergänzt. Im Untergeschoss befindet sich die in den Felsen geschlagene Hotelsauna.

So viel Luxus gab's früher nicht. Deshalb geht es nun weiter in den Bastionsturm. Der wurde zu Beginn des 16. Jahrhunderts erbaut. Mit seinen viereinhalb Meter dicken Mauern musste er Kanonen widerstehen. Spiralförmig windet sich in seinem Inneren eine Rampe zum Turm-Plateau hinauf. An den Schießscharten standen Kanonen. Den Kern des Bastionsturms bildet ein großer Kaminschacht. Spezielle Öffnungen sorgten dafür, dass der Pulverqualm der Geschütze abziehen konnte.

In der Oberburg besichtigten wir zuerst den Palas.

Der Palas war das Wohn- und Repräsentationsgebäude der Ritter von Ehrenberg. Es ist der älteste Teil der Burg, er wurde um die Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet. Später entstanden noch eine zweigeschossige Burgkapelle, der Bergfried und weitere Räumlichkeiten. Unter dem Palas liegen auf zwei Geschossen die Gewölbe der Oberburg. Diese Gewölbe, die teilweise in den Fels geschlagen wurden, dienten als Lagerraum und Weinkeller.

Der auffälligste Teil der Burg ist jedoch bis heute ihr Bergfried.

Rund 20 Meter hoch überragt der vermutlich Mitte des 14. Jahrhunderts errichtete zweitürmige Bergfried das Plateau der Ehrenburg. Er diente neben seiner Wehrfunktion sicher auch der Vorratshaltung. Die Wachstuben mit Feuerstellen und Rauchabzug sind bis heute erhalten. Im etwas schlankeren Südturm befand sich auch ein Verlies, das nur durch ein Angstloch in der Wächterkammer zugänglich war.

Wir legten im gastronomischen Burghof noch ein Päuschen ein, dann ging es weiter. Unter der Burgbrücke hindurch wandert man in das malerische Ehrenbachtal hinunter. Dann ist der (weniger malerische) Campingplatz Historische Mühle Vogelsang (85 m) erreicht. Hier überquert man die L206.

Auf der anderen Talseite geht's nun ein letztes Mal steil bergauf, durch einen Hohlweg, bis die Schlusspassage auf dem Sonnenringpfad erreicht ist. Der führt nun im felsigen Steilhang wieder Richtung Moseltal. Unterwegs passiert man die Moselaussicht (170 m) auf einem kleinen Felsvorsprung. Danach schlängelt sich ein schmaler Serpentinenpfad bergab zum Ehrenmal Brodenbach (88 m), von wo aus sich ein letzter Blick auf die Mosel bietet. Nach Hatzenport! Mit seinen beiden - ähem - Klettersteigen. In Brodenbach (95 m) angekommen geht es dann zurück zum Startpunkt.

...den man, wie gesagt, am besten an die katholische Kirche "Vom Heiligen Kreuz“ verlegt.

Die ist übrigens gar nicht so uninteressant. Sie wurde nach dem Entwurf des Düsseldorfer Architekten Werner Köster zwischen 1971 und 1973 in Sichtbeton über einem sechseckigen Grundriss erbaut. Stilistisches Vorbild war die 1965 fertiggestellte Kathedrale St. Marien des japanischen Architekten Kenzō Tange in Tokio. Die Glasfenster wurden von Bodo Schramm aus Köln gestaltet.

Im Inneren überrascht ein Rokokoaltar und mehrere spätgotische und barocke Sakralfiguren aus der ehemaligen Ortskirche St. Johannes Nepomuk.



Fazit:

Eine wirklich schöne Runde, die immer dann am schönsten ist, wenn es tatsächlich durch Schluchten und enge Waldtäler geht. Der Abschnitt bei Nörtershausen ist eher mäßig, aber wegen der schönen Aussichten doch lohnend.

Ein besonderes Highlight ist sicherlich die Ehrenburg. Aber aufgepasst: Sie verlangt Eintritt, derzeit 4 Euro, und "an besonderen Feiertagen" (was man sicherlich flexibel auslegen kann) sogar 8. Das ist nicht nett.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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Kommentare (2)


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Peter23 hat gesagt: weckt schöne Erinnerungen
Gesendet am 8. Mai 2023 um 13:46
Lieber Nik
Ich war vor zig-Jahren einmal ein paar Tage an der Mosel.
Sieht immer noch wunderbar aus, auch dank Deiner meisterlichen
Aufnahmen.
Liebe Grüsse Peter

Nik Brückner hat gesagt: RE:weckt schöne Erinnerungen
Gesendet am 8. Mai 2023 um 14:33
Servus Peter!

Vielen Dank für die lobenden Worte. Ja, war schön! Was das Wandern angeht, versuchen sie, wirklich viel aus der Landschaft herauszuholen. Da gibt es mittlerweile viele schöne Wege. Ein Zweitbesuch lohnt sich also sicherlich mal.

Herzlichen Gruß,

Nik


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