Römertag, Teil 2: Vom Clausensee entlang den Seelenfelsen zur Heidelsburg


Publiziert von Nik Brückner , 12. April 2023 um 12:02. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum: 7 April 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 300 m
Strecke:9,5 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:K 32 zwischen Waldfischbach-Burgalben und Leimen. Parkmöglichkeiten am Clausensee, unterhalb der Heidelsburg oder am Dinkelbächel.
Unterkunftmöglichkeiten:Camping Clausensee

Tja, nix war's mit unserer Runde am Heidenfelsen! Also schnell die App angeworfen, und die Where2Go-Funktion aufgerufen. Die sagt mir, wo es im Umkreis von 60 Kilometern am Schönsten ist. Dann in's Auto kopst, und losgebraust. Es ging nach Waldfischbach-Burgalben. Im Player diesmal: "In Haze of Time", das andere Album von Trespass.

Im Schlepptau weiterhin: Andrea und Roland mippm Topi, und natürlich die Waldelfe. Bei etwas besserem Wetter wollten wir noch ein bissl mehr Römer. Und an der Römerstraße von Bad Dürkheim nach Pirmasens gibt es welche. Ein paar interessante Höhensiedlungen nämlich. Den
Drachenfels zum Beispiel, und auch die Heidelsburg. Die bewachte einst den Straßenabschnitt im Schwarzbachtal, östlich von Waldfischbach-Burgalben.


Unsere Runde begann am Camping Clausensee (269 m), dem Campingplatz östlich des Sees. Hier überquerten wir die K32 und stiegen in den Jakobspilgerweg ein. Diesem folgten wir in westlicher Richtung, parallel zur K32, bis zum Gasthaus "Zur Heidelsburg" (270m). Dort hielten wir uns, nachdem wir das Hundsbächel überquert hatten, scharf rechts.

70, 80 Meter weiter führt halblinks ein schmaler Pfad in den Wadgasser Wald hinauf. Dieser mündet oben auf den Pfälzer Waldpfad (grün-weiße Markierung), dem wir nun nach links folgten. Dann geht es weiter auf den Seelenfelsenpfad. Dieser führt nun für etwa zwei Kilometer unter der eindrucksvollen Felswand der Seelenfelsen (306m) entlang.

An deren südwestlichem Ende angekommen, macht der Weg eine scharfe Rechtsbiegung und mündet wenig später auf einem breiteren Weg. Diesem folgten wir nach links, bis er auf einen weiteren breiten Weg stößt. Hier, an einem Hinweisschild in die Wolfsschlucht bogen wir erneut ab und wanderten durch eine Waldschlucht hinunter.

An deren unterem Ende stießen wir auf den breiten Weg entlang des Dinkelbächels. Diesem folgen wir nun nach links bis zur Straße (das ist wieder die K32).

Hier trafen wir auf die Markierung des Holzlandwegs und folgten dieser nun hinauf zu unserem eigentlichen Ziel: der Heidelsburg (342m).

Die Heidelsburg (bisweilen auch Bunenstein genannt), ist eine ehemalige Befestigungsanlage, die (mindestens) bis auf die Römerzeit zurückgeht. Von der heute als Denkmalzone geschützten Höhenburg sind noch die Reste von zwei Toren sowie von Treppen, Mauern und einer Zisterne erhalten.

Die Ruine liegt auf dem südlichsten Ausläufer des Dreisommerbergs oberhalb des Schwarzbachtals, wo das Tal eine annähernd rechtwinklige Biegung macht. Dort ist sie nach Osten durch eine natürliche senkrechte Felswand geschützt. Beides macht die Lage zu einem idealen Platz für eine Siedlung, die unter andrem die Aufgabe hatte, die hier verlaufende Römerstraße zu schützen.


Funde römischer Münzen, die in den 1970er Jahren getätigt wurden, ermöglichen es, die Heidelsburg zwischen das 2. nachchristliche Jahrhundert (Kaiser Hadrian) und 351 (Germaneneinfälle) zu datieren. Lage und Form der Anlage sowie eine gallische Münze lassen allerdings vermuten, dass schon vorher Kelten hier gelebt haben könnten. Dann müsste man an eine Datierung um 100 v. Chr. denken.

Es ist auch nicht auszuschließen, dass das Bauwerk in spätkarolingischer Zeit noch einmal genutzt und ausgebaut wurde; darauf deuten Bearbeitungen des Kammertors hin.
Der Name "Heidelsburg" ist vermutlich später entstanden, als der Bau schon seit Jahrhunderten verfallen war. Eine Waldbeschreibung zu Waldfischbach erwähnt die Ruinen noch einmal um 1600. Seit 1990 sind sie im Besitz der staatlichen Forst- und Schlösserverwaltung des Landesamtes für Denkmalpflege.


Zwei frühe Ausgrabungen hat es hier gegeben, eine von Christian Mehlis (1883) und eine von Friedrich Sprater (1927/28). Schon diese haben ergeben, dass die Felswände, die hier oben nach Osten hin bereits einen natürlichen Schutz boten, mit großen Quadern zu einer ovalen Ummauerung ergänzt wurden. Diese ersetzten eine ältere Konstruktion aus Holzpfählen. Innerhalb dieser Mauern befand sich das Castrum, das durch zwei Tore von Westen und Osten zugänglich war.

Von dieser Anlage sind heute nur noch Reste der Verteidigungsmauer zu erkennen, insbesondere im Norden, wo sich ein Halsgraben befindet, und im Westen. Den eindrucksvollsten Teil, das Westtor, ließ Sprater Ende der 1920er Jahre aus den Original-Quadern rekonstruieren.


Innerhalb des Berings befindet sich eine vier mal fünf Meter messende Vertiefung. Ihre Funktion ist unklar; möglicherweise handelte es sich um eine Zisterne.

Bei den ersten Ausgrabungsarbeiten, die noch im 19. Jahrhundert stattfanden, wurde zudem eine Grabplatte freigelegt, die einen Mann mit einer Axt und eine Frau mit einem Korb darstellt. Die Axt wird als Symbol des römischen Forstverwalters gedeutet, des "Saltuarius". Ein gleichlautender Namenszusatz auf einer Inschrift in der Mauer sowie ein entsprechendes Werkzeug wurden in der Nähe der Anlage auch gefunden. Schriftliche Quellen fehlen zwar, aber vielleicht haben die Römer im Umkreis der Heidelsburg tatsächlich organisierte Forstwirtschaft betrieben. Wenn dem tatsächlich so gewesen sein sollte, würde es sich um das älteste bekannte Indiz für spätantike Waldadministration auf germanischem Boden handeln. Touristische Werbematerialien (z. B. die dortige Infotafel) nennen die Heidelsburg deshalb jedenfalls "das älteste Forstamt Deutschlands“. Naja.


Diese Grabplatte wird heute im Historischen Museum der Pfalz in Speyer aufbewahrt. Am Fundort befindet sich ein 1876 angefertigtes Replikat. Römische Münzen, Keramikscherben und Eisenwerkzeuge, die im Bereich der Burg gefunden wurden, sind im Heimatmuseum in Waldfischbach-Burgalben zu sehen.


Nachdem wir die die Heidelsburg umrundet und durchquert hattten, verließen wir die Anlage durch das römische Tor und wanderten hinab ins Schwarzbachtal (ohne Markierung, an Abzweigen einfach immer abwärts halten).

Unten im Tal folgten wir kurz der K 32 in östlicher Richtung, überquerten dann die Straße und den Schwarzbach, und wanderten auf der anderen Talseite auf dem breiten Weg zurück zum Clausensee und an dessen Südufer entlang weiter bis zu unseren Ausgangspunkt am Camping Clausensee (269 m).


Fazit:

Schöne, kurze Runde, mit der hochinteressanten Heidelsburg als Heidelslight.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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