Chatzensteg


Publiziert von Hallodri82 , 5. April 2023 um 22:17.

Region: Welt » Schweiz » Solothurn
Tour Datum: 5 April 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO 
Zeitbedarf: 1:30
Aufstieg: 297 m
Abstieg: 297 m
Strecke:5

Die scharfe Rasierklinge ob Ramiswil fällt mir immer auf, wenn ich ich mit dem Auto Richtung Passwang oder Scheltenpass fahre. Sie erschien mir immer irgendwie "unerschwinglich". Nachdem ich aber die (wenigen) Berichte dazu auf Hikr studiert habe, änderte ich meine Meinung - zu Recht, wie sich herausstellte. Heute durfte es (leider, bei dem Traumwetter) nur eine Löntschbreik-Tour sein. Ziel war mal der Chatzensteg-Gipfel, danach wollte ich dann neu mich orientieren.

Ich starte beim grossen Parkplatz neben dem Töffladen und frage mich wie beim letzten Mal ob das ein öffentlicher PP ist. Dort stehen auch die hiesigen Recycling-Tonnen, das deutet zumindest mal darauf hin, aber ich sehe keine offiziellen Schilder. Ich versuche mein Glück und starte die Tour. Zuerst eiere ich nach dem Postweg etwas am Waldrand rum, komme irgendwie nicht auf einen grünen Zweig, überspringe das Bächlein, überquere die Wiese Hasel auf deutlichen Traktorspuren und erreiche endlich den Neuhus-Fahrweg. Der ansässige Berner Sennenhund begrüsst mich überschwänglich und freundlich. T1.

Ich folge dem ruppigen und "karrigen" Naturweg die Alpweide hoch. Die Weide gefällt mir ausserordentlich. Sie hat ein ähnliches Flair wie soviele dieser Weiden, welche man entlang des unteren Teils des Scheltenpasses (ab Ramiswil) sieht. Viele, schmale Kuhweglein, leicht "terassig" und von der momentan noch etwas tieferliegenden Sonne wunderschön beleuchtet. Der Weg selber ist recht steil. Alsbald folge ich dem Weg weiter in den Wald hinein. Die Steilheit nimmt zu. Die zwei, drei Serpentinen helfen nicht, denn in den Kurven ist es genau so steil. Das letzte gerade Stück Richtung Neuhaus(?)-Wanderpass führt gewissermassen "direkt in den Himmel" (wenn auch recht kurz). T2.

Beim Pass zweigt zuerst eine Art Senke nach Osten. Diese nicht nehmen, sie leitet wie mir scheint wieder zu Tale. Gleich danach zweigt dann der Gratweg nach Osten ab, er ist nicht zu verfehlen und perfekt ausgetreten. Er leitet in Auf und Ab unschwierig weiter, teilweise nah an der nördlichen Abbruchkante, aber weil es südlich nur moderat steil ist und der Abbruch nicht höher ist als so ca 4 Meter, ist das keine grosse Sache. Einmal muss ein etwas steilerer Abstieg gemacht werden, wo es etwas "blockiger* wird, aber völlig easy. Klares T2.

So ca in der Mitte des Gratweges macht er eine 90-Gratbiegung nach rechts (Süden). Warum? Weil in Richtung Osten (wie man ein paar Meter weiter genau sehen wird) der Felsen so ca 3 Meter gerade nach unten abbricht. Der Gratweg umgeht dies in einem steilen "L"-förmigen Abstieg, erst nach Süden und dann nach Osten. Der Abstieg ist auf schmalem felsig/wurzeligem Steiglein, die rechtwinklige Kurve in der Mitte und der Weiterweg nach Osten befinden sich max 1 Meter von der Abbruchkante nach Süden entfernt, die Abbruchkante, welche sich an diesem Ort eigentlich zum ersten Mal so richtig offenbahrt. Das gesamte "absteigende L" ist mit einem massiven Drahtsteil gesichert, welches zum Teil auch noch in Plastikhülle eingefasst ist. Ich musste dieses Seil nicht in Anspruch nehmen, ausser einmal nahe des Ausstiegs aber auch nur deswegen, weil ich gerne kurz den Felsen berührt hätte und zwischen Felsen und Seil ca 30 cm Abstand waren. Die Stelle ist kurz, keine 10 Meter lang.

Die Stelle ist relativ ausgesetzt, aber auch nicht derart ausgesetzt, dass man quasi auf einem 30cm Bändlein laufen müsste mit einem unmittelbaren rechtwinkligen Direktabbruch. So ist es nicht und dementsprechend kommen nun auch nicht die zittrigen Knie. Dennoch soll man hier konzentriert sein und kleine Kinder (so 7 minus) haben hier, ausser sie sind gewissermassen "von Bergsteiger-Eltern" geschult, nichts verloren. T4. Ich würde diese Stelle auch als Schlüsselstelle bezeichnen, denn sie ist nicht zu umgehen, der direkte Weiterweg nach Osten würde mindestens IIer-Klettern (im Abstieg) bedingen und insbesondere rechts von diesem Felsen geht es gäch runter, denke das ist für den Otto-Normalwanderer nicht zu bewältigen. Auch muss diese Stelle dann in der Rückreise wieder begangen werden, was für mich ebenfalls dafür spricht, von einer Schlüsselstelle zu sprechen. ZB beim Balmfluechöpfli Ostgrat gibt es keine solche Schlüsselstelle, denn dort kann man wirklich JEDE schwierige Stelle umgehen. Hier nicht. Dafür ist beim genannten Grat die schwierigst mögliche Stelle schwieriger als beim Chatzensteg.

Der nächste Abschnitt ist sodann ein wunderschöner Juragratweg, recht kurz, wobei er gestuft sicher deutlich breiter ist als 1 Meter. Rechts und links geht es steil runter, aber aufgrund der breite des Grats ist das nicht problematisch. Danach verschmälert sich der Grat an einer Stelle (in einer Art Sättelchen) auf ca 1 Meter, aber das ist nur eine Stelle von ca 2 Meter Länge. LInks/rechts nachwievor abschüssig, der Schwindel stellt sich aber nicht ein, wohl auch aufgrund der doch intensiven Botanik dort. T3.

Sodann gelangt man zum finalen Grataufschwung. "Von weitem" sieht dieser Aufschwung mega steil aus, man stellt sich irgendwie auf IIer Klettern ein. Von nahem merkt man, dass der Aufschwung deutlich weniger steil ist und zudem enorm "steingriffig" und gewiss mehr als zwei Meter breit. Nach wie vor geht es natürlich links und rechts steil runter aber es wirkt nicht krass ausgesetzt. Sehr schnell schon erreicht man horizontales Gelände und der Grat führt blockig Richtung Gipfelplateau. Es wurde bei Hikr darauf hingewiesen, dass der Weg eigentlich südlich davon verläuft, aber mir scheint der direkte Gratweg einfacher, da er natürlich weiter weg von der südlichen Abbruchkante ist. Vergebe aufgrund meines Feelings hier ein T3+. Die meisten Hikr-Berichte vergeben hier keine Kletterskala und ich stimme zu. Ein geübter Wanderer kann diesen Grataufschwung auch mit nur minimalem Handeinsatz bewältigen. Ich brauche immer wieder mal meine Hände, aber Klettern ist das gewiss nicht.

Das Gipfelplateau ist danach schnell erreicht. Die Erkenntnis stellt sich ein: also soooo schmal ist dann diese Rasierklinge auch wieder nicht. Aussichts-Fetischisten stellen fest: intensive Botanik, südlich der mächtige Laupersdorfer Stierenberg (als Abschluss des südlichen Ausläufers der 2. Solo-Jurakette), der die Sicht auf die Alpen verwehrt. Nördlich der direkte Blick auf den Passwang, den ich, als Passwang-Fan natürlich sehr geniesse. Es hat auch ein Gipfelbuch aber ich finde irgendwie nicht die Musse. Zeitbedarf bis dahin: 35 Minuten.

Auf dem Gipfel-Plateau hiess es für mich: Umkehr. Der Weiterweg: huiuiui, das wäre nichts für mich und wird es auch nie sein. 

Auf dem Rückweg stelle ich fest: der letzte Aufschwung ist auch im Abstieg gut machbar. Die Schlüsselstelle ist vermutlich im Aufstieg etwas einfacher.

Fazit zum ersten Teil der Tour:
  • Auch wenn der Weg schliesslich deutlich einfacher war als ich mir das eingangs vorgestellt habe: ich würde wohl bei Nässe diesen Weg nicht machen wollen
  • Ich weiss nicht, ob ich jemals wieder alleine auf dem Chatzensteg sein werde: es gibt in Summe schönere Juragrate, ich mag es nicht so im Jura wenn keine Überschreitung möglich ist (so verliert man Zeit für die längeren Touren), es gibt auch schönere Aussichtspunkte bei gleicher Höhe (Schwengiflüeli!) und Kollegen, welche das Jura noch nicht so gut kennen, kann man in Summe spannendere Gratwege zeigen, wie zB am Weissenstein oder die Richtiflue oder etc.
Zurück beim Neuhaus-Pass schaue ich sehnsüchtig zur Nordflanke des Laupensdorfer Stierenbergs hinauf (oder heisst der dort Breitenberg?) Ich hätte nach dem kraxligeren Teil nun tierisch Bock auf eine längere Wanderung im T2-Bereich. Einfach mal ne Stunde durch wunderschöne Juragegenden schlendern, die ich noch nicht kenne, das wäre toll gewesen. Aber zeitlich lag dies nicht mehr drin. Weil ich aber die Zeit nutzen wollte wenigstens noch etwas neues zu entdecken wollte ich nicht direkt den selben Weg wieder runter.

Ich überschreite also den Neuhusberg, nach einer abenteuerlichen Überwindung des Stacheldrahtes (gewissermassen zwischen letztem Pfosten und der Abbruchkante "hindurch") und merke zuhause, dass auch dieser Berg keine Hikr-Erstbesteigung ist (Dinu). Dieser Berg ist südlich flach und nördlich ob einer direkten Abbruchkante. Der Ausblick Richtung des dunklen, mächtigen Stierenbergs, dazwischen sonnenbeleuchtete Alpwiesen und ein Bauernhof, ist sehr schön. Ich folge der Abbruchkante, nach Westen, welche sich alsbald in eine Art Kamm wandelt und merke plötzlich: hoppla, ca 4 Meter hohe felsige Abbrüche am Ende des Kamms sind gar nicht in Swisstopo eingezeichnet. Ein Weiterweg überstiege meine Fähigkeiten bei weitem. Bis dahin: T2.

Ich umgehe diese Felsen SW-Richtung und folge einer kaum ersichtlichen Pfadspur in das steile Tobel herunter, muss zwei fiese, kaum sichtbare, auf Brusthöhe gespannte Stacheldraht-Zäune passieren, quere eine Senkung und gelange auf einen steilen Kamm, Richtung Norden, westlich davon das eingezeichnete Bächlein, welches munter sprudelnd durch Laub und Bärlauch leitet. Es ist ein mühseliges Laub-/Totholzbelag-Rutschen auf nicht ersichtlicher Wegspur (trotz Swisstopo), seit Gipfel Neuhusberg komme ich nur noch sehr langsam voran. Erst dort wo der eingezeichnete Weg einen rechten Winkel nach Osten macht findet sich wieder ein Weg. Er leitet dann ruppig nach unten, irgendwann wird der Laubweg zu einem längst nicht mehr unterhaltenen Forstweg und führt sodann, einen weiteren Stacheldraht überwindend auf die sumpfige Wiese ob Älpliweg. Vergebe ein T3 und nehme mir vor, diesen Weg wohl nicht mehr zu beschreiten. War nun nicht so wirklich spassig. Das Bächlein aber war urpsrünglich und schön.

Sodann alles wieder runter bis Ramiswil PP.

Fazit: als "Technik"-Tour toll, aber irgendwie gefiel mir das Hin- und zurück am Chatzesteg nicht so. Werde wohl den Laupersdörfer Stierenberg mal von Süden her besteigen, oder via Güggel/Brunnersberg.


Tourengänger: Hallodri82


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