Spillgerte-Trilogie


Publiziert von Bergamotte , 14. Februar 2023 um 17:28.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Simmental
Tour Datum:11 Februar 2023
Ski Schwierigkeit: S+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:17.5km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Blankenburg
Unterkunftmöglichkeiten:Fromatthütte (unbewartet)
Kartennummer:263S

SLF gering im ganzen Simmental pünktlich aufs Wochenende! Das lasse ich mir nicht zwei Mal sagen und blase zur grossen Jagd auf heisse Flanken und steile Couloirs an Gandhore, Brunnihore und Vorderi Spillgerte. Das Gebiet ist mir von einer *Sommertour wohl bekannt und die heutige Tourenidee schon lange geboren. Geworden ist daraus eine alpinistische Voralpen-Safari der Extraklasse!

Den Wagen lasse ich um acht Uhr oberhalb von Blankenburg (960m) an der Schneegrenze stehen, first come first served. Ich folge einige Minuten der Alpstrasse dem Betelriedbach entlang, um dann rechterhand über den Wanderweg via Grueholz hochzusteigen. Das ist ideal und homogen geneigt, perfekt also für einen effizienten Aufstieg. Kurz vor dem Vehsattel (1712m) trifft man wieder auf die offizielle Route. Das Tagesprogramm ist von hier ein erstes Mal einsehbar. Den Auftakt markiert das Gandhore, wo man sich meist mit dem Westgrat als Skiziel begnügt und auf den Schlussaufstieg verzichtet. Bei Verhältnissen wie heute anerbietet sich jedoch die Direktabfahrt vom Gipfel über die Westflanke (S+). Die Route ist von unten gut einsehbar. Also mit Ski bis vor den felsigen Schlussaufschwung und zu Fuss weiter, zur Sicherheit Pickel/Steigeisen einpacken, heute problemlos. Kurze Pause auf dem Gandhore (2112m), wo der Blick unweigerlich bereits auf die nächsten Ziele fällt.

Vorsichtige Einfahrt in die Flanke wenig unterhalb des Gipfels. Dann einige Schwünge, die Unterlage noch etwas dürftig. Es gilt nun, an passender Stelle nach rechts ins Couloir zu queren. Je nach Schneesituation gibt es hierfür mehrere Möglichkeiten. Die Rinne ist im obersten Bereich eng, gerade noch fahrbar, weitet sich aber rasch zur ausladenden Flanke - perfektes Skigelände. Weil ich weiter zum Brunnihorn will. lasse ich nicht bis ganz in den Kessel laufen, sondern quere effizient um den Nordfuss rum bis zur Aufstiegsspur Richtung Mieschflue. Diese verlasse ich bald wieder und spure ins Türli (1986m) hoch, den Übergang zur nächsten Geländekammer (Schafsattel), wo die Normalroute zum Brunnihorn hochführt. Alternativ könnte man direkt den NW-Grat des Brunnihorns gewinnen, wie man das typischerweise im Sommer macht. Doch Fussaufstiege meide ich nach Möglichkeit. Vom Gipfel werde ich ein Duo erkennen, welche diese Variante vorzieht und sich lange damit abmüht.

Wobei, die andere Seite hält ebenfalls eine Klatsche bereit: bodenloser Schnee einerseits, teils mit hartem Deckel drunter. Einen Schritt vor, einen halben zurück. Gut habe ich mich am Gummizeugs der Tochter bedient, das sie jeweils von den Kindergeburtstagen nach Hause schleppt. Dieses macht müde Männer munter. Kurz vor dem Brunnihorn (2221m) dann ein genervter Fluch: die Flanke wäre, ganz im Osten, bereits angespurt gewesen... Die letzten Meter über den schmalen Gipfelfirst absolviere ich zu Fuss. Die breite Nordflanke ist geradezu prädestiniert für eine geniale Abfahrt, durch den den leichten Deckel lasse ich mir den Spass nicht verderben.

Unten dann wiederanfellen: Das Gelände ist zu coupiert, um direkt an den Fuss der Spillgerte SW-Rampe zu fahren. Die Rampe wiederum ist stellenweise gut 40° steil und kann heute - wider Erwarten - durchgehend mit Ski begangen werden. Die (noch) wenigen aperen Stellen stören kaum. Entgegen der Angabe im Führer steige ich nicht ganz in die Lücke auf, sondern ziehe rechts weg, passiere den Felsriegel also süd- statt nordseitig. Das erscheint mir intuitiv einfacher, auch beim Blick auf die LK. Dazu später mehr. Die grosszügige Gipfelflanke bietet keine Schwierigkeiten, von der Spurarbeit mal abgesehen. Gegen oben verjüngt sich das Gelände jedoch in mehrere Steilcouloirs (>40°), man wähle das linke. Dieses ist bereits am Verfirnen und angenehm zu gehen. Anschliessend leicht ausgesetzte Querung nach rechts (oder zu Fuss oben über den Grat) und in wenigen Minuten zum Kreuz der Vorderen Spillgerte (2253m). Erster Eintrag im Buch seit November. Die viertelstündige Pause habe ich mir nach 1900Hm redlich verdient. Bei solchem Panorama - die Hinderi Spillgerte zum Greifen nah - lässt es sich besonders gut ausruhen.

Die Nervosität steigt, das Sahnehäubchen der Tour steht schliesslich noch bevor. Also Abfahrt zunächst über die Aufstiegsroute. Doch die Führervariante auf der Nordseite des Felsriegels möchte ich doch noch erkunden und lasse deshalb laufen. Dann ungläubiger Stopp vor einem jähen und ausgesetzten Abbruch. Wo und wie zum Geier soll man hier reinqueren? Und was hat das mit "S-" zu tun? Das ist, von absolut perfekten Verhältnissen vielleicht mal abgesehen, eher im Bereich "SS+" anzusiedeln. Nein danke, ich hänge am Leben. Also nochmals 30Hm zurückfellen, um dann südseitig in die Lücke zu fahren. Das formschöne, lange NW-Couloir bietet keine nennenswerten Schwierigkeiten, bloss die Einfahrt ist kurz sehr steil. Anschliessend findet man perfektes Skigelände vor, bei Pulver wohl eine Offenbarung. Heute trotz dem leichten Deckel immer noch passabel zu fahren. Unten lässt man einfach laufen und fährt spassigen Slalom um Minitännchen. Zuletzt zwei Minuten durch den Wald - geht problemlos - bis zur Alpstrasse von der Fromatt herkommend. Ihr folge ich zügig bis zum Ausgangspunkt Blankenburg. Fazit: Voralpen-Skialpinismus at its best!


Zeiten (kum)
2:00  Gandhore
3:30  Brunnihore (gespurt)
4:45  Vorderi Spillgerte (gespurt)
5:30  Blankenburg

Tourengänger: Bergamotte


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Kommentare (2)


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Sputnik Pro hat gesagt: Coole Triologie
Gesendet am 16. Februar 2023 um 07:29
Nach den Fotos scheint das eine wilde Sache gewesen zu sein, tolle Bilder!

Bergamotte hat gesagt: RE:Coole Triologie
Gesendet am 16. Februar 2023 um 08:29
Danke. Definitiv eine Rally mit viel Erinnerungspotential.


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