Motélon-Safari


Publiziert von Bergamotte , 1. Februar 2023 um 07:41.

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum:29 Januar 2023
Ski Schwierigkeit: S-
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Strecke:19km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Le Pralet (bis hierhin geräumt)
Kartennummer:262S

Angesichts der Schneemengen im Greyerzerland kann ich endlich die seit längerem geplante (Teil-)Umrundung des Vallée du Motélon angehen. Es ist ein Projekt genau nach meinem Geschmack: Im Mittelpunkt steht die Überschreitung verschiedener Grate und Gipfel, darunter die Dent du Bourgo und der Tsermon. Das Abfahrtsvergnügen ist sekundär. Die Rundtour weist doch einige Steilstellen auf. Doch weil sie allesamt südexponiert sind, findet man relativ schnell günstige (oder gar apere) Verhältnisse vor. 

Um 8:30 geht's los von Le Pralet (1024m), bis hierhin wird die Strasse (weiss) geräumt. Nach mehreren stabilen Tagen ist im Gebiet mittlerweile fast alles angespurt. Das kommt mir vorab am ersten Ziel, der Dent du Bourgo (1909m) gelegen, denn der "knusprige" SE-Hang (>35°) hätte heute sonst einiges an Kraft gekostet. Der Berg ist kein klassische Skitourenziel und erhält im Winter eher sporadisch Besuch. Das liegt sowohl an der unteren (teils engen) Waldpassage wie auch am Gipfelhang, wo gute Verhältnisse schwierig zu treffen sind. Etwa 250 Meter vor dem Gipfel erreiche ich den SW-Grat, die letzten Meter absolviere ich zu Fuss. Das Panorama hier oben kann sich - wie auch von den anderen zwei Greyerzer Zähnen - sehen lassen: Moléson und verschneites Bulle im Norden, die ikonischen Dent de Brenleire und Dent de Folliéran auf der Südseite.

Im Abstieg zurück über den Grat trage ich die Ski, zu felsig ist der Untergrund. Und ein Abstecher in die Flanke rein lohnt sich nicht, denn bald muss wieder gefellt werden. Ich spure über den Kamm gen Süden, was viel besser geht als von oben vermutet. Die Bretter muss ich nie abziehen. Im Sattel von Vacheresse (1747m) ist der tiefste Punkt im Übergang nach Les Merlas (1907m) erreicht. Das zieht sich, aber hat mich schlussendlich trotzdem nur eine gute Stunde gekostet. Und als begeisterter Gratwanderer kann ich mich hierüber wirklich nicht beschweren. Auf dem Gipfel herrscht Ruhe, die Freiburger Skitouren-Community zieht's auf den benachbarten, etwas höheren Le Van (1966m). Dieser, mein nächstes Ziel, liegt bloss einen Katzensprung entfernt.

Die Abfahrt nach Süden zum Chalet du Tsermon (1792m) markiert die Schlüsselstelle der heutigen Tour. Auf der Skitourenkarte fehlt sie, wird im Führer von 2008 aber sogar in zwei Varianten beschrieben (jeweils "S-"). Ich wähle die Offensichtliche, sprich durch die Mulde dem Sommerweg entlang. Das geht zurzeit problemlos, weil (zu) wenig Schnee liegt. Von der erwähnten Absturzgefahr nehme ich deshalb nichts wahr. Nach ersten Kratzgeräuschen trage ich die Ski kurz. 

Bereits von unten ist offensichtlich, dass die grosszügige Westflanke des Tsermon wenig favorable Verhältnisse aufweist: teils Karton, teils Schwimmschnee und generell eher zu wenig davon, wobei letzteres im Aufstieg nicht stört. Ich scheine ein Glückspilz zu sein, denn direkt vor mir spurt eine Dreiergruppe an. Aber nicht für lange. Denn bald treffen wir auf eine Passage mit beinharter Unterlage. Beim Montieren der Harscheisen verabschiedet sich beim Vorgänger prompt ein Ski und rast talwärts (keine Stopper)... Glück im Unglück: Nach 50 Metern bleibt der Ski wie ein Wunder im Schnee stecken. Sonst hätte er ihn wohl in La Coudre auflesen müssen. So "darf" ich doch noch selber ran, um auf dem Tsermon (2140m) schliesslich den Tageshöhepunkt zu erreichen.

Ich bin nur wenig überrascht beim Blick in den Col de Bounavaletta (1995m) runter: Schneemangel, also Portage. Unterwegs kreuze ich zwei Einheimische, welche zuvor den Vanil de l'Ecri begangen haben. Bravo, aber offenbar auch dort Karton pur. Anschliessend fahre ich zügig das Porcheresse-Tälchen ab bis zur zweiten Hütte, wo ich direkt nach Norden runtersteche. Weiter unten erreiche ich den Sommerweg und folge ihm bis zur Alp La Curarda. Vorsicht, der steinige Weg braucht eine gesetzte Unterlage. Heute war das knapp und kleinere Kratzer unumgänglich. Natürlich hätte ich auch tragen können aber ist schliesslich keine Wanderung.

Ich spiele mit dem Gedanken einer Fortsetzung über den Plan de Tissiniva. Dagegen sprechen allerdings mehrere Gründe: 1) Ich bin erkältet und angesichts dessen mit 5h bereits viel zu lange unterwegs 2) Die querende Alpstrasse liegt im Jagdbanngebiet "Hochmatt-Motélon". Sie ist allerdings breit angespurt und war im 2008er Führer noch beschrieben. 3) vermuteter Schneemangel in der Schlussabfahrt. Also lasse ich es bleiben und folge direkt dem Talverlauf. Hier unten im Schatten finde ich endlich auch Pulver, und zwar der feinsten Sorte. Zuletzt ohne grössere Neigung dem weitläufigen Alpsträsschen entlang zurück zum Ausgangspunkt.


Zeiten (kum)
1:45  Dent du Bourgo
2:55  Les Merlas
4:20  Tsermon
5:15  Le Pralet

Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren, Freiburg


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