Schönbichl 2452m - Wenn die Stieleiche ihre Blätter abwirft

Der phänologische Winteranfang ist dann, wenn die Stieleiche ihre Blätter abwirft. Ob das mit dem heutigen kalendarischen Winteranfang zusammenfällt, kann ich nicht sagen, Stieleichenblätter habe ich keine gesehen. Eins ist klar, es ist der kürzeste Tag des Jahres, also muss ich mich beeilen, um in den wenigen Stunden Tageslicht auf den Schönbichl und wieder herunter zu kommen ;-)
Das Tageslicht wird noch dazu von unsympathischen Wolken verdeckt, im Laufe des Tages sind leichte Niederschläge angesagt, ich stelle mich auf eine ungemütliche Tour ein. Ich ziehe durch die trüben Tesselberger Wälder, immerhin liegt genug Schnee auf dem Forstweg zur gleichnamigen Alm, das ist schon die halbe Miete.
Der Schönbichl zeigt sich nicht, ich schleiche mich durch den Nebel aufwärts und ahne Schreckliches, der Schnee ist gefroren, das gibt ein Abfahrtsdebakel! "Was um Himmels Willen treibt mich heute hier herauf?" denke ich mir und in diesem Moment reißt der Himmel auf, ich stehe über den Wolken. Wer hat das vorhergesehen? Niemand! Überraschung, statt Graupelschauer und whiteout Panoramafotos, ich kann es kaum fassen.
So hat sich mein Ausflug doch noch gelohnt, mehr als eine Trainings- und Abhärtungseinheit. Zur Abhärtung und zum Training dient allerdings die Abfahrt bestens. Vom schönen Pulver ist so gut wie nichts mehr übrig, der geschmolzene Schnee ist über Nacht oberflächig gefroren und teilweise nicht mehr fahrbar, manchmal muss ich sogar mit Spitzkehrentechnik queren.
Erst weiter unten finde ich noch ein paar machbare Hänge mit leidlich genug Unterlage und mogel mich an der Tesselberger Alm vorbei auf den Forstweg. Hier bin ich in Sicherheit, die Schneeauflage ist noch nicht eisig und die Steine gut bedeckt. So komme ich heil zurück zum Parkplatz, noch vor Einbruch der Dunkelheit. Es wartet die längste Nacht des Jahres, genug Zeit, über die Blätter der Stieleiche nachzudenken ;-)