Leonhardstein Ostgrat


Publiziert von Herr_Hase , 8. November 2022 um 11:54.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Bayrische Voralpen
Tour Datum:13 Oktober 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:In Kreuth am Gasthof zur Post in die Straße "Am Kirchberg" einbiegen und dort parken - der Ausgangspunkt ist aber auch mit Bus und Bahn zu erreichen!

Das "kleine Matterhorn" über Kreuth weiß immer wieder zu begeistern, ob nun mit der Tour übers Südostband (danke Nic!), die unten durch einen beinahe surrealen Wald führt, oder eben mit dem Ostgrat, an den ich mich dank Moritz' (frehel)s Bericht herangetraut habe - merci! :-)

Da ich klettertechnisch nicht mithalten kann, habe ich manches anders gelöst und ca. 5 m rechts der Schlüsselstelle eine Umgehung im 2er-Gelände gefunden, so dass der gesamte Anstieg den 2. Schwierigkeitsgrad nicht überschreitet. Diesen allerdings sollte man aufgrund des exponierten Geländes sehr sicher beherrschen und obendrein genügend Erfahrung in steilem Wiesengelände mitbringen, das ebenfalls keinen Fehler verzeiht!

Doch nun der Reihe nach:
Von Kreuth aus folgt man dem Normalweg auf den Leonhardstein bis auf eine Höhe von ca. 1160 m. Dort reicht steiles Waldgelände links an den Weg heran und man kann scharf links abbiegend über eine kleine Rampe den Hang hinaufsteigen. Nach wenigen Metern hält man sich etwas rechts, steigt also eher nach Süden als nach Südosten den Hang hinauf, um nicht in schwerer passierbarem Windbruchgelände zu landen. Oben kommt man in flaches Gelände und biegt nach Westen ab.

Allmählich zieht sich der Grat zusammen, wird steiler, und man steigt über Felsen weiter hinauf, zum Teil regelrecht durchs Unterholz (Lässt sich auch rechts umgehen). Am Ende dieser Passage kommt man wieder ins Freie und kann sich entscheiden, ob man geradeaus durch steile Wiesenschrofen weiter hinaufsteigen will (Achtung: Der eine oder andere Stein ist lose!) oder rechts ins Wiesengelände hinausquert, um dort in einem Linksbogen nach wenigen Metern Steilgras den Beginn einer Rampe zu erreichen, die nach Süden den Hang durchzieht. Inzwischen habe ich beides ausprobiert und fand die Rampe angenehmer.

Mangels eigener Fotos beziehe ich mich nun auf Moritz' Bericht https://www.hikr.org/tour/post106567.html

Die glatte Wand in Foto Nr. 7 links zu umgehen, habe ich mich nicht getraut. Das sogenannte Band ist sehr ausgesetzt und verlangt einem bereits einiges an turnerischem Geschick ab wegen des Überhangs darüber. Die Verschneidung dahinter würde ich klar dem 3. Grad zuordnen und obendrein ist das Gestein brüchig. Ich bin zwei Züge hinaufgeklettert, habe es gut sein lassen und bin über das Band zurückgeturnt :-)

Die rechtsseitige Umgehung a la Zebhauser durch die Schrofen geht hingegen gut, wenn auch der Zugang dorthin über ausgesetzte Graspolster volle Aufmerksamkeit verlangt. Auf der rechten Schulter angekommen, quert man auf der Rückseite dann in das steile Wiesengelände hinein, in dem sich die 4+-Wand nordseitig umgehen lässt. Das ist für mein Empfinden die kritischste Stelle der Tour. Meist gibt es brauchbare Griffe am Fels, wenn man ein wenig sucht, oder die Botanik bietet etwas Halt für die Hände. Bei einem absteigenden Zug in der Wiese bleibt allerdings nichts Anderes, als mit den Händen auf den oberen Graspolstern quasi so halb "in den Stütz" zu gehen, während man Fuß um Fuß abwärts bewegt.

Dann kommt bald die Schlüsselstelle (IV). Längeres Ausweichen in die Nordflanke ist nicht notwendig, um sie zu umgehen! Vielmehr steigt man ca. 5 m rechts von ihr über Blockwerk in einen breiten Riss zwischen den Felsen hinein, um ihn nach wenigen Metern über eine Art Rampe in der rechten Wand wieder zu verlassen, nicht schwieriger als II. Auch die restliche, anregende Kletterei zum Gipfel bleibt in diesem Schwierigkeitsrahmen.

Viel Spaß!

Stefan

P.S.: Man begegnet auf dieser Tour garantiert mehr Ameisen als Menschen. Ameisensäureallergiker sind hier falsch! ;-)

P.S.2: Über Verbesserungsvorschläge und Rückmeldungen generell freu' ich mich!

Tourengänger: Herr_Hase


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Kommentare (3)


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derMainzer hat gesagt: Umgehung glatte Wand in Foto Nr. 7
Gesendet am 8. November 2022 um 13:14
Griaß di Stefan,

die Umgehung rechts im Bild Nr. 7 von frehel ist mit der weiteren Wegführung aus meiner Sicht keine II. Ich beziehe mich auf das Band in einer links/rechts Kurve (sehr ausgesetzt / T5 trotz Schrofenband) hinter der glatten Wand und die anschließende Schrofen Flanke mit den Graspolstern. Hier habe ich mich eher mit allen Vieren in der Nordflanke gesichert, da die Graspolster doch sehr lose/locker in diesem Bereich waren. Man steigt über eine Felsrippe und dann kurz aufwärts (Stelle III), bevor man dann in eine Rinne nach rechts hinaus queren kann. Diese ist im unteren Bereich mit II und nach oben dann eher mit I zu bewerten. So habe ich es dieses Jahr am Leonhardstein Ostgrat erlebt. Du kannst gerne zwei Bilder von der Stelle haben. Für mich war dies die anspruchsvollste Stelle (Schlüsselstelle) am sogenannten Ostgrat. Wer den Schwierigkeitsgrad IV sicher Seilfrei beherrscht, kann die Gradtürme in diesem Bereich auch kletternd überschreiten. Ansonsten bewegt man sich am Ostgrat meistens eher in der Nordflanke bis zum Erreichen vom Aufschwung Kamin/Riss bzw. der Wand mit Stelle IV. Wie aber Zebhauser über den Ostgrat am Leonhardstein schon geschrieben hat, ist dieser nicht lohnend, außer man steht auf steiles abschüssiges Schrofengelände.

Pfiat di
derMainzer

Herr_Hase hat gesagt: RE:Umgehung glatte Wand in Foto Nr. 7
Gesendet am 9. November 2022 um 01:16
Hallo Du Mainzer,

danke für Deine Hinweise! Lohnend oder nicht ist Geschmacksache, mir gefällt die Tour und ich werde sie bei Gelegenheit erneut machen und dann Fotos schießen. Gerne kannst Du mir auch Deine schicken!

Mit den Schwierigkeitsbewertungen in diesem Gelände ist es so eine Sache. Wenn ich den Schwierigkeitsgrad II definiere als "Griffe dienen nur der Stabilisierung und Sicherung, im Normalfall wirken dort keine großen Kräfte, weil das gesamte Körpergewicht sich auf die Füße abstützt", dann trifft das aus meiner Erinnerung von bisher zwei Begehungen auf diese Stelle zu.

Im Gegensatz dazu würde ich z. B. die kurze südseitige Verschneidung, die Moritz nach dem Kriechband hinaufgeklettert ist, mit III bewerten, weil der Fels so steil ist, dass man mit den Armen ziehen muss.

In jedem Fall sollte niemand auf die Idee kommen, dass die Kletterei hier mit einem Gimpel oder Blankenstein Normalweg vergleichbar wäre (letzterer zumindest bei nördlicher Umgehung des Schlusskamins nicht)!

Dass es sich um die heikelste Stelle der ganzen Tour handelt, da sind wir uns einig!

VG Stefan

Herr_Hase hat gesagt: Update
Gesendet am 2. September 2023 um 14:23
Servus,

ich hab gerade endlich ein paar Fotos hochgeladen, damit man sich die entscheidenden Stellen besser vorstellen kann.

Vor allem aber haben wir die Tour Ende Mai zu dritt wiederholt und die anderen zwei sind auch nicht so drauf, dass sie seilfrei einen 3er gehen würden. Beide waren der Meinung, dass die Bewertung der Tour mit 2 passt. Ich hoffe also, dass ich niemanden ins Unglück schicke, wenn ich das nun so stehen lasse!

Den Blankenstein Normalweg hatte ich wohl einfacher in Erinnerung, als er ist, als ich den vorherigen Kommentar verfasst habe. Dieses Jahr habe ich ihn wiederholt (wieder mit nördlicher Umgehung des Schlusskamins) und würde sagen, wer da rauf und runter kommt und keine Angst vor Steilgras hat, der sollte am Leonhardstein Ostgrat keine Probleme bekommen.

Stichwort Steilgras: Ende Mai war ich erstmals im Sommerhalbjahr am Ostgrat unterwegs und das macht in der nordseitigen Grasrinne einen großen Unterschied. Wenn die Sonne im Tagesverlauf in die Rinne hineinscheint, sind die Graspolster richtig trocken und man fühlt sich wesentlich sicherer. Den einen Zug "im Stütz abwärts" konnte ich diesmal entspannt über das unterste Graspolster umgehen, das zu betreten ich mich Ende Oktober auch bei trockenem Wetter nicht getraut hatte.

VG Stefan


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