Holzgauer Wetterspitz (2.895 m) & Feuerspitz (2.852 m)


Publiziert von Manu81 , 6. November 2022 um 00:04.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 4 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:15
Aufstieg: 2390 m
Abstieg: 2390 m
Strecke:28,4

Die Holzgauer Wetterspitz.... Dieser, speziell für Ostälbler doch recht entlegene Gipfel, steht schon ganz lange auf meiner Liste. Anfangs mit hoher Priorität, die letzten Jahre wurde er von vielen anderen vermeintlich attraktiveren oder anspruchsvolleren Projekten überholt. Als aber Anfangs August diesen Jahres die geplante Hochtourenwoche ins Wallis aufgrund der katastrophalen Situation am Gletscher abgesagt wurde, kam mir die Wetterspitze als Frustkompensationstour grade recht. Und ich muss sagen: s´hot taugt!

Um den langen Zustieg durchs Sulzltal abzukürzen, packe ich das ebike ein mit dem es recht gemütlich von Stockach (1.070 m) aus ins Sulzltal geht. Die Auffahrt ist wirklich spannend, sehr aussichtsreich und durch die zahlreichen Tunnel auch irgendwie ungewöhnlich. An der Sulzlalm (1.465 m) vorbei, fahre ich bis kurz vor die Materialseilbahn der Simms-Hütte. Dort lasse ich das bike stehen und stapfe allein über taunasse Wiesenhänge hoch Richtung Simms-Hütte. Mit jedem Höhenmeter wird die Aussicht im Rückblick besser. Kurz vor der Hütte kommt die erste Schlüsselstelle, die "Gott-sei-Danke-Kurve" ;-). Einigermaßen warm gelaufen komme ich dann kurz darauf an der Frederick-Simms-Hütte (2.002 m) an. Hier ist grade Hochbetrieb: zahlreiche Gruppen machen sich bereit in die verschiedenen Himmelsrichtungen aufzubrechen. Ich entscheide mich zügig weiterzugehen, um möglichst allein aufsteigen zu können. Da die meisten in Richtung Feuerspitze / Alperschontal abbiegen, bin ich dann auch spätestens ab dem Abzweig zum Kälberlahnzugjoch wieder weitestgehend allein unterwegs. Kurz vor dem Joch habe ich das große Glück, eine große Gruppe an Steinböcken zu beobachten. Einige "kapitale" Böcke vertreiben sich ihre Zeit mit "Macho-Gehabe" und Kämpfen - sehr spektakulär!

Die letzten Höhenmeter vor dem Fallenbacher Joch sind nochmal anstrengend, weil steil und rutschig. Irgendwann komme ich aber am Fallenbacher Joch (2.727 m) an und genießen erstmals den Blick nach Osten. Danach folgt die Querung der Hänge unterhalb des Gipfelaufbaus der Wetterspitze. Nachdem der Weg nach rechts abknickt, kommen zunächst ein paar etwas unübersichtliche Schrofen (max. I), bis man an die finalen Klettermeter (I-II) herantritt. Sieht steil aus, ist es auch, ist aber auch wunderschön zu klettern. Und definitiv alles im Genussbereich. Schneller als erwartet passiert man das Felsenfenster und kommt dann auch zügig an das viel beschriebene "Eck", um das man sich am Stahlseil herumhangeln darf. Meines Erachtens wirklich nicht wild. Danach kommen noch ein paar schrofig-schotterige Meter bis zum überragenden Gipfel der Holzgauer Wetterspitze (2.895 m). Ich pausiere erstmal gemütlich und genieße das Panorama. Besonders spektakulär: die Freispitze. Toll sind aber auch die Blicke ins Allgäu, ins Verwall und in Richtung der hohen Ötztaler (Wildspitze usw.). Der Blick zur Feuerspitze lässt mich darüber nachdenken, ob am Nordgrat nicht doch ein einfaches Durchkommen möglich wäre. Ich nehme mir vor, es zumindest mal aus dem Fallenbacher Joch aus anzuschauen.

Nach einer ausgiebigen Pause steige ich daher wieder die Schrofen ab, hangle mich ums Eck zurück und klettere die I/I+er Stellen runter. Im Fallenbacher Joch angekommen, schrecke ich aufgrund der bereits von hier erahnbaren Brüchigkeit dann doch vor einem Versuch am Feuerspitz-Nordgrat zurück. Vermutlich besser so.

Also nehme ich dann mal die lange, lange Querung über Kälberlahnzugjoch (2.569 m) und Stierlahnzugjoch (2.596 m) unter die Stiefel. Und das zieht sich. Und zieht sich. Und ziiiieeeeht sich....... Unterwegs suche ich noch einem Direktaufstieg zur Feuerspitze, der auch bereits beschrieben wurde - finde ihn aber nicht sicher. Und riskieren möchte ich hier nichts. Daher gehts bis zum "offiziellen" Abzweig zur Feuerspitze, und dann die langen, schotterigen Hänge hoch in die wirklich beeindruckende Mondlandschaft. Das ist schon ein ganz spezielles Ambiente hier oben. Für Geologen dürfte die Gegend ein absolutes El Dorado sein - vor allem auch der Blick auf den Fallenbacher Turm. Was für eine krasse Farbgebung, und was für krasse Schichtgrenzen - wie mit dem Lineal gezogen...

Jedenfalls komme ich dann irgendwann - nach einem langen Tag doch ziemlich fertig - am Gipfel der Feuerspitze (2.869 m) an. Schon doof - ich habe das Gefühl, fast zum Gipfel der Wetterspitze rüberlangen zu können, so nahe sieht das aus :-). Nach 2 Energieriegeln und einer Flasche Wasser gehts mit etwas leichterem Rucksack wieder runter Richtung Stierlahnzugjoch. Doch: überall liegen diese wunderbaren Hornsteine in ihren knalligen Rottönen. Auch andere grüne, fast blaue Steine faszinieren mich - und so füllt sich der Rucksack wieder mindestens auf das Ausgangsgewicht auf - eher darüber hinaus :-).

Die Querung über die ganzen Lahnzugjöcher zieht sich nun wieder. Und zieht sich. Und zieht sich. Und ziiiieeeeht sich....... Irgendwann nach gefühlten Stunden komme ich aber endlich an der Simmshütte an und gönne mir 1 Liter Apfelschorle und 1 Liter Cola. Die Lebensgeister sind wieder geweckt, und motiviert gehts runter zum Fahrrad - und in mehr oder weniger rasanter Abfahrt zurück nach Stockach.

Eine tolle Tour geht zu Ende - die ohne Fahrrad wohl schon eine arg lange Tour wäre. Mit dem ebike hat´s wirklich gut gepasst. Die Landschaft zwischen Wetterspitz und Feuerspitz ist einmalig schön, und es ist tatsächlich vergleichsweise wenig los. Hat tatsächlich Lust darauf gemacht, doch wieder häufiger ins Lechtal zu kommen :-)





Tourengänger: Manu81


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Kommentare (2)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 7. November 2022 um 08:56
Schön, wieder etwas von Dir zu lesen.
Und was das Lechtal angeht: Es warten dort echt haufenweise tolle Berge, die es zwar mit den 4000ern an Mächtigkeit und Höhe nicht ganz aufnehmen können, aber ihren ganz eigenen Reiz haben - dabei sehr oft einen Mix aus Gras/Schrofen/blauem Himmel. Wer bekannte Namen nicht braucht, wird auch vielerorts völlige Einsamkeit antreffen.

VG, Nyn

Manu81 hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. November 2022 um 09:55
Hallo Nyn, danke Dir. Ja wenns nicht so weit wär ins Lechtal... Ist schon eine tolle, wilde Ecke! VG Manuel


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