Kurzbericht 

Vom Wiener Stadtrand über den Schneeberg zur Rax


Publiziert von wf42 , 26. Oktober 2023 um 15:34.

Region: Welt » Terra Incognita
Tour Datum:30 Mai 1988
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-NÖ 
Zeitbedarf: 6 Tage
Aufstieg: 4978 m
Abstieg: 4743 m
Strecke:94 km

30. Mai 1988: Perchtoldsdorf - Heiligenkreuz

430 m ↑, 383 m ↓, 17 km

Nach einer langen Autobahnfahrt stelle ich mein Auto in Perchtoldsdorf am Südwestrand von Wien ab. Hier, an den letzten Ausläufern des Wienerwalds, soll meine Ost-West-Durchquerung der Alpen beginnen. Wunderbares Wetter! Überraschend schnell bin ich in der Natur. Ein bequemer Waldweg führt hinauf zum ersten "Gipfel", dem Hinteren Föhrenberg, wo die Kammersteiner Hütte steht. Hier besteige ich zuerst den Aussichtsturm, die "Josefswarte", dann ist die erste Einkehr der Ost-West-Tour fällig. Eigentlich war hier die erste Übernachtung geplant, aber die Hütte ist nur tagsüber geöffnet. Daher mache ich mich auf den Weiterweg; über die "Hochstraße" geht es, vorbei an den Gasthäusern Kugelwiese und Seewiese, zum Höllensteinberg. Über Sittendorf erreiche ich gegen 20 Uhr Heiligenkreuz mit dem bekannten Zisterzienserstift. Im Biergarten neben dem Kloster esse ich zu Abend. Dankenswerterweise organisiert mir der nette Kellner eine Übernachtungsgelegenheit im benachbarten Alland.

31. Mai 1988: Alland - Peilstein

454 m ↑, 50 m ↓, 9 km

So war das nicht geplant! Als ich frühstücke, regnet es in Strömen. Mit eher wenig Begeisterung breche ich auf. Zuerst geht es an der Straße zurück nach Heiligenkreuz, dann auf einfachen Wanderwegen über Mayerling nach Raisenmarkt. Hier beginnt der Aufstieg zum Peilstein-Haus, das ich mittags erreiche. Am Nachmittag klart es doch noch auf, sodass ein kleiner Spaziergang zu den Felswänden und -nadeln des Peilstein-Massivs möglich ist.

1. Juni 1988: Peilstein - Hohe Mandling

781 m ↑, 530 m ↓, 22 km

Der heutige Tag wird nicht mehr ganz so gemütlich wie der letzte. Ein Beinahe-Eintausender will bezwungen werden. Zuerst gilt es allerdings die gestern gesammelten Höhenmeter wieder zu vernichten; der Abstieg vom Peilstein führt über Neuhaus nach Weißenbach an der Triesting. Mit dem Überqueren der Triesting wechsle ich vom Wienerwald in die Gutensteiner Alpen. Bergauf gehe ich weiter zum Roten Kreuz, bergab zum Wirtshaus Hals, dann wieder aufwärts zum Waxeneckhaus, wo ich der Versuchung eines Topfenstrudels erliege. Der Weiterweg steigt erst nach dem Geyersattel stärker an; schließlich erreiche ich die Berndorfer Hütte (inzwischen abgebrannt und nicht wieder aufgebaut) auf dem Gipfel der Hohen Mandling, die nur knapp die 1000-Meter-Grenze verfehlt.

2. Juni 1988: Hohe Mandling - Fischerhütte

2150 m ↑, 1067 m ↓, 26 km

Der neue Tag beginnt wie der vorherige mit einem Abstieg. Fast 600 m tiefer als die Hohe Mandling liegt der Ort Reichenthal, nur wenig höher das benachbarte Waidmannsfeld. Hier beginnt der Höhenzug der Dürren Wand. Ich "bezwinge" die ersten Eintausender, Plattenstein und Katharinenschlag, die man eigentlich nicht als Gipfel empfindet. Nach einer kurzen Einkehr im Öhlerhaus biege ich vom Nordalpenweg (01) ab, um zwei weitere Gipfel mitzunehmen: Eine nette Kammwanderung führt über den Öhler zum Schober; es folgt ein teilweise recht steiler Abstieg zum Gasthof Mamauwiese. Hier ist laut Alpenvereinseinteilung die Grenze zwischen den Gutensteiner Alpen und der Rax-Schneeberg-Gruppe. Allerdings fehlen immer noch gut 1000 Höhenmeter zum Schneeberg. Vorbei an der Sparbacherhütte, steige ich auf dem Fadensteig hinauf zu einem Hochplateau, über das ich schließlich (nach mehr als 2000 Höhenmetern Aufstieg ziemlich erledigt) die Fischerhütte erreiche. Die erhoffte Aussicht entfällt, da inzwischen dichter Nebel herrscht.

3. Juni 1988: Fischerhütte - Otto-Schutzhaus

1143 m ↑, 1549 m ↓, 13 km

Immer noch Nebelsuppe! Auf den Gipfel des Kaisersteins knapp über der Hütte verzichte ich trotzdem nicht. Anschließend geht es gemütlich hinüber zum höchsten Punkt des Schneebergs, dem Klosterwappen. Während des Abstiegs zur Kienthalerhütte lichtet sich der Nebel allmählich. Hier gibt es zwei Möglichkeiten, ins Tal zu gelangen. Ich wähle den interessanter erscheinenden Weg durch die Weichtalklamm, der allerdings wegen der Nässe einige Vorsicht verlangt, vor allem an den glitschigen Holztreppen. Der lange Abstieg (immerhin rund 1500 Höhenmeter) endet am Weichtalhaus, wo ich zu Mittag einkehre und einen jungen Wiener Bergsteiger treffe, den ich schon von der Fischerhütte kenne.

Gemeinsam packen wir den Aufstieg zum Otto-Schutzhaus an. Wir nehmen den Teufelsbadstubensteig, der an einer gesicherten Passage ein wenig Kraxelei verlangt (Später erfahren wir von einer Bergwanderergruppe, dass der alternativ mögliche, eigentlich einfachere Weg über den Wachthüttelkamm in schlechtem Zustand ist.). Der Weiterweg zum Otto-Schutzhaus ist einfach und bequem.


4. Juni 1988: Otto-Schutzhaus - Hirschwang

20 m ↑, 1164 m ↓, 7 km

Leider fehlt mir die Zeit zur Fortsetzung der Ost-West-Tour. Bei schönstem Wetter muss ich absteigen nach Hirschwang. Eine zweistündige Zugfahrt über den Semmering bringt mich zurück nach Perchtoldsdorf. Von hier geht es mit dem Auto nach Hause. Eines ist aber sicher: Im nächsten Jahr komme ich wieder.


Übersicht
Nächste Etappen: Hirschwang - Seebergalm

Tourengänger: wf42


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