Clariden Notfall-Messung und Gemsfairen


Publiziert von Delta Pro , 31. Oktober 2022 um 21:09.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:28 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-UR   Claridengruppe 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 1200 m

Etwas verrückte Sonntagabend-Aktion am Claridenfirn, belohnt durch einen unglaublichen Sonnenuntergang auf dem Gemsfairenstock

Nirgends auf der Welt wird die Schmelze des Eises länger dokumentiert als auf dem Glarner Claridenfirn. Die extreme Schmelze im Sommer 2022 drohte allerdings zu einem Totalverlust der Messstangen zu führen. Da sich sonst keine passende Möglichkeit abzuzeichnen schien, entschloss ich mich einen Sonntagabend für eine Notfall-Aktion einzusetzen. Das hat sich auf der ganzen Linie gelohnt - auch wenn es etwas verrückt war.

Den Tag verbringe ich am Steingletscher beim Sustenpass auf einer Exkursion mit 25 Glaziologen - perfektes Sommer-Wetter, spannende Dinge gibt's dort zu sehen. Wir schliessen um halb vier ab. Nun muss ich mich entscheiden, ob ich meinen Plan wirklich umsetzen will. Nachdem ich die Kollegen in Flüelen auf die Bahn gebracht habe, fahre ich über den Klausen und nehme um 17.15 das Fisetengrat-Bähnli. Man mustert mich etwas schräg, als ich mit Trailrunning-Aufmachung, aber mit Metallstangen auf dem Rücken eine Einfachfahrt bezahle. Es ist neblig und dunkel als ich loslaufe. Der schnellste Weg zum Claridenfirn führt nicht über die Hütte, sondern übers Gemsfairenjoch. Alles im Nebel folge ich, so schnell es mit dem aufs Minimum abgespeckten Arbeitsmaterial geht, dem blau-weiss markierten Weg. Dieser ist landschaftlich sehr schön und führt effizient in die Höhe. Erst relativ weit oben scheint klar, dass die dichten Wolken nicht zu Gewittern gehören und als ich den Pass erreiche, liegt der Gletscher vor mir und der Tödi-Gipfel blickt grad knapp aus dem Wolkenmeer. Was für ein Anblick!

Schnell runter aufs Eis. Die Micro-Crampons auf den Laufschuhen halten nur knapp, aber bald bin ich flacheren Bereich und sichte die Messtange, die schon arg geneigt ist. Nach 15 Minuten ist die Arbeit erledigt und der Pegel ist ready für den Rest des Sommers. Noch weiter zum oberen Pegel unter dem Clariden-Gipfel? Eigentlich müsste man. Aber angesichts der riesigen Spalten und der fortgeschrittenen Stunde, ist mir das alleine doch deutlich zu heikel. Im Nu bin ich wieder auf dem Gemsfairenjoch und deponiere das Material. Im Abendlicht auf den Gemsfairen - das muss einfach noch reinpassen! Und wie es das tut - wohl eines der schönsten Bergerlebnisse im 2022. Unglaubliches Abendlicht ergiesst sich über die Glarner Bergwelt, aus welcher sich die Wolken plötzlich verzogen haben. Auch der Abstieg ist genial, da die Lichtspiele immer noch schöner werden bis die Sonne schliesslich ganz verschwindet. Mit dem letzten Licht erreiche ich den Fisetengrat und montiere die Stirnlampe. Der Abstieg zum Urnerboden zieht sich noch recht in die Länge und ich bin froh um 21 Uhr, die Stangen endlich vom Rücken nehmen zu können.

Tourengänger: Delta


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