Vadret dal Murtèl, Herbstmessungen 2021

Gletschermessungen und ein Abschied

Nach vier Wochen im kühlen Norden, konnte mir bei meiner Rückkehr nicht verborgen bleiben, dass die Schweizer Gletscher in der Zwischenzeit munter weiter geschmolzen sind und der Rekord schon längst Tatsache ist. Höchste Zeit, wenigstens noch ein paar Messpunkte bei meinen Patienten im Engadin zu retten - ein eindrücklicher Tag mit viel Schutt und sterbendem Eis.

Mein Kollege biegt in der Mittelstation zum Blockgletscher ab, ich gondle zum Corvatsch weiter. Angesichts des äusserst gerölligen und mühsamen Geländes, bin ich ganz zufrieden alleine unterwegs zu sein. Am Corvatsch ist das Messprogramm definitiv Geschichte. Mir bleibt nichts anderes, als die verbliebenen Pegel zusammenzusuchen. Bye, schön war's mit Dir... Viel ist allerdings tatsächlich nicht mehr übrig vom Eis, und was es noch gibt wird intensiv für die Piste "bewirtschaftet". Der Übergang auf den Vadret dal Murtèl ist dann wieder einmal ein richtiger "Kracher": Unmengen an instabilem Geröll, Toteis, grauslich... Vielleicht bin ich auch nicht mehr so an dieses Gelände gewöhnt, aber es kommt mir nicht ganz ungefährlich vor. Auch das Abklettern am Fixseil, das aufgrund des Gletscherrückgangs nicht mehr nach unten reicht, ist mit schwerem Zeugs auf dem Buckel nicht gerade angenehm. Arbeit auf dem Vadret dal Murtèl, wo ich die meisten Messungen noch machen kann. Die Schmelzraten sind unglaublich: 6m Eis sind auf einer Höhe von 3050 m.ü.M. weg. Das ist mehr als überall sonst in der Schweiz auf dieser Höhe... Wieder den Klettersteig hinauf und über Geröll runter zur Mittelstation.