Lauteraarhorn über den SW-Grat
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Besteigungsbericht: Lauteraarhorn 30 - 31.07.2022
Nachdem die angekündigte Kaltfront im Laufe des 30.07 gegen Osten abzieht, begeben wir uns auf den Weg nach Grindelwald, wo die Wolken noch tief im Tal hängen und eine angenehme Kühle am Morgen im Ort zu spüren ist.
Der Parkplatz an der Pfingstegg-Seilbahn ist noch leer und der Tag noch jung.
Wir empfinden die Morgenkühle insbesondere für den bevorstehenden Aufstieg zur Schreckhornhütte als sehr angenehm.
Vor 2 Jahren mussten wir diesen langen Weg in der Mittagshitze bei Sonnenschein begehen und empfanden dies als sehr anstrengend und schweißtreibend.
Heute herrschen für den langen Anmarsch zur Hütte also deutlich angenehmere Bedingungen.
Hinter dem Gasthaus Bäregg beginnt der Hüttenweg erst so richtig. Der Weg führt über die östlichen Hänge, welche infolge der Erwärmung sehr instabil geworden.
Das Gelände zwischen Bäregg und Bänisegg und daraus resultierend der Hüttenweg ändert sich ständig, sodass der Pfad immer wieder neue zusätzliche Auf- und Abstiegspassagen rund um die Schuttrinnen erhält.
Der Weg zieht sich weit und tief ins Tal hinein und erst im letzten Drittel werden die wesentlichen Höhenmeter in einem mit Leitern und Ketten gesicherten Steig zur Hütte erklommen.
Die Hütte ist einfach, funktionell und sehr gemütlich gestaltet und wird von einem sehr freundlichen Team tipptopp geführt.
Pünktlich um 18:30 wird das Abendessen serviert und da bereits um 02:00 das Frühstück für Schreck- und Lauteraarhorn-Aspiranten ansteht, gehen wir gegen 20:30 zu Bett.
Die Mehrzahl der Gäste wird am nächsten Tag zum Schreckhorn aufbrechen.
Nur 2 Seilschaften (uns eingeschlossen) werden in Richtung Lauteraarhorn aufbrechen, wobei der Zustieg bis zum Gaag für beide Gipfelziele identisch ist.
Die Kaltfront der vergangenen Tage hat an den umliegenden Bergen eindeutige Spuren hinterlassen. Die Schattenseiten der Flanken und Grate sind teils weiß von Reif und Schnee und infolge der zurückgegangenen Temperaturen auch am Morgen noch nicht abgetaut.
Vom Stahleggpass aus können wir erstmals den weiteren Aufstiegsweg entlang des SW-Grates erblicken und es wird schnell klar, dass wir auf der sonnenabgewandten Seite dieses Grates überwiegend mit Schnee, Reif und Eis auf den Felsen zu tun haben werden.
Deshalb müssen wir den Aufstieg ab dem Gaag mit Steigeisen gehen, was die Sache nicht leichter macht.
Der erste Gratabschnitt nach dem Pass ist noch ein wenig nach Süden ausgerichtet und somit schneearm, aber von dort an bewegt man sich am SW-Grat selten auf, sondern überwiegend etwas unterhalb der Gratschneide auf der NW-Seite des Berges und somit permanent im Schatten.
Alle Felsen sind mit Reif und Schnee überzogen und die Steigeisen kratzen auf den darunterliegenden Felsen immerzu.
Der zweite Teil des Grates steilt dann spürbar auf und die Route führt uns später immer weiter von der Gratkante weg in eine steile, schattige Wand hinein.
Drei, dort einzementierte Eisenstangen, die zum Abseilen dort fest installiert sind, weisen uns den weiteren Weg hinauf durch diese unübersichtliche Zone zu einem kleinen Schneeplateau, welches in einen kurzen Schneegrat mündet.
Nach dem Schneegrat beginnt dann auf ca. 3700m schon bald der sog. „Schraubengang“, welcher nach SOO ausgreifend um den ganzen Gipfelkopf des Berges herumführt.
Infolge des Schnees ist das Schuttband des Schraubenganges jedoch eigentlich nicht und wenn nur sehr schwach auszumachen. Nur anhand von seltenen Steinmännern wissen wir ab und zu, dass wir dennoch auf der richtigen Route sind.
Später erreichen wir die Südseite des Berges und stehen endlich in der wärmenden Sonne. Hier ist der Schnee bereits im Abtauen begriffen und darunter liegendes Geröll und Schutt erschweren sicheres Vorankommen.
Weiter hinauf geht es nun durch eine Art Rinne, welche uns dann schlussendlich auf den SO-Grat hinaufführt, über den der „Normalanstieg“ vom Lauteraar-Biwak führt.
Wir folgen dem zunächst schwach ausgeprägten SO-Grat weiter in Richtung des Gipfels, den wir dann um 09:00 Uhr nach 6 1/2 Stunden Aufstieg erreichen.
Mit der Besteigung des Lauteraarhorns habe ich den letzten, mir noch fehlenden 4000er der Schweiz betreten. Insofern ist dieser Moment für mich schon ein besonders schöner Augenblick.
Da Auf- und Abstieg über die Route beinahe gleich viel Zeit beanspruchen werden, verweilen wir am Gipfel nicht sehr lange.
Hauptaugenmerk ist nun zunächst das Auffinden des Einstieges in den Schraubengang, der auf ca. 3700m Höhe beginnt und durch eine markante Felsnadel, die schief im Gelände steht, markiert wird.
Die Querung durch den Schraubengang zurück zum SW-Grat erfordert erneut die Verwendung von Steigeisen, da Schutt und Geröll unter der Schneedecke teils instabil und rutschig sind und Fehler hier auf keinen Fall passieren sollten. Der Blick geht ca. 700m hinunter bis auf den Stahlegg-Gletscher.
Wir erreichen dann bald wieder das kleine Schneefeld, welches den Übergang in die schattige NW-Seite des Berges vermittelt. Hier geht es nun, Dank der 3 Eisenstangen per Abseilerei zügig nach unten durch die steile Flanke, bis wir unterhalb des Abbruches auf den NW-Grat gelangen.
Wir folgen dem Grat weiter talwärts, ziehen kurz vor dem Stahlegg-Pass die Steigeisen aus und folgen dem Weg hinunter zum Gaag und von dort ohne Pause hinab bis zur Schreckhornhütte, die wir um 13:15 Uhr erreichen.
Nach einer ausgiebigen Rast und Verpflegung geht es am Nachmittag noch hinunter nach Grindelwald und von dort zurück nach Saas-Fee.
Mein Fazit zur Tour:
Da ich den Zustieg bis zum Gaag schon 2 Jahre zuvor zur Besteigung des Schreckhorns gemacht hatte, gab es bis hier keinerlei Überraschungen.
Den dann folgenden Tourenabschnitt bis zum Lauteraarhorn-Gipfel und zurück habe ich allerdings konditionell deutlich anspruchsvoller empfunden.
Ein Grund dafür waren sicher die eher winterlichen Bedingungen, die wir am Schreckhorn 2020 so nicht erlebt hatten. Vielleicht ist auch meine körperliche Verfassung 2020 besser gewesen, jedenfalls war es körperlich strenger und zeitlich länger als ich im Vorfeld erwartet hatte.
Das Lauteraarhorn muss man wollen sich hart erarbeiten!
Infolge der abgelegenen Position des Berges tief im Gebirgsmassiv sind alle Anstiegsrouten lang und zeitintensiv und selbiges gilt natürlich auch für den Weg zurück ins sichere Tal.
Gruss garaventa

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