Eiger 3967, Ostegg – Mittellegi – Eigerjöcher


Publiziert von Patrik Caspar , 18. Juli 2022 um 21:43.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:13 Juli 2022
Hochtouren Schwierigkeit: S
Klettern Schwierigkeit: 5b (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 700 m

Um den Eiger sicher besteigen zu können, muss einiges zusammenpassen: stabiles Wetter, gute Bedingungen am Berg und ein Seilpartner mit dem man so eine Tour machen kann. All dies war glücklicherweise gegeben und so nahmen wir zu zweit diese eindrückliche Überschreitung in Angriff.

11.7.2022: Alpiglen – Ostegghütte

Nach zwei halben Klettertagen am Furka, fühlten wir uns fit für den "Hick", und so stiegen wir abends um 17 Uhr von Alpiglen in Richtung Ostegghütte auf. Es war tropisch warm und die Abendsonne gab uns noch den Rest, der Schweiss tropfte nur so von der Stirn. Nach kurzem einlaufen, gings dann den Klettersteig hoch. Um halb acht wurden wir schliesslich auf der Ostegghütte von 6 weiteren Ostegg-Neulingen freundlich begrüsst. Unser ausgedrucktes Topo der Route war dann auch heiss begehrt! Nach einer guten Portion Torteloni waren wir auch schon Bettreif.

12.7.2022: Ostegghütte – Hörnli – Mittellegihütte

Gestärkt durch Nutellabrot und Orangensaft machten wir uns auf zum wohl schwierigsten Abschnitt unserer Tourenwoche. Im Schuttgelände den Steinmännern entlang gings im Zick-Zack hoch, und dann über einige Stufen weiter bis zum Sattel, wo man erstmals in die gewaltige Südwand runter sieht. Kurz ein Couloir queren, und dann dem Grat entlang hoch. Nach einer flacheren Stelle entschieden wir uns dann links der Kante weiter zu gehen. Der Abschnitt oberhalb eines Bohrhaken leicht rechts der Kante (wohl die eigentliche Route) schien abweisender. So ging es flott aufwärts, bis wir dann einen schmalen Grat traversieren mussten. Dann hiess es Augen zu und durch, oder besser konzentriert Schritt um Schritt vorwärts. Weiter kurz 20 m links abseilen und in die Scharte traversieren, dann links hoch, kurz dem Grat folgend, und wieder links zum unteren Loch. Schwups, und schon kommt man auf der anderen Seite wieder raus. Die Fixseile weisen den Weiterweg und schon erreicht man eine weitere Abseilstelle, die in 3x 20 m zum Hick runter führt.

Zu sechst standen wir alle zeitgleich da, und wir entschieden uns, als letzte in die Schlüsselstelle zu gehen. So warteten wir eine Weile und konnten entspannt den anderen zuschauen. Der Quergang nach links in der ersten Seillänge ist dann auch sehr plattig und mit Bergschuhen und schwerem Rucksack gerade so an meinem Limit. Aber auch die zweite Seillänge in der Verschneidung ist im oberen Teil nochmals knackig und keineswegs viel einfacher als die erste. Aber irgendwie ist auch das gegangen und dann standen wir oben. Am Halblangen Seil gings weiter bis zum nächsten Bohrhaken hinter dem rechten Turm, und dann meist am kurzen Seil weiter dem langen Grat entlang bis zur Mittellegihütte. Die Tour dauerte dann doch gut 8 Stunden, aber wir haben auch zwei kleine Versteiger gehabt und am Hick etwa eine 3/4 Stunde gewartet.

Der Ausblick hier oben ist gewaltig: rechts gehts die Nordflanke hinunter nach Grindelwald, und links die Südflanke zum Ischmeer, von wo einige zur Hütte hochsteigen. Die Wolken erlaubten uns sogar mal ein Brockengespenst zu sehen, magisch!

13.7.2022: Mittellegihütte – Eiger – Eigerjöcher – Mönchsjochhütte

Wir wurden in die dritte Frühstücks-Schicht um 4:30 eingeteilt. So standen wir um 5:00 abmarschbereit vor der Hütte, zeitgleich mit 3 weiteren Seilschaften! Zwei davon haben wir dann auch schon schnell eingeholt. Viele Passagen kann man am kurzen Seil gehen, einige wenige kletterten wir am halblangen Seil, und die schwierigen Stellen sind "tubelisicher" mit Tauen entschärft, da hiess es Expressen einklicken und zusammen am halblangen Seil vorwärts gehen. Die Abseilstelle verursachte nochmals Stau, aber irgendwann waren wir da auch durch und bald schon oben am Gipfelgrat, wo wir die Steigeisen montierten. Der Blick vom Gipfelfirnfeld hinunter in die Nordwand ist sehr eindrücklich! Und dann standen wir um 8:30 Uhr auch schon auf dem Gipfel, zusammen mit zwei Westschweizern, mit welchen wir mehr oder weniger zusammen bis zum nördlichen Eigerjoch abstiegen. Für die grosse Abseilstelle von 30 m knüpften wir dann auch kurzerhand unsere zwei Seile zusammen.

Nach dem nördlichen Eigerjoch stehet man bald schon vor einem neuen Felsausbruch. Wir entschieden uns rechts in der Flanke ein Eisfeld zu queren und mit 2 Eisschrauben abzusichern. Ein bulgarischer Bergführer vor uns kletterte jedoch kühn den steilen Riss in der Platte hoch. Als ihm dann in der Mitte auch noch das Seil ausging und er darauf – ohne Zwischensicherungen – die Seilverkürzung zu lösen begann, mussten wir kurz wegschauen. Glücklicherweise ging alles gut und so stand er bald oben und zog seinen Gast die selbe Stelle hoch.

Weiter gings dem Geratverlauf folgend, teils interessant durch eine Eisrinne/Kamin gefolgt von einem luftigen Schritt rechts hinaus in die Wand. Aber die Griffe waren bombenfest und so gings dann bald leichter weiter bis zum Firn auf dem südlichen Eigerjoch. Und dann noch ein wenig weichen Schnee stampfen bis zur Mönchsjochhütte, wo wir kurz nach 13 Uhr eintrafen.

Kurz zusammengefasst: eine gigantische Grattour, wobei der untere Teil Ostegghütte-Mittellegihütte einiges brüchiger, alpiner und anspruchsvoller ist, als der tauüberspannte obere Teil!

Tourengänger: Patrik Caspar


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Kommentare (1)


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3614adrian hat gesagt: Gratulation!
Gesendet am 23. Juni 2023 um 14:01
und danke für den tollen Bericht.
Mal schauen, ob es bei mir auch mal passt mit all den dazu notwendigen Bedingungen... geplant war es schon häufiger...

Gruss
Adrian


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